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E_1948_Zeitung_Nr.026

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IV. Blatt<br />

BERN, 2. Juni <strong>1948</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

IV. Blatt<br />

BERN, 2. Juni <strong>1948</strong><br />

Zürichs 2. Jugend-Verkehrsprüfung<br />

Ende August letzten Jahres führte Zürich die<br />

erste Verkehrsprüfung für seine radfahrende<br />

Schuljugend durch, die, wie erinnerlich, zu einem<br />

erfreulichen Erfolg im Kampf gegen die Unsicherheit<br />

auf unsern Strassen wurde. Gerade dreiviertel<br />

Jahre später hat nun die Stadt am vergangenen<br />

Samstag die erste Wiederholung dieser gelungenen<br />

Veranstaltung erlebt. Wie viele der dazu angemeldeten<br />

rund 3000 Schüler und Schülerinnen<br />

6ich wirklich zu der theoretischen Prüfung und zur<br />

praktischen Bewälirungsfahrt einfanden, ist zur<br />

Zeit der Niederschrift dieses Kurzberichtes noch<br />

nicht bekannt. Immerhin lenkten diesmal keine besonderen<br />

Sportveranstaltungen wie letztes Jahr<br />

Hunderte von Angehörigen de6 radfahrenden Jungvolks<br />

davon ab, das mit der Anmeldung gegebene<br />

Wort einzulösen, so dass die tatsächliche Beteiligung<br />

erheblich höher sein dürfte als vor neun Monaten.<br />

Aber auch der Verlauf der Prüfung selber<br />

befriedigte die Veranstalter gleich wie das erstemal,<br />

und wenn auch die vielen Hunderte von<br />

Fragebogen und die ungezählten Notenblätter der<br />

Kontrollposten erst in einigen Wochen verarbeitet<br />

6ein werden, so lässt 6ich doch schon jetzt nicht<br />

daran zweifeln, dass am Samstag wiederum ein<br />

starker Harst tüchtiger Jungradfahrer zu den<br />

Scharen derer gestossen ist, die ihre Disziplin im<br />

Strassenverkehr bereits früher bewiesen haben.<br />

Durchgeführt wurde die Prüfung zur Hauptsache<br />

nach denselben Grundsätzen wie beim ersten<br />

Versuch. In anderer Hinsicht dagegen hat die<br />

Wiederholung vom Samstag<br />

eine sehr wichtige Neuerung<br />

gebracht. Während nämlich einerseits die 5. Primarschulklasse<br />

nicht mehr in das Examen einbezogen<br />

wurde, beteiligten sich anderseits die öffentlichen<br />

Mittelschulen neu an dieser für die Verkehrssicherheit<br />

so wichtigen Veranstaltung.<br />

Zwar konnten die nur für Knaben offene Kantonsschule<br />

und die von der Stadt betriebene Höhere<br />

Töchterschule kein allgemeines Obligatorium zur<br />

Teilnahme ihrer sämtlichen radfahrenden Schüler<br />

und Schülerinnen einführen. Die beiden Schulleitungen<br />

erliessen jedoch die Verfügung, dass —<br />

abgesehen von den schon heute bestehenden Bedingungen<br />

für den Genuss dieser Vergünstigung —<br />

künftig nur noch Inhaber und Inhaberinnen der<br />

Leistungskarte, de6 Ausweises über das Bestehen<br />

der Radfahrprüfung, für den Schulweg das Fahrrad<br />

benützen dürfen. Auf diese Weise wurden<br />

allein rund 1000 Radfahrer beiderlei Geschlechts<br />

erfasst.<br />

Wie es bei einer solchen auf zahlreiche Schulhäuser<br />

und Fahrwege verteilten Prüfung unvermeidlich<br />

ist, konnten wir den Verlauf der Veranstaltung<br />

nur an einigen wenigen Punkten beobachten.<br />

Dabei beschränkten wir uns diesmal bewusst<br />

auf die Rolle des Schlachtenbummlers bei der<br />

praktischen Fahrprüfung. Es ist sehr deutlich zu<br />

bemerken, dass sich eben nur Buben und Mädchen,<br />

