E_1934_Zeitung_Nr.027
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N° 27 - <strong>1934</strong> AÜfOMOBIL-I?£VUE 21<br />
wenig mühsam, ein wenig fremd lautend<br />
von einem Freunde aus einem andern Lande<br />
zu hören!<br />
Als wir aus der Tiefe des Hohlweges traten,<br />
trafen wir oben auf der Höhe einige geschmacklose<br />
Häuschen in der rücksichtslosen<br />
Unordnung unserer Tage, wie sie Menschen<br />
ohne Zucht und Bindung auf den wie von<br />
Schermäusen zerwühlten Boden, von rostigem<br />
Stacheldraht abgezirkt, errichten können.<br />
Und vor dieser, sich zu keiner Gemeinschaft<br />
fügenden Häusergruppe, zwischen vier<br />
gestutzten Akazien, umwachsen von Flieder,<br />
fanden wir die letzte Gruppe und die einzige,<br />
des einst so berühmten, bis- nach<br />
Schweden hinauf bekannten Kreuzweges.<br />
Welch ein Anblick! Den Wolkejisockel des<br />
knienden Engels mit dem Leidenskelch ersetzte<br />
ein grob zusammengemörteltes Postament;<br />
das Haupt des betenden Christus lag,<br />
abgeschlagen, mit zerstörtem Gesicht, quer<br />
über den Schultern. Abseits sass, vornübergesunken<br />
in steinernem Schlaf, mit dem<br />
Lockenhaar über den müden Augen, Johannes<br />
und Petrus, der Alte, lag, das vernarbte Gesicht<br />
in den Armen, langhingestreckt auf dem<br />
Boden.<br />
Der Schwede sagte leise: «Und dann kam<br />
er zu seinen Jüngern und fand sie schlafend<br />
und sprach zu Petrus: « Könnt ihr denn nicht<br />
eine Stunde mit mir wachen ?»<br />
So war es, so ist es, so wird es immer sein.<br />
In deiner schwersten Stunde bleibst du einsam<br />
mit deinem ringenden Herzen.<br />
Reste von Farbe und die Lebensgrösse der<br />
frei im Gelände stehenden Figuren gaben<br />
einen quälenden, bedrückenden Anschein des<br />
wirklich leidenden Lebens.<br />
«Wo aber bleibt des Johannes Bruder, des<br />
Zebedäus zweiter Sohn, wo bleibt Jakobus?»<br />
fragte der Schwede, «Jakobus, der doch auch<br />
den Herrn auf den Berg begleitet hatte?»<br />
Ich schlug die Zweige des blühenden Flie^<br />
derbusches auseinander: drinnen, im Dunkel<br />
des Geästes, bei den flaumgepolsterten<br />
•^"ogelnestern, träumte der steinerne Jakobus<br />
mit halbgeöffneten Augen, gewahrte nicht<br />
hörte nicht, wie der Menschen grausame<br />
Steinwürfe über den rostigen Draht hinweg<br />
seinen Herrn noch einmal getötet; da, im<br />
dämmernden Schatten sass Jakobus unter<br />
den blühenden Dolden, lauschte dem Summen<br />
der Bienen und dem Gesänge der Vögel<br />
und versäumte Verfall und Zerstörung.<br />
«Er träumt», sagte der Schwede, «lass ihn<br />
träumen. Vielleicht überwächst bald der<br />
blühende Flieder auch seinen Bruder Johannes,<br />
überwächst den müden alten Petrus und<br />
verhüllt mit dem Vorhang des wachsenden<br />
Lebens auch noch den gemarterten, heute<br />
wieder gesteinigten Gott. Wenn dann aber<br />
der Engel mit dem Kelche des Leidens nur<br />
blühendes Gesträuch wiederfinden wird,<br />
dann wird er erkennen, dass ein geweihter<br />
Fleck Erde, den die Menschen zerstört und<br />
Jurch dumme Bosheit geschändet haben,<br />
von Gottes blühender Natur immer wieder<br />
