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blu Februar 2018

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ständig über die sozialen Medien auf, und<br />

seit den beiden „The 20/20 Experience“-<br />

Alben sind ja auch schon wieder fast fünf<br />

Jahre vergangen. Es blieb also viel Zeit, um<br />

zurückzublicken. Und deshalb reminisziert<br />

der Junge aus Tennessee auf „Man of the<br />

Woods“ auch über seinen ganz persönlichen<br />

Karriereweg von Memphis, wo er aufgewachsen<br />

ist, bis zu dem Punkt, an den<br />

ihn sein Glück bis heute geführt hat. Dabei<br />

hat sich der 36-Jährige laut der Promotion-Abteilung<br />

seiner Plattenfirma angeblich<br />

zum Ziel gesetzt, den Sound traditioneller<br />

amerikanischer Rockmusik mit modernen<br />

musikalischen Einflüssen zu kombinieren.<br />

Klar, in einer Zeit, in der die größten Countryhits<br />

in den Staaten auf Hip-Hop-Beats<br />

basieren, müsste sich Justin gar nicht so<br />

weit strecken oder seine Komfortzone<br />

verlassen, um die Tradition seiner Heimat<br />

in seinen Sound zu verweben. Tut er aber<br />

gar nicht so sehr. Wer nach den Ankündigungen<br />

erwartet hat, dass er es Miley<br />

Cyrus und ihrem letzten Album gleichtut<br />

(das wirklich zurück zu den Wurzeln ging)<br />

oder dass er so tief in sich selbst gräbt, wie<br />

Lady Gaga es auf „Joanne“ tat, ließ sich<br />

vom Presserummel<br />

und dem Teaservideo<br />

– in dem es<br />

wirklich so aussieht<br />

als würde Justin auf<br />

Bon Ivers Spuren<br />

wandeln – an der<br />

Nase herumführen.<br />

Letztlich bleibt alles<br />

beim Alten: Auch<br />

die neuen Tracks hat er wie immer mit seinen<br />

Freunden Pharrell Williams und Chad<br />

Hugo aka The Neptunes und mit seinem<br />

Buddy Timbaland – dem es nach jahrelangem<br />

Missbrauch von OxyContin endlich<br />

wieder besser geht – geschrieben und aufgenommen.<br />

Was nur zu begrüßen ist, denn<br />

egal wie viel Spaß man vor zwei Jahren mit<br />

der Single „Can’t Stop This Feeeling“ hatte:<br />

Was wir <strong>2018</strong> bei aller Liebe definitiv nicht<br />

brauchen, sind noch mehr Sänger, die sich<br />

von Megasongwriter und Hitproduzent<br />

Max Martin einfach bedienen lassen.<br />

So stand dann auch, was den Sound angeht,<br />

gar kein großes Konzept hinter den<br />

Aufnahmen zu „Man of the Woods“. Koproduzent<br />

und Timbaland-Intimus Danja<br />

(der schon seit „Future Sex/Love Sounds“<br />

zum Team gehört) beschrieb es in einem<br />

Interview mit Complex so: „Ich erinnere<br />

mich, dass ich ins Studio kam und fragte:<br />

,Wie wird der Vibe sein?‘ Er hob nur seine<br />

Hände und meinte: ,Das ist der Vibe.‘ Und<br />

was er anhatte, war ein Flanellhemd, seine<br />

Adidas und eine Jeans. Er war unrasiert<br />

und hatte eine Mütze auf. Genau das war<br />

der Vibe.“ Wenn man die<br />

talentiertesten Produzenten<br />

und Songwriter<br />

im Studio hat, kann<br />

man es eben locker<br />

angehen lassen, und so<br />

haben sie wie immer in<br />

entspannter Atmosphäre<br />

an Beats und<br />

Melodien geschraubt.<br />

MUSIK<br />

Wie schon bei „The 20/20 Expierence“<br />

haben sie dabei wieder nicht geschaut,<br />

welche Trends gerade sonst so in der<br />

Musikwelt stattfinden – was damals ja zu<br />

einem ziemlich experimentellen Klang des<br />

Albums geführt hat. Dieses Mal erinnert<br />

das Verhältnis von Timbaland- und<br />

Neptunes-Songs allerdings wieder stark an<br />

das Solodebüt „Justified“ von 2002, und<br />

schon die erste Single „Filthy“ lässt auf viel<br />

Funk und Groove schließen, der sich weder<br />

im leeren Bombast der aktuellen Popsongs<br />

verliert noch dem depressiven und ins sich<br />

gekehrten R ’n’ B der letzten Jahre nacheifert.<br />

Mr. Timberlake ist letztlich schon immer<br />

oldschool gewesen, und selbst wenn<br />

er auf Timbalands futuristische Beats sang,<br />

war er immer eher ein cooler Crooner, der<br />

sich an den alten Soullegenden orientiert.<br />

Dieser Mann hat einfach Stil.<br />

Was wohl auch der letzte Punkt für seinen<br />

lang anhaltenden Erfolg ist: Justin Timberlake<br />

hat sich selbst zeitlos gemacht. Wem<br />

ein Anzug so steht wie ihm, der braucht<br />

sich eben nicht an Trends zu hängen. Entweder<br />

er setzt sie selbst, bleibt klassisch<br />

oder vermischt Vergangenheit und Gegenwart.<br />

Das gilt ebenso für seine Restaurants<br />

und sein Modelabel „William Rast“ – und<br />

natürlich für „Man of the Woods“. Und<br />

da gibt es dann auch gar nichts mehr zu<br />

kichern. *fis<br />

FOTO: RYAN MCGINLEY

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