E_1935_Zeitung_Nr.025
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<strong>1935</strong> No 25<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Vor dem Beginn der internat. Renn-Saison<br />
Schon in 3 Wochen wird die internationale<br />
Rennsaison mit der Mille Miglia eingeleitet,<br />
nur 8 Tage darauf folgt als erster klassischer<br />
Qrosser Preis dieses Jahres das berühmte<br />
Rennen in Monte Carlo, zwei Wochen<br />
darauf schliesst sich der vielversprechende<br />
Grosse Preis von Tunis an und eine Woche<br />
darauf trifft sich die gesamte internationale<br />
Elite in Tripolis. Die meisten Firmen und<br />
Rennställe haben deshalb ihre Vorbereitungen<br />
bereits abgeschlossen, die Fahrer haben<br />
ihre Winterferien beendet und alles wartet<br />
nur noch die wenigen Wochen ab, bis die<br />
Rerinsaison wieder Schlag auf Schlag einsetzt.<br />
Auf breiter Linie sind alle Kräfte mobilisiert<br />
worden, und Tag für Tag werden<br />
weitere Meldungen für die grossen Rennen<br />
dieses Jahres bekannt. Es mag so von Interesse<br />
sein, zu Beginn der Saison noch<br />
einmal einen Blick in die verschiedenen<br />
Rennlager werfen zu können.<br />
Probefahrten der Mercedes-Benz-Rennwagen.<br />
Von den Deutschen ist zur Zeit nur Mercedes-Benz<br />
aktiv, während die Auto-Union,<br />
wie man hört, vom 24. März an auf dem<br />
Nürburgring weitere Trainingsfahrten unternehmen<br />
wird, bei denen vor allem auch<br />
Varzi Gelegenheit erhält, sich der neuen<br />
•Maschine anzupassen. Mercedes-Benz hat in<br />
Monza in den letzten Tagen sehr eifrig gearbeitet.<br />
Unter der Leitung von Ing. Neubauer<br />
trainierten von der «alten Garde»<br />
Caracciola, Fagioli und von Brauchitsch,<br />
doch auch der deutsche Nachwuchs war in<br />
Monza vertreten, nämlich Kohlrausch, Geyer<br />
und Langen; der letztere ist in der Schweiz<br />
ganz unbekannt, während die beiden andern<br />
Fahrer schon verschiedentlich Proben ihres<br />
Könnens abgelegt haben. Es wird sich zeigen,<br />
ob Mercedes-Benz mit seinem Nachwuchs<br />
mehr Glück hat als die Auto-Union.<br />
Prinzipiell darf man sich wohl fragen, ob<br />
Nachwuchsfahrer ohne weiteres die schnellsten<br />
heute existierenden Wagen beherrschen<br />
können, und nicht auch den langsameren<br />
Weg vom kleineren zum grösseren Wagen<br />
einschlagen sollten, wie es bis jetzt Usus<br />
war.<br />
Die in Monza gefahrenen Mercedes-Benz-<br />
Wagen wiesen äusserlich gegenüber dem<br />
letzten Jahre keine wesentlichen Modifikationen<br />
auf. Am meisten fällt jedoch auf, dass<br />
der Motor seinen Ton stark geändert hat.<br />
Das charakteristische helle Singen ist in<br />
ein dunkleres Heulen übergegangen. Der<br />
Motor scheint demnach Aenderungen erfahren<br />
zu haben, über die jedoch Stillschweigen<br />
gewahrt wird. Jedenfalls handelt es sich<br />
immer noch um 8 Zylinder-Linienmotoren<br />
mit dem Kompressor vor dem Vergaser. Die<br />
Bremsleistung der Wagen dürfte wesentlich<br />
erhöht worden sein. Man spricht von einem<br />
Zylinderinhalt der umgeänderten Maschinen<br />
von 4000 ccm. Caracciola erreichte bei seinen<br />
Probefahrten auf dem neuen «Gymkha-<br />
• nakurs» der Monzabahn die Zeit von 2 Minuten<br />
und 13 Sekunden, und schlug damit<br />
den von Stuck auf Auto-Union während des<br />
