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[bewegen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Serie 200 ist die erfolgreichste Baureihe der Omnisbusmarke Setra. Das Bild rechts zeigt Bus-Entwickler Franz Krieglsteiner mit Designleiter Matthias<br />

Lenz. So nackt sieht der Abschnitt eines Busses aus, bevor es an die Gestaltung des Innenraumes geht.<br />

machen können. Franz Krieglsteiner: „Viel<br />

Bein- und Schulterfreiheit auf einem bequemen<br />

Reisesitz – das ist das, was Busreisende<br />

heute unter anderem erwarten. Alles, was derzeit<br />

in Sachen Komfort und Technik möglich<br />

ist, haben wir in die Setra-Baureihe 500 einfließen<br />

lassen.“<br />

komFoRt aLLein Reicht nicht<br />

Doch Reisebusse müssen nicht nur komfortabel<br />

sein, sondern auch die Aspekte Design,<br />

Praxistauglichkeit und sogar Emotionen in<br />

sich vereinen. Jeder Typ muss sich seinen<br />

Platz in der Branche erobern und Busunternehmer<br />

und Fahrgäste auf Anhieb überzeugen.<br />

Der gelernte Karosserie- und Fahrzeugbau-Techniker,<br />

der 1972 beim Ulmer Busbauer<br />

Kässbohrer als technischer Zeichner angefangen<br />

hat, prägte mit seiner Arbeit maßgeblich<br />

die Entwicklung von Reisebussen in den vergangenen<br />

vier Jahrzehnten. Mit Herz und Verstand.<br />

Er war es, der 1972 den Grundrahmen<br />

des S 200 skizzierte, dem Vorläufer der Baureihe<br />

200, die man heute getrost als legendär bezeichnen<br />

kann. Bis heute ist sie die erfolgreichste<br />

Serie der Omnibusmarke Setra, die<br />

seit 1995 zur Stuttgarter Daimler AG gehört.<br />

Die Fertigung der Baureihe 200 führte in den<br />

70er und 80er Jahren in der Region Ulm/Neu-<br />

Ulm zu einem wahren Einstellungsboom. Mit<br />

insgesamt 27.680 Einheiten, von 1976 bis<br />

1991 gebaut, übertraf sie die Verkaufszahlen<br />

der Vorgängerreihe um 150 Prozent. Sie trug<br />

zu großen Teilen zu dem bis heute ungebremsten<br />

Erfolg der selbsttragenden Busse<br />

bei, die in den 50er Jahren von dem Ulmer Ingenieur<br />

Otto Kässbohrer zur Serienreife entwickelt<br />

worden sind.<br />

Franz Krieglsteiner war es auch, der bei<br />

Linien bussen die Fahrtzielanzeige erstmals<br />

hinter der Windschutzscheibe integrierte.<br />

Wer kann sich heute noch etwas anderes vorstellen?<br />

So sah das auch RDA-Präsident Richard<br />

Eberhardt,<br />

der bei der Preisverleihung<br />

in Köln<br />

sagte: „Seit der legendären<br />

Baureihe<br />

200 aus dem Hause<br />

Kässbohrer sind<br />

zahlreiche Innovationen<br />

aus dem<br />

Zuständigkeitsbereich<br />

von Franz<br />

Krieglsteiner in RDA-Präsident Richard<br />

den Bau moderner Eberhardt<br />

Busse eingeflossen.<br />

Diese zeichnen nicht nur die aktuellen<br />

Produkte von Daimler aus, einige davon haben<br />

in der Busindustrie insgesamt Verwendung<br />

und Anerkennung gefunden.“<br />

oFFen FÜR anRegungen<br />

Ehre, wem Ehre gebührt. Der 60-Jährige ist<br />

nicht nur erfolgreich, sondern vor allem bei<br />

vielen Busunternehmern von Italien bis nach<br />

Norwegen äußerst beliebt, da er stets ein offenes<br />

Ohr für deren Wünsche und Anforderungen<br />

hat. Franz Krieglsteiner ließ sich immer<br />

ganz bewusst in die Karten blicken, neben den<br />

Kunden auch von Lieferanten, Forschern und<br />

Fahrgästen. „Nur wenn man mit Kunden frühzeitig<br />

zu neuen Themen ins Gespräch kommt<br />

und herausfindet, wo der Schuh drückt, erreicht<br />

man sein Ziel auf die beste Art“, lautet<br />

die Philosophie des Preisträgers, der sich in<br />

ein formidables Netzwerk aufgebaut hat: „Ohne<br />

eine gute Mannschaft im Hintergrund, die<br />

die Ideen in die Realität umsetzt, nutzt jedoch<br />

die ganze Kreativität nichts. Und am Schluss<br />

muss man neben der entsprechenden Position<br />

im Unternehmen auch das Durchsetzungsvermögen<br />

besitzen, die angestoßenen Projekte<br />

im Haus umzusetzen.“<br />

Dies werden nun bald andere tun, denn im<br />

<strong>Oktober</strong> geht Franz Krieglsteiner in den Ruhestand.<br />

Einen Blick in die Zukunft der Omnibusse<br />

wagt er schon heute: „Das Ambiente eines<br />

Busses wird sich in den kommenden<br />

Jahren noch mehr den modernen Kommunikationsansprüchen<br />

der Fahrgäste anpassen<br />

müssen.“ Vielleicht, so der Entwickler, wird es<br />

in ein paar Jahren gar keine Seitenverglasung<br />

mehr geben, da die Scheiben lieber als Projektionsfläche<br />

für Filme genutzt werden und die<br />

Reisenden sowieso kein Interesse mehr haben,<br />

vorbeiziehende Landschaften zu betrachten.<br />

Reine Utopie? Nicht für Franz Krieglsteiner:<br />

„Man muss die eigenen Visionen immer<br />

wieder mit dem Zeitgeist abgleichen.“<br />

Vorstellen konnte sich Franz Krieglsteiner<br />

schon viel. Wenn auch vielleicht nicht, dass<br />

er als Entwickler einmal mit einem Marketingpreis<br />

für sein Lebenswerk ausgezeichnet<br />

wird. [!]<br />

stefan loeffler<br />

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