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2017<br />

DVS-BERICHTE<br />

DVS Congress<br />

Große<br />

Schweißtechnische<br />

Tagung<br />

DVS-Studentenkongress


DVS Congress 2017<br />

Große<br />

Schweißtechnische<br />

Tagung<br />

DVS-Studentenkongress<br />

Vorträge der Veranstaltungen in Düsseldorf<br />

vom 26. bis 29. September 2017<br />

Veranstalter:<br />

DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte<br />

Verfahren e. V., Düsseldorf


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

DVS-Berichte Band 337<br />

ISBN 978-3-96144-008-5<br />

Die Vorträge wurden als Manuskript gedruckt.<br />

Alle Rechte, einschließlich Übersetzungsrecht, vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung dieses<br />

Bandes oder von Teilen desselben nur mit Genehmigung der DVS Media GmbH, Düsseldorf.<br />

DVS Media GmbH, Düsseldorf 2017<br />

Herstellung: Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Hamm


Vorwort<br />

Der DVS CONGRESS 2017 findet vom 26. bis 29. September im Rahmen der 19. Weltleitmesse<br />

SCHWEISSEN & SCHNEIDEN in Düsseldorf statt. Diese internationale Fachveranstaltung bietet einen<br />

umfassenden Überblick zu aktuellen Neuheiten der Füge-, Trenn- und Beschichtungstechnik. Mehr als<br />

1000 Aussteller aus aller Welt präsentieren hier ihre Technologien, Dienstleistungen und Werkstoffe –<br />

einiges davon wird erstmals dem Fachpublikum vorgestellt.<br />

Vieles, was man auf der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN sehen kann, wird in über 80 Vorträgen auf dem<br />

DVS CONGRESS thematisiert und diskutiert. Das Vortragsprogramm der Großen Schweißtechnischen<br />

Tagung, welche unter dem Dach des DVS CONGRESS steht, präsentiert Branchenlösungen für<br />

Hersteller und Anwender zu verschiedenen Schwerpunkten, wie „Additive Fertigung“, „Lichtbogenschweißen“,<br />

„Stahlbau“ oder „Fahrzeugbau“.<br />

Zum Vortragsprogramm des DVS CONGRESS 2017 gehört ebenfalls der DVS-Studentenkongress, der<br />

auch in diesem Jahr nicht fehlen darf. Er bietet Studierenden und jungen Ingenieuren der Fügetechnik<br />

eine Plattform, auf der sie ihre wissenschaftlichen Arbeiten vorstellen. Die beiden besten Präsentationen<br />

werden mit dem DVS-Nachwuchs-Award ausgezeichnet.<br />

Der DVS CONGRESS steht für fügetechnische Informationen aus erster Hand, die in Kombination mit<br />

der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN einen gelungenen Wissenstransfer ermöglichen. Dies wird praxisnah<br />

durch ein vielfältiges Rahmenprogramm des DVS noch untermauert. Beispielsweise gibt es auf dem<br />

DVS-Gemeinschaftsstand in Halle 15 eine eigene Bühne für Talkrunden, Vorträge und mehr. Damit wird<br />

Wissen in lockerer Atmosphäre, teilweise interaktiv, vermittelt. Zuhören, Informieren und Schauen – so<br />

lautet das Motto!<br />

Nicht zu vergessen sind die unterschiedlichen Schweißwettbewerbe der „Young Welders‘ Competitions“,<br />

die wir als DVS zusammen mit vielen Sponsoren und Partnern veranstalten. Unter diesem Titel stellen<br />

talentierte junge Schweißer in drei Wettbewerben ihre Fähigkeiten unter Beweis: 12. DVS-Bundeswettbewerb<br />

„Jugend schweißt“, WELDCUP und Internationaler Wettbewerb. Damit zeigt der DVS,<br />

worauf es ankommt – auf die Förderung von Nachwuchskräften in der Fügetechnik. Mit dem DVS<br />

CONGRESS und den DVS-Aktivitäten auf der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN freuen wir uns, allen<br />

Teilnehmern ein interessantes und abwechslungsreiches Programm bieten zu können.<br />

Düsseldorf, im August 2017<br />

DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V.<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Dr.-Ing. Roland Boecking


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

Große Schweißtechnische Tagung I<br />

Offshore<br />

Wirtschaftlicheres Fertigen von Offshore-Gründungsstrukturen durch streckenenergieneutrales<br />

UP-Schweißen mit Kaltdrahtzufuhr .............................................................................. 1<br />

O. Brätz, K.-M. Henkel und P. Breinlinger, Rostock<br />

Verbessern der Wirtschaftlichkeit des Unterpulverschweißens durch Plasmaunterstützung ....... 8<br />

U. Reisgen, L. Oster, K. Willms, E. Gonzales Olivares und A. Bettge, Aachen<br />

Alternative thermische Fügekonzepte zur Reduktion der Kerbwirkung bei stahlbaulichen<br />

Anwendungen ............................................................................................................................ 16<br />

A. Gericke, R. Glienke, B. Ripsch, K.-M. Henkel, F. Wegener, Rostock, und F. Marten, Hamburg<br />

Öl- und Gasindustrie<br />

Hyper-duplex stainless steel, structural and corrosion properties in high alloyed duplex<br />

stainless steel welds .................................................................................................................. 22<br />

J. Salwén and J. Löthman, Sandviken/SE<br />

Unterwassertechnik<br />

Robustes Laserstrahlschneiden unter Wasser ........................................................................... 32<br />

J. Leschke, V. Hecht-Linowitzki, B. Emde, Hannover, T. Hassel, J. Hermsdorf und S. Kaierle, Garbsen<br />

Einsatz von Tauchrobotern in der Unterwassertechnik .............................................................. 39<br />

J. Heinsius, Erlangen<br />

Herausforderungen bei der numerischen Simulation des nassen Unterwasserschweißens ...... 47<br />

P. Schumacher, Rostock, J. Klett, Garbsen, M. Reich, Rostock, T. Hassel, Garbsen, und O. Keßler, Rostock<br />

Fügetechnik aus der Praxis I<br />

Instandsetzung und Neufertigung eines Kippstuhls ................................................................... 54<br />

J. Porbeck, L. Nguyen und J. Kämmerer, Wachtendonk<br />

Prüfung von Gasanlagen ........................................................................................................... 57<br />

M. Krieg und A. Schmidt, Düsseldorf<br />

Härte abschätzen mit einfachsten Mitteln – praktische Hinweise für Schweißer und<br />

Schweißaufsichten ..................................................................................................................... 59<br />

D. Baunack, Kassel


DVS-Studentenkongress<br />

Praxisnahe Anwendungsfelder in der Schweißtechnik<br />

Zur Verlässlichkeit der mobilen Härtemessung an thermischen Schnittkanten nach dem<br />

UCI-Verfahren ............................................................................................................................ 67<br />

A. Kempf, J. Hensel, P. Diekhoff und K. Dilger, Braunschweig<br />

Optimierungspotentiale beim Kondensatorentladungsschweißen durch maschinendynamische<br />

Auslegung der Nachsetzeinheit ............................................................................. 73<br />

N. Stocks, M. Ketzel, J. Zschetzsche und U. Füssel, Dresden<br />

IIW-Empfehlung der Schweißnahtnachbehandlung durch Hochfrequenzhämmern:<br />

Praxisnahe Kontrolle von Qualitätsmerkmalen .......................................................................... 78<br />

J. Schubnell, C. Ernould und M. Farajian, Freiburg<br />

Moderne Strahltechnologien<br />

Einfluss von Elektronenstrahlschweißprozess und Wärmebehandlung auf filigrane Nitinol-<br />

Strukturen mit superelastischen Eigenschaften ......................................................................... 90<br />

J. Schoft, I. Balz, A. Schiebahn und U. Reisgen, Aachen<br />

Simulation des thermischen Einflusses auf Verzug und Eigenspannungen in Kohlenstoff-<br />

Mangan-Stählen im Elektronenstrahlschweißprozess ................................................................ 96<br />

U. Reisgen, S. Olschok, O. Mokrov, S. Gach und F. Akyel, Aachen<br />

Thermomechanische Analyse der Heißrissentstehung beim Laserstrahlschweißen mit<br />

angepasster Intensitätsverteilung ............................................................................................ 102<br />

M. Schmöller, S. Liebl und M. F. Zäh, Garching b. München<br />

Trends beim Rührreibschweißen<br />

Wärmequellemodell und FE-Temperaturfeldsimulation für das Rührreibschweißen ................ 108<br />

I. Golubev, N. Doynov, C. Hantelmann und V. Michailov, Cottbus<br />

Strategien zur Werkzeugskalierung und Prozesskraftreduzierung beim Rührreibschweißen<br />

von Aluminiumlegierungen ....................................................................................................... 113<br />

M. Hasieber und J.-P. Bergmann, Ilmenau<br />

Entwicklung eines FSW-Spezialwerkzeugs zur Messung der Schweißtemperatur .................. 119<br />

G. Costanzi, A. Bachmann und M. F. Zäh, Garching b. München<br />

Große Schweißtechnische Tagung II<br />

Moderne Schweißverfahren – Kondensatorentladungsschweißen<br />

Erwärmungsverhalten der Kontaktzone beim KE-Schweißen .................................................. 126<br />

M. Ketzel, N. Stocks, M. Hertel, J. Zschetzsche und U.Füssel, Dresden


Methoden- und Systementwicklung zum prozesssicheren KE-Schweißen von<br />

Stahl-Aluminium-Mischverbindungen ....................................................................................... 132<br />

S. Pehle, A. Hälsig, P. Mayr, Chemnitz, R. Hinnenkamp und P. Schütte, Gladbeck<br />

Bedeutung des elektrischen Kontaktwiderstandes beim KE-Einpressschweißen .................... 143<br />

M. Wehle, F. Schmid, Renningen, und G. Schmitz, Stuttgart<br />

Regelwerke und Qualifizierung I<br />

DIN 18800-7 ade – Maschinenbaubetriebe, was nun? ............................................................ 146<br />

