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Der Holzengel-HD

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Zum Aufführungsrecht<br />

• Das Recht zur Aufführung erteilt der<br />

teaterverlag elgg, CH-3123 Belp<br />

Tel. + 41 (0)31 819 42 09<br />

www.theaterverlage.ch / information@theaterverlage.ch<br />

Montag - Freitag von 09.00 bis 11.30 Uhr & 13.30 bis 17.00 Uhr<br />

• <strong>Der</strong> Bezug der nötigen Texthefte - Anzahl Rollen plus 1 - berechtigt<br />

nicht zur Aufführung.<br />

• Es sind darüber hinaus angemessene Tantièmen zu bezahlen.<br />

• Mit dem Verlag ist vor den Aufführungen ein Aufführungsvertrag<br />

abzuschliessen, der festhält, wo, wann, wie oft und zu welchen<br />

Bedingungen dieses Stück gespielt werden darf.<br />

• Auch die Aufführung einzelner Teile aus diesem Textheft ist<br />

tantièmenpflichtig und bedarf einer Bewilligung durch den Verlag.<br />

• Bei eventuellen Gastspielen mit diesem Stück, hat die aufführende<br />

Spielgruppe die Tantième zu bezahlen.<br />

• Das Abschreiben oder Kopieren dieses Spieltextes - auch<br />

auszugsweise - ist nicht gestattet (dies gilt auch für<br />

Computerdateien).<br />

• Übertragungen in andere Mundarten oder von der Schriftsprache in<br />

die Mundart sind nur mit der Erlaubnis von Verlag und Verfasser<br />

gestattet.<br />

• Dieser Text ist nach dem Urheberrechtsgesetz vom 1. Juli 1993<br />

geschützt. Widerhandlungen gegen die urheberrechtlichen<br />

Bestimmungen sind strafbar.<br />

• Für Schulen gelten besondere Bestimmungen.<br />

"Es gibt Leute, die ein Theaterstück als etwas "Gegebenes"<br />

hinnehmen, ohne zu bedenken, dass es erst in einem Hirn erdacht,<br />

von einer Hand geschrieben werden musste.“<br />

Rudolf Joho


Markus Michel<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

oder<br />

<strong>Der</strong> Gockel ist tot<br />

Komödie<br />

Besetzung<br />

Bild<br />

5D/ 2H<br />

Dorfplatz<br />

«Lieber Haare auf den Zähnen als Honig ums Maul.»<br />

Holzbein-Hannes schnitzt einen <strong>Holzengel</strong>, den er gegen ein<br />

Stück Braten dem Dorfarzt für das Wartezimmer schenken<br />

möchte. Er wird von Olga, der Köchin, abgewiesen; sie<br />

verdächtigt ihn, ihrem Gockel Bubi vergiftete Maiskolben<br />

hingelegt zu haben, die dieser aber nicht gefressen hat. Das<br />

Krähen des Gockels hat nicht nur Lieschen, die Nachbarin, in<br />

Rage gebracht, das ganze Dorf gerät in Aufruhr. In der Folge<br />

dient Holzbein-Hannes den verfeindeten Parteien als<br />

Sündenbock für alle Untaten. <strong>Der</strong> tiefe Graben zwischen<br />

Lieschen und Olga zerstört nicht nur die zarte Liebe ihrer<br />

Kinder, er bringt dem Dorf Gewalt, Brand und Tod.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

<strong>Der</strong> von der Köchin verschmähte <strong>Holzengel</strong> fängt plötzlich an<br />

zu sprechen, wird zu einer hübschen jungen Frau, in die sich<br />

Holzbein-Hannes verliebt. Ein schöner Traum zuerst, doch<br />

am Schluss bleibt nur ein verkohltes Holzscheit. <strong>Der</strong> Gockel<br />

hingegen stirbt an Altersschwäche. <strong>Der</strong> Streit geht trotzdem<br />

weiter.<br />

«Ich hab ihn drei Tage lang in Rotwein eingelegt».<br />

2011/Schaulust 42


Personen<br />

Holzbein-Hannes, 55<br />

Popel-Ännchen, 50<br />

Lieschen, verwitwet, 45<br />

Gret, ihre Tochter, 18<br />

Olga, Köchin, ledig, 50<br />

Raphael, ihr Sohn, 18<br />

<strong>Holzengel</strong>,<br />

eine junge, hübsche Frau<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 2 -