Jünglinge und « Töchter » zu der Prüfung stellen,<br />

die mindestens subjektiv ihrer Sache sicher 6ind<br />

und überdies ein positives Interesse an Ordnung<br />

und Sicherheit im Strassenverkehr besitzen. Dass<br />

dieses Sicherheitsgefühl oft genug trügerisch ist,<br />

erfuhren dann allerdings auch nicht wenige unter<br />

den Mittelschülern und -Schülerinnen. Freilich ist<br />

es ja eine allgemeine Erkenntnis der Verkehrspsychologie,<br />

dass angesichts der zahllosen Vorgänge<br />

auf den Strassen etwa ein Einbahnsignal<br />

oder ein anderes Verkehrszeichen sehr leicht übersehen<br />

wird oder dass man es zwar rein optischphysisch<br />

sieht, seine Bedeutung aber nicht realisiert.<br />

Und insofern sind die Beobachtungen etwa<br />

an den Einfahrten zu Einbahnstrassen höchstens<br />

eine Bestätigung der allgemeinen Erfahrung, dass<br />

die Wirkung der Strassensignalisierung oft recht<br />

fragwürdig ist und vielleicht nur mit neuen technischen<br />

Mitteln verbessert werden kann.<br />

Doch soll hier mit solchen Schlussfolgerungen<br />

nicht allzuweit ausgegriffen werden. Dagegen mögen<br />

einige Beobachtungen<br />

mitgeteilt werden, die entweder die Prüfungstechnik<br />

betreffen oder aber den Teilnehmern zur Lehre<br />

dienen können. In ersterer Hinsicht wäre etwa •—<br />

ohne irgendwie Kritik an den getroffenen Massnahmen<br />

üben zu wollen — die Frage zu stellen, ob es<br />

zweckmässig ist, den Prüflingen die einzuschlagende<br />

Strassenstrecke auf einem Routenzettel,bekanntzugeben,<br />

den sie während der Fahrt in der<br />

Hand halten oder an der Lenkstange festklemmen.<br />

Es zeigt sich nämlich, dass die jungen Radler und<br />

Radlerinnen ihre Nasen während der Fahrt erheblich<br />

zu tief in diese Blätter stecken müssen und<br />

dadurch von der Beobachtung der Fahrbahn und<br />

des Verkehrs abgelenkt werden. Dasselbe gilt von<br />

den Routenbuchstaben und Pfeilen, die, auf der<br />

Strassenoberfläche aufgemalt, die einzuschlagende<br />

Richtung kennzeichnen und die Augen der Prüflinge<br />

noch erst recht zu Boden ziehen. Vielleicht<br />

Hesse 6ich doch überlegen, ob die Prüfstrecke<br />

nicht beser vor der Fahrt in Form eines Krokis<br />

oder eines mehr in die Einzelheiten gehenden<br />

Ausschnittes aus dem Stadtplan an der Wandtafel<br />

bekanntgegeben würde. So könnten die Jungradier<br />

ihre Aufmerksamkeit dem Verkehr in gleicher<br />

Weise widmen, wie sie es tun, wenn sie in einem<br />

ihnen mehr oder weniger bekannten Quartier ein<br />

bestimmtes Ziel suchen und dann meist auch keinen<br />

« Fahrplan » bei 6ich haben, und gleichzeitig<br />

würde die Prüfung so zu einer kleinen Gedächtnisprobe<br />

und Orientierunigsfahrt, was ihren Wert nur<br />

erhöhen könnte.<br />

An die jugendlichen Teilnehmer aber möchten<br />

wir nur einige Bemerkungen über das Verhalten<br />

beim Linksabbiegen richten, das sich auch hier<br />

wieder als gefährlichster Fallstrick für viele Teilnehmer<br />

und Teilnehmerinnen selbst aus den Mittelschulen<br />

erwies. Zwar können wir den vielleicht<br />

200 Kantonsschülern und Schülerinnen der Höheren<br />

Töchterschule, die wir an verschiedenen Straseenkreuzungen<br />

verfolgten, da« Zeugnis ausstellen, dass<br />

jeder und jede von ihnen die Linksbiegung geradezu<br />

mustergültig in weitem Bogen genommen hat. Fast<br />

allgemein aber wurde<br />

