E_1935_Zeitung_Nr.025
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Flammenfront erfolgen, dass erstens der<br />
räumliche Ablauf der Verbrennung so erfolgt,<br />
dass der letzt verbrennende Anteil<br />
nicht über die Selbstentzündungsbedingungen<br />
hinaus verdichtet und erhitzt wird, und zweitens<br />
der zeitliche Verbrennungsverlauf zunehmend<br />
unabhängig von den Brennstoffel-*<br />
genschaften selbst den Erfordernissen des<br />
betreffenden Motors angepasst wird.<br />
Hierbei handelt es sich im Ottomotor sowohl<br />
um eine Beschleunigung cler Verbrennung<br />
im Sinne der thermodynamischen Forderung,<br />
— als auch offensichtlich für andere<br />
Bezugszeitpunkte um eine Verlangsamung.<br />
Dass zunächst eine Beschleunigung der<br />
Verbrennung erfolgt, ergibt sich aus der<br />
einfachen Tatsache, dass die Verbrennungsgeschwindigkeit<br />
z. B. eines ruhenden verdichteten<br />
Benzin - Luft - Gemisches ähnlich<br />
hoher Temperatur nur um die 2,5 m in der<br />
Sekunde beträgt, — während wir in schnelllaufenden<br />
Fahrzeugmotoren bekanntlich Kolbengeschwindigkeiten<br />
von mehrfacher Grösse<br />
benutzen. Wenn also nicht durch Wirbelung<br />
mit mehr als 2,5 m/sek. Geschwindigkeit<br />
gleichsam das «Streichholz zum Anzünden»<br />
in der Ladung pneumatisch rasch herumgetragen<br />
würde, dann könnte die motorische<br />
Verbrennung der Kolbengeschwindigkeit<br />
gar nicht nachkommen. Umgekehrt haben<br />
aber Zylinderköpfe mit stärkst möglicher<br />
Wirbelung, also raschester Gemischverbrennung<br />
keineswegs Bestwerte für die Klopffestigkeit<br />
ergeben. Diese erzielt man vielmehr<br />
durch sinnvolles Langrecken der<br />
Verbrennungswege, also Verlangsamung der<br />
Verbrennung.<br />
Wie so häufig bei scharfen Diskussionen,<br />
so ist es wohl auch hier bei den Meinungsverschiedenheiten<br />
zwischen den um die Zylinderkopfforschung<br />
besonders verdienten<br />
Forschern Ricardo und Whatmough : Sie<br />
haben beide recht, — Ricardo mit seiner<br />
Forderung der Beschleunigung der Verbrennung<br />
durch grösstmögliche Wirbelung und<br />
Whatmough mit seiner Forderung der<br />
räumlichen und zeitlichen Steuerung der<br />
Verbrennung besonders zur physikalischchemischen<br />
Schonung des in Gefahr der<br />
Selbstentflammung befindlichen letzt verbrennenden<br />
Ladungsanteils.<br />
Die entsprechende Gegenforderung einer<br />
physikalisch-chemischen Schonung des letzt<br />
verbrennenden Ladungsanteils lautet dahin,<br />
nicht nur den letzt verbrennenden Ladungsanteil,<br />
sondern die gesamte Ladung in dem<br />
zeitlichen Ablauf ihrer Verbrennung, möglichst<br />
weifgehend von ihrer eigenen physikalisch-chemischen<br />
Eigenart unabhängig zu<br />
machen, — d. h. durch sinnvolle Zerklüftung<br />
des Verbrennungsraumes die Verbrennung<br />
selbst in die Hand zu bekommen. Als theoretisches<br />
Endziel einer solchen Entwicklung<br />
der Otto - Verbrennung möchte ein Motor<br />
vorschweben, dessen Verbrennung erst an<br />
glühender Oberfläche im Verbrennungsraum<br />
erfolgt.<br />
Merkwürdigerweise sehen wir genau die<br />
gleiche Entwicklung nur mit umgekehrten<br />
Vorzeichen hinsichtlich der Entwicklung des<br />
Verdichtungsverhältnisses beim Fahrzeugdieselmotor.<br />
Der klassische ortsfeste Dieselmotor<br />
mit Drucklufteinspritzung hat einen<br />
möglichst einfachen oberflächenarmen Verbrennungsraum,<br />
— so wie er der thermodynamischen<br />