<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Im Hintergrund Mitte links Liselis Haus, Mitte rechts<br />

das Haus des Arztes, bei dem Olga als Köchin arbeitet<br />

und wohnt. Vor den Häusern je ein kleiner Garten,<br />

nach vorne zur Strasse und in der Mitte zwischen den<br />

Grundstücken ein Gartenzaun. Seitlich rechts im<br />

Garten des Doktorhauses ein Hühnerstall, der aber<br />

nur vom unsichtbaren Gockel Bubi bewohnt wird.<br />

Zur Strasse auf beiden Seiten eine Gartentür. Vorne<br />

links ein Heuhaufen, gross genug, dass man dahinter<br />

vom Publikum nicht mehr gesehen wird, davor eine<br />

Sitzbank. Vorne rechts ebenfalls eine Sitzbank und<br />

eine Kurbel zum Öffnen einer Schleuse. <strong>Der</strong> dazu<br />

gehörende Teich befindet sich ausserhalb der Bühne<br />

im Zuschauerraum.<br />

1. Szene<br />

Morgendämmerung. Holzbein-Hannes kommt von<br />

vorne rechts mit einem Stecken, geht nach links,<br />

bleibt beim Heuhaufen stehen, zieht ein Messer aus<br />

der Tasche, schnitzt. <strong>Der</strong> Hahn kräht.<br />

Stimme von Lieschen seitlich links im Haus. Verdammter<br />

Saugockel!<br />

Ein Hund bellt seitlich links im Haus.<br />

Stimme von Lieschen Still, Lumpi! Pfui! - Keine Angst, diesem<br />

Gockel will ich es jetzt austreiben! Dann vergeht ihm<br />

das Krähen!<br />

Stimme von Gret seitlich links im Haus. Mutti, mach nicht<br />

solchen Lärm!<br />

Stimme von Lieschen Wer macht wohl Lärm?!<br />

Stimme von Gret Ich will schlafen!<br />

Stimme von Lieschen Schlaf du nur! - Aber ich kann gewiss wieder<br />

kein Auge zu tun.<br />

Holzbein-Hannes geht langsam vorne rechts ab.<br />

Musik.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 3 -


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

2. Szene<br />

Es ist Tag. Holzbein-Hannes kommt von vorne links,<br />

bleibt rechts bei der Kurbel stehen, starrt in die<br />

Ferne. Popel-Ännchen kommt unbemerkt von vorne<br />

links, bleibt hinter dem Rücken von Holzbein-Hannes<br />

stehen.<br />

Kikeriki!<br />

erschrickt. Ah! – Du bist es, Popel-Ännchen! Was<br />

krähst jetzt du durch die Gegend!<br />

Hast du ein schlechtes Gewissen, Holzbein-Hannes?<br />

Ich? – Quatsch mit Soße! - Schlechtes Gewissen.<br />

Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?<br />

Man erzählt mancherlei.<br />

Was?<br />

Aber ich glaube es nicht.<br />

Rutsch mir den Buckel runter!<br />

Hehe! Könntest es noch mal bereuen.<br />

Mir egal.<br />

Werden ja sehen.<br />

Hab noch nie etwas bereut.<br />

Jetzt lügst du aber.<br />

Ich lüge nicht.<br />

Und dein Holzbein?<br />

Was ist damit?<br />

Nichts. Hast ja nicht nur ein Holzbein. Aber könntest<br />

es trotzdem noch mal bereuen. Was man erzählt. Über<br />

dich. - Auch wenn ich es nicht glaube.<br />

Dann sag schon.<br />

Was denn?<br />

Was man erzählt.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 4 -


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Olga<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Kein einziges Wort glaube ich. - Bist du dafür oder bist<br />

