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LIEBE LESER<br />
DAS EI<br />
Morgengeschichte von Paul Steinmann, ausgestrahlt<br />
im Radio SRF 1 am Freitag, 17.12.2010.<br />
«Sie händ grad welle mit em Nachtässe afo, do<br />
heds glüütet. De Hugi isch go uftue. Mer hed ne a<br />
de Türe ghört mit eim rede, denn isch er i d Wohnig<br />
cho und i d Chuchi, wider use a d Türe und hed<br />
sie zue gmacht.<br />
Wer das gsi sig, hed d Brige de Hugi gfrogt, won er<br />
wider a Tisch gsässe isch. De Frey vom Stock obedra,<br />
de Nochber, hed de Hugi gseid und afo schöpfe.<br />
Demfall sig klar, was das mit em Ei heig selle, hed<br />
d Helen gmacht. De Herr Frey heig nur welle cho<br />
abtschegge, öb s villicht no es Plätzli frei hett am<br />
Stubetisch. Und sie isch uufgstande und bim Nochber<br />
go lüüte. Und dee isch no so gern cho. Und s<br />
Ei hed er übrigens grad wieder mitbrocht.»<br />
Die Fameli hed änegluegt.<br />
Ich wünsche gute Unterhaltung beim Weiterlesen<br />
der <strong>Huuszytig</strong>.<br />
PAUL VILLIGER,<br />
ZENTRUMSLEITER<br />
Was er heig welle, hed d Brige de Hugi gfrogt. All<br />
händ gwüsst, dass de Herr Frey kei Mönsch gsi<br />
isch, wo gern gross Kontakt pflägt hed.<br />
Es Ei, hed de Hugi gseid, de Frey heig es Ei verlangt,<br />
nüd Wiiters.<br />
Werum hed de Frey am Heiligobig es Ei brucht?<br />
Jetz händ s also es Gspröchsthema gha am Tisch bi<br />
dem Wiehnachtsässe.<br />
Dass de Frey würd guetzle, das hed sich nume d<br />
Sereina chönne vorstelle, s Änkelchind vo de Brige<br />
und em Hugi. Die, wo de Nochber besser kännt<br />
händ, sind ander Erklärige go sueche.<br />
De Jonas, de Vater vo de Sereina, hed e bsunders<br />
schöni uftischet: de Frey heig wahrschiindlich<br />
Problem mit em Cholesterin. Und drum tüeg er<br />
gar nie Eier ässe. Ussert a Wiehnachte. Es Spiegelei<br />
sig für ihn es Fäschtässe und das erlaub er sich nur<br />
einisch im Johr. Und jetz heig er ebe vergässe es Ei<br />
z poschte und drum sig er cho lüüte.<br />
Do hed sich s Greeti gmäldet. Sie isch medizinisch<br />
bewanderet gsi und hed verzellt, dass d Eier de<br />
Cholesterin-Spiegel gar nid ufe tüeged. Das sig e<br />
Humbug und drum chönn die Gschicht vom Jonas<br />
aso nid stimme.<br />
D Helen, d Tochter vo de Gaschtgäber, hed de Herr<br />
Frey zimmli guet kännt und ihre Vater gfrogt, was<br />
de Nochber aagha heig. «Hömmli, Krawatte, Chittel»,<br />
hed de Hugi gseid, «parat wie für en Usgang.»<br />
<strong>24</strong>. <strong>Ausgabe</strong>, <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> | AETTENBÜHLER HUUSZYTIG 3