J. Mährlein, Duisburg<br />

Ist weniger auch wirklich immer mehr? — Die Revision der DIN EN ISO 14731:2006 zeigt’s .. 156<br />

J. W. Mußmann, Düsseldorf<br />

Der Wert eines geprüften Schweißers oder was kostet eine Schweißerprüfung? .................... 160<br />

M. Huke, Hamburg<br />

Regelwerke und Qualifizierung II<br />

DIN 6701:2015-12 – Der Standard zum Kleben im Schienenfahrzeugbau .............................. 164<br />

T. Richter, Übach-Palenberg<br />

Einsatz von Aluminiumschaumsandwich in Schweißkonstruktionen ........................................ 168<br />

C. Hantelmann, S. Fritzsche, V. Michailov, Cottbus, und R. Boywitt, Berlin<br />

Löter, Bediener und Lötaufsicht – Qualifizierungsmöglichkeiten für löttechnisches<br />

Fachpersonal ........................................................................................................................... 174<br />

T. Wilhelm und H. Seimer, Duisburg<br />

Moderne Schweißverfahren – Lichtbogenschweißen I<br />

Neue Entwicklungen zum Plasma-MIG-Schweißprozess ........................................................ 179<br />

M. Kusch, Chemnitz, J. Morgenschweis, Morsbach, und P. Blechert, Fellbach<br />

Stabilisieren des Lichtbogens durch Metalldampf .................................................................... 184<br />

H. Kügler und F. Vollertsen, Bremen<br />

Einfluss der Nahtkonfiguration und des modifizierten Sprühlichtbogens auf die Bauteilbeanspruchungen<br />

in hochfesten Schweißverbindungen .......................................................... 190<br />

D. Schröpfer und T. Kannengießer, Berlin<br />

Moderne Schweißverfahren – Lichtbogenschweißen II<br />

Neue effiziente Prozesslösungen der Schweißtechnik für Industrie und Handwerk ................. 196<br />

B. Dalmer und B. Jaeschke, Auenwald<br />

Möglichkeiten zur Erhöhung der Abschmelzleistung durch den Einsatz von Heißdraht beim<br />

MAG-Auftragschweißen ........................................................................................................... 204


B. Ivanov und I. Kijatkin, Mündersbach<br />

Die perfekte Schweißnaht verlangt mehr als nur eine perfekte Stromquelle ............................ 209<br />

S. Reich, Uhingen<br />

Forschung und Entwicklung I<br />

Industrie 4.0: Umsetzen von QM-sicheren Abläufen und Integration in bestehende<br />

schweißtechnische Fertigungsprozesse .................................................................................. 214<br />

J. Göppert, Auenwald<br />

Funktionalisierung von Wälzlagern durch thermische Spritztechnik......................................... 219<br />

F. Trenkle, E. Schopp und S. Hartmann, Bad Krozingen<br />

Forschung und Entwicklung II<br />

Drahtbasiertes Laserstrahllegieren zur gezielten Gefügeadaption bei verschleißbeanspruchten<br />

Warmarbeitsstählen ........................................................................................ 222<br />

K. Hofmann, M. Holzer, V. Mann, S. Roth und M. Schmidt, Erlangen<br />

Einfluss der Aufmischung auf das Mischschweißgut hochmanganhaltiger Stähle ................... 229<br />

B. Wittig, M. Zinke, S. Jüttner, Magdeburg, und D. Keil, Wolfsburg<br />

Widerstandspunktschweißen mit metallischen Zwischenschichten von nicht schweißgeeigneten<br />

Werkstoffkombinationen ........................................................................................ 235<br />

S. Lindner, T. Hündgen und J. Skrlec, Krefeld<br />

Schneidtechnik<br />

Plasma- und Autogenschneiden? – Die Automatisierung macht den Unterschied .................. 242<br />

K. Nachbargauer, Baden-Baden<br />

Plasmaschneiden – der nächste Schritt ................................................................................... 250<br />

V. Krink, N. Dönicke, Finsterwalde, M. Schnick, Klipphausen, und T. Hassel, Hannover<br />

Korrosions- und Verschleißschutz<br />

Korrosions- und Verschleißschutz – Trends und Anwendungsbereiche durch den Einsatz<br />

des MSG-Schweißens und seiner Varianten ........................................................................... 257<br />

F. Schreiber, T. Erpel, B. Allebrodt, Willich, J. Wilden, Krefeld, und R. Winkelmann, Senftenberg<br />

Untersuchungen zur Beeinflussung der Produktivität und Schichteigenschaften beim<br />

magnetisch beeinflussten MSG-Auftragschweißen von hartstoffverstärkten<br />

Verschleißschutzlegierungen ................................................................................................... 264<br />

P. Henckell, K. Günther, Y. Ali und J. P. Bergmann, Ilmenau<br />

Partielle Reparatur thermisch gespritzter Korrosionsschutzsysteme – Organischer<br />

Beschichtungsstoff oder thermisches Spritzen? ...................................................................... 272<br />

T. Wilhelm und C. Klesen, Duisburg


Additive Manufacturing – Laserstrahl<br />

Neue Möglichkeiten für die Additive Fertigung durch Laser-Pulver-Auftragschweißen ............ 278<br />

W. Zhang, M. Priefer, R. Ossenbrink und V. Michailov, Cottbus<br />

Einfluss des Pulverwerkstoffs in additiven Fertigungsprozessketten ....................................... 283<br />

S. Jahn, C. Straube, S. Matthes und S. Szemkus, Jena<br />

Einfluss der Wärmebehandlung auf die Werkstoffeigenschaften laserstrahlgeschmolzener<br />

Bauteile aus AlSi10Mg und X5CrNiCuNb16-4 ......................................................................... 289<br />

C. Rowolt, B. Milkereit, Rostock, T. Kamps, C. Seidel, Augsburg, M. Gebauer, B. Müller, Chemnitz, und<br />

O. Keßler, Rostock<br />

Additive Manufacturing – Lichtbogen<br />

Lichtbogenbasierte Additive Fertigung – Vergleich eines draht- und pulverbasierten<br />

Prozesses ................................................................................................................................ 297<br />

K. Höfer, A. Hälsig und P. Mayr, Chemnitz<br />

Potentiale von drahtbasierten Lichtbogenprozessen für die Additive Fertigung ....................... 305<br />

G. Fischer, K. Armatys, A. Riemann, F. John und T. Röhrich, Berlin<br />

MIG-basierte, robotergestützte Additive Fertigung von Aluminiumbauteilen ............................ 311<br />

T. Hassel und J.-W. Neumann, Hannover<br />

Stahlbau – 1090<br />

Statik im bauaufsichtlichen Bereich – Wie ist der Stand im Handwerk, was muss sich noch<br />

ändern? .................................................................................................................................... 320<br />

S. Stickling, Hannover<br />

EN 1090 für Stahl- und Aluminiumtragwerke – Nicht die einzige (schweißtechnische)<br />

europäische Herausforderung im Bereich Bauprodukte ........................................................... 322<br />

M. Kaschner, Hamburg<br />

Stahlbau – Fertigung<br />

Wiederverwendbare Ein- und Auslaufbleche in der Fertigung ................................................. 327<br />

J. Reymers und B. Godow, Cuxhaven<br />

Einsatz einer elektromagnetischen Schmelzbadstütze beim Laserstrahl-(Hybrid)schweißen<br />

dickwandiger Stahlbauteile ...................................................................................................... 331<br />

A. Fritzsche, M. Bachmann, A. Gumenyuk, M. Rethmeier und K. Hilgenberg, Berlin<br />

Beeinflussen der Schwingfestigkeit – Qualitätsmerkmale für thermische Schnittkanten .......... 337<br />

P. Diekhoff, J. Hensel, Th. Nitschke-Pagel und K. Dilger, Braunschweig


Fahrzeugbau – Verfahren<br />

Buckelschweißen mit hybrider Nachsetzeinheit ....................................................................... 344<br />

N. Hammer, B. Rödder und S. Löcherbach, Wissen<br />

Lebensdauererhöhung von Widerstandspunktschweißelektroden durch Einsatz<br />

verschleißabhängiger Fräsintervalle und dispersionsgehärteter Kupferwerkstoffe .................. 350<br />

D. Köberlin, C. Mathiszik, Dresden, O. Sherepenko, Magdeburg, J. Zschetzsche, Dresden,<br />

S. Jüttner, Magdeburg, und U. Füssel, Dresden<br />

Reibschweißverbinder – Stoffschlüssige Verbindungstechnologie für leichtbauoptimierte<br />

Bordnetzlösungen .................................................................................................................... 356<br />

M. Essers, C. Geffers und U. Reisgen, Aachen<br />

Fahrzeugbau – Mischbau<br />

Höchstfeste Rührreibschweißverbindungen zum Fügen von Aluminium- und Stahlblechen ... 362<br />

M. Werz, Stuttgart<br />

Der Einfluss von Laser und WIG-DC-EP-Oberflächenstrukturierung auf das Benetzungsverhalten<br />

und die Verbindungsfestigkeit von lasergefügten Stahl-Kunststoff-Leichtbauverbindungen<br />

für automobile Anwendungen ............................................................................ 369<br />

M. Lohse, M. Hertel, Dresden, K. Schricker, M.-L. Kohl, Ilmenau, U. Füssel, Dresden, und<br />

J. P. Bergmann, Ilmenau<br />

Neueste Entwicklungen zum Laserstrahlschweißen von zyklisch belasteten<br />

Mischverbindungen im PKW-Antriebsstrang ............................................................................ 378<br />

A. Jahn, U. Stamm, J. Bretschneider und J. Standfuß, Dresden<br />

Fahrzeugbau – Qualitätssicherung<br />

Fügeeignung von Feinblechen – Einheitliche Bewertung gemäß Stahl-Eisen-Prüfblatt 1220 .. 386<br />

