E_1939_Zeitung_Nr.039
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mit wohl grösserem Recht geltend, dass er wenigstens<br />
nicht an eine Schiene gebunden ist und sich<br />
daher im Straßenverkehr wie ein sonstiges Motorfahrzeug<br />
mit praktisch ausreichender Seitenbeweglichkeit<br />
verhält und damit eben anderen Vehikeln<br />
ausweichen kann, was eben seine Ueberlegenheit<br />
gegenüber dem Geleisefahrzeug im Stadtverkehr<br />
und sonst auf schmalen Strassen ausmacht.<br />
So können denn die Automobilisten den Trolleybus<br />
wohl mit Fug und Recht freudig als einen der ihren<br />
begrüssen, ohne damit in unfreundlicher Weise in<br />
der grossen Auseinandersetzung Schiene / Strasse<br />
gegen die Bahnen Stellung zu beziehen und ohne<br />
irgendwie die Grenzen zu verkennen, die auch dem<br />
Trolleybus im Wettbewerb mit der Strassenbahn<br />
gesetzt sind.<br />
Doch der Stolz auf den heutigen Stand schweizerischer<br />
Verkehrstechnik und Verkehrswirtschaft<br />
vermag das dankbare und fast gerührte Gedenken<br />
nicht auszulöschen, das der Verfasser dieser Zeilen<br />
für den längst von der Bildfläche verschwundenen<br />
Trolleybus Fribourg-Parvagny bewahrt, der<br />
in den Jahren vor dem Kriege einen Gedanken verwirklichte,<br />
der erst zwei oder drei Jahrzehnte<br />
später zu einem grossen Erfolg der Verkehrstechnik<br />
werden sollte. Welche Erinnerung! Wer sich eine<br />
Landstrasse jener «guten alten Zeit» des Strassenverkehrs<br />
in Erinnerung zu rufen vermag — und<br />
keine von den besseren! — mit ihrem handhoch<br />
liegenden Staub und Schlamm, Schlaglöchern und<br />
lose hingeworfenem Schotter, der kann sich ein<br />
Bild von der Fahrbahn dieses Vehikels machen.<br />
Dann denke er sich einen der allerersten Benzinomnibusse<br />
der Postverwaltung hinzu, hochaufgelürmt<br />
nach der Weise einer Pferdepostkutsche, doch<br />
immerhin mit Gummireifen — Vollgummi, selbstverständlich!<br />
—, und schliesslich besinne er sich<br />
auf das Rasseln eines Kettenantriebes zurück, wie<br />
ihn etwa zu jenen Zeiten die «Turicum>-Autos besassen<br />
—: das ist das Bild des damaligen Trolleybus<br />
Fribourg-Farvagny! Und doch verdient dieses<br />
vom fortgeschrittenen Heute aus gesehen so vorsintflutlich<br />
anmutende Gefährt einen Ehrenplatz in<br />
der schweizerischen Verkehrsgeschichte! Aus lauter<br />
Unzulänglichkeiten zusammengesetzt, war es doch<br />
ein Pionier, auch wenn es das Schicksal aller zu<br />
früh Geborenen teilte, und wir haben allen Grund,<br />
seiner und seines Schöpfers ehrend zu gedenken,<br />
seines Schöpfers, der doch als erster ein Bild gewandelten<br />
Strassenverkehrs vor seinem inneren<br />
Ange sah, wie erst wir ihn zu verwirklichen verstanden<br />
haben — auf Grund seiner Ideen! T<br />
Stvaiss^nv^vk^l»<br />
Misshandeln Sie die Lenkung<br />
nicht!<br />
Es kann einem mitunter ..einen Stich ins<br />
Herz geben, wenn man zusehen muss, wie in<br />
Strassen mit langen Kolonnen parkierender<br />
Fahrzeuge gewisse « Automobilisten •» beim<br />
Versuch, sich aus der Reihe herauszumanövrieren,<br />
ihren Wagen, besser gesagt dessen<br />
Lenkmechanismus malträtieren. Um beim<br />
Vordermann nicht anzustossen, müssen in<br />
solchen Situationen die Vorderräder sehr,<br />
stark eingeschlagen werden. Nichts ist aber<br />