du dagegen?<br />

Was?<br />

Entweder oder. Dazwischen gibt es nicht.<br />

Was redest du, Popel-Ännchen.<br />

Für oder gegen den Gockel.<br />

Und du?<br />

Dazwischen.<br />

Du kannst mich mal!<br />

Wenn wir Milliardäre sind, dann kann die ganze Welt<br />

uns mal.<br />

Immer der gleiche Spruch, Popel-Ännchen. Wenn der<br />

Hofhund Eier legt und du die Hühner melken kannst,<br />

dann, erst dann werden solche wie wir beide zu<br />

Milliardären.<br />

Jaja, die Milliardäre hocken nicht nur auf ihren<br />

Milliarden, sie sitzen auch in der Regierung. Und wir<br />

sind wie immer die Dummen. Aber seit wann hast du<br />

Hühner, Holzbein-Hannes?<br />

Weder Huhn noch Gockel.<br />

Ja, dieser verflixte Gockel!<br />

Was war zuerst, Popel-Ännchen, das Huhn oder das<br />

Ei?<br />

<strong>Der</strong> Gockel.<br />

Red nicht so dumm daher!<br />

Dieser verflixte Gockel!<br />

Gockel! Gockel! In letzter Zeit hör ich nur noch<br />

Gockel! Geht vorne links ab.<br />

Dieser verflixte Gockel! Geht vorne rechts ab.<br />

<strong>Der</strong> Hahn kräht. Olga kommt aus dem Haus rechts,<br />

streut Körner.<br />

Ja, Bubi, so schön singen wie du kann nicht so schnell<br />

einer! So eine schöne Stimme! Geht zurück ins Haus.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 5 -


Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

- 6 -<br />

Gret und Raphael kommen von vorne links.<br />

Gefällt dir unser Theaterstück? - Ich find’s toll! Und<br />

du?<br />

Ich? – Eh... – Doch.<br />

Scheinst nicht so überzeugt zu sein.<br />

Doch. - Aber dass der Pfarrer ausgerechnet „Die<br />

Schöne und das Biest“ ausgewählt hat...<br />

Hast du was anderes erwartet? Etwas Frommes?<br />

Ich find’s toll, dass du die Schöne spielst.<br />

Wirklich? - Du hast auch eine sehr schöne Rolle. Als<br />

Biest.<br />

Wenn du magst, können wir mal zusammen den Text<br />

lernen. Und schon ein bisschen proben. Nur wir beide.<br />

Ohne die andern.<br />

Gut. Einverstanden.<br />

Heute Abend?<br />

Geht nicht.<br />

Schade.<br />

Aber vielleicht morgen.<br />

Gut. Dann morgen.<br />

Dann morgen. Tschüs!<br />

Tschüs!<br />

Gret geht ins Haus links, Raphael ins Haus rechts.<br />

Musik.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

3. Szene<br />

Holzbein-Hannes kommt von vorne links. Lieschen<br />

huscht aus dem Haus links, winkt ihn zum<br />

Gartenzaun heran.<br />

Holzbein-Hannes! Du hast halt nicht nur ein Holzbein,<br />

Holzbein-Hannes! Dieser verdammte Gockel hat deine<br />

vergifteten Maiskolben nicht fressen wollen!


Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Sind nicht von mir! Hab nein gesagt. - Hast noch so<br />

