13.12.2012 Aufrufe

risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...

risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...

risikobetrachtung von naturgefahren - Christian-Albrechts ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30<br />

2.4 Risikoforschung und Unsicherheit<br />

Risikodiskurs<br />

Die heutige Wissensgesellschaft erfährt eine Gefährdung durch sich selbst und erkennt diese in<br />

der Möglichkeit katastrophaler Folgen <strong>von</strong> Hochtechnologien (z.B. Nutzung der Kernenergie),<br />

dem wachsenden Missverhältnis <strong>von</strong> Handlungsabsichten und Folgewirkungen (z.B. Gentechno-<br />

logie) sowie der schleichenden Folgen alltäglicher Handlungen (z.B. CO2-Emissionen). Mit<br />

zunehmendem Maß tritt in gesellschaftlichen Zukunftsbetrachtungen der Fortschritt als bestim-<br />

mendes Attribut hinter das Risiko. Risikoforschung unterstützt daher zunehmend den gesell-<br />

schaftlichen Entscheidungsprozess (BECHMANN und STEHR, 2000).<br />

Während die sozialwissenschaftlichen Disziplinen die gesellschaftlichen Wahrnehmungen und<br />

Bewertungen <strong>von</strong> Gefahren und Risiken aufzeigen, steht die Wissenschaft aber auch selbst in<br />

einem gesellschaftlichen Perzeptionsprozess.<br />

Hierbei zeigt sich gegenwärtig, bedingt durch öffentliche Expertenstreits und zahlreiche katastro-<br />

phale Ereignisse, ein Verlust an Autorität und Glaubwürdigkeit. BECHMANN und STEHR (2000: 15)<br />

formulieren einen Grund des Imagewandels wie folgt: „Wissenschaft erzeugt nicht nur Wissen<br />

sondern auch neue Unsicherheiten.“ So ist das Verhältnis der Öffentlichkeit zur Wissenschaft zunehmend<br />

durch Misstrauen und Unsicherheit gekennzeichnet.<br />

Während sich der Wissenschaftler in der Vergangenheit <strong>von</strong> einer Mitverantwortung für negative<br />

Folgen des wissenschaftlichen Fortschritts losgelöst sah, kommt ihm heute vielmehr die Aufgabe<br />

zu, die möglichen Folgen seines Handelns zu berücksichtigen.<br />

Die Risikoforschung ist ein Zeichen dafür, dass die Wissenschaft über sich selber und ihre Konse-<br />

quenzen forscht. Hierbei geht es weniger um die wissenschaftlichen Risiken, wie z.B. des For-<br />

schens auf der Basis einer falschen Hypothese, sondern vielmehr um die unerwünschten Folgen<br />

wissenschaftlichen Arbeitens für die Natur und Gesellschaft.<br />

Zukünftige Aufgabe der Risikowissenschaft als legitime Quelle für die Wissenserzeugung in der<br />

modernen Gesellschaft wird es auch sein, die eigenen Unsicherheiten zu reflektieren und als inte-<br />

graler Bestandteil der Gesellschaft die gesellschaftlichen Unsicherheiten zu managen. „This is no<br />

longer an issue of science versus society, nor of science and society, but one of science in society“.<br />

(PETTS, 2002: 2)<br />

Die Erkenntnis, dass Wissenschaft nicht nur Wissen, sondern auch neue Unsicherheiten schafft,<br />

hat auch ihre Gültigkeit für die Naturgefahrenforschung.<br />

Auf der Basis <strong>von</strong> Modellen, Szenarien und Idealisierungen werden wissenschaftlich ausgearbei-<br />

tete langfristige Planungen angestellt, wobei praktische Erfahrungen und empirische Grundlagen-<br />

forschung immer mehr durch probabilistische Risikoanalysen ersetzt werden. Das ist verständlich,<br />

da im Gegensatz zur Evaluation möglicher Schäden durch technologische Störfälle, Natur-<br />

gefahren nur begrenzt in Versuchen oder Experimenten untersucht werden können. Es besteht<br />

allerdings die Möglichkeit, aus vergangenen Ereignissen empirische Daten zu gewinnen und<br />

diese bei zukünftigen Risikobetrachtungen zu berücksichtigen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!