E_1938_Zeitung_Nr.089
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— FREITAG, 4. NOVEMBER <strong>1938</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Leiteinr ichtnn g'en<br />
steigern die Verkehrssicherheit<br />
Die zur Erhöhung der Verkehrssicherheit,<br />
d. h. in verkehrsregelndem Sinne installierten<br />
Leiteinrichtungen, verkörpern längst nicht<br />
für alle Automobilisten einen oft sehnsüchtig<br />
herbeigewünschten, mit dankbarer Erleichterung<br />
begrüssten Begriff. Wer in der glück-<br />
Abb. 1.<br />
Manchmal genügen schon ein paar Kübel Farbe!<br />
Hier auf dieser Waldstrasse, entlang dem rechten<br />
Ufer des Neuenburgersees, wird sich der Motorfahrzeugführer<br />
auch im dichtesten Nebel zurechtfinden.<br />
liehen Lage, sich für seine Fahrten ausnahmslos<br />
gutes Wetter und Tagesbeleuchtung<br />
auszulesen, dürfte sie in den meisten<br />
Fällen achtlos passieren. Wenn aber zu allen<br />
liehe Nebelwand vor der Windschutzscheibe.<br />
Mit Vollicht zu fahren, wird zum Ding der<br />
Unmöglichkeit; doch auch das Ausdrehen der<br />
Scheinwerfer verbessert die Situation nur<br />
unmerklich. Weisse wogende Fetzen scheinen<br />
den Wagen dicht und dichter einzuhüllen,<br />
man weiss nicht mehr, ob man rechts<br />
oder links der Strassenmitte dahinschleicht.<br />
Aehnliche Situationen vermag eine regnerische<br />
Nacht hervorzubringen. Die Strasse<br />
scheint das Licht der Scheinwerfer restlos<br />
aufzusaugen; das rechtzeitige Erkennen einer<br />
Strassenbiegung ist trotz grösster Konzentration<br />
und angestrengtem Hinausstarren<br />
schon mehr ein Erraten geworden. Wie nützlich<br />
erweisen sich in solchen Momenten gute<br />
und richtig angebrachte Leiteinrichtungen !<br />
Man vertraut der weissen Randsteinbemalung,<br />
ein markierter Baum gibt Gewissheit :<br />
doch, wir befinden uns auf der richtigen<br />
Strassenseite. Das Aufleuchten von Katzenaugen,<br />
längs einer Kurve in die Prellsteine<br />
eingelassen, geleitet uns sicher um die geahnte,<br />
aber nicht mit Sicherheit zu erkennende<br />
Ecke.<br />
Doch unter Leiteinrichtungen werden auch<br />
noch andere Vorkehrungen eingereiht, etwa<br />
Trennstriche, Leitsteine oder -pflöcke, Strassengeländer,<br />
Übersichtsspiegel usw. Sie alle<br />
dienen dem gemeinsamen Zwecke, eine<br />
sichere und leichte Benützung der Strasse<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit, und soweit<br />
möglich auch bei jeder Witterung, zu gewährleisten.<br />
Was wesentlich zur bessern Beachtung<br />
dieser stummen Helfer beitragen<br />
würde, wäre deren möglichst einheitliche<br />
Gestaltung — nicht etwa nur auf dem kleinen<br />
Gebiete unseres Landes, sondern in der<br />
ganzen Welt. Die internationalen Strassenkongresse<br />
haben diese Notwendigkeit längst<br />
erkannt und ihre diesbezüglichen unermüdlichen<br />
Bestrebungen zeitigten ja auch schon<br />
Abb. 3.<br />
Auf der Strasse Basel—Pratteln, resp. Schweizerhöhe—Äugst,<br />
trennen schwarz-weisse Pfähle rechtswie<br />
linksseitig der Strasse deren eigentliche Fahrbahn<br />
von den Radfahrwegen. Diese in der Schweiz<br />
einzig dastehende Leiteinrichtungs-Konstruktion<br />
mag gut gemeint gewesen sein; geraten ist sie jedenfalls<br />
schlecht. Die zu geringe Höhe der Pfähle,<br />
56,5 cm, verunmöglicht deren richtige Einschätzung<br />
vom Führersitze aus. Kein Wunder, dass gerammte,<br />
umgefahrene Exemplare an der Tagesordnung! Man<br />
sehe sich das Bild nur genau an: Der vorderste<br />
der Pfähle scheint in einen Maulwurfhaufen gesteckt<br />
zu sein, d. h. er ist frisch gesetzt, wurde<br />
also erst kürzlich wegrasiert. Diese unbefriedigende<br />
