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HANSA Januar 2018

HANSA – International Maritime Journal Januar / January 2018

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Editorial<br />

Michael Meyer<br />

Verantwortlicher Redakteur<br />

Identitätswechsel mit Narben<br />

<strong>2018</strong> hat begonnen, Grußkarten mit gut<br />

gemeinten Floskeln wie »Alles Gute im<br />

neuen Jahr« oder »Auf weiterhin gute Zusammenarbeit«<br />

sind abgelegt oder beantwortet.<br />

So Mancher wird bei solchen Sprüchen<br />

nur zerknirscht lächeln können, geht<br />

es für ihn doch schlicht ums Überleben.<br />

Das hat 2017 sehr deutlich gemacht. Denn<br />

was wir am Standort Deutschland erleben<br />

mussten, war kein Facelift, sondern eine<br />

Not-OP, eher ein Identitätswechsel. Mit<br />

deutlichen Narben. In der Linien- und<br />

der Trampschifffahrt, im MPP-Markt, bei<br />

Reedern, Shipmanagern, Maklern und in<br />

den Häfen. <strong>HANSA</strong>- und <strong>HANSA</strong>-Online-Leser<br />

konnten dies gut verfolgen.<br />

Die hiesige Branche leidet nicht erst<br />

seit einem Jahr. Was nun aber immer<br />

deutlicher wird, sind die Auswirkungen:<br />

Übernahmen, Fusionen, Flotten-(Aus-)<br />

Verkäufe, Kontrollübernahme aus dem<br />

Ausland mit Absetzung der Verantwortlichen...Die<br />

Liste wird immer länger.<br />

Einen Anteil haben auch die Banken,<br />

die den vielzitierten Stecker ziehen. Nur<br />

ihnen den schwarzen Peter zuzuschieben,<br />

ist allerdings zu einfach. Doch das ist eine<br />

andere Geschichte.<br />

Sicher ist, dass es bereits einen Lernprozess<br />

gegeben hat und weiter gibt – bei<br />

(fast) allen Beteiligten. Das wurde zuletzt<br />

auf dem hochrangig besetzten 21. HAN-<br />

SA-Forum deutlich. Die Banken werden<br />

weitaus vorsichtiger, Kreditanforderungen<br />

steigen, wir hören von nochmals erhöhtem<br />

Verkaufsdruck. Reeder werden<br />

Expansions- und Neubau-Aktivitäten lange<br />

prüfen, Geschäftspartner werden mit<br />

mehr Bedacht ausgewählt. Aber auch externe<br />

Kapitalquellen, die jahrelang wie ein<br />

Gral durch die Branche getragen wurden,<br />

die aber aufgrund hoher Anforderungen<br />

und Unterschiede in der Geschäftskultur<br />

letztlich nur sporadisch angezapft werden<br />

konnten, scheinen sich besser auf die Situation<br />

vor Ort einzustellen. So sprechen<br />

etwa chinesische Leasing-Gesellschaften<br />

jetzt explizit auch kleine und mittelgroße<br />

Reeder an. Für die »großen« Kapitalmärkte<br />

mangelt es allerdings vielerorts<br />

noch immer an strukturellen und gedanklichen<br />

Voraussetzungen.<br />

Eine wichtige Erkenntnis aus 2017 ist<br />

aber auch: Selbst wenn sich der Flottenverkauf<br />

dramatisch beschleunigt hat, selbst<br />

wenn immer mehr Reeder zu Shipmanagern<br />

werden: Was vor der Krise der eine<br />

oder andere als Degradierung empfunden<br />

hätte, wird heute – zu Recht – als »immerhin«<br />

und »erfolgreiche Neuausrichtung«<br />

bewertet. Es gibt auch deutsche Akteure,<br />

die wachsen. Nicht alles, was hierzulande<br />

verkauft wird, wandert ins Ausland.<br />

Der unfreiwillige Identitätswechsel ist<br />

nicht abgeschlossen. Wie das Gesicht der<br />

Schifffahrt am Ende diesen Jahres aussieht,<br />

weiß keiner. So wichtig ihre Beiträge<br />

auch sind, aber eine Glaskugel hat kein<br />

Analyst, kein Bewerter und kein Schifffahrtstreibender<br />

zur Hand. Auch kein<br />

externer Beobachter. Deren Blickwinkel<br />

wird jedoch auch künftig wichtig bleiben,<br />

im Übrigen auch im kommerziell-technischen<br />

Bereich, Stichwort Automatisierung,<br />

Digitalisierung, Blockchain etc.<br />

Vielleicht geben einige der fundamentalen<br />

Branchen-Indizes Anlass zur Hoffnung.<br />

So kletterte der Baltic Dry Index<br />

zuletzt auf den höchsten Stand seit 47 (!)<br />

Monaten. Auch der NewConTex und der<br />

MPP-Index TMI legten kräftig zu, selbst<br />

der Ölpreis setzte sich zuletzt bei über<br />

62 $ fest. Möglicherweise bekommt die<br />

Schifffahrt eine Verschnaufpause, um<br />

ihre Narben verheilen zu lassen.<br />

Daher und trotz allem auch von der<br />

<strong>HANSA</strong>: Alles Gute fürs neue Jahr!<br />

DIE BESTEN<br />

WÜNSCHE<br />

FÜR <strong>2018</strong>!<br />

Danke für das uns entgegengebrachte<br />

Vertrauen. Wir wünschen den Lesern der<br />

<strong>HANSA</strong> und unseren Geschäftspartnern<br />

ein erfolgreiches und gutes Neues Jahr.<br />

dnvgl.com/maritime<br />

<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 1 3

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