Theorie entspricht, — und hohe<br />
Verdichtung. Um aus dem ortsfesten Dieselmotor<br />
einen Fahrzeugmotor zu machen, galt<br />
es, die Drehzahl zu erhöhen und gleichzeitig<br />
nach Möglichkeit das Verdichtungsverhältnis<br />
herabzusetzen. Beim Ottomotor strebt<br />
man ein möglichst hohes Verdichtungsverhältnis<br />
an — im Einklang mit den Lehren<br />
der Thermodynamik, — weil dadurch einmal<br />
Temperaturniveau und Drucklage der<br />
Verbrennung erhöht werden, diese also entsprechend<br />
der Forderung nach Gleichraumverbrennung<br />
beschleunigt wird, — und weil<br />
zum anderen nach der Carnot'schen Ueber-<br />
Iegungen die Arbeitsausbeute durch die so<br />
erzielte Erhöhung des Temperaturniveaus<br />
vergrössert wird. '<br />
Bei der Dieselverbrennung ist eine erheblich<br />
höhere, etwa 16-fache Verdichtung erforderlich,<br />
um die Luftladung auf genügend<br />
helle Rotglut zu bringen, dass der eingespritzte<br />
Brennstoff ohne allzu grossen Zündverzug,<br />
der zu Klopferscheinungen führen<br />
kann, entsprechend dem Gesetz der Pumpenförderung<br />
verbrennt.<br />
Die Erzielung der für den betreffenden<br />
Dieselbrennstoff ausreichenden Temperatur<br />
kann für das Anlassen durch künstliche<br />
Wärmezufuhr, z. B. elektrische Qlühkerzen<br />
örtlich erleichtert werden. Für den Betriebszustand<br />
gibt es in absichtlich unvollständiger<br />
Kühlung der Anordnung von Glühschalen,<br />
Glühköpfen und zahlreichen anderen Massnahmen<br />
Mittel, ausreichend hohe Temperaturen<br />
mit möglichst niedrigen Verdichtungsverhältnissen<br />
zu erreichen. Entsprechend<br />
haben auch neuerdings erfolgreiche Bemühungen<br />
eingesetzt, den Einspritzverlauf<br />
der Pumpe entsprechend Diesels Grundgedanken<br />
wirklich dem gewünschten Verbrennungsverlauf<br />
anzupassen, also beispielsweise<br />
auch auf den Zündverzug Rücksicht zu nehmen.<br />
Hierher gehört die Bemessung von Einspritzbeginn,<br />
Einspritzverlauf und Einspritzende<br />
in Zusammenhang mit der Forderung<br />
des Einspritzstrahls.<br />
Um nun den wegen Lagerbeanspruchung<br />
und harten Ganges unbequemen hohen Verdichtungsdruck<br />
des einfachen Diesels zu<br />
verringern und gleichzeitig durch Beschleunigung<br />
der Verbrennung über das Mass der<br />
Pumpenförderung hinaus höhere Motordrehzahlen<br />
zu verwirklichen, musste man interessanterweise<br />
das grundsätzlich genau gleiche<br />
Mittel anwenden, welches bei der Ottoverbrennung<br />
eine Verdichtungserhöhung gestattete,<br />
— nämlich die Zerklüftung des Verbrennungsraumes,<br />
— die VergrÖsserung seiner<br />
spezifischen Wandfläche, die Oberflächenverbrennung.<br />
Formen von Dieselverbrennungsräumen,<br />
lassen erkennen, wie sehr<br />
stark oberflächenentwickelt gerade die neuesten<br />
Entwicklungsformen der Verbrennungsräume<br />
von Fahrzeugdieselmotoren sind.<br />
Mögen sich die neuzeitlichen Fahrzeug-*<br />
dieselmotoren «Vorkammermotoren»; oder.;<br />
«Luftspeichermotoren» nennen, mögen • si©<br />
gekühlte oder ungekühlte Einsätze und die<br />
interessantesten Wirbeltheorien" besitzen, —<br />
gemeinsam ist ihnen samt und sonders, dass<br />
sie die spezifische Oberfläche des Verbrennungsraumes<br />
erheblich vergrössern und dadurch,<br />
und nur dadurch, eine Herabsetzung<br />
des Verdichtungsverhältnisses gestatten.<br />
Welche Bedeutung der spezifischen Oberfläche<br />
des Verbrennungsraumes zukommt*<br />