K. Hesse, J. Heyer, C. Klesen und S. Schreiber, Duisburg<br />

Numerische Untersuchungen des Einflusses von Verzinkung auf die Schweißnahtgeometrie<br />

beim MSG-Schweißen ............................................................................................ 396<br />

M. Simon, O. Mokrov, A. Schiebahn, U. Reisgen, Aachen, und D. Rudolph, Neckarsulm<br />

Automatisches 3D-Prüfen, Klassifizieren und Nacharbeiten von Schweißnähten .................... 404<br />

P. Daniel, Wiesbaden<br />

Moderne Schweißverfahren – Laserstrahlschweißen<br />

Verringerung der Porenbildung beim Laserstrahlschweißen von Aluminium-<br />

Druckgusslegierungen unter reduziertem Druck und durch Doppelfokustechnik ..................... 406<br />

F. Teichmann, S. Müller, H. Pries und K. Dilger, Braunschweig<br />

Zweistrahlverfahren zum Laserschweißen von dünnwandigen Duplex-Halbwerkzeugen ........ 417<br />

S. Ulrich, A. Fey und S. Jahn, Jena


Laserstrahlschweißen von Kupferblechen (> 3 mm) im Vakuum ............................................. 423<br />

U. Reisgen, S. Olschok, S. Jakobs, C. Turner und N. Holtum, Aachen<br />

Stahlbau – Festigkeit und Korrosionsschutz<br />

Erhöhen der Lebensdauer- und Ermüdungsfestigkeit von Schweißkonstruktionen ................. 428<br />

H. C. Schröder, Mannheim, P. Gerster, Ehingen/Donau, und F. Schäfers, Kerpen<br />

Quantitativer Einfluss des Wärmeeintrages auf die Festigkeitseigenschaften von<br />

höherfesten Feinkornbaustählen .............................................................................................. 438<br />

A. Hälsig, A. Nitsche, S. Neyka und P. Mayr, Chemnitz<br />

Prüfverfahren zur praxisgerechten Auslegung von Korrosionsschutzsystemen für<br />

hochfeste mechanische Fügeverbindungen ............................................................................. 446<br />

K. Nowak, Rostock, P. Lebelt, Dresden, N. Fuchs und R. Glienke, Rostock<br />

Stahlbau – Schadensfälle und Reparaturkonzepte<br />

Schäden an Kranen und Kranbahnen ...................................................................................... 454<br />

A. Hachmann, Recklinghausen<br />

Gefüge und Eigenspannungen beim werkstattseitigen Reparaturschweißen im Zuge der<br />

Bauteilherstellung..................................................................................................................... 456<br />

R. Schasse, Magdeburg<br />

Beurteilen der Zähigkeit strahlgeschweißter Verbindungen zum Vermeiden von<br />

Sprödbrüchen .......................................................................................................................... 461<br />

A. Hesse, Th. Nitschke-Pagel und K. Dilger, Braunschweig<br />

Fügetechnik aus der Praxis II<br />

Vorwärmen statt Richten: Eine Frage der richtigen Technologie? ........................................... 468<br />

T. Vauderwange, Offenburg<br />

Moderne Schweißverfahren – Rührreibschweißen<br />

Rührreibschweißanlagen aus Westfalen für den chinesischen Schienenfahrzeugbau –<br />

Beispiel einer erfolgreichen Kooperation .................................................................................. 476<br />

R. Boywitt, Berlin, und B. Liesbrock, Borken<br />

3D-Rührreibschweißanwendungen von klein bis groß ............................................................. 482<br />

S. Schulze, A. Grimm, Dresden, S. Witt, Hartmannsdorf, J. Standfuß und E. Beyer, Dresden<br />

Standzeitverlängerung von Rührreibschweißwerkzeugen mittels Laserimplantation von<br />

Hartstoffen ............................................................................................................................... 488<br />

S. Schüddekopf, G. Mienert und S. Böhm, Kassel


Luft- und Raumfahrzeugbau<br />

Schweißen im Luft- und Raumfahrzeugbau – Qualitätsanforderungen an Betriebe ................ 495<br />

L. Vinke, Arnsberg<br />

Aktuelle Regelungen zur Prüfung von Schweißern und Bedienern im Luft- und Raumfahrzeugbau<br />

nach DIN ISO 24394 ........................................................................................... 498<br />

S.-C. Nowak, Berlin<br />

Vorstellung der DVS-Bildungseinrichtung Bundeswehr ........................................................... 503<br />

D. Brunßen-Gerdes, Wunstorf<br />

Prüftechnik<br />

Werkstoffe, Schweißtechnik und Prüfverfahren im Wandel der Zeit ........................................ 505<br />

H. C. Schröder, Mannheim, und F. Stahl, Schwerte<br />

Thermografisches Erfassen der Schweißnaht als zerstörungsfreies Prüfverfahren ................. 512<br />

V. Schauder, T. Köhler und P. Kammel, Halle/Saale<br />

Fertigungsintegrierte zerstörungsfreie Prüfung von stoffschlüssigen Werkstoffverbunden ...... 516<br />

B. Straß, B. Wolter und H.-G. Herrmann, Saarbrücken<br />

Autorenverzeichnis ................................................................................................................ 522


Wirtschaftlicheres Fertigen von Offshore-Gründungsstrukturen durch streckenenergieneutrales<br />

UP-Schweißen mit Kaltdrahtzufuhr<br />

O. Brätz, K.-M. Henkel und P. Breinlinger, Rostock<br />

Das Unterpulver-Schweißen stellt in der Fertigung von Offshore-Gründungsstrukturen aufgrund der hohen<br />

Abschmelzleistung und reproduzierbaren Schweißnahtqualität eine Schlüsseltechnologie dar. Um große Schweißnahtvolumina<br />

bei dickwandigen Strukturen zu füllen, werden diverse Konzepte zur Erhöhung der Produktivität<br />

verfolgt. Hierzu zählen insbesondere Mehrdrahtvarianten, welche zumeist eine Erhöhung der Streckenenergie<br />

bedingen. Um die Schweißeignung der Grundwerkstoffe zu gewährleisten, sind die zu verwendenden Streckenenergien<br />

jedoch limitiert. Mittels Einsatzes von zusätzlichen Kaltdrähten kann eine Leistungssteigerung entkoppelt<br />

von der Streckenenergie erzielt werden. Des Weiteren wird eine metallurgische Modifikation durch Unterkühlung<br />

der Schmelze und optional eine legierungstechnische Beeinflussung durch andersartige Kaltdrähte ermöglicht.<br />

1 Einleitung und Motivation<br />

Erhöhte Maschinenleistungen von Offshore-Windenergieanlagen (OWEA) zur Effizienzsteigerung von Offshore-<br />

Windparks erfordern größere Dimensionen der Anlagenkomponenten und insbesondere auch entsprechend angepasste<br />

Gründungsstrukturen. Aufgrund der geringeren Bauteilkomplexität gegenüber Fachwerktragstrukturen und<br />

der hochmechanisierten Fertigungsmöglichkeit, stellen Pfahlgründungsstrukturen, sog. Monopiles, den derzeitigen<br />

Standard für OWEA bei Wassertiefen bis ca. 35 m dar (s. Bild 1). Die ansteigenden Bauteildimensionen beim Design<br />

von Monopile-Gründungstrukturen führen zu einem erhöhten schweißtechnischen Fertigungsaufwand. Derzeitige<br />

Monopiles weisen bereits Rohrdurchmesser von bis zu 10 m bei Rohrlängen von über 100 m auf und erreichen<br />

Gesamtgewichte von bis zu 1500 t. Die Wanddicken betragen hierbei bis zu 120 mm. Als Grundwerkstoff kommen<br />

zumeist schweißgeeignete Feinkornbaustähle mit Mindeststreckgrenzen von 355 MPa zum Einsatz, welche hohen<br />

Zähigkeitsanforderungen genügen müssen [1]. Um weiterhin international wettbewerbsfähig zu bleiben, wird bei<br />

den Großrohrproduzenten eine prozesssichere Produktivitätssteigerung angestrebt.<br />

Bild 1: Monopile-Gründungsstruktur in der Fertigung (li. u. mi.) [EEW SPC] für Offshore Windenergieanlage (re.) [Dillinger]<br />

Für die Längs- und Rundnähte wird derzeit das Hochleistungsschweißverfahren UP-Mehrdraht eingesetzt. Übliche<br />

Möglichkeiten zur Abschmelzleistungssteigerung beim UP-Schweißen in der Fertigung dickwandiger Strukturen<br />

bedingen zumeist eine stärkere thermische Belastung der Grundwerkstoffe im Schweißnahtbereich durch höhere<br />

Streckenenergien [2]. Um die Anforderungen an die mechanisch-technologischen Eigenschaften des Grundwerkstoffes<br />

zu gewährleisten, ist die maximal zu verwendende Streckenenergie jedoch limitiert. Beim Überschreiten<br />

sind kostenintensive bruchmechanische Untersuchungen (z.B. CTOD) zum Nachweis der Schweißeignung bzw.<br />

der geforderten Zähigkeit im Schweißgut und in der Wärmeeinflusszone erforderlich [1].<br />

2 Lösungsansatz<br />

Zur Steigerung der Abschmelzleistung entkoppelt von der Streckenenergie können beim UP-Schweißen zusätzlich<br />

nicht bestromte (Kalt-)Drähte (KD) zugeführt werden. Der KD-Werkstoffübergang kann prinzipiell durch Ausnutzung<br />

überschüssiger Lichtbogenleistung erfolgen. Hierzu wird der Kaltdraht möglichst nahe der Schweißelektrode<br />

zugeführt. Weiterhin besteht aufgrund der relativ großen Schweißbäder (insbes. bei UP-Mehrdrahtvarianten) die<br />

Möglichkeit den Kaltdraht direkt in die Schmelze einzubringen. Mithilfe dieser Technologie konnte beim UP-<br />

Schweißen mit geringen Stromstärken bereits eine Verdopplung der Abschmelzleistung realisiert werden [3].<br />

