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Starke Argumente. Starke Persönlichkeiten.

Geschichten aus dem Landkreis Vechta.

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GESCHICHTEN AUS DEM LANDKREIS VECHTA<br />

In diesen jungen Jahren spielte jedoch noch ein anderer Mensch<br />

eine ganz entscheidende Rolle für mich: meine Mutter. Sie fuhr<br />

meine Schwester, die übrigens auch mal Fußball-Bundesliga<br />

spielte, und mich etwa zum Weser-Stadion nach Bremen. Dort<br />

standen wir beim Training am Zaun, blickten ehrfurchtsvoll<br />

auf Rudi Völler, Thomas Schaaf oder Otto Rehagel und träumten<br />

davon, einmal selbst Profis zu werden. Meine Mutter war<br />

es, die mich mit 15 Jahren ins Jugendleistungszentrum von Bayer<br />

05 Uerdingen brachte und für mich ein Zimmer anmietete,<br />

in dem ich alleine wohnte. Im Gepäck hatte sie ein paar Einmachgläser,<br />

damit ich nicht verhungerte. Und die mir einen<br />

ganz wichtigen Satz mit auf den Weg in die weite Fußball-Welt<br />

gab: „Du bist reich, wenn Du gesund bist. Alles, was dazu<br />

kommt, ist Luxus.“ Ich habe in meinem Leben sicherlich nicht<br />

kurz vorher noch ein Interview geführt und gesagt: 1. Bundesliga,<br />

das wäre ein Traum! Und jetzt sollte es soweit sein? Hammer! Die<br />

wollten mir, dem Brinkmann, `ne Chance geben? Ich sollte gegen<br />

die Bayern spielen dürfen? Der Fußball-Gott hatte mich erhört...<br />

59 Mal durfte ich insgesamt in der 1. Bundesliga auflaufen. Berti<br />

Vogts meinte einmal zu mir: „Du müsstest eigentlich 50 Länderspiele<br />

haben.“ „Weißer Brasilianer“ nannten sie mich, weil<br />

ich angeblich so filigran Fußball spielte. Das alles ehrt mich<br />

natürlich. Am Ende bin ich aber einfach nur mega froh, dass<br />

ich so ein Glück gehabt habe und das Abenteuer „Fußball-Profi“<br />

erleben durfte. Ich bin etliche Male umgezogen, habe in 16<br />

Vereinen gespielt, mit Jürgen Klopp in einem Zimmer geschlafen,<br />

mit Oliver Bierhoff an einer Seite gestürmt und war zwei<br />

FUßBALL WAR UND IST<br />

NACH WIE VOR MEIN<br />

LEBEN. WO ICH MICH<br />

JEDOCH – NEBEN DEM<br />

PLATZ – NACH WIE VOR<br />

AM WOHLSTEN FÜHLE,<br />

DAS IST MEINE HEIMAT.<br />

immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich war auch<br />

mal unangepasst, ein Sturkopf, ein Lautsprecher und habe mein<br />

Herz auf der Zunge getragen. Doch es war mein Weg. Dazu<br />

stehe ich, wenn ich zurückblicke. Und dieser Satz meiner Mutter,<br />

er hat mich dabei immer wieder auf den Boden zurückgeholt.<br />

Meine Mutter war und ist mein Fels in der Brandung. Gott<br />

sei Dank ist sie mit ihren 85 Jahren noch immer topfit.<br />

Von Uerdingen ging es also damals unter anderen über Osnabrück,<br />

Münster, Mainz 05 und den BV Cloppenburg schließlich<br />

in die 1. Bundesliga zu Eintracht Frankfurt. Ich weiß noch, als<br />

ich 1997 im Auto sitzend den Anruf mit dem Angebot aus Frankfurt<br />

bekam. Ich konnte es nicht fassen! Mit Sportredakteur Flanny<br />

Schlömer von der Oldenburgischen Volkszeitung hatte ich<br />

Mal zu Gast im Aktuellen Sportstudio. Fußball war und ist<br />

nach wie vor mein Leben. Wo ich mich jedoch – neben dem<br />

Platz – nach wie vor am wohlsten fühle, das ist meine Heimat.<br />

Das ist Bakum, der Landkreis Vechta, meine Familie, sind meine<br />

Freunde. Zum Kaffee bei meinem Kumpel Clemens Hoping<br />

zu sitzen, an den Fußballplätzen im Landkreis zu stehen und<br />

alte Weggefährten zu treffen oder mit meiner Mutter zu klönen<br />

ist einfach durch nichts zu ersetzen.<br />

Wenn ich mich in Bielefeld ins Auto setze und das Oldenburger<br />

Münsterland ansteuere, dann bin ich gut drauf. Und wenn ich<br />

es mir richtig überlege, dann habe ich nach all den Jahren genau<br />

auf dieses Leben in der Heimat wieder richtig Lust. Ich glaube,<br />

ich werde mal Pläne schmieden...

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