lange drum betteln können.<br />

Bist eben für nichts zu gebrauchen! - Wenn man sich<br />

auf so einen wie dich verlassen würde!<br />

Sind nicht von mir!<br />

Ist trotzdem gescheiter, wenn die Leute glauben, die<br />

vergifteten Maiskolben seien von dir, vom Holzbein-<br />

Hannes.<br />

Das ist eine Lüge!<br />

Das Krähen von diesem verdammten Gockel ist nicht<br />

mehr auszuhalten! Und das schon in aller<br />

Herrgottsfrühe! - Kräht direkt unter meinem<br />

Schlafzimmerfenster.<br />

Manchmal fallen sie von der Stange. - Aber dumm sind<br />

sie nicht, die Hühner.<br />

Was ist?<br />

Eben. Dumm sind sie nicht...<br />

Es geht hier um den Gockel! - Den Gockel von Doktor<br />

Wengers Köchin! - Typisch ein studierter Gockel! Das<br />

hat man jetzt davon! Wenn’s nach mir gehen würde...<br />

Da müsste ein hoher Zaun her, mindestens fünf Meter<br />

hoch. Aber dafür braucht es eine Baubewilligung. Stell<br />

dir das vor, Hannes! Was sind das für Zustände! Dabei<br />

kräht dieser Gockel schon am Morgen um vier! - Aber<br />

wart nur, das Gericht geht diesem Viech jetzt dann an<br />

den Kragen!<br />

Nein, die Hühner weinen nicht um ihre Eier.<br />

Was redest du! - Aber eben. Bist halt auch mehr einer<br />

von denen da drüben!<br />

Bin kein Studierter, ich!<br />

Brauchst es gewiss nicht noch zu sagen!<br />

Aber der Herr Doktor hat schon gesagt, ich sei...<br />

Ausgerechnet der! - Würd auch gescheiter mal seine<br />

Köchin zur Rede stellen! Aber er legt sie wohl lieber<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 7 -


Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

- 8 -<br />

flach. Jedenfalls früher. Man kann sich ja denken, wer<br />

der Vater von ihrem unehelichen Bub ist.<br />

Das Mädchen macht ihm schöne Augen.<br />

Was!<br />

Hab sie zusammen gesehen.<br />

Gret und Raphael?!<br />

Muss weiter. Tschüs, Lieschen! Geht schnell vorne<br />

rechts ab.<br />

ruft Gret! – Gret! Geht ins Haus links.<br />

Olga kommt aus dem Haus rechts mit einer Zeitung.<br />

Wer macht wohl hier Lärm! Aber dann... dann... - Jetzt<br />

hör dir das an, Bubi! Liest<br />

Hör auf mit deinem Hahnenschrei,<br />

Du frecher Übeltäter!<br />

Du krähst oft morgens schon um drei<br />

Und meist nur wenig später.<br />

Du raubst uns allzu früh den Schlaf,<br />

<strong>Der</strong> uns so sehr von Nöten,<br />

Gibt uns denn wohl kein Paragraph<br />

Ein Anrecht, dich zu töten?<br />

Was sagst du jetzt, Bubi! Dass die so etwas abdrucken<br />

dürfen. Und dann noch in der Zeitung. Als sei so ein<br />

Tierchen niemand. Das ist doch einfach Tierquälerei. -<br />

Ich ruf jetzt die von der Zeitung an und kündige auf der<br />

Stelle das Abonnement! Und vor Gericht gehen wir<br />

auch noch grad! Geht ins Haus rechts.<br />

Gret läuft aus dem Haus links. Lieschen läuft ihr<br />

nach.<br />

Willst du wohl hier bleiben! - Ich stecke dich in ein<br />

Kloster!<br />

Wir sind nicht katholisch.<br />

Sei nicht frech! - Komm mir dann nur nicht, du müssest<br />

heiraten!<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.


Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Heiraten?!<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Aber das wär ja alles noch nicht so schlimm, wenn...<br />