Grossen Preises von Italien 1934 aufgestellten<br />
Rundenrekord von 2 Minuten 13 3 /s Sekunden,<br />
der dem Mittel von 116,1 km/St, entspricht.<br />
Die technische Leitung scheint von<br />
den Ergebnissen der Fahrten sehr zufrieden<br />
zu sein und auch die Piloten sollen sich geradezu<br />
begeistert geäussert haben. In Monte<br />
Carlo wird Mercedes-Benz gleich mit drei<br />
Maschinen aufrücken, die Caracoiola, Fagioli<br />
und von Brauchitsch anvertraut werden; in<br />
Tunis und in Tripolis starten Caracciola und<br />
Fagioli wiederum.<br />
Die Vorbereitungen im Ferrari-Rennstall.<br />
In den Werkstätten der Scuderia Ferrari<br />
ist dieser Tage der bekannte Alfa Romeo-<br />
Super-Rennwagen mit zwei Motoren fertiggestellt<br />
worden. Diese Maschine, deren Gewicht<br />
natürlich der internationalen Rennformel<br />
nicht entsprechen kann, wird erstmals<br />
in Tripolis eingesetzt und dürfte dann<br />
auch auf der Avus zu sehen sein. Zwei Acht-<br />
Zylinder-Motoren von je 3,2 Liter Zylinderinhalt,<br />
davon einer vorn, der andere im Heck<br />
angeordnet, sollen maximal etwa 340<br />
km/St, entwickeln. Beide Motoren, die die<br />
Kraft auf die Hinterräder übertragen, können<br />
auch einzeln benutzt werden. Vierganggetriebe<br />
und Einzelaufhängung der Räder<br />
sind weitere Merkmale des Wagens, dessen<br />
Karosserie stromlinienförmig gehalten ist.<br />
In den stromlinienförmigen Verkleidungen<br />
befinden sich auch die Behälter für den<br />
Brennstoff. Die Kühlung beider Motoren erfolgt<br />
mit Hilfe einer sinnreichen Konstruktion<br />
durch einen vorn befindlichen Kühler.<br />
Der Wagen wiegt etwa 1000 kg.<br />
Als Fahrer der Maschine wurde Nuvolari<br />
ausersehen. Ein zweiter gleicher Wagen<br />
wird, sofern er noch fertiggestellt werden<br />
kann, Chiron übergeben. Ueber das Wagenmaterial,<br />
das Ferrari in Monte Carlo starten<br />
Iässt, ist noch kein Entscheid gefällt<br />
worden. Er hat zwischen dem 8 Zylinder<br />
3200 ccm-Typ und dem neuen 8 Zylinder<br />
4000 ccm-Typ zu wählen. Der neue 12-Zylinder-Alfa<br />
Romeo mit 4500 ccm-Zylinderinhalt,<br />
der mit grösster Spannung erwartet<br />
wird, befindet sich noch im Bau, und es ist<br />
zur Zeit noch fraglich, ob diese Maschine für<br />
den Grossen Preis von Frankreich fertig<br />
wird. Die Scuderia Ferrari kann also erst<br />
von Mitte der Saison an mit den neuesten<br />
Maschinen aufrücken.<br />
Die neuen Maserati-Rennwagen.<br />
Sehr fleissig ist auch in den Werkstätten<br />
der Gebr. Maserati in Bologna gearbeitet<br />
worden. Die Scuderia Subalpina, die nun das<br />
Monopol auf die neuen Maserati-Wagen besitzt,<br />
hat in den letzten Tagen mit den neuen<br />
Achtzylinder-4300-ccm-Wagen schon die<br />
ersten Probefahrten mit guten Resultaten<br />
durchgeführt. Es wird ihr deshalb möglich<br />
sein, in Monte Carlo diesen neuen Typ bereits<br />
zu zeigen. Als Fahrer kommt voraussichtlich<br />
Etancelin in Frage, während Zehender<br />
und Farina wahrscheinlich den Ende des<br />
letzten Jahres eingeführten Sechszylinder-<br />
Wagen lenken.<br />
Und Bugatti ?<br />
Ueber die Pläne von Bugatti zirkulieren<br />
wieder einmal die widersprechendsten Behauptungen.<br />
Nachdem erst erklärt wurde,<br />
der berühmte Konstrukteur von Molsheim interessiere<br />
