E_1928_Zeitung_Nr.023
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14 AUTOMOBIL-REVUE 1*128 — N" 23<br />
Zukunftsprojekte für amerikanische<br />
Grossstadtstrassen.<br />
Der Strassenverkehr von Chicago, einer<br />
Stadt mit über 3% Millionen Einwohner, hat<br />
ähnlich wie in andern amerikanischen Zentren<br />
eine geradezu beängstigende Intensität erreicht.<br />
Die Stadtverwaltung beabsichtigte<br />
deshalb den Bau einer Untergrundbahn, und<br />
beschäftigte sich schon seit mehr als Jahresfrist<br />
eine technische Studienkommission mit<br />
den verschiedenen Projekten. Bürgermeister<br />
William Thompson hat nun einen eigenen<br />
Vorschlag ausgearbeitet, wonach die geschlossenen<br />
Tunnels der Untergrundbahnen<br />
mit ihrer nachteiligen, ungenügenden Lüftung<br />
und künstlichen Beleuchtung durch Galerien<br />
ersetzt würden. Die neue Zukunftsstrasse<br />
hätte nach diesem Vorschlag die nachfolgende<br />
Aufteilung, welche wir zum besseren<br />
Verständnis schematisch darstellen.<br />
Häuserfront<br />
Auf der äussersten Seite links und rechts<br />
zieht sich, wie bis anhin, das gewöhnliche<br />
Trottoir (a) der Häuserfront entlang. An dieses<br />
schliesst sich beiderseits eine sogenannte<br />
Galerie (b) mit Doppelgeleiseeinbau an. Diese<br />
Galerien wären mit Betondächern (e) überdeckt,<br />
die mit ihrer äusseren Längskante an<br />
der Häuserfront ungefähr in der Höhe des ersten<br />
Stockes verankert sind. Gegen die<br />
Strasse zu ruht dieses Zwischendach auf<br />
Pfeilern, so dass durch den noch freibleibenden<br />
Raum in der Strassenmitte (c) Luft und<br />
Licht in die Galerie dringen würde. Die unter<br />
freiem Himmel sich befindliche Fahrbahn<br />
(c) wäre ausschliesslich für den Autofernverkehr<br />
reserviert. Von den unteren Trottoirs (a)<br />
leiten in gewissen Abständen Treppen zu den<br />
oberen Fussgängersteigen (d), von wo aus<br />
kleinere Passerellen auf die andere Strassenseite<br />
führen und so dem Fussgänger die nötige<br />
Bewegungsfreiheit ermöglichen. Für den<br />
Fahrzeugverkehr werden von der Strassenmitte<br />
(c) Rampen nach den Galeriebedachungen<br />
(e) ansteigen, welche dem örtlichen 'Wagenverkehr<br />
dienen würden.<br />
Man glaubt, die Kosten für eine derartige<br />
Anlage niedriger halten zu können, als für die<br />
Untertunnellierung von Strassen und Plätzen<br />
und die dadurch erforderliche Verlegung von<br />
zahllosen Kanälen und Leitungen jeder Art.<br />
Allerdings sind heute manche der Hatiptstrassenzüge<br />
für den Einbau der Galerien viel<br />
zu schmal, so dass die erforderlichen Strassenerweiterungen<br />
gewaltige Kosten zur Folge<br />
hätten. Obgleich uns Europäern das bürgermeisterliche<br />
Projekt, wenn auch echt amerikanisch,<br />
dennoch etwas fantastisch anmutet,<br />
so soll sich doch der Stadtrat von Chicago<br />
mit der Sache ernstlich befassen. Optimisten<br />
hoffen sogar, dass das Projekt so rasch gedeihen<br />
wird, damit man bereits anlässüch der<br />
für 1933 vorgesehenen Weltausstellung in<br />
Chicago den Besuchern aus allen Herren Länder<br />
einige dieser Galeriestrassen im Betrieb<br />