den Lenkorganen weniger bekömmlich, als<br />
die Räder am stillstehenden Wagen nach<br />
aussen zu murksen. Die Ueberwindung des<br />
Reibungswiderstandes der Reifen auf der<br />
Strassenoberfläche erfordert nämlich allerhand<br />
Kräfte. Und für solche Parforoetouren<br />
sind die Teile der Steuerung nicht eingerichtet.<br />
Zwar trotzen sie einer derart brutalen<br />
Behandlung, sie machen nicht etwa schlapp,<br />
aber wenn sie immer und immer wieder derartigen<br />
«Zerrerssproben» ausgesetzt werden,<br />
dann rächt sich diese Grobhölzigkeit damit,<br />
dass — infolge der übermässigen Beanspruchung<br />
der einzelnen Lenkorgane — der tote<br />
Gang seinen Spuk zu treiben beginnt. Sehr<br />
F E U I L L E T O N<br />
Rätsel um Muriel.<br />
Roman von Johann Friedrich.<br />
35. Fortsetzung.<br />
unangenehm für den Mann am Volant Und<br />
gefährlich obendrein, weil darunter die Fahrsicherheit<br />
leidet. Das Uebel kann sogar so<br />
weit gedeihen, dass die Steuerung vollkommen<br />
streikt oder dass sich die Reifen schneller<br />
abnutzen. Gewöhnen Sie sioh's also an,<br />
die Räder am stehenden Wagen nicht einzu^<br />
schlagen, wenn Sie auf Nummer sicher gehen<br />
und ihr Reparaturkonto nicht unnötig<br />
belasten wollen. Auch wenn Sie sich aus<br />
bedrängten Parkierungsverhältnissen herauswinden<br />
müssen, können Sie fast immer noch<br />
ein bisschen rückwärts fahren und dabei<br />
husch, husch die rollenden Räder nach der<br />
Strasse hin abdrehen. Erweist sich diese<br />
Methode im Hinblick auf die « Raumnot» als<br />
unpraktikabel, nun, an einer Stelle, wo ganze<br />
Schlangen von Wagen parkieren, sind meist<br />
auch Leute und einer davon wird Ihnen wohl<br />
den Gefallen tun, mit dem Fuss das betreffende<br />
Vorderrad kräftig nach der gewünschten<br />
Seite zu bugsieren, dieweil Sie selbst die<br />
Lenkung betätigen.<br />
Deutschland führt<br />
Höchstgeschwindigkeiten ein.<br />
Nach einer Meldung des deutschen Nachrichtenbüros<br />
ist auf 7. Mai eine Verordnung<br />
das Auto, soweit es im Dienste der Post<br />
steht,<br />
eben in der schönen und instruktiven Halle<br />
der PTT-Verwaltung unter neuen Blickrichtungen<br />
in Erscheinung tritt, sei es durch<br />
grosse Bilder schweizerischer Postautostrassen,<br />
sei es durch die Darstellung seiner Verkehrsleistungen.<br />
Auch das massive Gefährt<br />
einer gewaltigen Sctaeeschleudermasohine<br />
für die Strassenräumung im winterlichen Gebirge<br />
steht vor dem PTT-Pavillon.<br />
Im weiten Gebäude der AluminiumJndustrie<br />
wiederholen sich die Beziehungen zum<br />
Motorfahrzeug immer wieder,<br />
sei es durch das Gehäuse eines Wechselgetriebes<br />
oder ein Kurbelgehäuse aus dem<br />
weißschimmemden Metall, sei es durch eine<br />
Nutzfahrzeugkarosserie oder einen Leichtmetällkolben<br />
oder auch nur durch Nummernschilder<br />
und derlei Zubehör. Und die Schau<br />
des schweizerischen Wehrwesens demonstriert<br />
in den verschiedenen<br />
; Geländefahrzeugen<br />
« Ganz, wie Madame befehlen. > Der Herr<br />
winkt einem Pagen und macht nicht die geringste<br />
Einwendung, obwohl es sonst zu seinen<br />
heiligen Pflichten gehört, die Gäste des<br />
Hauses vor Ueberraschungen zu schützen.<br />
Geleitet von einem Knaben in bunter Uniform<br />
erreicht Lady Troy den Salon, wo sie<br />