geheiligt und gesegnet wird.»<br />
Der Frühling kommt!<br />
Von Otto Michel.<br />
Es wird wieder Frühling. Die Kinder rufen<br />
es sich zu auf der Strasse und die alten Junggesellen.<br />
Die Lehrbuben pfeifen mit den<br />
Vögeln um die Wette, und die Mädchen sind<br />
lustig und kichern.<br />
War das ein Winter mit Grippe und Hippe,<br />
und wohl dem, der Holz und Kohlen im<br />
Keller hatte. Vorbei! Ein toller, unbarmherziger<br />
Föhn hat den ganzen Frost hinweggefegt.<br />
Die Sonne ist wieder da: sie lockt<br />
die Knospen aus Busch und Baum. Gerade<br />
vor meinem Fenster kann man schon die<br />
ersten an den Zweigen der Birke sehen.<br />
Wie konnte es nur kommen, dass wir den<br />
Frühling mitten in Winterleid und -kälte ganz<br />
vergassen? Endlich haben wir ihn wiedergewonnen.<br />
Der Frühling ist ein Schulmeister<br />
aus der guten alten Zeit; er hat aber kein<br />
spanisches Rohr in der Hand, sondern ein<br />
Zuckerrohr und die Taschen voll Süssigkeiten:<br />
er gibt nur zarte Lehren und teilt<br />
^Schule<br />
idemann<br />
Der Mond zeichnet die Silhouette der nahen<br />
Kirche an mein' Fenster, Klar ist die Nacht,<br />
leises Plätschern des Dorfbrunnens schmiegt<br />
sich als treue Melodie in die tiefe Ruhe.<br />
Ich denke — irgendwo singt auch ein Brunnen.<br />
Der Kirchturm strebt stolz zum sternklaren<br />
Himmel, und ein Haus, beschattet von<br />
Bäumen, schaut mit wachen Augen gross,<br />
vertrauenerweckend auf den alten Platz.<br />
Es war Sommer, als mir bei einer Fahrt<br />
durchs Land ein Wegweiser von der Nähe<br />
Deiner Stadt erzählte. In Erinnerung an gemeinsame<br />
Jugend lenkte ich meinen kleinen<br />
Wagen den im blauen Sorhmerduhst ruhenden<br />
Häusern entgegen. Von gold'nen Kornfeldern<br />
umstanden, einem tiefgrünen Bogen<br />
gleich, grüsste als lieber Freund der Buchenwald.<br />
Dann fühlte mein Wagen holpriges<br />
Pflaster;^ enttäuscht und wieder entzückt sah<br />
ich die alte Stadt.<br />
Da, wo die schmale Strasse sich zum Platze<br />
weitet, fand ich Dein Haus. Gross stand es<br />
vor mir, eine Harmonie mit Kirche und Brunnen.<br />
Eindringlicher als die weisse Tafel an<br />
der Türe erzählten die hinanführenden, steinernen<br />
Stufen von Deinem Helferwillen. Denn<br />
ist nicht immer da, wo Menschen Heilung<br />
find Erlöstsein suchen, ein Hinangehen und<br />
Streben Vorbedeutung? —<br />
Schiefertafeln voll Herzen aus. Seine Schulstube<br />
ist der Wald und der Kuckuck sein<br />
Schulwärter. Sein Lehrbuch ist die Welt und<br />
sein Gebet ein Aufschauen ins Ewige.<br />
Frühling: wie das Kindheitserinnerungen<br />
und Träume an unsere hastenden Tage trägt;<br />
Das Haus<br />
Brief an einen Arzt.<br />
Nun fühle ich das Haus als Deinen besten<br />
Freund. Ist es nicht, wenn Du, vergebens<br />
um ein Leben kämpfend, müde heimkehrst,<br />
als ob es Dir sagte: «Komm, birg' Deinen<br />
Kummer um Machtlosigkeit für menschliches<br />
Leid in meiner Ruhe. Verzagtsein, Kleinmut<br />
schützen meine Mauern; am Morgen wirst<br />
Du mit neuer Kraft den Menschen entgegen<br />
sehen.*<br />
