14 DR. MAXIMILIAN EIDEN der kreis – symbol für schöpfen und streben DR. MAXIMILIAN EIDEN geb. 1978 in München I verheiratet I drei Kinder I Studium der Geschichte und Polnischen Philologie an der Humboldt-Universität zu Berlin I Promotion an der Universität Stuttgart I vier Jahre deutsch-polnische Kulturarbeit am Schlesischen Museum zu Görlitz I seit Juli 2013 Leiter des Kultur- und Archivamts und des Eigenbetriebs Kultur im <strong>Landkreis</strong> <strong>Ravensburg</strong> – Schloss Achberg Als Gemeindeverband und Gebietskörperschaft hat der <strong>Landkreis</strong> <strong>Ravensburg</strong> viele Funktionen im Alltag seiner Bevölkerung. Aber er ist kaum mit Händen zu greifen oder ins Auge stechend wie die markante Silhouette einer Stadt oder das unverwechselbare Gepräge eines Dorfs. Jedes Bild einer Landschaft oder Siedlung würde nur einen Teil aus der Vielfalt des zweitgrößten Kreises in Baden-Württemberg mit seinen ländlichen und urbanen, belebten und ruhigen, oberschwäbischen und Allgäuer Dimensionen wiedergeben. Gibt es ein Bild, das den unverwechselbaren Charakter unseres <strong>Landkreis</strong>es zum Ausdruck bringen kann? Wir haben wieder eines gesucht, wie schon für die Publikation „Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Ravensburg</strong> ganz persönlich“. Fündig wurden wir damals bei dem Holzbildhauer Rudolf Wachter und einer bei aller Mächtigkeit leicht wirkenden, für uns Einheit und Bindung repräsentierenden Spirale. Wachter ist einen weiten Weg gegangen, der ihn wegführte vom Handwerk des Bildschnitzers hin zur Bildhauerei und einem einzigartigen Oeuvre, das ihn unter die renommiertesten international tätigen Holzbildhauer einreihte. Er arbeitete mit der Motorsäge, unternahm freihändige Schnitte. Die ihn kannten, sprechen von der großen geistigen und körperlichen Kraft, die er trotz seiner Behinderung in seinen Skulpturen entfaltete. Auch sein unbändiger Formwille ist in ihnen greifbar. 2005, sechs Jahre bevor er in München starb, hat der Künstler dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Ravensburg</strong> einen Kernbestand seines Werks geschenkt. Im Neuen Schloss Kißlegg und entlang eines Weges von „Rudolf Wachter: Stationen“ ziehen die dynamischen Holzskulpturen Bewunderung auf sich und wirken weit über die Grenzen des Kreises hinaus. Die von uns gewählte Skulptur aus der Werkgruppe „New Grange“ ist ihrer Schwester, der Spirale, in Dimensionen, Holzart und Wirkung ähnlich. Sie spricht – typisch für Wachters Schaffen – Sinne, Herz und Verstand zugleich an. Aus Erde und Wasser in die Luft gewachsen, das Feuer als Potenzial in sich, kann Holz hart sein und weich, fest und federnd. Es ist massiv und doch auch sehr beweglich als Ausdruck des Gedankens, den der Künstler in ihm aufgespürt hat. Die ausgewählte Skulptur hat wieder den Kreis als Grundform. Dieser Kreis hat Tiefe und ist komplex, er ist in sich rund und zugleich aufgebrochen, geöffnet zum Aufbruch, mit zwei kraftvoll ausscherenden Bogensegmenten, die nach oben weisen wie schöpfende Hände, Kellen oder Radschaufeln. Dieser besondere, dreidimensionale Kreis kann etwas ins Rollen bringen, gerade indem er aus der Tiefe schöpft. Deshalb kann er uns inspirieren, wenn wir über den <strong>Landkreis</strong> <strong>Ravensburg</strong> und seine <strong>Zukunft</strong> nachdenken.
DR. MAXIMILIAN EIDEN 15 DIESER BESONDERE, DREIDIMENSIONALE KREIS KANN ETWAS INS ROLLEN BRINGEN, GERADE INDEM ER AUS DER TIEFE SCHÖPFT. DESHALB KANN ER UNS INSPIRIEREN, WENN WIR ÜBER DEN LANDKREIS RAVENSBURG UND SEINE ZUKUNFT NACHDENKEN.