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E_1936_Zeitung_Nr.053

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N°53 — DIENSTAG, 30. JUNI <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

brachten die Verbindungen mit West und Ost<br />

und besonders mit den nördlichen Kantonen,<br />

mit dem Mittelland. Und damit kam viel Gesamtschweizerisches<br />

ins Urner Reusstal und<br />

•jvard heimisch auch beim Urner Menschenschlag,<br />

ohne dass dabei althergebrachte Sitten<br />

und Gebräuche zerschlagen wurden. Im<br />

Gegenteil : landfremde Art hat schwer Boden<br />

zu fassen. Wo Warenhausware in den<br />

Talschaften Eingang findet, ist es nur da, wo<br />

ohnehin schwache Menschen zuhause sind,<br />

wie das überall der Fall ist. Das Starke wendet<br />

sich um so kräftiger davon ab und geht<br />

den Weg alter Väter Erbe. Selbst der < sozialistische<br />

Urner», so tatkräftig er auch für<br />

seine Ideen einzutreten weiss, steht weit ab<br />

von einer «Internationalen» und ist und<br />

bleibt fürs erste Urner.<br />

Wenn der Automobilist unser Urnerland<br />

durchfährt, gönne er sich die Zeit, die im<br />

finnischen Sprichwort so wunderbar verankert<br />

liegt, als grösste Weisheit, die wir der<br />

Gegenwart überhaupt zu geben vermögen :<br />

Gott gab die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt<br />

! Nimmt sich der Automobilfahrer Zeit,<br />

um Land und Leute sich anzusehen, gönnt er<br />

sich die ruhige Rast im Abseits einer Talschaft<br />

oder in der Landesresidenz Altdorf zu<br />

Uri oder Andermatt zu Urseren, den Halt,<br />

der zum Plaudern und zum Gespräch mit<br />

dem Eingebornen führt, dann wird er sich<br />

freuen ob dem kräftigen, gesunden Menschenschlag<br />

und Denken, die da im Urnerland<br />

heimisch sind. Er wird sich freuen ob<br />

diesem schweizerischen Gut, das da im Herzen<br />

unserer Eidgenossenschaft, am nördlichen<br />

Gotthardfuss zuhause ist, als kräftiger<br />

Quelle starker Heimat.<br />

Dr. Max Oechslin, Altdorf.<br />

Ausbau des Col des Mosses.<br />

Die waadtländische Regierung entschloss<br />

sich, für den Ausbau des Col des Mosses<br />

einen Betrag von rund 133,300 Fr, zur Verfügung<br />

zu stellen, während der Rest der<br />

400,000 Fr. betragenden Gesamtkosten zu<br />

Lasten der Eidgenossenschaft fallen. Die für<br />

das Col-des-Mosses-Gebiet vorgesehenen Arbeiten,<br />

auf eine Periode von 5 Jahren verteilt,<br />

erfordern eine jährliche Ausgabe von<br />

600,000 Fr. Damit ist der Kampf zwischen<br />

Col- des Mosses und Col de Pillon zugunsten<br />

des erstem entschieden, was in Anbetracht<br />

der topographischen und verkehrspolitischen<br />

Verhältnisse verständlich erscheint, liegt<br />

doch der Coljcles Mosses 100 mliefer als der<br />

Pillon,'und ist auch im Winter, wie die letztjährigen<br />

Erfahrungen gezeigt haben, leichter<br />

dem durchgehenden Verkehr offen zu halten<br />

als die Strasse durch die Gegend der Diablerets,<br />

welche zudem von einer Eisenbahn<br />

bedient wird.<br />

würdige Bedienung<br />

Volkssitten, Volksspiele, Volksfeste: Es ist<br />

etwas Heiliges, Unbegreifliches, Mysteriöses,<br />

was da im Volke lebt — ein wandlungsvolles,<br />

vielgestaltiges und sich doch ewig gleichbleibendes<br />

Wesen, ein Zug, in dem wir den<br />

Weltgeist wohl spüren, aber nicht immer<br />

auch verstehen. Nichts ist daher so schwer<br />

als die richtige Beurteilung eines Volkes.<br />

Studieren kann man es nicht, man muss es<br />

selbst erleben. Das ureigenste Volkstum<br />

kommt einem nicht ungerufen entgegen; man<br />

muss ihm nachgehen. Wie sagt doch Dr. Titus<br />

Tobler, der grosse appenzellische Sprachforscher<br />

und Kenner der appenzellischen Eigenart:<br />

