Nr. 19 (III-2017) - Osnabrücker Wissen
Nr. 19 (III-2017) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Reste eines frühmittelalterlichen Holzkastenbrunnens<br />
Warum klingen neue Straßennamen<br />
in Bramsche so archäologisch?<br />
„An den Grubenhäusern“, „Am Spinnwirtel“ und „Am Kumpf“, so lauten die gänzlich untypischen<br />
Straßennamen im Neubaugebiet „Stapelberger Weg“. Warum hat sich die Bramscher Stadtverwaltung<br />
für so ungewöhnliche Benennungen entschieden?<br />
Zwischen August 2016 und Juni <strong>2017</strong><br />
fand in Bramsche-Hesepe parallel zu den<br />
Erschließungsmaßnahmen für das Neubaugebiet<br />
eine archäologische Ausgrabung<br />
statt. Insgesamt wurde eine Fläche<br />
von annähernd zwei Hektar zusammenhängend<br />
aufgedeckt und eingehend<br />
dokumentiert. Auch beim Ausbaggern<br />
eines Regenrückhaltebeckens zeigten sich<br />
weitere Spuren aus der Vergangenheit.<br />
Bei einer der größten Flächengrabungen,<br />
die bislang im Arbeitsbereich der Stadtund<br />
Kreisarchäologie Osnabrück durchgeführt<br />
werden konnten, wurden Relikte<br />
aus mehreren Zeitabschnitten freigelegt.<br />
Was wurde ausgegraben?<br />
Auf der östlichen Hälfte der Grabungsfläche<br />
konzentrierte sich ein zentraler,<br />
einstmals dicht besiedelter Kern einer<br />
handwerklich geprägten Siedlung<br />
des Frühmittelalters. Es<br />
zeigten sich mindestens sechs<br />
Hausgrundrisse von bis zu 25 m<br />
Länge. Unter anderem um die<br />
70 Grubenhäuser – halbkellerartig<br />
in den Boden eingetiefte<br />
kleine Handwerkerhütten –<br />
sowie ein halbes Dutzend Brunnen<br />
z.T. mit Holzkasteneinbau ergänzen das<br />
Siedlungsbild. Geborgen werden konnten<br />
zahlreiche Keramikfragmente bis hin zu<br />
fast vollständig rekonstruierbaren Kümpfen<br />
und Kugeltöpfen, Webgewichte, Spinnwirtel,<br />
Steinartefakte und Metallfunde.<br />
Die vorläufige Datierung dieser Funde<br />
reicht vom 5. bis ins 11. Jahrhundert nach<br />
Christi Geburt.<br />
Aus dem letzten Jahrhundert vor Christus<br />
stammen die Siedlungsreste aus dem Bereich<br />
des westlich gelegenen Regenrückhaltebeckens.<br />
Die Reste eines Langhauses,<br />
eines Grubenhauses sowie weniger Gruben<br />
datieren ans Ende der vorrömischen Eisenzeit.<br />
Sie gehen der Varusschlacht des<br />
Jahres 9. n. Chr. in Kalkriese nur um eine<br />
oder wenige Generationen voraus. Herausragender<br />
Fund war<br />
eine kleine Bronzefibel,<br />
eine Gewandschließe,<br />
die diesen<br />
Töpfereiabfall des 5.–3./2. Jahrhunderts v. Chr.<br />
Zeitansatz untermauert. Noch einige Jahrhunderte<br />
älter ist die Abwurfgrube eines<br />
Töpfers. Ganz im Norden der Grabungsfläche<br />
entdeckt, enthielt sie zahlreiche<br />
Fehlbrände und andere Reste von Keramikgefäßen<br />
der vorrömischen Eisenzeit<br />
aus dem 5. bis 3./2. vorchristlichen Jahrhundert.<br />
Im Umfeld erkannte man Pfostenspuren,<br />
Gruben und andere Befunde/<br />
Bodenverfärbungen dürften ähnlich zu<br />
datieren sein. Die ältesten Hinterlassenschaften<br />
der vorgeschichtlichen Bewohner<br />
des <strong>Osnabrücker</strong> Landes waren vier<br />
Grabstätten aus der Einzelgrabkultur.<br />
Als jüngste Phase<br />
Bilder © denkmal3D, Vechta // Kumpfartiges Gefäß © Stadt Bramsche // Schilder © Sir_Oliver, fotolia.de<br />
Kumpfartiges Gefäß des<br />
8./9. Jahrhunderts<br />
der Jungsteinzeit in<br />
unserem Raum<br />
folgt diese auf<br />
die Zeit der<br />
Großsteingräber.<br />
Sie<br />
dauerte von<br />
etwa 2.800<br />
bis 2.000<br />
vor Christus<br />
an, also bis<br />
zum Beginn der<br />
Bronzezeit. Drei der Gräber<br />
waren von zeittypischen Kreisgräben<br />
eingefasst, von denen zwei als Doppelgraben<br />
ausgeprägt waren. Die vierte Bestattung<br />
zeigte sich als einfache Grabgrube.<br />
Menschliche Knochen hatten sich aufgrund<br />
der vorherrschenden Bodenverhältnisse<br />
in keinem Fall erhalten. Es fanden<br />
sich jedoch Scherben von vier für die Einzelgrabkultur<br />
kennzeichnenden, schlanken<br />
S-förmig profilierten Tongefäßen.<br />
Alter<br />
ist einfach.<br />
sparkasse.de/alter<br />
Was bleibt übrig?<br />
Während der Ausgrabung konnten alle<br />
Funde von der Grabungsfirma „denkmal3D“<br />
aus Vechta geborgen und die<br />
archäologischen Befunde wissenschaftlich<br />
durch Fotos, Aufmessung, Zeichnungen<br />
und Beschreibungen erfasst werden. Die<br />
Grabungsdokumentation und die Funde<br />
verbleiben bei der zuständigen Denkmalfachbehörde,<br />
der Stadt- und Kreisarchäologie<br />
Osnabrück. Zur Verdeutlichung der<br />
Ergebnisse sind kleinere Präsentationen<br />
und eventuell eine dauerhafte Ausstellungseinheit<br />
im Tuchmacher Museum<br />
Bramsche geplant. Vor Ort entsteht seit<br />
Anfang Juli <strong>2017</strong> wie vorgesehen eine<br />
Neubausiedlung mit Ein- und Zweifamilienhäusern.<br />
In Zukunft werden aber die<br />
Straßennamen „An den Grubenhäusern“,<br />
„Am Spinnwirtel“ und „Am Kumpf“ dauerhaft<br />
an die hier vor vielen Generationen<br />
lebenden Menschen erinnern.<br />
| Melanie Müller / Axel Friederichs<br />
Wenn man sich<br />
mit der passenden<br />
Vorsorgestrategie<br />
auch bei niedrigen<br />
Zinsen auf die Zukunft<br />
freuen kann.<br />
Sprechen Sie mit<br />
uns.<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Teilfläche der Grabung in Hesepe<br />
Postadresse: Bierstraße 17/18 49074 Osnabrück<br />
Tel. 0541-750 23 40 Fax 0541-20 20 622<br />
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www.osnabrueck-stadtfuehrungen.d e<br />
Inh. Renate Frankenberg<br />
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