Kommst Du leichten Herzens heim — Deinem<br />
Helfen wurde Erfolg —, wie froh blinken<br />
die Fenster! Bei der Treppe wartet eine<br />
Mutter mit krankem Kind, Du nimmst beide<br />
mit Dir — ein Schmerzenslaut —, schon<br />
lächelt unter Tränen der kleine Mund. Da<br />
hilfst, willst allen helfen! So schön ist der<br />
Tag, alles wird Dir zum Segen. Leise zittert,<br />
jubelt Dein Haus mit Dir.<br />
Manchmal ruft Dich in tiefer Nacht ein<br />
Schwerkranker. Die Stadt schläft. Du bist<br />
ganz einsam! Während Deiner Fahrt durch<br />
Nacht und Feld liegt Dein Haus im Mondschein.<br />
Bäume werfen ihre Schattenblätter<br />
an seine Wand, Stunden verrinnen, sehnend<br />
hält es Ausschau nach Dir, atmet nur für<br />
Dich unverrückbare Ruhe und Geborgenheit.<br />
Wie schön ist es, mein Freund, dass Dein<br />
Haus eine Seele hat.<br />
na.<br />
wie das lockt, wie das verzaubert und alle<br />
Strassen voll Glanz und Hoffnung macht!<br />
Was schenkt er uns alles: eine Ampel der<br />
Hoffnung, einen Brunnen jungen Mutes, den<br />
Becher der Lust und des Schwärmens und<br />
den sanften Tempel der Liebe.<br />
Der Tages film<br />
10 Jahre nur Mädels — dann Buben-Zwillinge.<br />
Ein merkwürdiger Rekord ist kürzlich in<br />
dem bayerischen Oertchen Kohlhunden gebrochen<br />
worden. In Kohlhunden kamen seit<br />
10 Jahfen — allen Naturgesetzen zum Trotz wirklich abgetragener, d. h. von einem Weissen<br />
nicht mehr zu tragender Anzug 10<br />
— ausschließlich Mädels zur Welt. Der<br />
kleine Flecken, konnte bereits ausrechnen, Gents. Die Bewertung ist allerdings doch<br />
wann; er ausgestorben sein würde; Nun istmfclisch differeriziert. Aber für diese Mode<br />
, der Rekord doch gebrochen worde'n und — gelten andere Regeln als die, welche der<br />
welch bizarrer Einfall des guten Storches — Prince of Wales aufstellt. In diesem Exportgeschäft<br />
regelt die Nachfrage das An-<br />
gleich in doppelter Aufmachung,: nämlich in<br />
Gestalt von Jungens-Zwillingen. Kohlhunden<br />
atmet auf.<br />
Ein sehr sonderbarer Rekord.<br />
Der amerikanische Pastor F.Deyk hat, zusammen<br />
mit seiner Gemeinde, die ganze Bibel,<br />
das Neue Testament mit eingeschlossen,<br />
in 69 Stunden und 17 Min. durchgelesen. Die<br />
« Offenbarungen » St. Johannis hat dieser<br />
Pastor in einem Zeitraum von 55 Minuten<br />
vorzulesen, vermocht, obwohl dieses Buch « Steigen 'Sie aus für<br />
22 Kapitel enthält. Jetzt erklärt sich der einen Spaziergang? ><br />
,Pastor bereit, zu wetten, dass kein Priester '« Ganz richtig. Ich muss<br />
nämlich nach vorn, um<br />
und keine Gemeinde in der Lage seien, die nachzusehen, ob noch genügend<br />
Wasser im Küh-<br />
Heilige Schrift noch schneller vorzulesen.<br />
Und Wir Wetten," dass keiner in der Lage ist, ler is.t.» ;<br />
die Heilige Schrift stärker zu missverstehen<br />
als dieser Herr «Pfarrer ».<br />
Der Napoleon der alten Hosen.<br />
Der Handel mit alten Kleidern ist bei uns<br />
in Europa ein etwas peinliches Gewerbe.<br />
"Der wirtschaftliche Kreislauf verläuft zwischen<br />
zwei Belästigungen, zwischen der Anfrage:<br />
«Hat der, Herr nicht alte Anzüge zu<br />