«Bis man das Leben und Weben der<br />

Leute zu Hause und auf dem Felde, in den<br />

Tälern und auf den Bergen, in dem Tempel<br />

und um die Linde, auf Jahrmärkten und in<br />

Tanzsälen und an sonstigen sonntäglichen<br />

Belustigungen, ach, dies und noch viel mehr<br />

kennt, bis dann steigen wir ins Grab.»<br />

Ein grosser Schatz ist in der Volksnatur<br />

aufgespeichert, ein unerschöpflicher Vorrat<br />

der Urkraft. Singen und Tanzen ist dem<br />

Appenzeller Bedürfnis. Wohl bildete die<br />

Tanzlust und Tanzsucht schon seit Jahrhunderten<br />

einen Zankapfel zwischen Obrigkeit<br />

und Geistlichkeit einerseits und einem lebenslustigen<br />

Jungvolk anderseits. Ihm steckt das<br />

Tanzteufelchen nun einmal in Kopf und Beinen.<br />

Wer will ihm das verargen? In seiner<br />

Studie «Der Volkstanz im Appenzellerland»<br />

erklärt Dr. honoris und humoris causa Alfred<br />

Tobler das Wesen des Tanzes humorvoll wie<br />

folgt: Die Zusammensetzung der Tanzmusik<br />

soll, wenn sie originell appenzellisch sein<br />

soll, «au näbes glich gsieh», nur aus erster<br />

und zweiter Geige, Hackbrett, Cello und<br />

Bassgeige bestehen. «Bim Appenzeller oder<br />

Ländler gohts gaanz g'stäät; offerne Flääschtäller<br />

sott me'sch chöne. Bim Schlyfer oond<br />

Gumper schüüsset die Päärli im Saal omme<br />

wie-n-e Breeme in-er-e Laterne». Uralt sind<br />

auch der «Hopser» und der «Hierig», «drei<br />

lederni Strömpf» und der «Aliestander».<br />

Auch in die volkstümlichen Alpstubeten<br />

schlug gelegentlich der obrigkeitliche Bannstrahl.<br />

Getanzt wird im Appenzellerland auch<br />

heute noch, und dies trotz der schlechten<br />

Zeiten «wie die Lonny am Stecke». Aber immer<br />

mehr schleichen auch die modernen<br />

Tänze in die ländlichen Tanzsäle; Jazzmusik,<br />

Grammophon und Radio verdrängen die alte<br />

Streichmusik mit Hackbrett.<br />

Hochzeitmachen war in alter Zeit gar keine<br />

so einfache Sache. Im 15. Jahrhundert erhielt<br />

Auswärts essen?<br />

Oolksbräuche um dsn Säntis<br />

(an der Thunstrasse) Telephon 4<br />

Forellen, Hamme, Güggeh, Nidleplatte, Glace.<br />

Neues, heimeliges Gartenrestaurant.<br />

Nachmittags-Tee. Unterhaltung. Bescheidene Preise.<br />

Höflich empfiehlt sich Familie Künzi.<br />

Altbekannter Gasthof an der Autostrasse Kirchberg-<br />

Burgdorf-Bern. Gutgepflegte Küche und Keller.<br />

Leb. Forellen. Güggeli. Parkplatz und Werkstatt für<br />

Autos. Schattiger Restaurationsgarten. Benzintank.<br />

Tel. 74.92 Ferd. Grossenbacher-Stauffer<br />

befriedigen jeden Automobilisten. Konferenzzimmer.<br />

Saal. Schattiger Garten.<br />

Tel. Vierlinden 41.532. - Benzin. - Oel<br />

Höfl. empfiehlt sich: Farn. Daetwyler<br />

Grillroom und Restaurant. Vorteilhaft<br />

bekannt für gute Küche und Keller<br />

Neuer Inhaber: L. Stumpf-Linder<br />

Worb<br />

Vertrauenssache<br />

darum Telephon 4<br />

Gasthof Sternen<br />

A. C. S. T. es.<br />

Soigniert in Küche und Keller<br />

Zäziwil I.E.<br />

Gasthof zum Weissen Rössli T.C.S.<br />

Hotel Löwen T.C.S.<br />

Hindelbank<br />

Keller. Küche und wunderbare Aussicht von<br />

Vierlinden Bözberg<br />

A.C.S.<br />

T.C.S.<br />

.Sonne"<br />

R. Schneiter. Küchenchef<br />

Bern<br />

Bärenplatz 7<br />

die Braut als Mitgift drei Bienenstöcke, ein<br />

Stute, einen Bock, ein Kalb oder ein Kühlein<br />

Der Bräutigam schenkte seiner Herzaller<br />

liebsten eine mit Flachs bepflanzte Juchart«<br />

Boden, ein Malter Haber, zwei Spindeln,<br />

einen Hahn und vierzehn Hühner. Zur Hochzeit<br />

mit dem Brautlauf wurden alle Nachbarn<br />

geladen. Gross war die Freude, wenn die<br />

vollen Schüsseln mit Rüben und Speck aufgerückt<br />