das Richtungszeichen mit dem linken Arm erheblich<br />

zu spät und zu kurz gegeben,<br />

so dass die in Ueberholüng begriffenen Autofahrer<br />

sich nicht rechtzeitig auf das Abschwenken des vor<br />

ihnen liegenden Radfahrers vorbereiten konnten.<br />

Namentlich die sonst erfreulich gut fahrenden<br />

Mädchen von der Hohen Promenade sahen sich<br />

statt dessen vor der Annäherung an eine Kreuzung,<br />

wo es Hnk6 abzubiegen galt, meist nach den<br />

hinter ihnen daherkommenden Fahrzeugen um und<br />

liefen dabei häufig Gefahr, über Randstein oder<br />

Tramschiene zu Fall zu kommen; das Zeichen aber<br />

Gedankenvoll sitzt diese « höhere Tochter » vor dem Fragebogen,<br />

den sie beim theoretischen Teil der Prüfung ausfüllen<br />

muss und der eine Reihe von Dingen zu wissen begehrt.<br />

gaben eie vielfach erst unmittelbar vor dem Wenden,<br />

und das führte innert weniger Beobachtungsminuten<br />

geradezu am laufenden Band zu gefahrvollen<br />

Situationen. Nein, so geht das nicht! Gebt<br />

frühzeitig das Zeichen mit dem linken Arm; dann<br />

richten sich " die "Autofahrer «schon nach euren<br />

Wünschen. Nur_ das Ohr darf die Verkehrssituation<br />

hinter euch kontrollieren. Euer Blick aber gehört<br />

einzig und allein der Fahrbahn vor euch und den<br />

euch entgegenkommenden Fahrzeugen, deren Fahrweg<br />

ihr kreuzen müsst. Und dann — mit immer<br />

noch weit ausgestrecktem Arm — schön weiter<br />

gradaus bis an den jenseitigen Fahrbahnrand der<br />

Querstrasse;, dann meinetwegen ein rascher Blick<br />

halblinks zur Seite, ob keiner mehr überholen will,<br />

und dann mit ein paar energischen Tritten in die<br />

Pedale, den Arm auch jetzt noch deutlich zur<br />

Seite erhoben, rasch links hinüber und aus der<br />

Kreuzung hinaus!<br />

Mehr von alledem aber bei der Besprechung<br />

der Prüfungsergebnisse in ein paar Wochen! Für<br />

heute müssen wir schliecsen mit dem verdienten<br />

Dank und Kompliment an die Veranstalter. Der<br />

Auftrag des Schulamtes zu deren Durchführung<br />

erging an den Schweizerischen Radfahrerbund und<br />

Arbeiter-Touringbund (Bezirk 3) und wurde in erster<br />

Linie von den Herren A.Weber und G. Loosli,<br />

den Präsidenten vom administrativen und technischen<br />

Komitee, freilich unter Zuzug zahlreicher<br />

Helfer, erfüllt. Da« Schulamt hatte Dr. Huber und<br />

Dr. Zellweger abgeordnet. Prof. Wetter erschien als<br />

Vertreter der Kantonsschule. Die Polizei war durch<br />

Adjunkt Baümigartner vertreten. Der Touring-Club<br />

der Schweiz bewies sein Interesse für die Verkehrserziehung<br />

der jugendlichen Radfahrer durch<br />

den Besuch von Präsident Baumgartner und Direktor<br />

Ryffel. Vom Kant. Strassenverkehreamt erschien<br />

dessen Chef, Ing. Müdespacher. So vereinigten sich<br />

alle beteiligten Behörden und die meisten namhaften<br />

Verkehrsverbände auch diesmal wieder in einer<br />

Veranstaltung, deren Bedeutung nicht hoch genug<br />

igewertet werden kann; und die hoffentlich zu einer<br />

dauernden Institution wird. H. W. Thommen.<br />

Briefe über allgemein interessierende Fragen werden gerne zur Veröffentlichung entgegengenommen.<br />

Sie sind möglichst kurz zu fassen und an die Redaktion der « Automobil - Revue >, Breitenrainstr. 97,<br />

Bern, zu senden. Die Verwendung eines Pseudonyms ist gestattet, wenn der Redaktion Name und<br />

