Leseprobe_300337
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niert. Durch die Einstellung eines geeigneten Ti/B-Verhältnisses und Sauerstoffgehaltes im Schweißgut kann zum<br />
einen die Korngrenzenaktivität während der γ-α-Umwandlung herabgesetzt und somit der Anteil an allotriomorphem<br />
Ferrit reduziert werden (z.B. Proeutektoider Ferrit PF) [9]. Zum anderen können oxydische und silikatische<br />
Einschlüsse als heterogene Keime für die Umwandlung in chaotisch angeordnete, intragranulare Nadelferrite fungieren.<br />
Somit kann die Zähigkeit signifikant gesteigert werden. Bei zu hoher Borkonzentration erfolgen hingegen<br />
vermehrt athermische Umwandlungen und es werden insbes. spröde Gefügebestandteile ausgebildet. Weiterhin<br />
wird eine Zulegierung von Molybdän zur gezielten Unterdrückung von Korngrenzenferrit mit grober, polygonaler<br />
Morphologie festgelegt. Entsprechend dem Stand der Technik wurden geeignete chemische Zusammensetzungen<br />
in Voruntersuchungen ermittelt und bezüglich ihrer prognostizierten Gefügestruktur analysiert [9] [10].<br />
3 Voruntersuchungen<br />
Sämtliche für die grundlegenden Voruntersuchungen durchgeführten Schweißungen erfolgten mit UP-Eindrahttechnologie<br />
(DC+) bei äußerer Regelung über den Elektrodenvorschub (∆U-Regelung). Als einheitliche Schweißparameter<br />
wurden die Schweißstromstäke I = 600 A, Schweißspannung U = 30 V bei einer Schweißgeschwindigkeit<br />
vW = 0,55 m/min definiert. Dementsprechend resultiert eine nominelle Streckenenergie von EI = 1,96 kJ/mm. Es wurde<br />
eine Drahtelektrode mit dEl = 4,0 mm nach DIN EN ISO 14171-A S3Si und als zusätzlicher Kaltdraht entweder<br />
gleichartiger S3Si bzw. andersartiger S2MoTiB mit dKD = 2,4 mm unter fluoridbasischem Pulver geschweißt.<br />
3.1 Geometrische Beeinflussung<br />
Zur grundlegenden Überprüfung der Einsatzmöglichkeit einer zusätzlichen Kaltdrahtzufuhr beim UP-Schweißen<br />
wurde der Einfluss variabler Prozessparameter auf die geometrischen Kennwerte der Schweißraupen mittels statistischer<br />
Versuchsplanung (DoE) ermittelt. Hierzu wurde mittels fraktionellen teilfaktoriellen Versuchen die Positionierung<br />
(vor-/nachlaufend, Abstand zur Elektrode, Zufuhrwinkel) sowie der Drahtvorschub des Kaltdrahtes variiert.<br />
Durch Sensitivitätsanalysen wurde der statistische Einfluss auf die wesentlichen Kennwerte wie Schweißnahtbreite,<br />
Schweißnahtüberhöhung, Einbrandtiefe, Einbrand- und Auftragsfläche sowie die Wärmeeinflusszonen-Fläche<br />
untersucht. Die statistische Auswertung mittels Pareto-Analyse ergab, dass der Einfluss des Zufuhrwinkels für die<br />
resultierende Geometrie nicht wesentlich ist und demnach entsprechend der Anwendung variiert werden kann.<br />
Maßgeblich erfolgt eine Beeinflussung durch die Schweißgutvolumina bestimmenden Parameter Kaltdrahtdurchmesser<br />
und Kaltdrahtvorschubgeschwindigkeit. Weiterhin wurden hochfrequente Prozessanalysen anhand des<br />
Parameterverlaufes U(t) und I(t) durchgeführt. Es wurden keine signifikanten Beeinflussungen festgestellt.<br />
In Versuchsreihen wurde sukzessiv ermittelt, bis zu welchem Anteil Kaltdraht prozesssicher zugeführt werden<br />
kann. Es konnten Abschmelzleistungssteigerungen von bis zu +60 % in Abhängigkeit der Positionierung und des<br />
Durchmessers des KD erreicht werden. Bei zu hohem KD-Vorschub wird der Prozess zunehmend destabilisiert.<br />
Des Weiteren kann eine unzureichende KD-Aufschmelzung zu Unstetigkeitsstellen wie festen Schlackeneinschlüssen,<br />
fehlenden Anbindungen sowie unregelmäßige Raupenkonturen aufgrund erhöhter Schmelzbaddynamik<br />
führen.<br />
3.2 Legierungstechnische Beeinflussung<br />
Die legierungstechnische Modifikation des S3Si-Schweißgutes mit S2MoTiB-Kaltdrahtzufuhr wurde durch chemische<br />
Analysen des reinen Schweißgutes nach ISO 6847 mittels optischer Emissionsspektrometrie (metallische<br />
Elemente) und Trägergasschmelzextraktion (O, N) in der Decklage eines 5-lagigen Auftragschweißgutblocks untersucht.<br />
Die für die legierungstechnische Beeinflussung des Schweißgutes relevanten Elemente Molybdän, Titan<br />
und Bor sind in Abhängigkeit der Kaltdrahtzufuhr (Position und Anteil im Schweißgut) in Bild 2 dargestellt. Der<br />
Werkstofftransfer wird bei einer Positionierung nahe der Elektrode (< 2 mm) im Lichtbogen angenommen, während<br />
bei einer nachlaufenden Positionierung > 5 mm von einem Übergang im Schmelzbad ausgegangen wird.<br />
Bild 2: Auszug aus chemischer Analyse des reinen Schweißgutes in Abhängigkeit der Kaltdrahtparameter und Mikrostruktur<br />
des mittigen Schweißgutes (Basis: S3Si) in Abhängigkeit des zugeführten Kaltdrahtanteils (KD: S2MoTiB), Nital, 200:1<br />
Es konnte eine gezielte Steuerungmöglichkeit über die Kaltdrahtparameter festgestellt werden. Weiterhin ist eine<br />
Abhängigkeit von der Positionierung des zugeführten Kaltdrahtes zu verzeichnen. Bei einem Werkstoffübergang im<br />
2 DVS 337