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E_1949_Zeitung_Nr.001

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AUTOMOBIL REVUE MITTWOCH, 5. JANUAR <strong>1949</strong> - Nr. 1<br />

Die Feuerversicherung für Motorfahrzeuge<br />

Es ist im Grunde genommen erstaunlich, wieviele<br />

Automobilisten die Feuergefahr bei einem<br />

Motorfahrzeug unterschätzen. «Ein moderner<br />

Wagen kann nicht brennen », diese Antwort bekommt<br />

der Versicherungsvertreter sehr häufig<br />

zu hören, wenn er den Abschluss einer Feuerversicherung<br />

vorschlägt. Natürlich besteht bei<br />

einem alten Vehikel eine grössere Brandgefahr<br />

als bei einem neuen, doch das ändert nichts an<br />

der Tatsache, dass tagtäglich eines oder auch<br />

mehrere Motorfahrzeuge allerneuesten Modells<br />

ein Opfer der Flammen werden. Glücklicherweise<br />

ist die Zerstörung nicht immer vollständig,<br />

aber die Reparaturkosten, namentlich jene<br />

für die Karosserie, wachsen sich heute zu Beträgen<br />

aus, bei denen die Frage auftauchen<br />

kann, -ob sich eine Wiederinstandstellung .überhaupt<br />

noch rechtfertigt. Die Entschädigung wird<br />

dann aus der Differenz zwischen dem Wert des<br />

Wagens vor und nach dem Brand ermittelt. Ist<br />

das Fahrzeug ausreichend versichert, so deckt<br />

sich die Entschädigung mit dieser Differenz. Ist<br />

aber der Halter, freiwillig oder nicht, für einen<br />

bestimmten Teil sein eigener Versicherer, dann<br />

bleibt ihm nichts anderes übrig, als eben diesen<br />

Teil des gesamten Feuerschadens selbst zu tragen.<br />

Ueber die Zahl der Motorfahrzeuge, die alljährlich<br />

durch Feuer beschädigt oder vernichtet<br />

werden, besitzen wir selbst keine genauen Angaben.<br />

Nur das wissen wir, dass 15 bis 20 Versicherungsgesellschaften<br />

Sie gegen Feuerschaden<br />

versichern und dass eine einzige davon Jahr um<br />

Jahr an die 350 solcher Schadenfälle abwickelt.<br />

Da bei weitem nicht der gesamte Motorfahrzeugbestand<br />

unseres Landes — rund 150 000 Einheiten<br />

— durch Feuerversicherung gedeckt ist, gewährt<br />

die genannte Zahl einen Begriff von dem<br />

erstaunlich hohen Anteil der Autofeuerschäden.<br />

DIE VERSCHIEDENEN MÖGLICHKEITEN<br />

DER FEUERVERSICHERUNG.<br />

Man kann ein Motorfahrzeug zunächst an<br />

einem bestimmten, in der Police angegebenen<br />

Standort — und nur an diesem — versichern.<br />

Die Klauseln eines solchen Versicherungsvertrags<br />

können vorsehen, dass das Fahrzeug auch<br />

versichert ist, wenn es vor der Garage steht, ja<br />

selbst wenn der Motor läuft.<br />

Eine zweite Möglichkeit bietet die Versicherung<br />

« an einem beliebigen Standort, aber mit<br />

stehendem Motor », wobei dieser am Standort<br />

immerhin für das Ausprobieren, für Revisionen<br />

oder im Rahmen von Reparaturen laufen gelassen<br />

werden darf. Der Standort kann in ganz<br />

Europa gelegen sein, Albanien, Bulgarien, Griechenland,<br />

Ungarn, Polen, Rumänien, Russland,<br />

Türkei und Jugoslawien ausgenommen. Diese<br />

beiden Versicherungsarten sind nicht kostspielig,<br />

aber die Prämien variieren natürlich je nach der<br />

Bauart und dem Material der Garage.<br />

Wenn die eben beschriebenen Möglichkeiten<br />

namentlich in den Zeiten einer Treibstoffknappheit<br />

interessant sind, so versteht es sich von<br />

selbst, dass unter normalen Verhältnissen ein<br />

Automobil, das zum Fahren da ist, auch unterwegs<br />

versichert sein will. Im allgemeinen versichert<br />

man den Wagen denn auch « an einem<br />

beliebigen Standort und in Fahrt ». Dass hiebei<br />

die Minimalprämienansätze mit dem Alter des<br />

Fahrzeugs steigen und dass sie sich weiter nach<br />

der Zahl der Räder und nach dem zur Verwendung<br />

gelangenden Treibstoff richten, versteht<br />

sich von selbst Personenwagen, Lastwagen,<br />

Motorräder, Elektromobile, Industrie- und Landwirtschaftstraktoren,<br />