kamen und wenn die dienstbaren<br />

Geister das «Brautmues», den Braten und die<br />

Würste auf den Tisch stellten. Am Tage nach<br />

der Hochzeitsfeier erschienen in Begleitung<br />

von Trommlern und Pfeifern die Verwandten<br />

im Hause des jungen Ehepaares und brachten<br />

ihm das Frühstück, bei welchem Anlas<br />

der Ehemann seiner Frau ein grosses, schönes<br />

Mutterschwein als Morgengabe schenkte.<br />

Dass bei den Hochzeiten auch tüchtig gepülverlet<br />

und geschossen wurde, versteht sich<br />

von selbst. Heutzutage kann man das Hochzeitmaohen<br />

billiger haben, so man will.<br />

Der Durchschnittsappenzeller ist wie der<br />

Züribieter und andere Bundesgenossen ein<br />

leidenschaftlicher Jasser. Das Jassen, Spielen<br />

oder Kärtlen gehört zu seinen Spezialfreudlein,<br />

die er nicht missen möchte. «Stock ond<br />

Trömpf» sind ihm geläufige Begriffe. Als<br />

Spezialität liebt er das «Trenten». Das «Berlangen»<br />

lässt er lieber sein, um mit dem Strafgesetz<br />

nicht in Konflikt zu geraten.<br />

Die ältesten Volksspiele waren gymnastischer<br />

Art, so das Ritter- und Ringspiel und<br />

der währschafte Hosenlupf, der noch nicht<br />

ganz aus der Mode gekommen ist. Gar mannigfach<br />

sind in unserem Ländchen auch die<br />

Osterbräuche: Das Eierlesen, das «Dötterle»<br />

die Osterschriften, der «Zahlmentig». So<br />

hatten am Ostermontag die Lehrer mit ihren<br />

Schülern auf dem Rathause zu erscheinen;<br />

von dort ging's in geordnetem Zuge in die<br />

Kirche, wo Sprüche und der Katechismus<br />

stundenlang abgefragt wurden. Hernach<br />

ging's zurück zum Rathaus, wo die Vorsteher<br />

jedem Kinde den Osterbatzen verabreichten<br />

und die Osterschriften-Zensuren verkündigt<br />

wurden. Auf diese Osterschriften legte das<br />

Volk einen grossen Wert. Sogar die bessere<br />

öder schlimmere Existenz eines Lehrers hing<br />

davon ab. Kein Lotteriespieler hätte mit<br />

grösserer Spannung auf die Ziehung warten<br />

können, als ein Schulmeister dem Augenblick<br />

entgegensah, wo mitgeteilt wurde, wer das<br />

Knaben- und das Mädchen-Eins, und ebenso,<br />

wer die letzte Nummer hatte. Ueber unbeliebte<br />

Lehrer sowie über die Schüler mit den<br />

«SÜhwanznoten» — «Hess» und «Sau» genannt<br />

— entlud sich Spott und Hohn des<br />

Volkes.<br />

In neuerer Zeit ist der gute alte Brauch<br />

des St. Nikiausfestes oder «Klüsler» wieder<br />

aufgekommen, der namentlich in den Gemeinden<br />

Speicher und Trogen heimisch ist. Männer<br />

und Frauen vereinigen sich zum frohen<br />

Mahle, an dem «Berewegge», «Noss» und ein<br />

harmloses Schnäpslein nicht fehlen dürfen.<br />

Es wird belebt mit lustigen Vorträgen,<br />

Schwänken, kleinen Maskeraden und frohem<br />

Gesang.<br />

Eine Volksbelustigung, die sich namentlich<br />

die Hinterländer nicht nehmen lassen, ist das<br />

Silvesterklausen. Schellenklänge und Rollengröhlen<br />

wecken die Dorfbewohner schon in<br />

aller Herrgottsfrühe aus dem Schlafe. Durch<br />

das Dorf trippelt und tänzelt und «scharwänzelt»<br />

die Schar der eigenartigen Käuze, deren<br />

Aufputz ganz seltsam kontrastiert mit der<br />

modernen Sachlichkeit. Es sind dies die<br />

Silvesterkläuse, die am letzten Tage des<br />

Jahres ihren Fischzug auf die Geldbeutel<br />

hablicher Bewohner unternehmen. Während<br />

die Klause in früheren Zeiten hohe, mit bunten<br />

Bildern beklebte Papiermützen und ein<br />

langes, mit farbigen Bändern geziertes<br />

weisses Hemd trugen, setzt heute ein förmlicher<br />

Wetteifer ein um bizarre, groteske Ausstattung,<br />

bei der der durch eine Kerze beleuchteten<br />

Kopfbedeckung besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt wird. Da sieht man<br />

