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30. November 2017 SPORT<br />
n 53<br />
Schneller als ein Schulbus<br />
Pauline Lenartz hat eine große Leidenschaft: den Triathlon. Hier hat sich die Wahnbekerin als Senkrechtstarterin erwiesen.<br />
Ob sie später Profisportlerin werden möchte? „Das wäre ein Traum“, sagt sie.<br />
Von Britta Lübbers | Pauline<br />
Lenartz streift sich die Kopfhörer<br />
ab, stellt die Musik aus und<br />
schnauft einmal durch. Es ist<br />
Nachmittag, sie kommt soeben<br />
aus Oldenburg, wo sie die Waldorfschule<br />
besucht, war ganz<br />
kurz zu Hause und hat sich dann<br />
auf den Weg zur Rundschau gemacht<br />
– mit dem Fahrrad natürlich.<br />
Denn Paulines Leidenschaft<br />
ist der Sport, genauer: der Triathlon.<br />
Schwimmen, Radfahren,<br />
Laufen, das sind die Disziplinen,<br />
die sie begeistern. Schwimmen<br />
sei zunächst ihre Schwachstelle<br />
gewesen, sagt die 18-Jährige. Im<br />
Laufen war sie gut, im Radfahren<br />
spitze. Sie hat viel trainiert<br />
und überzeugt nun in allen drei<br />
Sportarten.<br />
„Ich war immer schon ein<br />
sportliches Mädchen“, erzählt<br />
Pauline und lacht. Überhaupt<br />
macht sie – passend zu ihrem<br />
Hobby – einen fröhlichen und<br />
energiegeladenen Eindruck. Ihre<br />
Mutter ist Balletttänzerin, da sei<br />
die Freude an der Bewegung<br />
bereits in der Familie angelegt.<br />
Paulines erster Sport war das<br />
Reiten, bereits als Vierjährige<br />
hatte sie ein Pony, als sie größer<br />
wurde, ein Pferd. Auch in Sachen<br />
Pferdesport hatte sie sich mit<br />
dem Vierkampf gleich mehreren<br />
Disziplinen verschrieben und<br />
nahm an Deutschen Meisterschaften<br />
teil. Aber sie habe oft<br />
Pech gehabt, ihre Pferde mussten<br />
aufgrund von Verletzungen<br />
pausieren, sie musste Turniere<br />
abbrechen. Dennoch blieb sie<br />
dem Reitsport lange treu. Und<br />
hier liegt auch der Grund für<br />
ihre bemerkenswerte Fitness<br />
beim Radfahren. Denn der Stall,<br />
in dem ihr Pferd untergebracht<br />
war, lag rund 20 Kilometer von<br />
zu Hause entfernt. Also radelte<br />
sie fast täglich eben mal so 40<br />
Kilometer den Tacho herunter,<br />
nur um zu ihrem Tier und wieder<br />
zurück zu kommen.<br />
Als sie mit dem Triathlon<br />
anfing, kam ihr dieses Nebenbei-Training<br />
sehr zu Gute, sagt<br />
Pauline, die ihren Sport im<br />
Verein „Die Bären“ in Oldenburg<br />
betreibt, dem größten<br />
Triathlon-Verein in Niedersachsen.<br />
Triathlon, so erfährt man,<br />
wenn man ihr zuhört, ist nicht<br />
nur eine Sache der Ausdauer<br />
und Schnelligkeit, sondern<br />
auch eine Frage der Koordination.<br />
In ihrer Altersklasse muss<br />
Pauline bei Wettkämpfen 500<br />
bis 750 Meter schwimmen, 20<br />
Kilometer Radfahren und fünf<br />
Kilometer laufen. Im kommenden<br />
Jahr will sie die Olympische<br />
Distanz bewältigen, das heißt<br />
1,5 Kilometer schwimmen, 40<br />
Kilometer Radfahren und zehn<br />
Kilometer laufen. Die Wechsel<br />
zwischen den Disziplinen zählen<br />
bei der Zeiterfassung mit, es<br />
gilt also, sich möglichst flott für<br />
die nächste Aufgabe zu präparieren.<br />
Natürlich kennt Pauline<br />
sinnvolle Kniffe. Babyöl hilft,<br />
den Neoprenanzug nach dem<br />
Schwimmen zügig abzustreifen,<br />
die Badekappe wird auf dem<br />
Weg zum Rad heruntergerissen,<br />
die Fahrradschuhe hängen<br />
schon am Lenker, mit Babypuder<br />
kommt man schneller in die<br />
Laufschuhe. Zugleich müssen<br />
die Wettkämpfer sehr zügig von<br />
der waagerechten in die aufrechte,<br />
von der gebückten in die<br />
gerade Haltung kommen. „Da<br />
kann einem schon schwindlig<br />
werden“, lächelt Pauline. Etwas<br />
Hat den Triathlon erst in diesem Jahr für sich entdeckt und räumt<br />
bereits vordere Wettkampfplätze ab: Pauline Lenartz | Foto: privat<br />
schwindlig wurde ihr auch, als<br />
sie bei verschiedenen Triathlon-<br />
Wettbewerben in der Region<br />
gleich mehrfach vordere Plätze<br />
in ihrer Altersklasse belegte.<br />
„Ich bin wohl eine Senkrechtstarterin“,<br />
strahlt sie. Denn den<br />
Triathlon betreibt sie tatsächlich<br />
erst seit diesem Jahr.<br />
Mit ihrem Team nahm Pauline<br />
im Oktober auch am Münsterland-Giro<br />
teil, dem drittgrößten<br />
Radrennen Deutschlands,<br />
und gewann in der Altersklasse<br />
der U 19 das Rennen über<br />
95 Kilometer. „Krass“, lacht sie.<br />
Nach dem Abitur möchte sie<br />
Sport in Köln studieren. Kann<br />
sie sich vorstellen, später einmal<br />
als Leistungssportlerin<br />
anzutreten? „Das wäre ein<br />
Traum“, lautet die Antwort.<br />
Dann schwingt sie sich auf ihr<br />
Rad und fährt zu ihrem Pferd,<br />
von dem sie sich bisher nicht<br />
hat trennen können. Auch für<br />
den Schulweg nach Oldenburg<br />
nimmt sie gerne das Fahrrad.<br />
Dann ist sie schneller als der<br />
Bus.<br />
n<br />
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