Adresse des Absenders bekanntgegeben werden.<br />

Bahn-Auto<br />

Wie erinnerlich, unternahmen die SBB nach<br />

Kriegsende grosse Anstrengungen, um die Wünsche<br />

des bahnfahrenden Publikums kennenzulernen.<br />

Zum Lob der Bahnen stelle ich gerne fesf,<br />

dass seither etliche begrÜ6senswerte Neuerungen<br />

eingeführt worden sind. Dass man aber dem Automobilisten<br />

— ich denke da vor allem an den reisenden<br />

Kaufmann — in der Angelegenheit « Tagwahl-Generalabonnemetit<br />

» nicht mehr Verständnis<br />

entgegenbrachte, verstehe ich nur schwer. Auch<br />

ohne hellseherische Gaben Iie6s sich voraussagen,<br />

dass dem kombinierten Halbtax-Generalabonnement<br />

nicht der Erfolg eines « Schlagers » beschieden<br />

sein würde. Was nützt es dem Automobilisten,<br />

dieses Abonnement zwei Tage im Monat als Generalabonnement<br />

benutzen und an den andern 28<br />

oder 29 Tagen ein Halbtaxbillet lössen zu können,<br />

wenn er die Bahn 15—20 Tage im Monat nicht<br />

braucht? Wohl sind zu diesem Abonnement noch<br />

Brav gibt dieser Schüler beim Abbiegen nach links auf dem<br />

Löwehplatz dos Zeichen mit dem ausgestreckten Arm. Ob er<br />

wohl, ausgestreckt bleibt, bis das Abbiegemanöver beendet<br />

ist? Gerade in dieser Hinsicht wurde bei der Prüfung ja sehr<br />

oft gesündigt.<br />

BRIEFE DER LESER AN DIE A.-R.<br />

Zusatzkarten erhältlich, doch kommt die ganze<br />

Kombination zu teuer, kostet doch ein solches<br />

Abonnement mit d, re ' Zusatzkarten (total 96 Ge-<br />

•neralaböTinementstagen) Fr. 925.— jährlich für die<br />

3. Klasse. Wenn man beim Jahres-Generalabonnement<br />

mit einer Benützungsdauer von nur 250 Tagen<br />

rechnet, dürfte doch ein Abonnement mit monatlich<br />

8—10, jährlich also 96—120 Generalabonnementstagen<br />

zum Preis von etwa 600 Fr. abgegeben<br />

werden. Ob damit nicht ein weiterer Beitrag zur<br />

Lösung des heute, zwar; nicht sonderlich aktuellen<br />

Problems Bahn-Auto geleistet würde? Tawi.<br />

An die nächtlichen Spaziergänger!<br />

Mit der nachfolgenden Einsendung greift<br />

ein Leser, eirt Thema auf, das unter Automobilisten<br />

immer wieder erörtert wird und wohl<br />

auch bei der Revision von MFG und VO zur<br />

Diskussion gelängen dürfte.<br />

Die warme Jahreszeit bringt es mit sich, dass<br />

an schönen Abenden die Dorfbewohner gerne<br />

noch etwas 6pazieren gehen. Ob eine Mondschempromenade<br />

auf der Ueberlandstrasse zu den besonders<br />

romantischen Erlebnisses gehört, bleibt<br />

Geschmackssache; auf alle Fälle kann sie niemandem<br />

verboten Werden. Die Fussgänger ergehen sich<br />

ja auch meist ganz brav auf der" rechten Seite, Sie<br />

sind sich aber gar nicht.bewusst, wie Sehr sie 6ich<br />

gerade durch dieses: Gehen am rechten Stra6senrand<br />

gefährden.<br />

Beim Kreuzen stark blendender Wagen ist es<br />

Ein schweizerischer Pionier des<br />

Automobilbaues<br />

Zum 70. Geburtstag von Ing. G. Varrone<br />

Dipl.-Inig. Gianni (Hans)<br />

Varrone, der dieser Tage<br />

70 Jahre alt wurde,<br />

kam in Wien am 3. Juni<br />

1878 als Sohn eines ausgewanderten<br />

Bellinzoner<br />

Bürgers zur Welt und<br />

absolvierte 1896—1900<br />

die k.k. technische Hochschule<br />

zu Wien. Schon<br />

während der Studienzeit<br />

interessierte er sich für<br />

das damals in den ersten<br />

Anfängen auftretende<br />

Motorfahrzeug und trat<br />

nach beendigtem Studium in eine kleine Wiener<br />

Automobilfabrik ein (Goebel, Knoller & Co.),<br />

welche Elektromobile und Dampfautomobile erzeugte.<br />

Nach einer kurzen Unterbrechung in einer Maschinenfabrik<br />

wandte er sich abermals dem Automobilbau<br />

zu und baute 1903 in der Nesselsdorfer<br />

Wagen- &, Waggonfabrik, den späteren Tatra-Werken,<br />

den ersten stehenden Probemotor dieser<br />

Firma, da dort bisher nur der liegende Motor nach<br />

dem Benz-Typ erzeugt wurde. Bei diesem Motor<br />

bestanden das Carter-Oberteil und die Zylinder<br />

aus einem einzigen Aluminiumgußstück, in welches<br />

