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ständig über die sozialen Medien auf, und<br />
seit den beiden „The 20/20 Experience“-<br />
Alben sind ja auch schon wieder fast fünf<br />
Jahre vergangen. Es blieb also viel Zeit, um<br />
zurückzublicken. Und deshalb reminisziert<br />
der Junge aus Tennessee auf „Man of the<br />
Woods“ auch über seinen ganz persönlichen<br />
Karriereweg von Memphis, wo er aufgewachsen<br />
ist, bis zu dem Punkt, an den<br />
ihn sein Glück bis heute geführt hat. Dabei<br />
hat sich der 36-Jährige laut der Promotion-Abteilung<br />
seiner Plattenfirma angeblich<br />
zum Ziel gesetzt, den Sound traditioneller<br />
amerikanischer Rockmusik mit modernen<br />
musikalischen Einflüssen zu kombinieren.<br />
Klar, in einer Zeit, in der die größten Countryhits<br />
in den Staaten auf Hip-Hop-Beats<br />
basieren, müsste sich Justin gar nicht so<br />
weit strecken oder seine Komfortzone<br />
verlassen, um die Tradition seiner Heimat<br />
in seinen Sound zu verweben. Tut er aber<br />
gar nicht so sehr. Wer nach den Ankündigungen<br />
erwartet hat, dass er es Miley<br />
Cyrus und ihrem letzten Album gleichtut<br />
(das wirklich zurück zu den Wurzeln ging)<br />
oder dass er so tief in sich selbst gräbt, wie<br />
Lady Gaga es auf „Joanne“ tat, ließ sich<br />
vom Presserummel<br />
und dem Teaservideo<br />
– in dem es<br />
wirklich so aussieht<br />
als würde Justin auf<br />
Bon Ivers Spuren<br />
wandeln – an der<br />
Nase herumführen.<br />
Letztlich bleibt alles<br />
beim Alten: Auch<br />
die neuen Tracks hat er wie immer mit seinen<br />
Freunden Pharrell Williams und Chad<br />
Hugo aka The Neptunes und mit seinem<br />
Buddy Timbaland – dem es nach jahrelangem<br />
Missbrauch von OxyContin endlich<br />
wieder besser geht – geschrieben und aufgenommen.<br />
Was nur zu begrüßen ist, denn<br />
egal wie viel Spaß man vor zwei Jahren mit<br />
der Single „Can’t Stop This Feeeling“ hatte:<br />
Was wir <strong>2018</strong> bei aller Liebe definitiv nicht<br />
brauchen, sind noch mehr Sänger, die sich<br />
von Megasongwriter und Hitproduzent<br />
Max Martin einfach bedienen lassen.<br />
So stand dann auch, was den Sound angeht,<br />
gar kein großes Konzept hinter den<br />
Aufnahmen zu „Man of the Woods“. Koproduzent<br />
und Timbaland-Intimus Danja<br />
(der schon seit „Future Sex/Love Sounds“<br />
zum Team gehört) beschrieb es in einem<br />
Interview mit Complex so: „Ich erinnere<br />
mich, dass ich ins Studio kam und fragte:<br />
,Wie wird der Vibe sein?‘ Er hob nur seine<br />
Hände und meinte: ,Das ist der Vibe.‘ Und<br />
was er anhatte, war ein Flanellhemd, seine<br />
Adidas und eine Jeans. Er war unrasiert<br />
und hatte eine Mütze auf. Genau das war<br />
der Vibe.“ Wenn man die<br />
talentiertesten Produzenten<br />
und Songwriter<br />
im Studio hat, kann<br />
man es eben locker<br />
angehen lassen, und so<br />
haben sie wie immer in<br />
entspannter Atmosphäre<br />
an Beats und<br />
Melodien geschraubt.<br />
MUSIK<br />
Wie schon bei „The 20/20 Expierence“<br />
haben sie dabei wieder nicht geschaut,<br />
welche Trends gerade sonst so in der<br />
Musikwelt stattfinden – was damals ja zu<br />
einem ziemlich experimentellen Klang des<br />
Albums geführt hat. Dieses Mal erinnert<br />
das Verhältnis von Timbaland- und<br />
Neptunes-Songs allerdings wieder stark an<br />
das Solodebüt „Justified“ von 2002, und<br />
schon die erste Single „Filthy“ lässt auf viel<br />
Funk und Groove schließen, der sich weder<br />
im leeren Bombast der aktuellen Popsongs<br />
verliert noch dem depressiven und ins sich<br />
gekehrten R ’n’ B der letzten Jahre nacheifert.<br />
Mr. Timberlake ist letztlich schon immer<br />
oldschool gewesen, und selbst wenn<br />
er auf Timbalands futuristische Beats sang,<br />
war er immer eher ein cooler Crooner, der<br />
sich an den alten Soullegenden orientiert.<br />
Dieser Mann hat einfach Stil.<br />
Was wohl auch der letzte Punkt für seinen<br />
lang anhaltenden Erfolg ist: Justin Timberlake<br />
hat sich selbst zeitlos gemacht. Wem<br />
ein Anzug so steht wie ihm, der braucht<br />
sich eben nicht an Trends zu hängen. Entweder<br />
er setzt sie selbst, bleibt klassisch<br />
oder vermischt Vergangenheit und Gegenwart.<br />
Das gilt ebenso für seine Restaurants<br />
und sein Modelabel „William Rast“ – und<br />
natürlich für „Man of the Woods“. Und<br />
da gibt es dann auch gar nichts mehr zu<br />
kichern. *fis<br />
FOTO: RYAN MCGINLEY