Anhänger und Motorboote<br />

bilden getrennte Versicherungsklassen. Beiläufig<br />

bemerkt, kann auch die Ladung versichert werden.<br />

Taxi- und Mietwagen einerseits, Zisternenwagen<br />

anderseits entrichten aus naheliegenden<br />

Grünäen Zusatzprämien. Die Versicherungsgarantie<br />

bleibt auf das bezeichnete Fahrzeug beschränkt<br />

und erstreckt sich weder auf Ausstellungen<br />

noch auf Rennen oder Trainingsfahrten.<br />

Während der Dauer des Vertrages, dessen Erneuerung<br />

übrigens nicht stillschweigend erfolgt,<br />

ist eine Aenderung der Prämie ausgeschlossen,<br />

denn deren Berechnung basiertauf einem<br />

Mittel für Alter und Wert des Fahrzeugs<br />

während der Versicherungsdauer. Das bedeutet<br />

auch, dass in der Versicherungssumme kein Beweis<br />

für den tatsächlichen Wert des versicherten<br />

Fahrzeugs liegt und dass sie lediglich die obere<br />

Grenze der Entschädigung im Falle eines Brandes<br />

darstellt.<br />

Tritt das Schadenereignis ein, so leistet die<br />

Gesellschaft dem Versicherungsnehmer Ersatz<br />

für den effektiven Schaden, entsprechend den<br />

bindenden Vorschriften des eidgenössischen Versicherungsgesetzes.<br />

Im allgemeinen wird eine<br />

Expertise durchgeführt; der Ersatzwert ist gleich<br />

dem für die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs<br />

im ZeitDunkt des Schadenereignisses erforderlichen<br />

Betrag (ähnlich wie bei der Zerstörung<br />

eines Fahrzeugs, wobei der Entwertung durch<br />

Abnützung, Unfälle, Alter des Modells usw. immerhin<br />

Rechnung getragen werden muss). Bei<br />

Teilschaden erstattet die Versicherung die Renaraturkosten,<br />

unter Berücksichtigung eines allfällieen<br />

Mehr- oder Minderwertes.<br />

Diese Darlegungen verlangen nach einigen<br />

Erläuterungen. Selbstredend darf der Versicherun<br />

esnehmer aus dem Brand seines Fahrzeugs<br />

keinen materiellen Gewinn ziehen. Er soll aber,<br />

wenn er vernünftie versichert ist. auch nicht zu<br />

Schaden kommen. Nicht immer eelinet es Indessen<br />

und nicht immer ist es für den Versicherten<br />

zwecVmässiff und vorteilhaft, nur gerade den<br />

a fhaden zu beheben, den er erlitten, d. h. das<br />

Fahrzeug eenau wieder in ,ie"»n 7»stand zn versetzen,<br />

worin es sich vor Fintritt des 'RrandsphaHens<br />

befand. Sehr häufle erweisen sich weitergehende<br />

Arbeiten sis notwendig. Beisnieisweise<br />

wird der eanze Waeen neu gesuritzt: daraus<br />

resultiert ein Mehrwert, dem es natürlich<br />

Rofhnnns. zu tragen Eilt. Oder man ersetzt die<br />

zehn Jahre alte Innenausstattune durch eine<br />

neue. Auch in diesem Fall nwss s'nh der Falter<br />

einen dem Mehrwert entsprechenden Anteil der<br />

Kosten anrechnen lassen. Selbst wenn die Reparatur<br />

— und das begreifen die Versicherungsnehmer<br />

am schwersten — notwendigerweise<br />

solcherart vorgenommen werden muss<br />

und wenn daraus nichtsdestoweniger ein Mehrwert<br />

entsteht (z. B. beim Ersatz von alten elektrischen<br />

Kabeln, alten Zündkerzen, einem Dynamo,<br />

der auf ein gewisses Alter zurückblickt,<br />

oder eines veralteten Vergasers durch ein vervollkommnetes<br />

Modell), muss dieser Mehrwert<br />

bei der Berechnung der Entschädigungssumme in<br />

Betracht gezogen werden.<br />

Anstatt von Mehrwert zu sprechen, kann man<br />

auch den Ausdruck c Amortisation » gebrauchen<br />

oder den Wert vor und nach dem<br />

Schadenereignis einander gegenüberstellen.<br />

An Hand eines Beispiels mag die Bedeutung<br />

des Wertes vor dem Brand dargelegt sein. Es<br />

leuchtet ein, dass sich die Entschädigung des<br />

Brandversicherers nicht nach dem Zustand des<br />

Fahrzeugs richtet, in welchem es sich vor dem<br />

Sturz in eine Schlucht oder dem Zusammenstoss<br />

mit einem Tram, sondern beiAusbruchdes<br />

Feuers befand. Es gibt sogar Fälle, da der<br />

Wert des Fahrzeugs im Moment -

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