Durch die zusätzliche Masse wird die Schmelze unterkühlt und die Primärmetallurgie/ Erstarrung sowie das anschließende<br />

Umwandlungsverhalten/ resultierendes Sekundärgefüge beeinflusst [4] [5]. Dieser Effekt wurde bspw.<br />

bei der Reduzierung der Heißrissanfälligkeit beim Verschweißen von Nickelbasiswerkstoffen genutzt [6]. Die Anwendung<br />

diverser UP-Kaltdraht-Varianten zur Abschmelzleistungssteigerung ist bereits industriell erfolgt [7] [8].<br />

Eine zusätzliche Steuerung der chemischen Zusammensetzung über andersartige Kaltdrähte erweitert die Technologie<br />

und ermöglicht zudem eine entsprechend der jeweiligen Schweißaufgabe angepasste Einstellung des Legierungssystems<br />

bei Verwendung standardisierter, kommerzieller Zusatzwerkstoffe. Durch die gezielte Zufuhr an<br />

Mikrolegierungselementen kann eine legierungstechnisch-metallurgische Modifizierung bzw. Impfung des<br />

Schweißgutes erfolgen. Es wurde eine Zufuhr an feinkornbildenden Mikrolegierungselementen (Titan, Bor) defi-<br />

DVS 337 1


niert. Durch die Einstellung eines geeigneten Ti/B-Verhältnisses und Sauerstoffgehaltes im Schweißgut kann zum<br />

einen die Korngrenzenaktivität während der γ-α-Umwandlung herabgesetzt und somit der Anteil an allotriomorphem<br />

Ferrit reduziert werden (z.B. Proeutektoider Ferrit PF) [9]. Zum anderen können oxydische und silikatische<br />

Einschlüsse als heterogene Keime für die Umwandlung in chaotisch angeordnete, intragranulare Nadelferrite fungieren.<br />

Somit kann die Zähigkeit signifikant gesteigert werden. Bei zu hoher Borkonzentration erfolgen hingegen<br />

vermehrt athermische Umwandlungen und es werden insbes. spröde Gefügebestandteile ausgebildet. Weiterhin<br />

wird eine Zulegierung von Molybdän zur gezielten Unterdrückung von Korngrenzenferrit mit grober, polygonaler<br />

Morphologie festgelegt. Entsprechend dem Stand der Technik wurden geeignete chemische Zusammensetzungen<br />

in Voruntersuchungen ermittelt und bezüglich ihrer prognostizierten Gefügestruktur analysiert [9] [10].<br />

3 Voruntersuchungen<br />

Sämtliche für die grundlegenden Voruntersuchungen durchgeführten Schweißungen erfolgten mit UP-Eindrahttechnologie<br />

(DC+) bei äußerer Regelung über den Elektrodenvorschub (∆U-Regelung). Als einheitliche Schweißparameter<br />

wurden die Schweißstromstäke I = 600 A, Schweißspannung U = 30 V bei einer Schweißgeschwindigkeit<br />

vW = 0,55 m/min definiert. Dementsprechend resultiert eine nominelle Streckenenergie von EI = 1,96 kJ/mm. Es wurde<br />

eine Drahtelektrode mit dEl = 4,0 mm nach DIN EN ISO 14171-A S3Si und als zusätzlicher Kaltdraht entweder<br />

gleichartiger S3Si bzw. andersartiger S2MoTiB mit dKD = 2,4 mm unter fluoridbasischem Pulver geschweißt.<br />

3.1 Geometrische Beeinflussung<br />

Zur grundlegenden Überprüfung der Einsatzmöglichkeit einer zusätzlichen Kaltdrahtzufuhr beim UP-Schweißen<br />

wurde der Einfluss variabler Prozessparameter auf die geometrischen Kennwerte der Schweißraupen mittels statistischer<br />

Versuchsplanung (DoE) ermittelt. Hierzu wurde mittels fraktionellen teilfaktoriellen Versuchen die Positionierung<br />

(vor-/nachlaufend, Abstand zur Elektrode, Zufuhrwinkel) sowie der Drahtvorschub des Kaltdrahtes variiert.<br />

Durch Sensitivitätsanalysen wurde der statistische Einfluss auf die wesentlichen Kennwerte wie Schweißnahtbreite,<br />

Schweißnahtüberhöhung, Einbrandtiefe, Einbrand- und Auftragsfläche sowie die Wärmeeinflusszonen-Fläche<br />

untersucht. Die statistische Auswertung mittels Pareto-Analyse ergab, dass der Einfluss des Zufuhrwinkels für die<br />

resultierende Geometrie nicht wesentlich ist und demnach entsprechend der Anwendung variiert werden kann.<br />

Maßgeblich erfolgt eine Beeinflussung durch die Schweißgutvolumina bestimmenden Parameter Kaltdrahtdurchmesser<br />

und Kaltdrahtvorschubgeschwindigkeit. Weiterhin wurden hochfrequente Prozessanalysen anhand des<br />

Parameterverlaufes U(t) und I(t) durchgeführt. Es wurden keine signifikanten Beeinflussungen festgestellt.<br />

In Versuchsreihen wurde sukzessiv ermittelt, bis zu welchem Anteil Kaltdraht prozesssicher zugeführt werden<br />

kann. Es konnten Abschmelzleistungssteigerungen von bis zu +60 % in Abhängigkeit der Positionierung und des<br />

Durchmessers des KD erreicht werden. Bei zu hohem KD-Vorschub wird der Prozess zunehmend destabilisiert.<br />

Des Weiteren kann eine unzureichende KD-Aufschmelzung zu Unstetigkeitsstellen wie festen Schlackeneinschlüssen,<br />

fehlenden Anbindungen sowie unregelmäßige Raupenkonturen aufgrund erhöhter Schmelzbaddynamik<br />

führen.<br />

3.2 Legierungstechnische Beeinflussung<br />

Die legierungstechnische Modifikation des S3Si-Schweißgutes mit S2MoTiB-Kaltdrahtzufuhr wurde durch chemische<br />

Analysen des reinen Schweißgutes nach ISO 6847 mittels optischer Emissionsspektrometrie (metallische<br />

Elemente) und Trägergasschmelzextraktion (O, N) in der Decklage eines 5-lagigen Auftragschweißgutblocks untersucht.<br />

Die für die legierungstechnische Beeinflussung des Schweißgutes relevanten Elemente Molybdän, Titan<br />

und Bor sind in Abhängigkeit der Kaltdrahtzufuhr (Position und Anteil im Schweißgut) in Bild 2 dargestellt. Der<br />

Werkstofftransfer wird bei einer Positionierung nahe der Elektrode (< 2 mm) im Lichtbogen angenommen, während<br />

bei einer nachlaufenden Positionierung > 5 mm von einem Übergang im Schmelzbad ausgegangen wird.<br />

Bild 2: Auszug aus chemischer Analyse des reinen Schweißgutes in Abhängigkeit der Kaltdrahtparameter und Mikrostruktur<br />

des mittigen Schweißgutes (Basis: S3Si) in Abhängigkeit des zugeführten Kaltdrahtanteils (KD: S2MoTiB), Nital, 200:1<br />

Es konnte eine gezielte Steuerungmöglichkeit über die Kaltdrahtparameter festgestellt werden. Weiterhin ist eine<br />

Abhängigkeit von der Positionierung des zugeführten Kaltdrahtes zu verzeichnen. Bei einem Werkstoffübergang im<br />

2 DVS 337


Lichtbogen tritt ein stärkerer Abbrand der Sauerstoff affinen Elemente Titan und Bor auf, sodass im Schweißgut ein<br />

leicht geringerer Anteil als bei einem im Schmelzbad zugeführten Kaltdraht resultiert. Dennoch ist für eine prozesssichere<br />

Zufuhr des Kaltdrahtes ein Werkstofftransfer im Lichtbogenbereich der Schweißkaverne zu empfehlen,<br />

da nur in diesem Falle gewährleistet werden kann, dass entsprechend hohe Gehalte an Ti (ca. 200 ppm) und B<br />

(ca. 20 ppm) im Schweißgut vorliegen. Die Sauerstoffgehalte wurden nur geringfügig vom KD-Anteil beeinflusst.<br />

Während bei der Referenz ca. 310 ppm Sauerstoff vorliegen, liegen bei den KD-Varianten mit Übergang im Lichtbogen<br />

leicht erhöhte O-Gehalte von 340 ppm und bei direkter Zufuhr in die Schmelze leicht verringerte O-Gehalte<br />

von ca. 270 ppm vor. Die Stickstoffgehalte betragen bei der Referenz ca. 40 ppm und liegen bei sämtlichen KD-<br />

Varianten leicht vermindert im Bereich zwischen 35 und 40 ppm.<br />

Die gezielte Einstellung der chemischen Schweißgutzusammensetzung wurde auch metallographisch bestätigt.<br />

Die Querschliffe des reinen Schweißgutes sind in Abhängigkeit des zugeführten Kaltdrahtanteils in Bild 2 dargestellt.<br />

Es liegen jeweils ferritische Schweißgüter vor. Bei der Referenz ist ein deutlicher Anteil an Hochtemperaturphasen<br />

auf den ehemaligen Austenitkorngrenzen wie allotriomorph proeutektoider Ferrit und Ferrit in Widmannstätten‘scher<br />

Struktur mit gerichteten Sekundärphasen zu verzeichnen. Während intragranular vorwiegend<br />

chaotisch angeordneter acicularer Ferrit bzw. Nadelferrit vorliegt. Die sukzessive Steigerung des Kaltdrahtanteils<br />

bedingt eine Reduzierung der zähigkeitsmindernden Hochtemperaturphasen, welche mit der chemischen Zusammensetzung<br />

korreliert.<br />

3.3 Energetische Beeinflussung<br />

Der Einfluss zusätzlicher Kaltdrahtzufuhr auf die Energiebilanz des UP-Schweißprozesses wurde anhand des effektiven<br />