Ah...ah!<br />

Was hast du?<br />

Nichts. Brauchst dich nicht zu kümmern. - Die Brust.<br />

Schmerzen... hier... in der Brust. Ich hab nichts sagen<br />

wollen, um dir nicht unnötig Angst zu machen. Die<br />

Geschichte mit diesem verdammten Gockel... und<br />

wenn sich jetzt auch noch die eigene Tochter mit denen<br />

verbündet... gegen ihre Mutter... wo doch auch Herr<br />

Großenbacher vom Gemeinderat...<br />

Was ist mit dem?<br />

Er war heute Morgen hier. Wegen dem Gockel. Er<br />

könne voll und ganz nachfühlen, wie mir zumute sei.<br />

„Sie können auf uns zählen, Frau Hadorn“, hat er<br />

gesagt. Und in seiner Partei gelte immer noch, was er<br />

sage. Wenn es sein müsse, würden sie die<br />

Angelegenheit auch noch im Gemeinderat zur Sprache<br />

bringen. Jedenfalls ihre Unterstützung hätte ich. Ich<br />

habe ihm ein Glas Wein angeboten.<br />

Mutti, lass dich nur nicht...<br />

Es hat dich niemand gefragt! Musst du eigentlich<br />

immer deinen Senf dazu geben! Und dass du mit... mit<br />

dem Rotzbub von der Köchin... das... das...<br />

Ist ja nur Theater.<br />

Was?<br />

Mit dem Pfarrer.<br />

Was redest du da?!<br />

Ach... nichts.<br />

Was ist das für ein Theater mit dem Pfarrer?<br />

Wir proben ein Theaterstück.<br />

So. – Und... und der Bub von der Köchin spielt auch<br />

mit?<br />

Er heißt Raphael.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 9 -


Lieschen Spielt der auch mit?<br />

Gret Ja.<br />

Lieschen Und... und ihr beide...<br />

Gret Ein Liebespaar!<br />

Lieschen Was?!<br />

Gret Erst am Schluss.<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Am Schluss.<br />

Was ist das überhaupt für ein Stück?<br />

„Die Schöne und das Biest.“<br />

Die... die Schöne und das Biest. Geht ins Haus links.<br />

Gret geht ihr nach.<br />

Musik.<br />

4. Szene<br />

Holzbein-Hannes kommt von vorne rechts mit einem<br />

<strong>Holzengel</strong>, bleibt stehen, schnuppert. Olga kommt aus<br />

dem Haus rechts.<br />

Was gibt’s, Holzbein-Hannes?<br />

Fräulein Olga, ich...<br />

Was willst du?<br />

Nichts.<br />

Was streichst du dann um unsern Garten herum?<br />

Ich?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Die ganze Zeit.<br />

Ich?<br />

Ja, du!<br />

Bin eben erst...<br />

Was?!<br />

Eben erst.<br />

Was eben erst?!<br />

- 10-


Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Eben erst. Gekommen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

So. - Die da drüben, die hetzt wegen meinem armen<br />

Bubi alle Leute auf!<br />

Fräulein Olga, ich...<br />

Hetzt alle Leute auf! Aber da kommt sie schlecht an!<br />

Fräulein Olga, ich... hier.<br />

Olga Dafür haben wir jetzt das Wartezimmer voll, der<br />

andere Doktor beklagt sich ja schon, weil er halb leer<br />

hat. Was sagst du jetzt, Holzbein-Hannes?!<br />

Hannes Jaja, Fräulein Olga.<br />

Olga Ich gebe nicht so schnell klein bei. Da müsste ich nicht<br />

Olga heißen!<br />

Hannes Jaja, Fräulein Olga.<br />

Olga Mein Bubi würde absichtlich unter ihr<br />

Schlafzimmerfenster fliegen, behauptet sie. Am<br />

Morgen um vier. Und krähen. Mein Bubi kräht nicht.<br />

So eine schöne Stimme! - Soll sie halt auf die andere<br />

Seite hinaus schlafen! Selber Schuld!<br />

Hannes Jaja, selber Schuld.<br />

Olga Und mein armer Bubi muss leiden. Das spürt so ein<br />

Tierchen.<br />

Hannes Fräulein Olga, ich... hier. Streckt ihr den <strong>Holzengel</strong><br />