ihre Tochter zu finden hofft. Schon will der<br />
Boy anklopfen, da merkt er, dass der innere<br />
Flügel der Doppeltür geöffnet wird und tritt<br />
zurück. Auch Lady Constanza bleibt stehen,<br />
ihr Herz schlägt wie eine unregelmässige<br />
Uhr. Es ist, als ob hier, in der ihr so vertrauten<br />
Luft des internationalen Hotels ein<br />
Bazillus wäre, der alle ihre Befürchtungen<br />
wieder aufleben lässt. Gleich öffnet sich die<br />
Tür völlig und der Speisenträger erscheint<br />
mit einer geleerten Weinflasche und einem<br />
Satz abgegessener Teller.-<br />
Für den Bruchteil einer Sekunde kann<br />
Lady Constanza in den Salon hineinsehen<br />
und hören. Sie erkennt ihren künftigen<br />
Schwiegersohn Charles und neben ihm die<br />
Kontur einer Dame. Und sie hört einen<br />
Trinkspruch. Major Law sagt gerade : « Auf<br />
Ihr Wohl, Mister d'Andrade und auf das Ihrer<br />
sehr verehrten Gattin ! »<br />
Lady Constanza fühlt eine plötzliche Leere<br />
im Gehirn, es wird ihr schwindlig und sie<br />
muss sich mit der Linken an die Wand des<br />
Korridors stützen. Der Page sieht sie erschrocken<br />
an. Was ist der Dame plötzlich ?<br />
Wie kann man ihr helfen ? Doch Lady Constanza<br />
braucht seine Hilfe nicht. Unvermittelt<br />
wird ihr Schreck von einem grossen<br />
Zorn abgelöst. Dieser freche Lümmel! Sie<br />
strafft sich wieder, schiebt den Boy beiseite,<br />
der Kellner, der die Tür gerade schliessen<br />
wollte, reisst sie eilends wieder auf und dann<br />
steht Lady Constanza Troy unvermutet Auge<br />
in Auge mit ihrem Schwiegersohn.<br />
«Ich bitte um Verzeihung, falls ich störe<br />
! » sagt Lady Constanza. Das sind ihre<br />
Worte, ihr Ton sagt etwas ganz anderes.<br />
Charles erhebt sich mit weichen Knieen, ihm<br />
ist, als werde er von einem Albtraum ge- |<br />
quält. Auch Muriel und Major Law stehen<br />
von ihren Plätzen auf.<br />
« Ich möchte wissen, wo Peggy ist! » Da<br />
niemand Miene macht, zu sprechen, kommt-<br />
Lady Constanza selbst auf das, was ihr die'<br />
Hauptsache ist.<br />
« Peggy ? » Charles begreift diese Frage<br />
nicht, er war auf ganz andere Vorwürfe gefasst.<br />
«Verzeih, kleine Mammy, ich habe<br />
sie seit unserem Abschied in London nicht<br />
mehr gesehen.»<br />
« Und auch nicht vermisst, scheint mir. —<br />
Bitte, beantworte mir eine Frage. Bist du<br />
der Inhaber dieses Appartements hier ? > •, *<br />
« Allerdings. Ich — » .<br />
« So! » Lady Constanzas Stimme schwankt!<br />
nun doch. «Dann darf ich also annehmen,<br />
dass diese Dame hier deine Gattin ist ? »<br />
Obwohl Charles gerade auf diese Frage<br />
gefasst war, wird er kreideweiss und findet<br />
keine Antwort. Muriel wirft ihm einen mitleidigen<br />
Blick zu und antwortet dann für ihn.<br />
« Ich bin Muriel d'Andrade, gnädige Frau. ><br />
Lady Constanza sieht sie sehr genau an<br />
und — trotz ihrer verletzten Gefühle — sie<br />
gefällt ihr.<br />
« Sie tun mir leid, meine Liebe », ! sagt sienur<br />
leise und wendet sich wieder zur Tür.<br />
AUTOMOBIL-REVUE FREITAG, 12. MAI <strong>1939</strong> •—' N° 39<br />
nerhalb geschlossener Ortschaften .für .Personenwagen<br />
und Motorräder 60 km/Std., für<br />
Lastwagen und Omnibusse 40 km/Std.; ausserorts<br />
und auf allen Reiohsautobahnen<br />
100 km/Std. für Personenwagen und Motorräder,<br />