Wirkungsgrades ηeff kalorimetrisch analysiert. Mittels Flüssigkeitskalorimeter wurde die in das Grundblech<br />

eingebrachte Wärmeenergie bestimmt und mit der umgesetzten elektrischen Arbeit bilanziert (vgl. [11]). Die für die<br />

Bestimmung der gesamten elektrischen Arbeit erforderlichen zeitdiskreten Strom- und Spannungsverläufe wurden<br />

hochfrequent (fs = 12,5 kHz) aufgenommen. Die ermittelten Wirkungsgrade der unterschiedlichen Konfigurationen<br />

sind in Bild 3 aufgeführt. Es wurden jeweils drei Versuche mit redundanten Bedingungen durchgeführt und statistisch<br />

ausgewertet. Bei der UP-Eindraht-Referenzschweißung wurde ein effektiver Wirkungsgrad von ηeff = 94,6 %<br />

ermittelt. Die Schweißungen mit Kaltdrahtzufuhr weisen jeweils einen geringeren Wirkungsgrad in Abhängigkeit<br />

des KD-Anteils auf, welche bei gleichen Schweißstromparametern eine Reduzierung der ins Grundblech eingebrachten<br />

Wärmeenergie bedeutet. Dies kann durch eine effektivere Ausnutzung der Lichtbogenenergie für das<br />

Aufschmelzen des zusätzlichen Drahtes gedeutet werden. Durch die demnach geringere thermische Belastung<br />

des Grundwerkstoffes kann eine verminderte Streckenenergie angenommen und somit höhere Schweißströme zur<br />

Erhöhung der Abschmelzleistung unter Gewährleistung der Schweißeignung des Grundwerkstoffes ermöglicht<br />

werden.<br />

Bild 3: Kalorimetrisch bestimmter effektiver Wirkungsgrad für unterschiedliche UP-Kaltdrahtschweißungen<br />

Bei der Schweißung mit nachlaufend zugeführtem Kaltdraht mit einem Anteil von ca. 31 % wurde der geringste<br />

effektive Wirkungsgrad von ηeff = 85,4 % ermittelt, was einer relativen Veränderung von Δηeff = -9,8 % gegenüber der<br />

Referenzschweißung entspricht. Der aus dem Stand der Technik hervorgehende Heat-Input Reduction Factor C<br />

[7] bzw. die nach [6] erweiterte Form C* (s. Bild 3), welche zudem kaltdrahtbedingt veränderte Strom- und Spannungswerte<br />

berücksichtigt, konnten nicht bestätigt werden. Für die erfolgten Schweißungen ergeben sich rechnerisch<br />

bei zusätzlicher Kaltdrahtzufuhr von +45 % effektive Streckenenergien von E * eff = 1,35 kJ/mm, während die<br />

kalorimetrischen Untersuchungen eine Streckenenergie von E = 1,75 kJ/mm prognostizieren lassen.<br />

4 Versuchsgegenstand<br />

Für die Schweißversuche zur Qualifizierung unter Fertigungsbedingungen wurden genormte Zusatzwerkstoffe<br />

verwendet. Als Ausgangsdrahtpulverkombination wurden Elektroden entsprechend DIN EN ISO 14171-A S3Si der<br />

Fa. Fliess und ein fluoridbasisches Pulver EN 760 SA FB 1 55 AC H5 der Fa. Oerlikon eingesetzt. Dies ergibt ein<br />

ferritisches Schweißgut, welches hauptsächlich aus Nadelferrit (AF) mit Anteilen an typischen Überhitzungsgefügen<br />

wie bspw. Ferrit mit Sekundärphasen (FS) und proeutektoidem Ferrit (PF) besteht (s. Bild 5, Referenz). Als<br />

Grundwerkstoff wurde der normalisierend gewalzte schweißgeeignete Feinkornbaustahl S355NL nach<br />

DIN EN 10025-3 verwendet. Dieser Stahl weist eine Mindestkerbschlagarbeit von 27 J bei einer Prüftemperatur<br />

von -50 °C auf.<br />

DVS 337 3


Geschweißt wurde mittels UP-Tandem-Prozess mit zwei S3Si-Elektroden in Ø 4,0 mm mit DC+ und AC~ Polung.<br />

Bei den mit Kaltdraht angepassten Varianten wurde ein zusätzlicher Draht im Winkel von 8° in das Schweißbad<br />

zwischen den Elektroden eingebracht (s. Bild 4). Dieser wurde entweder gleichartig als S3Si oder artfremd als<br />

S2MoTiB in jeweils Ø 4,0 mm zugeführt. Die einheitliche nominelle Streckenenergie betrug EI = 2,7 kJ/mm.<br />

4<br />

1 Stromkontaktrohr Elektrode 1<br />

2 Kaltdrahtzufuhr<br />

3 Stromkontaktrohr Elektrode 2<br />

2<br />

4 Pulvervorratsbehälter<br />

5 Pulverabsaugung<br />

1<br />

3<br />

5<br />

Bild 4: Versuchskonfiguration und Schweißfolge bei dickwandigen Monopiles (li.) und Parameter der Schweißungen (re.)<br />

Die mechanisch-technologischen Kennwerte wurden an Verbindungsschweißgütern nach DNV GL-OS-401 ermittelt<br />

[1]. Es wurde ein generischer Stumpfstoß mit HV-Nahtvorbereitung (50°, h = 25 mm) an einem Grobblech mit einer<br />

Blechdicke von t = 55 mm definiert. Dies entspricht einer fertigungsrelevanten Teilschweißung (Innen-V-Naht) von<br />

Längs- bzw. Rundnähten an großdimensionalen Monopiles bei der Fa. EEW SPC (s. Bild 4). In der Produktion der<br />

dickwandigen Großrohre wird zunächst einseitig an einer Y-Nahtvorbereitung die Innenschweißnaht gefertigt.<br />

Hierzu werden auf einer MAG-Wurzellage die Fülllagen mittels UP-Mehrdraht-Technologie geschweißt. Anschließend<br />

wird die Außennaht durch Einfräsen einer Tulpenkontur vorbereitet, welche das Entfernen der Wurzelschweißung<br />

miteinschließt. Die Fülllagen der Außen-U-Naht werden ebenfalls mit UP-Mehrdraht geschweißt.<br />

5 Ergebnisse<br />

Es konnten sämtliche Schweißungen prozesssicher angefertigt und anschließend mittels zfP (VT, PT und UT) als<br />

qualitätsgerecht beurteilt werden. Die Charakterisierungen wurden anhand der Qualifizierungsuntersuchungen in<br />

Anlehnung an [1] durchgeführt. Das Festigkeitsverhalten wurde mittels quasi-statischer Zugversuche längs und<br />

quer zur Schweißnaht und das Zähigkeitsverhalten mittels Biege- und Kerbschlagbiegeversuche untersucht.<br />

5.1 Schweißgutmikrostruktur<br />

Die Schweißgutmikrostruktur wurde anhand von Querschliffen metallographisch analysiert. In Bild 5 sind exemplarisch<br />

die relevanten Schweißgutbereiche thermisch unbeeinflusstes Schweißgut (WM AW), Grobkornzone im<br />

Schweißgut (WM GCHAZ), normalgeglühtes Schweißgut (WM GRHAZ) der Mehrlagenverbindungsschweißung von<br />

der Referenz und der Probe B vergleichend dargestellt. Es konnten die aus den Voruntersuchungen abgeleiteten<br />

Parameter für die Optimierung der Gefügestruktur mittels MoTiB-Konzept in den Bereich der fertigungsrelevanten<br />

Mehrlagenverbindungsschweißung transferiert werden. Die infolge der wiederholten Wärmezyklen beeinflussten<br />

Bereiche des Schweißgutes erfahren ebenfalls optimierte energetische Umwandlungsbedingungen, sodass auch<br />

hier eine Kornfeinung zu verzeichnen ist. Die quantitativen Gefügeanalysen erfolgten lichtoptisch anhand von jeweils<br />

drei Mikroschliffen (500:1). Die Matrix wurde mittels Punktanalyse (100-Punkt-Raster) und stereologischer<br />

Interpretation an Nital geätzten Schliffen untersucht. Weiterhin wurden die seigerungsbedingt entstandenen Martensit-Austenit-Mikrophasen<br />

(MA) an mittels Farbniederschlagsätzung nach LePera präparierten Schliffen untersucht<br />

und bildverarbeitungstechnisch (Binarisierung, morphologische Korrekturoperationen, Segmentierung und<br />

Klassifizierung) ausgewertet (s. Bild 6).<br />

Bild 5: Gegenüberstellung der Schweißgutgefügestruktur der UP-Tandem-Verbindungsschweißungen Referenz aus S3Si und<br />

legierungstechnisch modifizierte Probe B mit ca. 30 % KD-Anteil an S2MoTiB, Nital, 100:1<br />

4 DVS 337


Die Phasenanteile der Matrix wurden entsprechend ihrer eigenschaftsbestimmenden Wirkung kategorisch in proeutektoidem<br />

Ferrit intragranular PF bzw. intergranular auf ehemaliger γ-Korngrenze PF(GB), gerichteter Ferrit mit<br />

Sekundärphasen FS bzw. FS(GB) oder Nadelferrit AF klassifiziert (vgl. [12]). Die Ergebnisse des unbeeinflussten<br />

Schweißgutes im Fülllagenbereich sind mit exemplarischen Schliffen in Bild 6 (li.) aufgeführt. Bei gleichartiger Kaltdrahtschweißung<br />

(Probe A) resultieren ähnliche Gefügezusammensetzungen wie bei der Referenz. Der Anteil<br />

intergranularer Hochtemperaturphasen wie PF(GB) und FS(GB) liegt jedoch leicht höher und bedingt einen<br />

ca. 10 % geringeren Nadelferritanteil gegenüber der Referenz. Der AF-Anteil der Schweißung mit MoTiB-<br />