leuchtet ein, wenn man daran denkt, wie<br />
stark verschieden die Verbrennung in gros-:<br />
sen und in kleinen Motoren verläuft, wie ins4<br />
besondere die Verwirklichung der Dieselverbrennung<br />
in kleinen Zylindereinheiten auf<br />
Schwierigkeiten stösst. Nun hat etwa ein<br />
halbkugeliger Verbrennungsraum bei 180<br />
mm Bohrung eine spezifische Oberfläche<br />
von 0,5 qcm' pro ccm. Diese spezifische<br />
Oberfläche vergrössert sich bei einem kleinen<br />
Zylinder von 60 mm Bohrung bei glei-"<br />
eher halbkugeliger Verbrennungsraumform<br />
nicht weniger als auf das Dreifache, nämlich<br />
1,5 qcm pro ccm. Schauen wir nun die Entwicklung<br />
der Dieselverbrennungsräume auf<br />
Manchmal, wenn sie allein war in ihrem gesegnet<br />
reinen Zimmer, weinte sich Orchid in<br />
den Schlaf, aber vielleicht ebensosehr aus<br />
einem dunklen Geheimnis als auch aus einer<br />
Pein. Und darunter verborgen doch das Weh.<br />
Arme Nana.<br />
Nana musste irgendwie davongegangen<br />
sein mit dieser Trübung in den Augen, die<br />
sie benebelte, irgendwo hingegangen — mit<br />
dem Mann, der ganz stoppelig war, auf seinen<br />
Handrücken, auf seiher Backe, auf seiner<br />
Brust. Irgendwohin"weg, die beiden Betrunkenen.<br />
Ein Unfall auf dem dunklen Ufer.<br />
Schiffe, die in der Nacht untergehen...<br />
Man sagte Orchid auf der Polizeistatio«<br />
des Mulberry Street Distrikts, als sie einmal<br />
gelegentlich nachfragte, lange, nachdem der<br />
Fall aufgehört hatte, mehr als ein Protokoll<br />
zu sein, dass eine Frau namens Annie Sargossa,<br />
ihre Mutter, wahrscheinlich sich mit<br />
dem beschriebenen Seemann an jenem Sonntagnachmittag<br />
ihres Verschwindens eingeschifft<br />
habe.<br />
Eingeschifft mit dem Seemann. Kaum;<br />
Nana, die mit ihren trüben Augen viel zu<br />
stumpf war, um achtgeben zu können. Die<br />
dunklen Ufer, eher, Wasser unter den Brükken...<br />
Und dann brachte eines Tages ein Schutzmann<br />
die Parodie eines Hutes mit einer sehr<br />
schäbigen Baumwollrose an der Krempe."<br />
Er lag durch Wochen in einem unordentlichen<br />
Haufen von Gegenständen auf der Polizeistube<br />
und wartete auf Agnoszierung, bis<br />
Orchid ihn bei einem ihrer Nachforschungsbesuche<br />
bleich herausholte.<br />
Es war Nanas Hut, den der Schutzmann<br />
auf einem Pier aufgehoben hatte.<br />
Plötzlich, wenn auch nicht zu klar, hatte<br />
sie das Bewusstsein ihrer eigenen Schönheit.<br />
Die Mädchen im Clara von Hütten sprachen<br />
ihr davon. Sie drängten sich des Abends in<br />
ihr Zimmer, um ihr beim Bürsten des geschmeidigen<br />
schwarzen flügelgleichen Haares<br />
zuzusehen, und sagten ihr, dass ihre<br />
Hautfarbe dem cremefarbenen Plüsch gleiche,<br />
mit dem der Kindersarg im Fenster des<br />
Leichenbestatters in der Lexington Avenue<br />
ausgeschlagen war.<br />
Es machte Spass, schön zu sein. Die Mäd-*<br />
chen wurden ein wenig unterwürfig. Orchid 1<br />
hatte jetzt auch Geld. In Beträgen. Acht<br />
Dollar die Woche, von denen sie vier für<br />
Wohnung und Essen zahlte, wie alle Mädchen<br />
im Clara von Hütten im Verhältnis zu<br />
ihren Einkünften einen Betrag zahlen mussten.<br />
Dann blieben ihr noch vier übrig, nachdem<br />
sie die Matrosenbluse und den Rock bezahlt<br />
hatte und die Omnibusfahrten, Schirm, Coldcreme,<br />
Zwirnstrümpfe, Toiletteseife und all<br />
die anderen entzückenden Zubehöre, die in<br />
ihrer neuen Welt Notwendigkeiten geworden<br />