70 km/Std. für Lastwagen und Omnibusse.<br />
Auf Ueberschreitung der Maximalgeschwindigkeiten<br />
stehen in schweren Fällen<br />
Geldstrafen und Entziehung der Fahrbewil-<br />
!<br />
lügung.<br />
Begründet wird die Massnahme offiziell<br />
mit dem Hinweis darauf, dass sich während<br />
der letzten Wochen eine beträchtliche Anzahl<br />
schwerer Verkehrsunfälle ereignet hätten.<br />
In Tat und Wahrheit dürfte jedoch dieser<br />
Schritt vor allem durch die Verknappung<br />
der Rohstoffe, anders ausgedrückt: durch<br />
die Notwendigkeit der Reifeneinsparüng veranlässt<br />
worden sein. Man vergesse immerhin<br />
nicht, dass die Abnützung der Pneus bei<br />
einem Tempo von 130 km/Std., ungefähr den<br />
doppelten-Wert erreicht wie bei 100 km/Std,<br />
Ob die Festsetzung von Höchstgeschwindigkeiten,<br />
wie sie nunmehr in Deutschland erfolgt<br />
ist, die Unfallkurve zum Sinken bringen<br />
wird, darf wohl hingestellt bleiben, sofern<br />
man sich vergegenwärtigt, dass ein Innerortstempo<br />
von 60 km kaum dazu angetan ist,<br />
das Gefahrenmoment erheblich zu vermindern.<br />
Als wirksamer mag sich die neue Verfügung<br />
der deutschen Behörden dagegen auf<br />
dem Gebiet der Einsparung von Reifen erweisen.<br />
nicht weniger die Bedeutung des Motorfahrzeuges<br />
wie es der Sendewagen eines Radiostudios<br />
vor der Elektrizitätshalle tut. ><br />
Aber wenn wir die uns von der Ausstellungsleitung<br />
wohlmeinend nahegelegte Reihenfolge<br />
unserer Wanderung durch die vielen<br />
Hallen des linken Seeufers wenigstens<br />
beim ersten orientierenden Rundgang getreulich<br />
befolgen, so stossen wir auf das<br />
Motorfahrzeug schon viel früher als in der<br />
Halle des Strassenverkehrs oder an den übrigen<br />
Stellen, wo wir es bisher erwähnt hatten.<br />
Darm treffen wir es» schon'dort, Wo die<br />
ersten Akkorde des vielstimmigen Orchesters<br />
unserer nationalen Arbeit angeschlagen werden.<br />
Ein erstesmal ist es fast am Beginn der<br />
sich fast durch die ganze Ausstellung ziehenden<br />
Höihenstrasse. Da steht in rührender Al-<br />
;tertümlichkeit" ir ,<br />
:<br />
,' : ...-.<br />
' der erste schweizerische «Dampfwagen »<br />
,aus den Neunzigerjahren<br />
mit der so gar nicht stromliniengerechten<br />
Eckigkeit, ja Unbeholfenheit seiner Umrisse<br />
und Einzelteile, der doch mit seinen vielen<br />
Gefährten aus andern; Ländern all die Keime<br />
zu der überwältigenden Entfaltung des Strassenverkehrs<br />
in sich trug, wie wir sie erlebt<br />
haben. Ja selbst in der Ehrenhalle schweizerischer<br />
Arbeit hat das Auto seinen Platz, und<br />
der Name der hier in die Geschichte schweizerischer<br />
Schaffensgrösse eingemeisselt ist,<br />
sei zugleich der einzige, den wir durch seine<br />
Nennung nicht so sehr aus der Reihe der<br />
übrigen herausheben, denn vielmehr als<br />
Symbol schweizerischen Schöpfergeistes und<br />
Doch inzwischen hat Charles sich gefasst<br />
und tritt ihr in den Weg.<br />
« Lass dir erklären —! »<br />
«Ich fürchte,.diese Situation bedarf keiner<br />
Erklärung >, erwidert Lady Constanza steif.<br />
Hier mischt sich Major Law ein. Bisher<br />
ist ihm die ganze Umgebung Muriels wie ein<br />
unsicherer, trügerischer Sumpf erschienen.<br />
Doch diese Dame hier ist auch in ihrer Empörung<br />