verkaufen?» und dem Angebot «tadelloser<br />
Kavalierskleidung». In Amerika aber ist<br />
auch diese Geschäftsgattung längst konzentriert<br />
und vertrustet worden.<br />
Mr. Christensen, der Chef des «,Alt-»Kleider-Trusts»<br />
in Brootlyn, hat am "Eastriver,"<br />
gegenüber den Wolkenkratzern New Yorks,<br />
seine drei Stocks vollgefüllt mit abgelegten<br />
Hosen, Westen, Röcken und Mänteln stehen.<br />
Hier wurden nach den eigeften. interessanten<br />
Angaben des Präsidenten Christensen im<br />
Jahre 1928 für rund 10 Millionen Dollar getragene<br />
Herrenanzüge und Mäntel verkauft.<br />
Die Zahl der Einzelstücke aber festzustellen<br />
war unmöglich, denn der Verkauf geschieht<br />
nach Gewicht. Im Durchschnitt kostet ein<br />
Des Schottländers Mao<br />
Phersons Benzinsparmethode.<br />
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Frühling<br />
Nun werden die Gärten wieder grün<br />
Und voll heimlicher Düfte.<br />
Aus dem Moder der Grüfte<br />
Drängt es zum Blüh'n.<br />
O war' ich ein Strauch doch, war' ich ein<br />
Baum!<br />
Wie wollte ich treiben und spriessen,<br />
Aller Sonne und allem Raum<br />
Meine Knospen erschliessen.<br />
Kenne des Abgrunds gierigen Schlund,<br />
Habe mich jedem Gipfel gestellt —<br />
Möchte jetzt Wurzeln schlagen im Grund,<br />
Selig verbunden der blühenden Welt.<br />
J. L.<br />
gebot, denn als Kundschaft kommen nur<br />
noch Farbige in Betracht, und zwar Eingeborene<br />
exotischer Länder, da auch der ärmste<br />
amerikanische Neger dieses Zeug nicht<br />
mehr tragen würde. Es kommt in Amerika<br />
viel häufiger als bei uns vor, dass man getragene<br />
Kleider kauft, aber hier handelt es<br />
sich nicht um solche second hand-Anzüge,<br />
sondern schon um solche, die aus der dritten,<br />
vierten und fünften Hand kommen. Eine<br />
sonderbare Trennung der Bekleidungsstücke<br />
muss vorgenommen werden. So verlangt z.B.<br />
China vor allem Hosen, während in Indien<br />
Westen gefragt sind. Sehr lebhaft ist der<br />
Handel mit Afrika, aber die Neger dort wollen<br />
keine einfarbigen, sondern möglichst<br />
bunte Stoffe haben. Ein grüner Mantel mit<br />
liia Karos zum Beispiel ist am Kongo gut<br />
seinen halben Dollar wert.<br />
Eine Katze als Pflegemutter junger Turmschwalben.<br />
Ein bekannter Naturforscher berichtete<br />
kürzlich über eine merkwürdige Beobachtung.<br />
Bei dem Abbruch eines alten Gebäudes<br />
fand man einige junge, halbflügge Turmschwalben.<br />
Mitleidige Menschen brachten<br />
diese hilflosen, verwaisten Tierchen zu einer<br />
.einfachen Frau, die schon viele kranke oder<br />
verletzte Tiere gepflegt und! wieder gesund<br />
gemacht hatte. Es gelang ihr auch, die jungen<br />
Turmschwalben, die sie mit Mehlwürmern<br />
fütterte, am Leben zu erhalten. Die ei-<br />
' gentliche Mutterfunktion übernahm jedoch<br />
; die Hauskatze, welche die kleinen Vögel be-<br />
" treute, als ob sie ihre eigenen Kinder wären.<br />
Die Turmschwalben drängten sich eng am<br />
Körper ihrer Adoptivmutter zusammen, um<br />
sich an ihrem warmen Pelz zu wärmen.<br />
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