sich prinzipiell nicht mehr für<br />
Rennen und sei vom Bau seiner schnellen<br />
Schienenautos vollständig in Anspruch genommen,<br />
erschien kurz nachher das Interview<br />
eines französischen Journalisten, in dem<br />
Bugatti nach wie vor seine Bereitwilligkeit<br />
bekanntgibt, an den Rennen mitzumachen. In<br />
diesem Bericht gibt Bugatti auch bekannt,<br />
dass er in 3 bis 4 Monaten ein neues Modell<br />
herausbringen wird, mit dem verschiedene<br />
Rekorde, die zur Zeit die deutschen Wagen<br />
halten, angegriffen werden sollen, und zwar<br />
nicht auf einer Piste oder auf einer Autostrada,<br />
sondern auf einer schönen französischen<br />
Strasse, um die ausserordentliche Stabilität<br />
und Strassenlage des neuen Typs zu<br />
beweisen. In Monaco wird der französische<br />
Konstrukteur voraussichtlich gar nicht starten,<br />
da seine Maschinen nicht bereit sind.<br />
Auch für den Grossen Preis von Frankreich<br />
Der Sieger der Sternfahr! nach Genf, L. Ghytil-Straub aus Rorschach, beim Studium der Rcmtenkarte;<br />
rechts von ihm eein Mitfahrer, der Sportpräsident der Sektion St. Gallen-Appenzell des T.C.S.,<br />
Herr Burk.<br />
in Montlhery hat er nur einen Wagen eingeschrieben.<br />
Bugatti bleibt nach wie vor der<br />
einzige Konstrukteur, der die Rennen ohne<br />
staatliche Subsidien bestreitet; weshalb ihm<br />
die französische Nationalspende für den Bau<br />
von Rennwagen nicht zugute kommt, ist allerdings<br />
nicht leicht verständlich. Es sei<br />
denn, der ganze, gross aufgezogene Spende-<br />
Plan habe Fiasko erlitten.<br />
Einzelheiten des Sefac-Wagens.<br />
Auch von dem mit grosser Spannung erwarteten<br />
französischen Sefac - Rennwagen<br />
werden nun einige weitere Einzelheiten bekannt.<br />
Der Wagen ist eine Schöpfung von<br />
Emile Petit, der auch schon für die Konstruktion<br />
des famosen 1000 ccm-Salmson-<br />
Rennwagens verantwortlich zeichnete. Er<br />
hat als Kraftquelle einen Achtzylinder-Motor<br />
mit,zwei parallel nebeneinander stehenden,<br />
senkrechten Vierzylinder-Blöcken und zwei<br />
durch Zähnräder miteinander verbundene, im<br />
Qualität und Fortschritt<br />
sind Eigenschaften, denen Wanderer<br />
seinen ausgezeichneten Ruf verdankt.<br />
Seine überlegene Qualität<br />
im Material und die Präzision in der<br />
Verarbeitung geben ihm unbedingte<br />
Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer.<br />
Die aussergewöhnlich angenehmen<br />
Fahreigenschaften und hohen<br />
Leistungen entspringen seiner<br />
fortschrittlichen Konstruktion mit<br />
Schwingachsen und 3 m Radstand.<br />
Dabei ist Wanderer ein ausseist<br />
wirtschaftlicher Wagen und mit<br />
allem modernen Komfort versehen.<br />
Jede Karosserie ist bequem und<br />
geräumig.<br />
WANDERER<br />
SECHSZYLINDER 9,9 oder 11,4 PS<br />
Cabriolets, Cabrio-Limousinen, Limousinen, Siebensilzer usw<br />
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C. SCHLOTTERBECK, AUTOMOBILE A.G.<br />
BASEL, am Bundesbahnhof, Tel. 24.860 ZÜRICH, Falkenstr. 12, Tel. 26.964<br />
entgegengesetzten Drehsinn zueinander rotierende<br />
Kurbelwellen. Sein Zylinderinhalt<br />
beträgt bei 70 mm Bohrung und 90 mm Hub<br />
2760 ccm. Jeder Zylinder hat ein Einlassund<br />
ein Auslassventil, die halb zwangsläufig<br />
gesteuert werden. Der Zylinderkopf besteht<br />