waren.<br />
AUTOMOBIL-REVUE . <strong>1935</strong> - N? 25<br />
dem Lichtbild an, so finden wir, dass darüber<br />
hinaus durch das Abgehen vom halbkugeli-<br />
:en Verbrennungsraum eine VergrÖsserung<br />
der spezifischen Oberfläche auf das Dreioder<br />
Vierfache, also auf nicht weniger als<br />
vielleicht 5 qcm pro ccm Brennraum stattgefunden<br />
haben muss. .<br />
jper Erfolg dieser Massnahme beim Fahrseugdiesel<br />
ist denn auch erheblich. Neuzeitiche<br />
Fahrzeugdieselmotoren brauchen nicht<br />
mehr 16- oder 17fach, sondern nur mehr<br />
läfach zu verdichten, was Höchstverdichtungsdrucken<br />
von ca. 20—25 atü gegen 35<br />
atü und entsprechenden Unterschieden in den<br />
Verbrennungsdrucken entspricht. Parallel dazu<br />
muss allerdings eine Voreinspritzung des<br />
Brennstoffes erfolgen, so dass der Brennstoff<br />
nicht mehr nach dem Pumpenförderungsgesetz<br />
verbrennt, sondern vielmehr<br />
zunehmend mit der glühenden Luft ein verbrennliches<br />
Gemisch bildet, das nach seinen<br />
eigenen Gesetzen abbrennt. So kann man<br />
nach der Diagrammform bei Fahrzeügmotoren<br />
nicht ohne weiteres sagen, ob es sich um<br />
eitlen Ottomotor oder einen Dieselmotor<br />
handelt. Man kann also geradezu davon<br />
sprechen, dass im neuzeitlichen Fahrzeugdieselmotor<br />
ein Mittelding zwischen Ottouijd<br />
Dieselverbrennung erfolgt, und muss<br />
dabei hervorheben, dass die zeitliche Beherrschung<br />
dieses eigentümlichen Verbrennungsvorganges<br />
weitgehend durch Zerklüftung<br />
in Richtung der Oberflächenverbrennung<br />
geschieht.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
LINKSGEHEN<br />
Fortsetzung von Seite 1.<br />
Daraus geht hervor, dass die Möglichkeit<br />
besteht, auf kantonalem Boden das Verhalten<br />
der Fussgänger auf der Strasse im Interesse<br />
der Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />
zweckmässiger und straffer zu regeln<br />
als dies im Bundesgesetz über den Motorfahrzeug-<br />
und Fahrradverkehr der Fall ist.<br />
Grundsätzlich wäre somit für die Kantone<br />
die Möglichkeit gegeben, eine Vorschrift aufzustellen,<br />
wonach die Fussgänger, mit Rücksicht<br />
auf den Motorfahrzeugverkehr und im<br />
Interesse der eigenen Sicherheit, verhalten<br />
werden könnten, links zu gehen. Tatsächlich<br />
besteht bereits heute eine städtische Vorschrift<br />
in diesem Sinne, indem in Bern die<br />
Fussgänger gehalten sind, auf der Kornhausbrücke<br />
links zu gehen. Diese Vorschrift<br />
wurde mit Rücksicht; auf .die- breiten Wagen<br />
der Bern-Bolligen-Worb-Bahn und deren hervorstehende,<br />
für das Publikum unter Umständen<br />
eine Gefahr bildende Trittbretter erlasserr.<br />
1 " 4<br />
Der Motorfahrzeugführer weiss leider viel<br />
besser als der Fussgänger, wie sehr dieser<br />
letztere auf der rechten Strassenseite gefährdet<br />
ist. Die Beleuchtungsfrage der Motorfahrzeuge<br />
ist heute noch weit davon, gelöst<br />
zu sein. Es wäre nützlicher, statt wie<br />
eine' putzsüchtige Dame nach neuen Hüten,<br />
•alljährlich nach neuen Farben, Formen und<br />
unnötigen technischen Schikanen zu suchen,<br />
der Beleuchtungsanlage der Motorfahrzeuge<br />
grössere Aufmerksamkeit, zu schenken. In<br />
abgeblendetem Zustande sowie bei. dunkler,<br />
schwarzer und nasser Strasse ist die heute<br />
zur Verfügung stehende Beleuchtung im Verhältnis<br />
zu der Geschwindigkeit der Wagen<br />
unzulänglich. Auch der vorsichtige Fahrer<br />