vorführen kann. Vorläufig werden wir uns<br />
allerdings noch damit bescheiden, wenigstens<br />
das vorhandene Strassemietz gründlich auszubauen,<br />
bevor wir uns mit ähnlichen Projekten<br />
befassen! Z.<br />
IM AUSLAND<br />
Reglement der vierten Sizilienfahrt<br />
Soeben wird uns das Reglement der am 8. und<br />
9. Mai dieses Jahres zum viertenmal vom Automobilclub<br />
von Sizilien durchgeführten Sizilienfahrt<br />
zugestellt. Sie ist als offenes Automobilrennen für<br />
Tourenwagen in Serienfabrikation ausgeschrieben<br />
und nach den Bestimmungen des A. J. A.'C.R. und<br />
denjenigen des italienischen Sportreglements reglementiert.<br />
':<br />
Die Fahrstrecke ergibt eine totale Kilometerzahl<br />
von 1038 km, wovon 108 auf die sogenannte Rundfahrt<br />
der kleinen Madonienstrecke und die übrigen<br />
930 km auf die eigentliche Sizilienfahrt entfallen.<br />
Bei der ersteren wird der bekannte Madoniencircuit<br />
befahren und dabei zweimal die Tribünen passiert.<br />
Die übrige Routo, welche während des Rennens<br />
nicht abgesperrt ist. führt u. a. über Messina. Gattania,<br />
Ciracusa, Ragusa, Agrigento, Trappani und<br />
endet in Palermo. Die Fahrzeuge, die nach ihrem<br />
Zylinderinhalt in 7 Klassen eingeteilt sind, müssen<br />
mit je zwei Personen besetzt sein. Die Nennungen,<br />
denen 300 Lire beizufügen sind, müssen bis spätestens<br />
29. April dem Sizilianischen Automobilclub in<br />
Palermo übermittelt werden. Für die Zurücklegung<br />
der Strecken sind Maximalzeiten vorgesehen, wobei<br />
dieselbe für Fahrzeuge von 1100 bis 5000 ccm und<br />
darüber hinaus 24 Stunden und •- für Wagen von<br />
750 bis 1100 ccm 28 Stünden beträgt. Zur Verteilung<br />
gelangen eine Anzahl Preise in Form von<br />
]DDDODDDDD[-lUUIJCX]DDDDDDDODDDDDUULlDDDDODDDDDDDDDDDDuDDCOnDDC<br />
Pokalen, Medaillen und Bargeld. Dem absoluten<br />
Sieger winkt der Pokal des Sizilianischen Automobilclubs<br />
sowie 20000 Lire in bar. Für jede Klasse<br />
sind drei erste Klassenpreise ausgesetzt, wovon der<br />
erste jeweilen aus einer goldenen Medaille und<br />
6000 Lire in bar besteht. Z.<br />
Noch einmal Campbells Rekord. Das Sekretariat<br />
der A. I A. C.R. gibt für den durch Campbell Angestellter einer grossen Garage des öfteren Auto-<br />
Frage 6718. Schleppen von Autos. Ich muss als<br />
in Daytona aufgestellten Geschwindig.keitsweMrekord mobile, die in Panne geraten und nicht sofort wieder<br />
flott zu machen sind, mit dem Auto des Ge-<br />
folgende authentische Zahlen an: 17 935 Sek.; Stundenmittel:<br />
206,058--Meilen gleich 333.062 km. Segrave<br />
erzielte ein, Stundenmittel von 327.972 km. langes Schleppseil verwenden oder ein kurzes ? Ich<br />
schäftes heimschleppen. SoL ich dabei nun em<br />
v. habe schon beide Arten ausprobiert und finde das<br />
lange Seil praktischer als das kurze, aber mein<br />
Chef sagt mir, ich solle den zu schleppenden Wa~<br />
gfn möglichst nahe an mein Auto bindeji-, damit<br />
mir niemand zwischen beide Fahrzeuge kommt.<br />
sAuS\ DEM<br />
LESERKREIS<br />
Aus der Praxis der Zürcher Polizei. Darüber<br />
wird uns-aus Aütomobilistenkreisen geschrieben:<br />