Lösung der Trennung von Autofahrbahn und<br />
Radfahrweg besitzt noch einen weitern Nachteil:<br />
bei höheren Geschwindigkeiten halten die Motorfahrzeugführer<br />
automatisch nach der Strassenmitte<br />
hin, denn aus der Perspektive lässt sich der tatsächliche<br />
Verlauf der Pfahlreihe nur schwer und<br />
ungenau abschätzen. Die an und für sich ausgezeichnete<br />
Fahrbahn wird infolgedessen nur teilweise<br />
ausgenützt und die Verkehrssicherheit dadurch<br />
erheblich beeinträchtigt. Abgeholfen kann<br />
diesem Uebeistande nur durch Beseitigung der vorhandenen<br />
und Einbringung neuer Pfähle von mindestens<br />
1 m Höhe, oder aber dui-ch Strichbezeichnung<br />
event. durch Einlagerung leicht erhöhter<br />
Pflastersteine werden.<br />
Abb. 2.<br />
Die durch unser Mittelland führenden Hauptstrassen<br />
basieren punkto Linienführung grösstenteils<br />
noch auf den althergebrachten Grundsätzen. Infolgedessen<br />
siebt sich der Fahrer oft unversehens<br />
in einer fast rechtwinkligen Kurve. Im Interesse<br />
einer Erhöhung der Verkehrssicherheit und weiterhin<br />
auch mit Rücksicht auf ortsunkundige Motorfahrzeugführer<br />
sollten derartige Richtungswechsel<br />
früh genug und gut sichtbar gekennzeichnet werden.<br />
Tages- und Nachtzeiten gefahren werden<br />
jnuss, dann wirken oft die bescheidensten<br />
dieser Zeichen als wahre Retter in der Not.<br />
Plötzlich türmt sich etwa eine undurchdring- i<br />
Abb. 8.<br />
Ein grosser Kübel weisse Farbe, ein Pinsel und fleissige Hände — mehr braucht es nicht, um eine<br />
bei Nacht und Nebel hervorragend sichtbare Leiteinrichtung hervorzuzaubern!<br />
Abb. 5.<br />
Zur Nachahmung nicht warm genüg empfohlen<br />
werden, kann die oben widergegebene Leit- und<br />
Bremseinrichtung für Fussgünger. Ein Fussgängerßtreifen,<br />
resp. ein Fussweg quert an dieser Stelle<br />
(in Solothurn) unmittelbar die nach Bern führende<br />
Ausfallstrasse. Ein Trottoir, das auf das Ausmünden<br />
des Wegleins in die Hauptstrasse aufmerksam<br />
machen würde, fehlt. Die hier verwendete Konstruktion<br />
verhindert mit einfachen Mitteln durch<br />
sinnvolle Anordnung der Elemente jedes unachtsame<br />
auf die Fahrbahn treten und dürfte eine der<br />
besten Verkehrsschutz-Einrichtungen für Fussgänger<br />
darstellen. Welch unschätzbare Dienste vermöchte<br />
diese Konstruktion zur Sicherung von auf<br />
die Fahrbahn ausmündenden Schulwegen leisten!<br />
Abb. 4.<br />
Diese des Nachts von innen beleuchtete Spinne<br />
.stellt infolge ihrer Höhe von 25 cm ein<br />
Verkehrshindernis sondergleichen dar. Ortsunkundige<br />
Automobilisten erkennen diese Leiteinrichtung<br />
ganz zweifellos zu spät; unter einer Eisenbahnbrücke<br />
bei Solothurn montiert, entgeht sie leicht<br />
der durch die zu passierende Unterführung voll in<br />
Anspruch genommenen Aufmerksamkeit des Fahrers.<br />
Ja — bei der heutigen Tieflagerung der Motorfahrzeuge<br />
— kann diese Spinne leicht zur Gefahrenquelle<br />
werden. Deren Ersetzung durch einen<br />
weissen Trennstrich schüfe unter Aufwand geringer<br />
Mittel eine bedeutend höhere Sicherheit<br />
mmm<br />
Abb. 6.<br />
Diese markante Kurvenabschrankung leitet den<br />
Fahrer bei jeder Witterung — trotz einem Winkel<br />
1ÖQ° «— eichet eur CeaeripasshöUe h'"*"t<br />
Abb. 7.<br />
Eine in zunehmendem Masse Verwendung findende<br />
Leiteinrichtung stellt sodann der Strassenspiegel<br />
dar. Dies Behelfsmittel ermöglicht es den Motorfahrzeugführern<br />
tatsächlich «um die Ecken zu<br />
sehen», d. h. sie vermögen eine rechtwinklig zur<br />
eigenen Fahrbahn verlaufende Strasse zu überblicken<br />
und sind damit vor diesbezüglich unliebsamen<br />
Ueberraschungen. gesichert.