HANSA Januar 2018
HANSA – International Maritime Journal Januar / January 2018
HANSA – International Maritime Journal Januar / January 2018
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Offshore<br />
»Terminprognose nicht möglich«<br />
Vor nicht allzu langer Zeit galt sie als großer Hoffnungsträger, aber wie ist der aktuelle<br />
Stand in Sachen Meerestechnik und Tiefseebergbau? Die <strong>HANSA</strong><br />
sprach mit dem Branchenvertreter Michael Jarowinsky<br />
Als wir vor drei Jahren zum Thema<br />
Tiefseebergbau miteinander sprachen<br />
(<strong>HANSA</strong> 1/2015), sagten Sie: »Das Ganze<br />
nimmt jetzt gerade richtig an Fahrt<br />
auf.« Was ist seither geschehen?<br />
Jarowinsky: Es gibt inzwischen eine deutlich<br />
intensivere Beschäftigung mit den<br />
Tests, die durchgeführt werden müssen,<br />
bevor ein kommerzieller Abbau mariner<br />
mineralischer Rohstoffe erfolgen kann.<br />
Für die so genannten Pilot Mining Tests,<br />
die die Internationale Meeresbodenbehörde<br />
für die Lizenzgebiete in internationalen<br />
Gewässern fordert, ist noch eine<br />
ganze Menge zu tun. Nicht zuletzt muss<br />
die Behörde selbst endlich finale Regelungen<br />
zur Durchführung dieser Tests sowie<br />
für den späteren Abbau der Rohstoffe erlassen,<br />
denn die gibt es bis heute noch<br />
nicht. Bei den vorab erforderlichen Komponententests<br />
sind wir dagegen schon ein<br />
ganzes Stück weiter. Zum Beispiel haben<br />
heimische Unternehmen vorgeschlagen,<br />
im deutschen Lizenzgebiet für Massivsulfide<br />
im Indischen Ozean eine Schlitzwandfräse<br />
am Meeresboden zu testen. Da<br />
laufen gerade Gespräche mit Investoren.<br />
Es gibt auch Diskussionen mit Norwegen<br />
und Frankreich, ein solches Projekt<br />
eventuell in Partnerschaft durchzuführen<br />
– entweder im Indischen Ozean oder vor<br />
der norwegischen Küste, wo es ebenfalls<br />
Massivsulfide gibt.<br />
Deutschland hat Lizenzen zur Erkundung<br />
von Massivsulfiden im Indischen<br />
Ozean und von Manganknollen im<br />
Nordpazifik. Wann ist realistischerweise<br />
mit einem Abbau der Rohstoffe zu<br />
rechnen?<br />
Jarowinsky: Bei den Manganknollen haben<br />
wir zwei offene Punkte. Erstens gibt<br />
es in Deutschland derzeit keinen Knollenkollektor,<br />
das heißt Stand jetzt wären<br />
wir auf Partner aus dem Ausland<br />
angewiesen. Belgien und Polen sind da<br />
schon deutlich weiter, weltweit am weitesten<br />
ist Südkorea. Die zweite Frage ist<br />
die der Aufbereitung und Verhüttung:<br />
Es muss ein Plan entwickelt werden, wie<br />
sich die Knollen an Land aufbereiten lassen.<br />
Bei den Massivsulfiden ist das einfacher.<br />
Diesen Rohstoff gibt es auch an<br />
Land, da ist die Technik vorhanden. Die<br />
hat zwar noch niemand in Wassertiefen<br />
von 2.000 oder 3.000 m eingesetzt, aber<br />
es ist möglich. Einen Termin zum Abbau-Start<br />
kann ich aber in beiden Fällen<br />
nicht prognostizieren. Fest steht, dass<br />
der deutsche Staat als Inhaber der Lizenzen<br />
das entsprechend vorantreiben<br />
muss. Da sind die Diskussionen durchaus<br />
anspruchsvoll und intensiv. Zugleich<br />
muss sich aber auch die heimische Industrie<br />
einbringen und beteiligen. Wir brauchen<br />
mehr Unternehmen, die für sich den<br />
sicheren mittel- und langfristigen Bezug<br />
Foto: www.mhf.berlin<br />
Michael Jarowinsky<br />
ist gleichzeitig Leiter der Geschäftsstelle<br />
für den Nationalen Masterplan<br />
Maritime Technologien (NMMT),<br />
der Fachgruppe marine mineralische<br />
Rohstoffe bei der Gesellschaft für<br />
Maritime Technik (GMT) und<br />
Geschäftsführer der DeepSea Mining<br />
Alliance (DSMA)<br />
dieser Hightech-Metalle, die ja in vielen<br />
Bereichen benötigt werden, einsetzen<br />
und die in diesen Zukunftsmarkt investieren.<br />
Unter anderem wird die Automobilindustrie<br />
angesichts des zu erwartenden<br />
Booms beim Bau von Elektroautos<br />
einen erheblichen Bedarf an den Batteriemetallen<br />
Kobalt, Mangan, Nickel und<br />
Seltene Erden entwickeln – und die sind<br />
alle in den beiden deutschen Lizenzgebieten<br />
am Meeresboden verfügbar.<br />
Wesentliche Technologien für einen Komponententest zum Abbau von Massivsulfiden in der Tiefsee sind ein Spezialschiff und eine Schlitzwandfräse<br />
Quelle: Bauer Maschinen GmbH/<br />
Harren & Partner Group<br />
58 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 1