entgegen.<br />

Olga Was soll das sein?<br />

Hannes Ein Engel. Hab ihn selber geschnitzt und angemalt.<br />

Olga Man könnte bald meinen, du seist katholisch.<br />

Hannes Quatsch mit Soße.<br />

Olga Ein bisschen sonderbar ist er schon.<br />

Hannes Ich will ihn dem Herrn Doktor schenken. Für das<br />

Wartezimmer. Hilft manchmal mehr als alle Medizin.<br />

Will nichts dafür. Höchstens vielleicht einen Teller<br />

warme Suppe. - Und vielleicht ein schönes Stück vom<br />

Braten. Riecht so gut.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 11-


Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

Olga<br />

Hannes<br />

lacht. Diesen Knüppelengel kann man bei Gott nicht<br />

ins Wartezimmer stellen, Hannes!<br />

Ist kein Knüppelengel, ein <strong>Holzengel</strong> ist es.<br />

Mehr Knüppel als Engel. Grad wie du.<br />

Dann nehm ich ihn halt wieder mit.<br />

Kannst ihn zum anfeuern brauchen. - Oder gib ihm<br />

deine vergifteten Maiskolben zu fressen, vielleicht<br />

wird er dann sogar noch lebendig.<br />

Ist nicht von mir! Hab nichts mit dem Gift zu tun!<br />

Das ganze Dorf weiß es ja.<br />

Das ist eine Lüge!<br />

Aber mein Bubi ist nicht so dumm, so etwas zu<br />

fressen!<br />

Ich weiß dann auch etwas.<br />

Du weißt immer etwas. Das Allerneuste vom letzten<br />

Jahr.<br />

<strong>Der</strong> Bub ist in das Mädchen verliebt.<br />

Welcher Bub in welches Mädchen?<br />

Nun ja.<br />

<strong>Der</strong> Hahn kräht.<br />

Ja, Bubi! So eine schöne Stimme!<br />

Ja, so eine schöne Stimme.<br />

schaut ihn misstrauisch an Adiö! Geht ins Haus<br />

zurück.<br />

<strong>Der</strong> Hahn kräht.<br />

Rupfen und braten! Geht vorne rechts ab.<br />

Musik.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 12-


<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

5. Szene<br />

Raphael verlässt das Haus rechts, geht nach links in<br />

Richtung Heuhaufen. Gret läuft aus dem Haus links,<br />

hebt eine Feder auf.<br />

Kikeriki!<br />

Na wart, jetzt wirst du gerupft!<br />

Versuch’s doch!<br />

Sie läuft hinter den Heuhaufen. Raphael ihr nach.<br />

Sie laufen ein paar Mal um den Heuhaufen, bleiben<br />

dahinter.<br />

Hör auf, Raphi, das kitzelt.<br />

Das soll es ja auch.<br />

Nein, Raphi. – Nein. – Jetzt steckt alles im BH.<br />

Dann ziehen wir ihn halt aus.<br />

Raphi... - Lass mich. - Sagt man dem jetzt „Text lernen.<br />

Ein bisschen proben“?<br />

Was sonst?<br />

Lass mich.<br />

Pause.<br />

Was hast du?<br />

Wir dürfen uns nicht mehr sehen.<br />

Wieso?<br />

Jedenfalls nicht hier in der Gegend. Höchstens...<br />

höchstens noch in der Stadt, wo uns niemand kennt.<br />

Aha! Spöttisch Kikeriki!<br />

Holzbein-Hannes kommt mit dem <strong>Holzengel</strong> von<br />

vorne rechts, steckt ihn links in den Heuhaufen, geht<br />

zur Bank vorne rechts, setzt sich.<br />

Popel-Ännchen kommt von vorne rechts, setzt sich zu<br />

ihm.<br />

Das ist wieder mal ein Düftchen, Holzbein-Hannes!<br />

Wo?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 13-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Bei den „Drei Linden“.<br />