eine echte britische Lady. Da gibt es<br />
keinen Zweifel. Mit ihr zusammen wird er<br />
jetzt daran gehen, die verschwommenen Verhältnisse<br />
zu klären, in denen die Frau seiner<br />
Liebe lebt. Sie wird eine unschätzbare Bundesgenossin<br />
sein.<br />
« Gnädigste Frau », sagt er mit einer Verneigung,<br />
« ich bin Sir Andrew Law, königlich<br />
britischer Major. Wenn ich mir einen<br />
ergebensten Rat gestatten darf, so gehen<br />
gnädige Frau jetzt nicht fort.»<br />
« Und warum nicht ? » Lady Constanza<br />
bleibt stehen. Instinktiv erwidert sie die<br />
freundlichen Gefühle Sir Andrews, in dem<br />
sie den Mann ihrer Kaste erkennt.<br />
« Weil es Fragen gibt, die sofort bereinigt<br />
werden müssen», besteht Major Law auf<br />
T)U Qeschicfite eczähü...<br />
Am 2. Juni 1922 behandelte das Bundesgericht<br />
den staatsrechtlichen Rekurs eines Schaffhauser<br />
Arztes und einiger weiterer Mitunterzeichnern gegen<br />
eine vom Regierungsrat am 18. Januar des<br />
genannten Jahres erlassene Vollziehungsverord-<br />
.nung zum damaligen' Konkordat betr. den Verkehr<br />
mit Motorfahrzeugen und Fahrrädern.<br />
In dieser regierungsrätlicnen Verordnung waren<br />
die Gebühren für die Erteilung der Verkehrsbewilligung<br />
wesentlich erhöht worden, Dabei<br />
handelte es sich aber nicht um Gebühren, sondern<br />
um die eigentlichen Steueransätze. Nach der Kantonsverfassung<br />
können aber Abgaben mit ausgesprochenem<br />
Steuercharakter nur durch Gesetze<br />
eingeführt werden. Das Bundesgericht hiess den<br />
Rekurs einstimmig gut und fasste den Immer noch<br />
aktuellen, grundsätzlichen Entscheid: Die Taxen<br />
müssen gesetzlich verankert sein. Aus der Urteilsbegründung<br />
sei lediglich ein Satz übernommen:<br />
«Es ist ein allgemeiner Grundsatz des öffentlichen<br />
Rechtes^ dass Steuern nur auf dem Wege<br />
der Gesetzgebung eingeführt werden<br />
dürfen. > Noch heute können etliche Kan-<br />
in Kraft gesetzt worden, welche die Höchstgeschwindigkeit<br />
• für Motorfahrzeuge in<br />
Deutschland folgendennassen begrenzt: Intonsregierungen<br />
auf dem Verordnungsweg die<br />
Motorfahrzeugsteuern abändern. Der Bundesgerichtskorrespondent<br />
des «Schaffhauser Intelligenzblatt»<br />
leitete seinen vom 12. Juni 1922 datier-<br />
Das Motorfahrzeug an der Landesausstellung<br />
ten Bericht über den Fall mit einer bezeichnenden<br />
Feststellung ein: «In verschiedenen Kantonen<br />
scheint man bei der Erschliessung neuer Einnahme--<br />
quellen dem Grundsatz zu huldigen, der Zweck<br />
heilige die Mittel und man brauche sich deshalb<br />
Schluss von Seite 1.<br />
bei der Einführung neuer Steuern nicht an den<br />
verfassungsmässigen Weg der ordentlichen Gesetzgebung<br />
zu halten.> (Das trifft immer noch zu,<br />
So kann es uns durchaus nitiht wundern,<br />
wenn man statt «Kanton» das Wort «Bund» setzt,<br />
wenn<br />
wie der Benzinzoll beweist!),<br />
Unter dem bezeichnenden Titel: «Ein Zöpflein,<br />
weniger» schrieb die «Neue Bundner <strong>Zeitung</strong>» am:<br />
2&. Oktober 1922: Die Schnelligkeitskontrolle für<br />
Automobile über die Kerenzerbergstrasse soll im<br />
Hinblick auf die Bedeutung dieser Route für den<br />
Durchgangsverkehr fallen gelassen werden. —<br />
Wer weiss, wie diese Schnelligkeitskontrolle bis<br />
anhin gehandhabt wurde — man durfte in Mollis<br />