die Zylinderlaufflächen, aus dünnen Gusseisenbüchsen<br />

bestehend, eingepresst wurden. Erst viele Jahre<br />

später, 1915/16, wurde diese Idee beim Hispano-<br />

Flugmotor neuerdings aufgegriffen und durchgeführt.<br />

1906 erbaute und leitete er als Direktor die in<br />

Wien damals grösste Automobilgaraige und Reparaturwerkstätte<br />

«Süd-Auto ». Dadurch kam er in<br />

Verbindung mit den Oesterreichischen Daimler-<br />

Werken und wurde von denselben 1909 als Leiter<br />

der Postautolinien nach Istrien gesandt.<br />

Im Jahre 1913 übernahm er bei Austro-Daimler<br />

in Wien-Neustadt die Leitung.der Motorenabnahme<br />

und der Einfahr-Abteilumg.<br />

Während seines Aufenthaltes in Istrien war er<br />

mit der österreichischen Kriegsmarine in engeren<br />

Kontakt gekommen. Auf seine Vorschläge hin entschloss<br />

sich die Firma 1918 in der Nähe von Triest<br />

eine Reparaturwerkstätte für Flug- und Bootsmotoren<br />

sowie für Flugzeuge und Boote zu errichten,<br />

die später nach dem Kriege auch Neubauten<br />

ausführen sollte. Einige Monate vor Kriegsende<br />

übernahm er den Aufbau und die Leitung dieser<br />

Werft als Direktor. Durch den Anfall von Istrien<br />

und Triest an Italien kehrte er 1920 nach Wiener-<br />

Neustadt zurück und übernahm dort die Leitung<br />

als Abteilungsdirektor des Versuchsbaues, der Ersatzteilfabrikation<br />

und der Reparaturwerkstätte.<br />

1921 übersiedelte er als Direktor an die « Bodenseewerft<br />

* bei Bregenz, deren Hauptaktionär<br />

Dr. Porsche war. Der durch die Inflation verursachte<br />

wirtschaftliche Zusammenbruch Oesterreichs<br />

riss dieses noch junge Unternehmen mit.<br />

Unter dem Eindruck der Verarmung der österreichischen<br />

Bevölkerung und der dadurch bedingten<br />

Notwendigkeit vermehrter und intensiverer Tätigkeit<br />

verfocht er den Gedanken der Schaffung<br />

eines Kleinstwagens, der bei minimalen Betriebskosten<br />

und relativ niedrigem Preis Geschäftsreisenden,<br />

Aerzten etc. ermöglichen sollte, sich ein Auto<br />

anzuschaffen. Mit eigenem Geld und der Unterstützung<br />

eines holländischen Freundes erbaute er<br />

einen ersten Probewagen, über welchen die «A.-R.»<br />

in Nr. 44 vom 31. Oktober 1945-berichtete.<br />

Die schwere Krise in Oesterreich sowie die<br />

Wirtschaftskrise in Deutschland und in der<br />

Schweiz verunmöiglichten die geplante Erzeugung<br />

dieses Wägelchens in kleinen Serien. Erst mehr<br />

als zwölf Jahre später verwirklichte Fiat mit<br />

seinem Topolino die gleiche Idee. Dadurch entmutigt<br />

und durch den Verlust seines Vermögens<br />

schwer getroffen, kehrte er 1927 in die Heimat<br />

zurück. Heute lebt er in seiner Vaterstadt Bellinzona<br />

als Fachschriftsteller und privater Auto-<br />

Experte,<br />

-rr-<br />

für einen Fahrer oft ganz unmöglich, dunkel gekleidete<br />

Fussgänger beizeiten wahrzunehmen. Die<br />

Fussgänger ihrerseits bemerken ein von hinten<br />

herannahendes Auto (besonders wenn es mit abgeblendeten<br />

Lichtern im Freilauf geräuschlos dahergleitet)<br />

oft erst im letzten Moment. Auf alle<br />

Fälle haben sie keine Ahnung, was « hinter ihrem<br />

Rücken vorgeht ».<br />

Benützen aber die Fussgärager die linke Strassenseite,<br />

so haben sie die von hinten herankommenden<br />

Autos nicht mehr zu fürchten. Die Gefahr<br />

kommt jetzt von vorne und ist deshalb ungleich<br />

kleiner, hat doch der Fussgänger nun einen Ueberblick<br />

über die Dinge, die da vor sich gehen. Geschieht<br />

es einmal, dass er von einem herannahenden<br />

Automobilisten wirklich nicht gesehen wird,<br />

so kann er sich beizeiten durch einen Schritt nach<br />

links, im Notfall durch einen Sprung in den Strassengraben<br />

retten.<br />

Der einzige Nachteil besteht für den Fussgänger<br />

darin, dass er auf der linken Strassenseite von<br />

« entgegenkommenden » Fahrzeugen vermehrt geblendet<br />

wird. Im Vergleich zu den Gefahren, denen<br />

er damit entgeht, ist aber der Nachteil gering T. S.

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