Modifizierung (Probe B) wurde hingegen signifikant auf ca. 83 % gesteigert, während PF- und FS-Anteile stark reduziert<br />

wurden.<br />

Bild 6: Mikroschliffe im Bereich des unbeeinflussten Schweißgutes (WM AW) und Quantitative Matrixauswertung, Nital, 500:1<br />

(li.) und MA-Mikrophasenauswertung, LePera, 500:1 (re.)<br />

In Bild 6 (re.) ist die MA-Auswertung zusammenfassend mit exemplarisch repräsentativen Schliffen dargestellt. Die<br />

Mikroschliffaufnahmen sind mit den bildverarbeitungstechnisch erfassten Segmenten/ Partikeln farblich maskiert.<br />

Partikel mit einer Fläche < 5 µm² sind rot und ≥ 5 µm² grün dargestellt. Es werden jeweils die Flächendichten (FD)<br />

aller erfassten Partikel MAges, der Partikel mit Flächen größer 5 µm² MA>5 und der mit gerichteter Form MAalig (Aspektverhältnis<br />

l/b > 4) verglichen, da diese als lokale Sprödigkeitsbereiche mit dem Werkstoffverhalten korrelieren<br />

[13]. Die MAges-Flächendichten sind bei den Kaltdrahtvarianten gegenüber der Referenz erhöht. Die Probe A weist<br />

eine höhere Dichte an relativ großen und gerichteten MA>5 bzw. MAalig auf, welche insbesondere im Bereich der<br />

ehemaligen γ-Korngrenzen vorliegen und die Ausbreitung instabilen Risswachstums begünstigen. Bei der Probe B<br />

liegen hingegen deutlich weniger großflächige MA>5 und in etwa äquivalent viele MAalig wie bei der Referenz vor.<br />

Die gesteigerte Anzahl und fein disperse Verteilung der MA bei der Probe B kann auf den hohen Nadelferritanteil<br />

zurückgeführt werden und prognostiziert hohe mechanisch-technologische Werkstoffkennwerte. Demzufolge bietet<br />

die KD-Zufuhr die Möglichkeit auch bei perspektivisch höheren Streckenenergien die Ausbildung spröder Phasen<br />

zu kompensieren und somit äquivalente Eigenschaften wie die Referenzschweißung zu erreichen.<br />

5.2 Mechanisch-technologische Kennwerte<br />

Zur Charakterisierung des Schweißgutes bezüglich des Festigkeits- und Duktilitätsverhaltens unter quasistatischer<br />

Zugbeanspruchung wurden Rundzugproben (längs) mit d = 10 mm und l0 = 50 mm geprüft. Es wurden<br />

jeweils ausgeprägte Schreckgrenzen festgestellt. Die ermittelten Kennwerte sind in Bild 7 vergleichend gegenübergestellt.<br />

Bild 7: Festigkeits- und Duktilitätskennwerte des Schweißgutes unter quasi-statischer Zugbeanspruchung (li.) Kerbschlagbiegearbeit<br />

in den relevanten Bereichen der Schweißnaht (re.)<br />

Die Festigkeit und Duktilität der gleichartigen Kaltdrahtschweißung entsprechen denen der Referenzschweißung.<br />

Die obere Streckgrenze im Schweißgut längs beträgt ReH ≈ 520 MPa bei einer Zugfestigkeit von Rm ≈ 590 MPa. Bei<br />

der legierungstechnisch angepassten Probe B wurde eine Erhöhung der Streckgrenze gegenüber der Referenz<br />

DVS 337 5


um ca. 15 % auf ReH ≈ 600 MPa ermittelt. Es liegt für alle Schweißgüter eine hohe Duktilität mit A50 ≥ 28 % vor, welche<br />

die Mindestanforderung entsprechend des Grundwerkstoffes von 22 % erfüllen. Das Schweißgut der Probe A<br />

weist eine leicht höhere Bruchdehnung auf, welche durch den höheren Anteil an PF(GB) begründet werden kann.<br />

Die Untersuchung der Schweißung bezüglich der Kerbschlagbiegearbeit wurde entsprechend des Grundwerkstoffes<br />

bei einer Prüftemperatur von -50 °C durchgeführt. Die Prüfung erfolgte instrumentiert, um über die globale<br />

Energiebetrachtung hinaus detailliertere Informationen zum Versagenshergang zu erlangen. Die umgesetzten<br />

Kerbschlagbiegearbeiten KV2 sind in Bild 7 vergleichend aufgeführt. Es wurde der Mindestwert entsprechend dem<br />

Grundwerkstoff von KVmind. = 27 J jeweils überschritten. In der Schweißgutmitte wurden bei der legierungstechnisch<br />

modifizierten Variante mittlere Kerbschlagarbeiten von 250 J bei -50 °C aufgebracht. Somit wurde eine Steigerung<br />

von 32 % gegenüber der Referenzschweißung erreicht. Bei der Variante mit gleichartigem Kaltdraht sind geringere<br />

Kerbschlagarbeiten im Schweißgut aufgenommen worden, welche mit den Gefügeanalysen korrelieren. In den<br />

Bereichen der Schmelzlinie (SL) und Wärmeeinflusszone (SL+2) wurden hingegen keine eindeutig signifikanten<br />

Veränderungen nachgewiesen. Zumal in diesen Bereichen sehr große Streuungen von über 50 % aufgrund des<br />

inhomogenen Werkstoffzustandes und andersartigen Versagensverhalten vorzufinden sind. Die nach ISO 14556<br />

bewerteten Kraft-Durchbiegung-Kurven im Bereich SG entsprechen alle der Art E (Mischbruch) mit hohem Anteil<br />

an stabilem, einen kleinen Bereich des instabilen und anschließend wieder stabilen Risswachstums. Der jeweils<br />

vorliegende Zähbruch äußert sich ebenso in der lateralen Breitung des Ligaments. Im SL-Bereich treten die Arten<br />

E und F (nur Gleitbruch) und im Bereich SL+2 wiederum D (Spaltbruch nach plastischer Dehnung), E und F auf.<br />

5.3 Wirtschaftlichkeit<br />

Die Wirtschaftlichkeitssteigerung des Einsatzes der Kaltdrahttechnologie beruht auf diversen Faktoren. Von primärer<br />

Bedeutung ist die gesteigerte Abschmelzleistung, wenngleich weitere Sekundäreffekte wie bspw. die Reduzierung<br />

der Nebenzeiten durch eine geringere Raupenanzahl und die Reduzierung der elektrischen Arbeit durch effektivere<br />

Ausnutzung der Lichtbogenenergie zu erwarten sind. Zudem kann eine höhere nominelle Streckenenergie<br />

zur weiteren Abschmelzleistungssteigerung durch legierungstechnische Kompensation zähigkeitsmindernder<br />

Hochtemperaturphasen im Schweißgut erfolgen. Hierzu sind weitere Untersuchungen erforderlich, um den Einsatz<br />

höherlegierter Zusatzwerkstoffe ökonomisch bewerten zu können. Bei der generischen Schweißnaht wurden durch<br />

die erhöhte Abschmelzleistung von ca. +45 % die Raupenanzahl prozesssicher von 9 auf 6 vermindert und bei<br />

äquivalenten Schweißparameter die Schweißzeit und elektrische Arbeit um ca. 31 % reduziert werden.<br />

6 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Durch die Applizierung zusätzlicher Kaltdrähte beim UP-Mehrdrahtschweißprozess konnte eine Effizienzsteigerung<br />

prozesssicher erzielt werden. Die Abschmelzleistung wurde bei äquivalenter Streckenenergie um ca. 45 % erhöht.<br />

Die Gesamtschweißdauer wurde um ca. -31 % reduziert. Bei UP-Eindraht + KD wurde eine Reduzierung des<br />

Wärmeeintrags in den Grundwerkstoff von bis zu -10 % ermittelt. Weiterhin wurde mittels andersartiger Drahtzufuhr<br />

eine gezielte chemische Modifizierung zur Einstellung des gewünschten Schweißgutgefüges vorgenommen. Es<br />

konnte ein Gefüge mit höherer Festigkeit und Kerbschlagarbeit bei tiefen Temperaturen ausgebildet werden. Dies<br />

ermöglicht eine gezielte Impfung des Schweißgutes zur Gefügeanpassung an die jeweilige Schweißaufgabe.<br />

Im Folgenden wird eine Hochskalierung der Prozessmodifikation an bis zu UP-4-Draht-Anwendungen mit zusätzlich<br />

bis zu 4 Kaltdrähten erfolgen und für den Einsatz in der Fertigung qualifiziert werden. Weiterhin wird untersucht,<br />

inwieweit die Streckenenergie – aufgrund der Legierungssteuermöglichkeit und verminderten Energieeinbringung<br />

in den Grundwerkstoff – erhöht werden kann, um eine weitere Abschmelzleistungssteigerung zu realisieren.<br />

7 Danksagung und Förderhinweis<br />

Die Untersuchungen wurden über die TBI Technologie-Beratungs-Institut GmbH als Projektträger<br />

des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern ermöglicht<br />

und durch Kofinanzierung aus dem Operationellen Programm des EFRE in der Förderperiode<br />

2014 – 2020 gefördert. Für die Unterstützung sei gedankt.<br />

8 Quellen<br />

[1] DNVGL-OS-C401: Fabrication and testing of offshore structures. Edition July 2015. s. l.: DNV GL Group. 2015<br />

[2] DVS 0948: Unterpulverschweißen mit seinen Verfahrensvarianten. Düsseldorf: DVS Media GmbH, 1995<br />

[3] KOZAK, T.: Submerged arc welding with an increased efficiency. Welding International. 2015, 29(8), 614-618<br />

[4] RAMAKRISHNAN, M., et al.: Studies on fracture toughness of cold wire addition in narrow groove submerged arc<br />

welding process. Int J Adv Manuf Technol. 2013, 68, 293-316<br />

[5] MOHAMMADIJOO, M., et al.: Influence of cold-wire tandem submerged arc welding parameters on weld geometry<br />

and microhardness of microalloyed pipeline steels. Int J Adv Manuf Technol. 2017, 88(5), 2249-2263<br />