erst 40 Minuten nach Abgang von Mühlehorn auftauchen,<br />
dabei wurde im Eiltempo nach .Obstalden<br />
gerast und dort die Frist abgewartet, bis man<br />
wieder im «Flug» nach Mollis hinuntersausen<br />
konnte —, wundert sich nur, dass mit diesem Humbug<br />
nicht schon längst aufgeräumt wurde.» (Bei<br />
einer Distanz von 13'km durfte somit der Durchschnitt<br />
20 km/h nicht übersteigen. Solche Mindest*<br />
fahrzeiten waren auch für andere Berg'strassen —<br />
es sei lediglich der Bröntg zitiert — vorgeschrieben,<br />
wobei sich die Kontrolle die «Arbeit» natürlich<br />
sehr gut bezahlen Hess.)'<br />
schweizerischen Unternehmungsfreude verehren<br />
wollen :<br />
Hippolyt Saurer<br />
1878—1936<br />
« durch dessen Erfindungen die Erzeugnisse<br />
der Fabrik Saurer... Weltruf erreichten.»<br />
H.W.Th.<br />
seiner Ansicht.<br />
« Gut! f sagt Lady Constanza. «Dieser<br />
Herr, der sich Charles d'Andrade nennt, hat<br />
sich vor wenigen Tagen mit meiner Tochter<br />
Peggy verlobt. Jetzt finde ich ihn hier — »<br />
Sie spricht nicht zu Ende, sie sieht an dem<br />
entsetzten Antlitz des Majors, dass sie schon<br />
verstanden ist. Sir Andrew findet seine ärgsten<br />
Befürchtungen übertroffen. Dass Charles<br />
ein Schurke sein soll, nimmt er ohne weiteres<br />
hin. Aber Muriel ! Ist sie mit Charles<br />
verheiratet oder nicht ? Wenn sie wirklich<br />
seine Frau ist, dann nimmt sie Lady Constanzas<br />
Mitteilung unnatürlich ruhig auf. So<br />
ruhig, dass.; .man-, fürchten muss, Charles Verlobung<br />
sei ihr nichts Neues. Verschleppt er<br />
etwa junge Mädchen unter dem Vorwanä<br />
der Verlobung ? Ist Mädchenhandel sein<br />
abenteuerliches und abscheuliches Geschäft?<br />
Und — und hilft Muriel ihm dabei ? Oder ist<br />
sie nicht mit ihm verheiratet ? Auch das<br />
wäre eine arge Enttäuschung für Sir Andrew,<br />
der sie mit jener Liebe liebt, die ein Gentleman<br />
keiner Frau entgegenbringt, vor der er<br />
nicht auch Respekt haben kann. Die Luft des<br />
Zimmers ist mit Vermutungen, Befürchtungen<br />
und Argwohn geladen wie mit elektrischen<br />
Strömen.<br />
« Wir wollen uns doch setzen », sagt Muriel<br />
schliesslich und zwingt die widerstrebende<br />
Lady Troy Platz zu nehmen. «Ich<br />
möchte vor allem erklären, dass ich Charles<br />
freigebe. Wir sind nur dem Namen nach<br />
verheiratet. ><br />
Charles blickt Muriel entsetzt und mahnend<br />
an. Was immer auch geschehen mag,<br />
die Geheimnisse des Intelligence Service dürfen<br />
nicht berührt werden. Das wäre nichts<br />
weniger als Hochverrat. Solange das Amt<br />
befiehlt, dass sie beide Ehepaar spielen, darf<br />
kein Aussenstehender etwas anderes von<br />
ihnen erfahren.<br />
Lady Constanzas Augen begegnen denen<br />
des Majors, in denen sie das Spiegelbild<br />
ihrer eigenen Gedanken und Empfindungen<br />
zu lesen meint. Die beiden also sind nicht<br />
getraut, sie geben sich nur hier im Hotel als<br />
Ehepaar aus. Das ist natürlich durchaus keine<br />
Seltenheit, aber in diesem Falle —. Schliesslich<br />
ist es der Major, der die Augen niederschlägt.<br />
Wie es ihn trifft! denkt Lady Constanza<br />
voll Mitgefühl und erschrickt beider<br />
natürlichen Fortsetzung des Gedankens.<br />
Denn, wie wird es erst Peggy treffen ?<br />
(Fortsetzung folgt.)