die Bischofsmitra neben Phantasiehelmen,<br />

Radihauben, sogar Kirchen, Schlösser, Häuser<br />

en miniature, aus Karton und Buntpapier hergestellt.<br />

Die Gruppe der Klause formiert sich<br />

im Halbkreis; im Gleichtakt hüpfen sie von<br />

einem Bein aufs andere und verführen einen<br />

Mordsspektakel. Dumpf brummen die Senntumglocken,<br />

hell singen die Geissenglöcklein<br />

und klingt das Schlittengeröll. Es öffnen sich<br />

die Fenster, Kleingeld fliegt hinaus, ein froher<br />

Jauchzer quittiert die willkommene Gabe.<br />

Durch den strahlenden Wintermorgen geht's<br />

weiter, gassauf und gassab: Bum-bim-bam!<br />

Und erst die «Fasenacht, wenn die Mutter<br />

Küchli macht!» Der Hinterländer hat für jeden<br />

Tag der Fastnachtszeit einen besonderen<br />

Namen: «Fasnachtsoonti, Fasnachtmänti, Fasnachtzysti,<br />

Aescherementi, schmutzige Doonsti,<br />

Leckerli Fryti, Chälesaamsti, Funkesoonti,<br />

Blochemänti». Alte Tradition, die im<br />

Volke fest verankert ist, lebt jedes Jahr am<br />

Aschermittwoch in Heiden auf: der Gidiohosestoss-Umzug,<br />

organisiert und durchgeführt<br />

von der Schuljugend, die in den abenteuerlichsten,<br />

groteskesten Vermummungen<br />

dem Gidio, einer Strohpuppe in Lebensgrösse,<br />

das Geleite durchs Dorf gibt mit ohrenbetäubendem<br />

Lärm zusammenschlagender Pfannendeckel<br />

und andern Grampolinstrumenten.<br />

Den Schluss der Veranstaltung bildet die<br />

Abdankung mit Vorlesen des vom Gidio hinterlassenen<br />

Plunders. Am Funkesoontd wird<br />

er dann auf hohem Holzstoss dem Feuertod<br />

überliefert.<br />

In etlichen Gemeinden wird auch heute<br />

noch der Blochmontag, das «Blockfest» begangen.<br />

Junge Burschen laden am Vormittag<br />

einen mächtigen Baumstamm auf einen mit<br />

Tannenreisern, Waldblumen und Girlanden<br />

geschmückten- Wagen, den sie durch die<br />

Dörfer führen. Rittlings auf dem Bock sitzt<br />

der russgeschwärzte Schmied, der ein<br />

Schmiedefeuer unterhält. Die Begleiter des<br />

Zuges sammeln «milde» Gaben ein, sie kehren<br />

fleissig ein in den Wirtshäusern und zechen<br />

lustig drauflos auf Kosten des Blochbesitzers<br />

oder des Wirtes.<br />

Die Jahrmärkte und Kilbenen (Kirchweihfeste)<br />

fanden ursprünglich an Sonntagen<br />

statt, sie boten aber nur zu oft Anlass zu Ausgelassenheit<br />

und Schlägerei. Man übte sich<br />

im Kegelschieben, Blattenschiessen, Tälerlen<br />

und Steinstossen, im Giftein und Händeln,<br />

Tanzen und Spielen.<br />

Anlass zum Zusammenfluss vieler Leute<br />

gaben früher die militärischen Musterungen,<br />

an denen die waffenfähige Mannschaft samt<br />

ihren Waffen gezählt wurden. Diese Musterungen<br />

gestalteten sich zu eigentlichen Volks-?<br />

festen, Montur und Armatur wurden auf diesen<br />