[6] ARETOV, I.: Einfluss der Kaltdrahtzufuhr beim Unterpulverschweißen von hochwarmfesten Nickelbasislegierungen.<br />

Dissertation. Aachen. 2009<br />

[7] RIGDAL, S., et al.: Synergic Cold Wire (SCW) Submerged Arc Welding - Application of a new cost efficient<br />

welding technique to stainless steels. Svetsaren. 1997, 2, 26-31<br />

6 DVS 337


[8] DIRKSEN, D., et al.: Schweißen im Windturmbau. DVS-Berichte. 2004, Band 232, S. 63-67<br />

[9] OHKITA, S., HORLL, Y.: Recent Development in Controlling the Microstructure and Properties of Low Alloy Steel<br />

Weld Metals. ISIJ International. 1995, 35(10), 1170-1182<br />

[10] EVANS, G. M., BAILEY, N.: Metallurgy of basic weld metal. Abington (UK): Woodhead Publishing Limited. 1997<br />

[11] HÄLSIG, A.: Energetische Bilanzierung von Lichtbogenschweißverfahren. Dissertation. Chemnitz. 2014<br />

[12] BANASCHIK, R., BRÄTZ, O., HENKEL, K.-M.: Qualitative und quantitative Gefügeauswertung von ferritischen<br />

Schweißgütern unter Berücksichtigung der MA-Mikrophasenverteilungen. Praktische Metallographie Sonderband.<br />

2016, 50. Metallographie-Tagung, S. 211-216<br />

[13] LAN, L. et al.: Analysis of martensite–austenite constituent and its effect on toughness in submerged arc<br />

welded joint of low carbon bainitic steel. Mater Sci. 2012, 47, 4732-4742<br />

DVS 337 7


Verbessern der Wirtschaftlichkeit des Unterpulverschweißens durch Plasmaunterstützung<br />

U. Reisgen, L. Oster, K. Willms, E. Gonzales Olivares und A. Bettge, Aachen<br />

Um die Wirtschaftlichkeit bestehender Unterpulver(UP)-Schweißanlagen zu verbessern, wird im Rahmen des im<br />

Folgenden vorgestellten Projektes untersucht, in wie weit dies durch eine Prozesskopplung des UP-Verfahrens mit<br />

dem Plasmaschweißverfahren möglich ist. Die durchgeführten Anpassungen des Plasmaprozesses ermöglichen<br />

eine serielle Kopplung von Plasma-Stichloch- und UP-Prozess, ohne dass eine Verringerung der Schweißgeschwindigkeit<br />

des UP-Prozesses erforderlich ist. Durch eine gezielte Einstellung der Brennerausrichtungen zueinander<br />

und Einstellung der Polarität des UP-Prozesses, lassen sich zusätzliche Synergieeffekte hinsichtlich Einbrandtiefe<br />

und Prozessstabilität erzielen. Damit ist es möglich, Blechdicken von 15 mm einseitig in einem Durchgang<br />

und ohne Wurzelschutz im seriell kombinierten Plasma-Stichloch-UP-Verfahren mit Geschwindigkeiten von<br />

50 cm/min in einem Durchgang zu schweißen.<br />

Zukünftige Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die hybride Prozesskopplung, um anschließend ein Benchmark<br />

zwischen den beiden kombinierten Prozessen und etablierten UP-Verfahren durchführen zu können.<br />

1 Einleitung<br />

Steigender Kostendruck in der metallverarbeitenden Industrie lässt das Interesse an neuen, effizienteren Schweißverfahren<br />

zur Wirtschaftlichkeitssteigerung von bestehenden Produktionslinien zunehmen [1-3]. Hybride Schweißverfahren<br />

wie das Laser-Metall-Schutzgas(MSG)-Hybridschweißen oder das Laser-UP-Hybridschweißen sind derzeit<br />

Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten [4]. Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die Verfahrenskombination<br />

von UP- oder MSG-Schweißverfahren mit dem Plasmaschweißverfahren. Vorteile liegen unter anderem in<br />

einer kostengünstigen und robusten Alternative zur Lasertechnik sowie dem verhältnismäßig einfachen Anlagenaufbau.<br />

Hierdurch könnte eine Anwendung gerade für kleine und mittelständische Unternehmen von besonderem<br />

Interesse sein.<br />

Im Rahmen eines industriellen Forschungsprojektes in Kiel wurden im Jahr 2002 das Plasmaschweißen und<br />

Plasmafugenhobeln auf mögliche sinnvolle Verfahrenskombinationen mit anderen Schweißverfahren untersucht.<br />

Ziel war es, im Werk verwendete Schweißverfahren zu einem hybriden Verfahren zu kombinieren, um die Wirtschaftlichkeit<br />

der bestehenden Fertigungslinien zu erhöhen. Hierbei wurde eine Kombination des UP-Verfahrens<br />

mit Plasmastichloch- und Plasmafugenhobel als vielversprechender Ansatz für eine sinnvolle Verfahrenskombination<br />

identifiziert. Diese Forschungsarbeiten wurden in dem Projekt „Optiweld“ der Leibniz Universität Hannover<br />

aufgegriffen und näher untersucht [5]. Dabei wurde eine Kombination aus Plasmastichloch- und UP-Prozess als<br />

zielführend identifiziert, jedoch wurden beide Prozesse zeitlich entkoppelt voneinander eingesetzt.<br />

Aktuelle Arbeiten am ISF greifen die geleisteten Vorarbeiten auf, um sie im Detail zu untersuchen und die Wirtschaftlichkeit<br />

eines kombinierten Plasma-UP-Prozesses im Vergleich zu herkömmlichen UP-Schweißprozessen zu<br />

ermitteln. Ziel ist es, einen Lösungsansatz zu entwickeln, nach dem bestehende Fertigungslinien durch einen verhältnismäßig<br />

geringen Investitionsaufwand in ihrer Leistungsfähigkeit verbessert werden können. Dadurch liegt der<br />

Fokus auf einer gleichzeitigen Anwendung beider Schweißverfahren an einem Schweißkopf in einem gemeinsamen<br />

Schweißprozess.<br />

2 Problemstellung und Lösungsansätze<br />

Prinzipiell lassen sich gemäß Abbildung 1 zwei Möglichkeiten der Verfahrenskombination unterscheiden. Die serielle<br />

Kopplung der Verfahren sieht einen vorlaufenden Plasmastichlochprozess vor, gefolgt von dem UP-Prozess.<br />

Hierbei liegen getrennte Schmelzbäder vor. Bei der hybriden Kopplung wird, unter Verwendung eines weichen<br />

Plasmalichtbogens, der Prozessabstand soweit verringert, dass ein gemeinsames Schmelzbad vorliegt. Durch die<br />

serielle Kopplung können Einseitenschweißungen durchgeführt werden, indem die Schweißung der Wurzellage<br />

und das Auffüllen der Schweißnaht in einem Arbeitsgang erfolgen. Aufwändige Maßnahmen zur Badsicherung<br />

sollen hierbei entfallen, wodurch der Produktionsprozess bezogen auf die erforderliche Anlagentechnik vereinfacht<br />

wird. Herausforderung ist hierbei die Anpassung der Schweißgeschwindigkeit des Stichlochprozesses an die des<br />

UP-Prozesses, um mögliche Vorteile durch die Verfahrenskombination nicht durch eine Verlangsamung des UP-<br />

Prozesses zu verlieren. Eine hybride Prozesskopplung dient der Verbesserung des herkömmlichen UP-Prozesses<br />

durch Erhöhung der möglichen Schweißgeschwindigkeit beziehungsweise der Einbrandtiefe. Hierbei ist insbesondere<br />

zu untersuchen, in wie weit ein stabiler Schweißprozess realisiert werden kann. Einerseits muss der Plasmagasstrom<br />

soweit reduziert werden, dass die UP-Kaverne stabil bleibt, andererseits muss eine ausreichende Kühlung<br />

der Plasmagasdüse durch das Plasmagas gewährleistet sein, um den Düsenverschleiß gering zu halten.<br />

8 DVS 337


Im Folgenden werden die Ergebnisse aus den Untersuchungen der seriellen Prozesskombination dargestellt.<br />

Kombiniertes Verfahren Plasma+UP<br />

Serielle Kopplung<br />

Hybride Kopplung<br />

Plasma‐<br />

Stichloch<br />

UP<br />

Plasma‐<br />

Stichloch<br />

UP<br />

UP+Plasma<br />

UP<br />

Abbildung 1. Mögliche Ansätze und Anwendungsbeispiele für einen kombinierten Plasma-UP-Prozess.<br />

Begrenzender Faktor für die maximale Schweißgeschwindigkeit des Plasmastichlochprozesses ist nach Z. M. Liu<br />

et al. die Bildung von Poren auf Grund von fehlgeleitetem Plasmagas [6]. Gemäß Abbildung 2 steigt der gemittelte<br />

Winkel ϴ der Aufschmelzungsfront vor dem Keyhole mit zunehmender Schweißgeschwindigkeit an, sodass eine<br />

Umleitung des Plasmagases in das Schmelzbad hinter dem Schweißprozess erfolgt. Gleichzeitig führt eine höhere<br />

Schweißgeschwindigkeit bei gleichbleibender Wärmeeinbringung zu einem schnelleren Erstarren des Schmelzbades,<br />

wodurch die Gefahr, Plasmagas in Form von Poren einzuschließen, zunimmt. Dieses Modell kann am ISF in<br />

Vorversuchen abgebildet werden.<br />

a) b)<br />

Vs 1 Vs 2 > Vs 1<br />

5mm<br />

5mm<br />

Abbildung 2. Konzept der Porenbildung durch überhöhte Schweißgeschwindigkeit nach Liu et al. und Nachbildung des Mechanismus<br />

bei Stegschweißungen einer Y-Nahtvorbereitung [6].<br />

Eine Möglichkeit, diesen Effekt der Plasmagasporenbildung zu mindern, ist das Schweißen mit einem definierten<br />