weiss, wie unendlich schwer am Strassenrand<br />
sich bewegende Fussgänger oft erkennbar<br />
sind und wie häufig solche erst im allerletzten<br />
Augenblick feststellbar sind und wie<br />
vielfach ein Unfall nur Dank einer gütigen<br />
Vorsehung vermieden werden konnte.<br />
Und dann blieb ihr von den gesammelten<br />
Wochenersparnissen genug, um eine kleine<br />
Reihe von billigen zarten Dingen wie Eau de<br />
Cologne, Parfüm, nach denen man doch verlangte,<br />
hinten auf den Waschtisch zustellen;<br />
und dann noch immer genug, um hinunter in<br />
die Kleidermacherabteilung zu gehen, wo<br />
Schützlinge des Clara von Hütten für einen<br />
Pappenstiel einen Rock machten.<br />
Nach den ersten Wochen der Erholung von<br />
den Schmerzen in ihrem Rücken und ihren<br />
Beinen begann die Erregung über das wachsende<br />
Bewusstsein ihrer Schönheit zu steigen.<br />
Unten in der Kleidermacherabteilung gaben<br />
sie ihr Muster von Geweben und drängten<br />
sich in Scharen um sie. «Dieser blaue<br />
Serge wird sich sehr flott an dir machen.»<br />
«Die Dandys treffen sich in dieser Woche<br />
beim Franklin. Der blaue Serge würde ein<br />
fabelhaftes Lockmittel sein.» «Oh, er würde<br />
dir eine blendende Linie machen, Ork.»<br />
Oder: «Dieser schwarze Faule wird grossartig<br />
zu deinem Haar und zu deiner Haut<br />
passen. Gott muss wohl ein bisschen Blau<br />
in den Lehm gegeben haben, als er dich geschaffen<br />
hat.»<br />
«Und wie ist das? Nonnenschleier. Sag',<br />
würde das nicht sehr fesch sein, so in einem<br />
Graugrün, das zu deinen Augen passt.»<br />
Aber plötzlich wünschte Orchid diese<br />
Dinge-nicht mehr, als sie -die Muster der<br />
'<br />
Der Fussgänger seinerseits glaubt, mit<br />
Recht, seiner Pflicht zu genügen, wenn er<br />
sich am rechten Strassenrand bewegt. Er<br />
nimmt ohne weiteres an, durch die Scheinwerfer<br />
eines Motorfahrzeuges für dessen<br />
Führer rechtzeitig sichtbar zu werden.<br />
Die grossen Gefabren<br />
der dunklen, nassen Strasse, des Nebels, der<br />
Abblendung und der damit reduzierten Sichtmöglichkeit,<br />
etc. nicht kennend, sieht er sich,<br />
abgesehen vom Rechtsgehen, zu keinen besondern<br />
Massnnhmen veranlasst, während er<br />
für den Mötorfahrzeugführer in dessen Rükken<br />
einen dunkien, schwer zu erkennenden<br />
Gegenstand bildet. Würde dagegen der<br />
Fussgänger statt rechts, links gehen, so<br />
würde er statt von hinten überholt, gekreuzt.<br />
Einmal wäre die helle Farbe des Gesichtes<br />
auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen<br />
leichter feststellbar, als der gleichmässig<br />
dunkle Rücken des Fussgängers. Sodann<br />
hätte namentlich der Fussgänger — was er<br />
beim Ueberholen nicht hat —die Möglichkeit,<br />
rechtzeitig auszuweichen, für den Fall, dass<br />
er nicht, oder zu spät erkennbar werden<br />
sollte. Sicher würde eine Linksgehordnung<br />
der Fussgänger und aller andern Strassenbenützer,<br />
soweit es sich nicht um Motorfahrzeuge<br />
und Fahrräder handelt, erheblich zur<br />
Hebung der Verkehrssicherheit beitragen —<br />
vorausgesetzt, dass sie strikte und allgemein<br />
durchgeführt würde. Der Motorfahrzeugführer<br />
und Radfahrer müssten unter allen Umständen<br />
damit rechnen können, ansonst ein<br />
Wirrwarr entstehen würde, das das Gegenteil<br />
der angestrebten Verkehrssicherheit zuf<br />
Folge haben würde. Das Gleiche wäre auch<br />
