Nr. 19 (III-2017) - Osnabrücker Wissen
Nr. 19 (III-2017) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Was trank der<br />
deutsche Mann <strong>19</strong>60?<br />
Kann man aus<br />
Geschichten lernen?<br />
Dass man aus Märchen die eine oder andere<br />
Lebensweisheit mitnehmen kann, ist allgemein<br />
bekannt. Wie ist das aber bei Geschichten?<br />
Es heißt, sie vollenden sich im Kopf des<br />
Lesers, will sagen: Hier passiert noch etwas<br />
über die Geschichte hinaus. Wir denken beim<br />
Lesen mit.<br />
AUSBILDUNG & KARRIERE<br />
Wir stöbern erneut im Depot des Museums Industriekultur und entdecken zwei Bierkrüge<br />
aus dem Jahr <strong>19</strong>60. Sie sind – parallel zum Erscheinen dieser Ausgabe –<br />
natürlich wieder im Museum zu sehen.<br />
Als die <strong>Osnabrücker</strong> Aktien-Bierbrauerei<br />
(OAB) <strong>19</strong>60 ihr 100-jähriges Jubiläum<br />
feierte, war die Welt soweit es das Biertrinken<br />
betraf noch weitgehend „in Ordnung“.<br />
Die statistische Kurve, die jährlich<br />
den bundesdeutschen Bierkonsum<br />
anzeigte, verlief stetig nach oben (<strong>19</strong>50:<br />
35,6 Liter pro Kopf; <strong>19</strong>60: 94,7 Liter; <strong>19</strong>70:<br />
141,1 Liter) und nach der Arbeit<br />
fand die physische Reproduktion<br />
des deutschen Mannes<br />
noch häufig in der Gaststätte<br />
statt.<br />
Für die OAB gab es also<br />
etwas zu feiern. Und so<br />
erstreckten sich die Jubiläumsfestlichkeiten<br />
(„Die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Bier-Festwoche“)<br />
über eine ganze Woche, nämlich vom 10.<br />
bis zum 18. September<br />
<strong>19</strong>60. Eine<br />
der Attraktionen war ein sonntäglicher<br />
Festumzug, der vom Ledenhof zur Halle<br />
Gartlage führte, wo es ein großes Festprogramm<br />
mit zwei Musikkapellen und Theateraufführungen<br />
gab. Tauschbörsen für<br />
Bierdeckelsammler, Betriebsfeiern <strong>Osnabrücker</strong><br />
Unternehmen<br />
und Familienabende<br />
rundeten<br />
das Wochenprogramm<br />
ab. Selbstverständlich<br />
fanden<br />
sich auf den<br />
Tischen die eigens<br />
zum Jubiläum zu Tausenden<br />
hergestellten Bierkrüge<br />
aus Steingut.<br />
Inzwischen gibt es die OAB nicht<br />
mehr, der Bierkonsum ist wieder auf<br />
104,1 Liter pro Kopf gesunken, und neben<br />
den Produkten der OAB (u. a. Bergquell-Pilsener,<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Edel-Export)<br />
sind auch andere Biere nicht mehr<br />
zu bekommen,<br />
die <strong>19</strong>60 ausgeschenkt<br />
wurden.<br />
So gab es z. B. das<br />
Langenberger Pils, dessen Bierdeckel mit<br />
der Aufschrift „Plagt dich Kummer oder<br />
Ärger, trinke Dittmann’s Langenberger“,<br />
heute als eine launige Randnotiz in der<br />
Geschichte des Bierkonsums gilt. Ein<br />
glatzköpfiger Herr war darauf zu sehen,<br />
der, wenn man den Deckel um 180 Grad<br />
drehte, einen mürrisch oder gut gelaunt<br />
anschaute. Weitere Biersorten, für die an<br />
den noch zahlreicher vorhandenen Kneipen<br />
aufwendig gestaltete Schilder warben,<br />
sind kaum noch bekannt: Das Isenbeck<br />
Bier aus Hamm, Dortmunder Union,<br />
Dortmunder Ritter Bier oder das Herrenhäuser<br />
Pilsener. Längst sind die Brauereien<br />
nicht mehr existent oder von anderen<br />
übernommen worden. | Rolf Spilker<br />
Bilder © Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Bilder © privat<br />
Mittlerweile belegt auch die Forschung,<br />
dass wir uns zum Beispiel Fakten sehr<br />
viel besser merken können, wenn sie in<br />
eine Geschichte eingebaut sind, weil so ein<br />
Zusammenhang entsteht. Also nicht: Dies<br />
ist passiert, das ist passiert, jenes ist passiert.<br />
Sondern: Dies ist passiert, weil das<br />
passiert ist, nachdem jenes passiert ist. Das<br />
Storytelling macht sich diese Zusammenhänge<br />
gezielt zunutze. Wer eine Geschichte<br />
erzählt, bietet dem Leser eine Möglichkeit,<br />
in eine Situation einzutauchen,<br />
© TRÄGERGEMEINSCHAFT „500 JAHRE REFORMATION – OSNABRÜCK“<br />
<strong>2017</strong><br />
?<br />
WAS IST<br />
sich mit ihr zu identifizieren, um Interesse<br />
für ein Thema zu schaffen. Genau das passiert<br />
in einem soeben erschienenen Buch,<br />
das der in Osnabrück geborene Autor Jörg<br />
Ehrnsberger zusammen mit der Psychologin<br />
Katrin Hille geschrieben hat (hep<br />
Verlag, 24 €).<br />
Es entwickelt in unterhaltsamen Kurzgeschichten<br />
Situationen aus dem Schulalltag,<br />
wie etwa Lernprobleme, soziale Konflikte<br />
oder Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben.<br />
Die Szenen werden dann wissenschaftlich<br />
erklärt. So<br />
bekommt der Leser,<br />
ob nun Lehrer oder<br />
interessierter Elternteil<br />
einen plastischen<br />
und tiefreichenden Einstieg<br />
in aktuelle Ergebnisse der Bildungsforschung<br />
und kann anhand der in den<br />
Geschichten auftauchenden Figuren sein<br />
<strong>Wissen</strong> über Pädagogik auffrischen oder<br />
auch noch erweitern. | Redaktion<br />
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Gerichte der Wirtschaftswunderzeit: Toast-Hawaii,<br />
Königsberger Klopse, Sauerbraten, Kalte Schnauze<br />
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