Tag bestmöglich instand gesetzt. Es<br />

wurde exerziert und manöveriert, dass es<br />

eine Freude war, und gezeigt, was die Mannschaft<br />

im Schweisse des Angesichtes gelernt<br />

hatte von ihren Drillmeistern.<br />

Nur mehr in der Erinnerung lebt dio<br />

Naregmäänd im Volke weiter. Drollig war<br />

dieser Brauch, voll aparter Landesgerüchlein,<br />

eine Heerschau einheimischen Sprachgutes<br />

darstellend, urohigste Typen des Volksbestandes<br />

heraufbeschwörend. Es war dies eine<br />

Parodie auf die Landsgemeinde, die oft zu<br />

behördlichem Einschreiten Anlass gab. So<br />

heisst es im Landsgemeindemandat von 1680<br />

also: «Und weilen uns mehrmalen geklagt<br />

worden wegen der so genannten nachgemeinden,<br />

am Tag nach der Landsgemeind, dass sie<br />

grossen Haass und Feindschaft gebaren, in-;<br />

dem unterschidlichen Leuten unbeliebige, ja<br />

etwa schmählich Aembter auferlebt worden,<br />

wellche sich auch etwa zuvor abkauffen müssen,<br />

wann sie wollend sicher sein, zu geschweigen,<br />

dass dergleichen possenwerkh<br />

der gewöhnlichen Landsgemeind und dem<br />

ganzen Land verkleinerlich, auch an im selbs<br />

unrecht ist, wollen wir deswegen solches<br />

aller Orten an 3 Pfennig verboten haben.»<br />

Wie lässt sich das Verschwinden einer dem<br />

appenzellischen Volkscharakter so entsprechende<br />

Einrichtung eigentlich erklären? Die<br />

Freude am Witz, die Neigung zum Verspotten<br />

und Kritisieren hat gewiss nicht abgenommen.<br />

Mit der allgemeinen Erklärung,<br />

dass etwas nur solange Reiz hat, als es zu<br />

den verbotenen Dingen gehört, kommt man<br />

hier gewiss nicht aus. Der Grund liegt anderswo.<br />

Die Zeiten haben sich geändert und<br />

die Mittel, an den Personen und den Zuständen<br />

Kritik zu üben, sind anders und zahlreicher<br />

geworden: die Zeit der Narrengemeinde<br />

ist wohl unwiederbringlich vorbei.<br />

Damit haben wir den Spaziergang durch<br />

den üppigen Krautgarten alter Sitten,<br />

Bräuche, Spiele und Feste des Appenzellervölkleins<br />

beendigt. Wie vieles Hesse sich<br />

über dieses Thema noch berichten! So über<br />

die appenzellische Mundart, den appenzellischen<br />

Volksgesang und -jodel, über des<br />

Appenzellers Witz und Schlagfertigke'it und<br />

seinen unheimlichen Hang zum «Chöglen»<br />

und «Giftein», doch davon kann ja später<br />

einmal die Rede sein. Bis dahin, verehrteste<br />

Leser: «Sönd so guett ond lebet wohl!»<br />

Oscar Alder, Heiden.<br />

Alpenfahrten<br />

sind sicherer und viel<br />

genussreicher mit dem<br />

prächtigen Tourenbuch:<br />

Automobilführer<br />

durch die Alpen.<br />

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Hallwag, Bern.<br />

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