dann der Fall, wenn z. B. eine Linksgehordnung<br />
nur in einzelnen Kantonen eingeführt<br />
würde, in andern dagegen nicht.<br />
Zusammenfassend geht aus den vorstehenden<br />
Ausführungen hervor, dass<br />
1. das Bundesgesetz über den Motorfahrzeugund<br />
Fahrradverkehr der Einführung einer Linksgehordnung<br />
für Fussgänger nicht im Wege steht.<br />
2. dass eine solche zur Zeit nur durch die<br />
Kantone einführbar ist.<br />
3. dass eine solche praktisch nur mCgtlch Ist<br />
und die damit bezweckte grössere Sicherheit des<br />
Fussgängers auf der Strasse nur dann erreicht<br />
werden kann, wenn sie gleichzeitig von allen Kantonen,<br />
d. h. für das ganze Gebiet der Schweiz eingeführt<br />
und strikte durchgeführt wird.<br />
Bis wir so weit sind, darf nicht unterlassen<br />
werden, bei der Verkehrserziehung mit allem<br />
Nachdruck darauf hinzuweisen, wie schlecht<br />
sichtbar am Strassenrand sich bewegende<br />
Fussgänger in der Dunkelheit auch für den<br />
vorsichtigen und gewissenhaftesten Mötorfahrzeugführer<br />
sind.<br />
Sivassen<br />
Dr. R. v. Stürler.<br />
Vom Julier. Letzten Sonntag besichtigte<br />
der Vorsteher des eidg. Post- und Eisenbahndepartementes,<br />
Bundesrat Pilez, in Begleitung<br />
von Generaldirektor Dr. Furrer,<br />
Vertretern der Bündner Regierung und der<br />
Schweizerischen Verkehrszentrale den winterlichen<br />
Julier. Trotz den häufigen und ergiebigen<br />
Schneefällen dieses Winters haben<br />
vom November bis Februar rund 6000 Motorfahrzeuge<br />
die Passhöhe überfahren. Bundesrat<br />
Pilet hat bei dieser Gelegenheit darauf<br />
hingewiesen, dass die dauernde Offenhaltung<br />
dieses schon von den Römern benützten<br />
Passes kein lokales und auch kein<br />
bündnerisches, sondern ein wichtiges schweizerisches<br />
Verkehrsproblem sei. Im weitern<br />
gab das bundesrätliche Mitglied dem Wunsch<br />
Ausdruck, es möchten durch die Oeffnung<br />
mehrerer, sich gegenseitig unwirtschaftlich<br />
konkurrenzierender Alpenpässe nicht .Mittel<br />
und Kräfte zersplittert werden.<br />
gen bis zur Wirklichkeit der Spitzenabteilung<br />
im Titanic tatsächlich durchgeführt hatte.<br />
Mag sein. Und doch glaubte Orchid leidenschaftlich<br />
daran, dass man schliesslich erreichen<br />
konnte, was man sich wünschte, wenn<br />
man irgendwie, auf irgend eine Art die Fähigkeit<br />
in sich zu entwickeln imstande wäre,<br />
es so hartnäckig und geradezu aufrührerisch<br />
zu verlangen, dass nichts ausser dem Erfolg<br />
diesen Aufruhr beschwichtigen könnte.<br />
Was Orchid wünschte! In den Jahren,<br />
während dieses erregende Leben im Titanic<br />
wie eine wütende Flut um sie brandete, dass<br />
es ihre Augen blendete und ihr Gehirn müde<br />
machte, war es nicht leicht, genau zu umgrenzen,<br />
was sie wünschte. Nicht einmal für<br />
sie selbst. Die unbestimmten Schönheiten, die<br />
sie fühlte — und der dumpfe Schmerz darüber,<br />
dass sie so ferne lagen.<br />
An den Abenden im Lesezimmer des<br />
«Hauses» und später im Clara von Hütten<br />
pflegte sich dieser dumpfe Schmerz ihrer zu<br />
bemächtigen, obwohl sie ihn doch nicht verstand.<br />
Der Anblick eines Gedichtes auf der<br />
weiten weissen Fläche einer Seite. In die Gefässe<br />
von Büchern gefüllte Schönheit, die<br />
ihr irgendwie ihren Duft vorenthielten. Die<br />
Unerreichbarkeit dieses Etwas. Ein Glanz<br />
fällt auf des Daches Zelt. Was für ein Glanz?<br />
(Fortsetzung folgt.)