Fügespalt. Erweitert man das Konzept von Liu et al. um diesen Aspekt, so ist davon auszugehen, dass dem Plasmagas<br />

die Möglichkeit gegeben wird, in Schweißrichtung zu entweichen, wodurch der Druck auf das rückseitige<br />

Schmelzbad reduziert wird. Das Plasmaschweißen mit definiertem Fügespalt wurde bereits von Neyka et al. erfolgreich<br />

eingesetzt [7].<br />

Siewert et al. stellen die Möglichkeit dar, dem Schutzgas des Plasmaprozesses Kohlenstoffdioxid zur Erhöhung<br />

der Schweißgeschwindigkeit beizugeben. Dadurch wird einerseits die Viskosität der Schmelze gesenkt, zum anderen<br />

reagiert der Sauerstoff mit Legierungselementen im Grundwerkstoff und es bilden sich Oxide, welche auf<br />

Grund ihrer geringeren Dichte auf der Metallschmelze schwimmen und dadurch deren Oberflächenspannung reduzieren<br />

[8].<br />

Beide Ansätze zur Erhöhung der Schweißgeschwindigkeit des Plasma-Stichloch-Prozesses werden kombiniert<br />

angewendet und im Folgenden erläutert.<br />

Zusätzlich ist bei erhöhten Schweißgeschwindigkeiten in besonderem Maße auf eine ausreichende Schutzgasabdeckung<br />

zu achten, um eine Bildung von Kohlenstoffmonoxidporen zu unterbinden.<br />

DVS 337 9


3 Versuchsaufbau und Anlagentechnik<br />

Die Durchführung der Plasmaschweißungen erfolgt mit einem Plasmabrenner des Typs PMW 350-2 der Firma<br />

EWM. Als Plasmadüse wird eine Kegeldüse der Firma PMC verwendet. Wie in Abbildung 3 dargestellt, werden die<br />

Düsen für eine bessere Zugänglichkeit seitlich angeschliffen und mit einer keramischen Schutzschicht zur Verbesserung<br />

der Standzeit versehen. Um die Schutzgasabdeckung zu verbessern, wird die Schutzgasdüse durch einen<br />

zusätzlichen Mantel erweitert.<br />

a) b)<br />

Abbildung 3. a) Modifizierte Plasmadüse b) Plasmadüse in Y-Nahtvorbereitung mit 60° Öffnungswinkel.<br />

Als Stromquellen werden eine gleich- und wechselstromgeeignete Stromquelle des Typs EWM AC/DC Plasma für<br />

das Plasmaschweißen sowie eine sekundär getaktete Transistorstromquelle PERFECT® arc 1500 AC/DC für das<br />

UP-Schweißen verwendet. Montiert werden die Schweißbrenner an einem Balkenfahrwerk über eine Halterung zur<br />

flexiblen Brennerausrichtung. Die Prozesssteuerung und -überwachung erfolgt über einen Messrechner mit entsprechendem<br />

Labview-Programm. Erfasst werden die Strom- und Spannungsverläufe der beiden Prozesse sowie<br />

die Schweißgeschwindigkeit. Verarbeitet wird S355J0 als Grundwerkstoff sowie UP-Zusatzwerkstoff des Typs<br />

S2Si mit 4 mm Durchmesser in Kombination mit einem aluminatbasischen Pulver der Firma ESAB. Vorversuche zu<br />

Optimierung des Plasmaprozesses werden an Blechen von 8 mm Dicke durchgeführt, kombinierte Einseitenschweißungen<br />

erfolgen an Blechen mit 15 mm Dicke und Y-Nahtvorbereitung. Die Unterseite der Probeneinspannung<br />

weist eine Nut von 25 mm Tiefe auf, um eine störungsfreie Ausbildung des Keyholes zu ermöglichen. Zusätzlich<br />

ist die Möglichkeit gegeben, den Wurzelbereich mit unterschiedlichen Prozessgasen zu formieren.<br />

Für die serielle Prozesskombination werden Prozessabstände von 130 mm bis 230 mm untersucht. Der Abstand<br />

der Plasmadüse zum Werkstück beträgt 5 mm, der Kontaktrohrabstand des UP-Brenners beträgt 25 mm. Der<br />

Plasmabrenner wird bei allen Schweißungen in neutraler Position betrieben, der UP-Brenner mit 5° stechender<br />

Anstellung. Abbildung 4 stellt den Anlagenaufbau für die serielle Prozesskombination dar.<br />

UP-Brenner<br />

Plasmabrenner<br />

Messtechnik<br />

Labviewprogramm<br />

Steuerungstechnik<br />

Abbildung 4. Anlagenaufbau. Links: Balkenfahrwerk mit Schweißbrennern, rechts: Mess- und Steuerungstechnik.<br />

Der vorlaufende Plasmabrenner wird an der Drahtfördereinheit des UP-Brenners montiert und ist bezüglich des<br />

Brennerabstandes und des Anstellwinkels frei einstellbar. Um eine Kontamination des Keyholes durch Schweißpulver<br />

zu verhindern, werden die Brenner durch eine Pulverschütte voneinander getrennt. Die Pulverzufuhr erfolgt<br />

seitlich, um einen möglichst geringen Prozessabstand zu ermöglichen.<br />

4 Anpassung des Plasma-Stichloch-Prozesses<br />

Für eine sinnvolle Prozesskombination von UP- und Plasma-Stichloch-Prozess muss die Schweißgeschwindigkeit<br />

des Plasmaprozesses an die des UP-Prozesses angepasst werden. Als Referenzwert wird eine Schweißgeschwindigkeit<br />

von 50 cm/min gewählt.<br />

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Ausgehend von Schweißungen mit Nullspalt an I-Stößen mit 8 mm Blechstärke wird der Einfluss von definierten<br />

Fügespalten auf die Prozessstabilität des Plasmastichlochprozesses untersucht. Hierbei zeigt sich, dass die Bildung<br />

von Plasmagasporen bei Verwendung eines Fügespaltes unterbunden wird. Zu große Spaltweiten führen zu<br />

einer ungleichmäßigen Aufschmelzung der Wurzelseite.<br />

Durch eine Anpassung der Prozessgaskombination kann, in Verbindung mit einem Fügespalt von 1 mm, ein stabiler<br />

Stichlochprozess mit Schweißgeschwindigkeiten von 40 cm/min an Blechstärken von 8 mm erzielt werden.<br />

Hierbei wird als Plasmagas Argon mit 5 % Wasserstoffzusatz zur besseren Wärmeeinkopplung verwendet. Als<br />

Schutzgas wird Argon mit 18 % CO2-Zusatz verwendet, um eine gleichmäßigere Nahtformung der Nahtoberseite<br />

zu erzielen. Schweißgeschwindigkeiten oberhalb von 40 cm/min führen zu einer starken Nahtüberhöhung und<br />

Entstehung von Kerben an den Nahtflanken. Zu beachten ist allerdings, dass auch bei höheren Schweißgeschwindigkeiten<br />

durch Anpassung des Plasmagasstromes eine gute Durchschweißung und Ausbildung der Wurzelseite<br />

erzielt werden kann.<br />

Die erzielten Ergebnisse der Schweißungen an I-Nahtvorbereitungen lassen sich auf Y-Nahtvorbereitung übertragen.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass eine ausreichende Zugänglichkeit des Schweißbrenners gegeben sein muss,<br />

um die Lichtbogenlänge möglichst gering zu halten. Die Stegbreite wird auf 5 mm verringert, um die stärkere Wärmeableitung<br />

durch die höhere Blechdicke zu kompensieren.<br />

Zusätzlich wird der Einfluss verschiedener Formiergase auf die Prozessstabilität untersucht. Obwohl die Verwendung<br />

sowohl von Argon als auch von Stickstoff mit 5 % Wasserstoffzusatz zum Wurzelschutz eine Verzunderung<br />

der Nahtunterseite verhindern, ist kein positiver Effekt auf die Prozessstabilität zu erkennen. Die im Folgenden<br />

erläuterten kombinierten Schweißungen wurden ohne Formierung der Nahtunterseite durchgeführt.<br />

5 Verfahrenskombination Plasma-Stichloch und UP<br />

Durch die Erhöhung der Schweißgeschwindigkeit des Plasma-Stichloch-Prozesses ist eine serielle Kombination<br />

mit dem UP-Prozess möglich. Hierbei läuft der Plasmabrenner mit einem Prozessabstand von zunächst 130 mm<br />

dem UP Prozess vor und schweißt die Wurzellage der Y-Nahtvorbereitung. Der nachfolgende UP-Prozess füllt die<br />

Naht auf. Die Schweißung erfolgt in einem Arbeitsgang mit einer Schweißgeschwindigkeit von 50 cm/min. Abbildung<br />

5 zeigt das Schliffbild einer seriell kombinierten Plasma-UP-Schweißung, in Tabelle 1 werden die dazugehörigen<br />

Schweißprozessparameter angegeben.<br />

5 mm<br />

Abbildung 5. Schliffbild einer seriell kombinierten Plasma-UP-Schweißung.<br />

Tabelle 1. Schweißprozessparameter des seriell gekoppelten Plasma-UP-Prozesses.<br />

Strom UP<br />

650 A<br />

Strom Plasma<br />

310 A<br />

Elektrodendurchmesser Plasma 4 mm<br />

Elektrodendurchmesser UP 4 mm<br />

Elektrodentyp UP<br />

S2Si<br />

Plasmagas<br />

ArH5/Ar4.6<br />

Plasmagasstrom<br />

5 l/min<br />

Schutzgas<br />

M21<br />

Schutzgasstrom<br />

16 l/min<br />

Schweißgeschwindigkeit<br />

50 cm/min<br />

Grundwerkstoff<br />

S355J0<br />

Blechdicke<br />

15 mm<br />

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