« Man weiss, dass die Zürcher Polizei zur Kontrolle<br />
der von Motorrädern und Automobilen gefahrenen<br />
Geschwindigkeiten eigene Beamte mit Motorwagen<br />
und Registrierapparaten beschäftigt. Eine<br />
zuverlässige Regelung des Verkehrs ist heute in<br />
belebten und verkehrsreichen Stadtteilen durchaus<br />
am Platze und, wo Exzesse festgestellt werden, soll<br />
auch die Bestrafung im Interesse des Verkehrs wie<br />
der Allgemeinheit-überhaupt folgen. Diese neue, an<br />
sich erklärliche Methode, scheint nun aber zur<br />
Schablone geworden zu sein. Wie. vernünftige Vorschriften<br />
vom heiligen Bureaukratismus oft bis zur<br />
Unvernunft missdeutet werden, so scheinen bereits<br />
Schablonenmenscben der Zürcher Polizei an der<br />
Arbeit zu sein.<br />
Mitte Februar fuhr ein Wagen auf der Kreüzbühlstrasse<br />
in ansteigender Richtung und überholte<br />
einen, langsam fahrenden* Lastwagen auf einer<br />
Strecke von 400 m. Hinterher fuhren zwei Polizisten<br />
auf Motorrädern als Kontrolleure. Der Registrierapparat<br />
verzeichnete folgende Geschwindigkeiten:<br />
18 km, 20 km, dann 25 km und steigend auf<br />
45 km während der Ueberholunsr, hierauf sofortiges<br />
Sinken wieder auf 25...km. So die polizeiliche Darstellung.<br />
Hierfür sollte der Mann gebüsst werden.<br />
Es genügt aber nicht, dass der Chauffeur seinen<br />
Fahrausweis und die Adresse seines Prinzipals angibt,<br />
denn eS wird von ihm ein Depositum von<br />
Fr. 30.— verlangt, ansonst der Wagen konfisziert<br />
werde. Der Chauffeur hat nicht soviel Bargeld<br />
bei sich, und die mitfahrende Tochter des Wagenbesitzers<br />
führt keine Geldtasche auf sich. Es folgt<br />
eine sehr unangenehme; Situation, da die Tochter,<br />
zu bestimmter Zeit an Ort und Stelle zu erscheinen<br />
gebenen Bjlde eines so.chen Transportes ersehen<br />
hat. Dem Chauffeur' werden die Fr. 22.—, die können.<br />
te.<br />
er bei sich hat, abgenommen, und dann kann die<br />
Weiterfahrt vor sich gehen. Man sollte doch annehmen<br />
dürfen,/dass die Angabe der Polizeinummer<br />
und der Adresse, des Autöbesitzers, der ein<br />
bekanntes Geschäft in Zürich hat, genügen sollte.<br />
um die Weiterfahrt zu ermöglichen. Durch ein<br />
derartiges Vorgehen der Polizisten können grössere<br />
Unannehmlichkeiten entstehen,, die ganz, und gar<br />
nicht im Verhältnis zu- de,n ;V.ergeben stehen, -er.<br />
Antwort: Sie haben recht, das längere Seil<br />
ist praktischer, weil es den Zusammenstoss der beiden<br />
Wa-gen beim Bremsen und Bergabfahren verhindert<br />
und man dabei auch besser um die Kurven<br />
herumkommt, wenn der Hintermann dieses Geschäft<br />
gut versteht. Um zu verhindern, dass jemand<br />
aus Unachtsamkeit oder Kurzsichtigkeit zwischen<br />
die beiden "Autos gerät, ist es empfehlenswert<br />
und m manchen Ländern sogar gesetzliche Vorschrift,<br />
in der Mitte des Seiles .an diesem ein auffallendes<br />
Zeichen, z. B. ein rotes Tuch oder eine<br />
rote Flagge .anzubringen. Im Notfalle tut es auch,<br />
ein- Taschentuch, wie Sie aus dem hier wiederge-<br />
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