aus einer Spezial-Bronze, die Zylinder aus<br />
nitriertem Stahl und die Kurbelwelle läuft<br />
auf Nadellagern. Zur Zündung dient ein<br />
Scintilla-Vertex-Magnet. Der neuartig durchgebildete,<br />
volumetrische Kompressor wird<br />
mit Kurbelwellen-Tourenzahlen angetrieben.<br />
Die Gebrauchstourenzahl des Motors liegt<br />
zwischen 6000 und 7000 pro Minute.<br />
Die Trockenlamellenkupplung und das<br />
Wechselgetriebe liegen in der Achse der linken<br />
Motorgruppe. Die Vorderräder des Wagens<br />
sind unabhängig voneinander abgefedert,<br />
wogegen für die Hinterachse die starre<br />
Bauart beibehalten wurde. Der Chassisrahmen<br />
ist durch Rohrtraversen versteift. Die<br />
Bremsen zeigen die Bauart Bendix. Der Radstand<br />
beträgt 2,7 m, die Spurweite 1,3 m.<br />
Als Fahrer des Wagens ist bekanntlich Marcel<br />
Lehoux vorgesehen; die ersten Versuche<br />
sollen schon in der nächsten Zeit auf der<br />
Rennbahn von Montlhery stattfinden. Der<br />
Wagen wird bei den meisten Grossen eingesetzt.<br />
Wichtige Beschlüsse der italienischen<br />
Sportkommission. Die Sportkommission des<br />
R.A.C.I., die es noch nie an Initiative fehlen<br />
Hess, hat dieser Tage wieder eine ganze<br />
Anzahl wichtiger Beschlüsse angenommen.<br />
So wurde ein Reglement für eine Europameisterschaft<br />
der Automobilrennfahrer aufgestellt,<br />
das in allen Details der internationalen<br />
Sportkommission in Berlin vorgelegt<br />
werden soll, und an dessen Einführung auch<br />
kaum zu zweifeln ist.<br />
Ferner wurden bedeutsame Entscheidungen<br />
über den in Zusammenarbeit mit dem<br />
französischen und belgischen A.C. geplanten<br />
internationalen Wettbewerb mit neuen flüssigen,<br />
festen oder gasförmigen Treibstoffen<br />
getroffen. Zu der Veranstaltung sind Tourenwagen<br />
bis 4 Liter und einem Höchstgewicht<br />
bis 2200 kg, ferner leichte Lastwagen<br />
und Omnibusse bis zu 6 Liter und einem<br />
Höchstgewicht von 6500 kg und schliesslich<br />
schwere Autobusse und Lastwagen zugelassen.<br />
Die Fahrt wird in Rom beginnen und in<br />
Paris enden. Auf der Littorio-Bahn bei Rom<br />
und der Rundstrecke von Le Mans werden<br />
zwei Geschwindigkeitsprüfungen unter Konsumkontrolle<br />
durchgeführt. Die gesamte Fahrstrecke,<br />
die in verschiedene Etappen zerfallen<br />
wird, misst 3200 km.<br />
Die Sportkommission nahm ferner die<br />
Vorarbeiten zur Bestimmung einer Rennstrecke<br />
auf, die nach einem notwendigen<br />
Ausbau als Versuchspiste für alle Rekordfahrten<br />
dienen könnte.<br />
Schliesslich wurde noch der Entscheid gefasst,<br />
ein Reglement für die Schaffung einer<br />
neuen Rennwagenklasse für den Grossen<br />
Preis von Italien <strong>1935</strong> zu schaffen. Diese<br />
Bestimmungen betreffen Rennwagen mit<br />
Dieselmotoren, für deren Zulassung zu internationalen<br />
Rennen sich damit Italien einsetzt.<br />
Für den bestklassierten Dieselrennwagen<br />
beim Grossen Preis von Italien <strong>1935</strong><br />
ist ein besonderer Geldpreis ausgesetzt worden.<br />
(Amerika hat übrigens der A.I.A.C.R.<br />
einen gleichen Vorschlag zur Schaffung<br />
einer Kategorie von Rennwagen mit Dieselmotoren<br />
unterbreitet. Die A.A.A. wird diese<br />
Klasse auf ihrem Hoheitsgebiet schon dieses<br />
Jahr einführen.)