Gibt es manch anderes. Grüß dich, Popel-Ännchen.<br />

Grüß dich. - Ja, zum Glück kann man sich selber nicht<br />

riechen, was, Holzbein-Hannes.<br />

Kann mich schon riechen.<br />

Gescheiter, man weiß es nicht.<br />

Willst es wieder besser wissen!<br />

Gescheiter, man weiß es nicht, hab ich gesagt!<br />

Kann mich schon riechen, hab ich gesagt!<br />

Trotzdem gescheiter, man weiß es nicht, was der<br />

seinem Vieh zu fressen gibt.<br />

Wer? Was redest du?!<br />

<strong>Der</strong> Bieri, wer sonst! Das stinkt wieder mal!<br />

Ja. - Da kommst du nicht dagegen an.<br />

Na wart du!<br />

Da kann auch das Popel-Ännchen nichts dagegen<br />

machen.<br />

Gegen was?<br />

Dass es nach Jauche riecht.<br />

Wer riecht nach Jauche?!<br />

Bei den „Drei Linden“ riecht’s nach Jauche. Hast du<br />

doch selber gesagt.<br />

Schon besser.<br />

Nicht besser. Es riecht immer gleich nach Jauche.<br />

Eben nicht. Wenn der Bieri jaucht, dann... Potz<br />

Donnerknall! Aber so nahe beim Friedhof hätte er<br />

gewiss nicht jauchen müssen. Wo heute Nachmittag<br />

eine Beerdigung ist.<br />

Dann ist der Tote jedenfalls froh, schon tot zu sein.<br />

Und die andern sind auch froh. <strong>Der</strong> Pfarrer macht ein<br />

bisschen schneller und man kommt früher in die<br />

Wirtschaft.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 14-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ist manchmal gescheiter.<br />

Nicht wahr.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Bei manchem. Sonst würd einem noch der Appetit<br />

vergehen.<br />

Was erzählst du?!<br />

Ist manchmal gescheiter, man weiß es nicht.<br />

Was soll man nicht wissen?!<br />

Eben. Sonst würd einem noch der Appetit vergehen.<br />

Beim Leichenschmaus?<br />

Ännchen Auch beim Leichenschmaus. Wenn man immer alles<br />

wüsste.<br />

Hannes Das hat noch niemanden davon abgehalten,<br />

zuzulangen, auch wenn der Tote der größte<br />

Lumpenhund gewesen ist!<br />

Ännchen Ich meine nicht das.<br />

Hannes Was denn schon wieder?<br />

Ännchen Wenn man wüsste, was im Schinken drin ist, das mein<br />

ich.<br />

Hannes Was soll da drin sein?! Schinken ist Schinken! Und<br />

Senf ist Senf!<br />

Ännchen Ja, aber wenn man wüsste, was man dem Schwein zu<br />

fressen gegeben hat.<br />

Hannes Man isst ja nicht, was das Schwein frisst. Man isst das<br />

Schwein selber. Bei den Hühnern isst man ja auch<br />

nicht die Würmer, die sie picken. Obwohl das<br />

scheinbar sehr nahrhaft sein soll. Und gut auch.<br />

Schmecken tue es nicht anders als ein Huhn oder eine<br />

Forelle.<br />

Ännchen Da weißt du noch bei manchem nicht, ob es ein Huhn<br />

oder eine Forelle ist.<br />

Hannes Also eine Forelle bist du nicht, Popel-Ännchen.<br />

Stimme von Olga Raphael!<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 15-


Olga kommt aus dem Haus rechts, ohne die beiden zu<br />

beachten.<br />

Olga Raphael!<br />

Raphael kommt hinter dem Heuhaufen hervor.<br />

Raphael Was ist?<br />

Olga Wie siehst du aus!<br />

Raphael Wie soll ich aussehen?<br />

Olga Als ob du im Heu gelegen hättest.<br />

Raphael Im... im Heu? Warum sollte ich im Heu liegen?<br />

Olga <strong>Der</strong> Herr Doktor sagt, er wolle mit dem<br />

„Gockelgezänk“ nichts zu tun haben! Dabei hat es ihm<br />

schon viele neue Patienten gebracht.<br />

Raphael Die Grippewelle, nicht der Gockel.<br />

Gret schleicht auf der andern Seite hinter dem<br />

Heuhaufen hervor, läuft unbemerkt davon.<br />

Olga Eine Zeitlang ist sein Wartezimmer leer gewesen, dass<br />

es einem schon fast übel geworden ist. Da könnte er<br />

sich schon ein bisschen erkenntlich zeigen. Ein<br />

Machtwort von einem Doktor zählt immer noch. Oder<br />

wenigstens mal den Bubi untersuchen. Ich glaube, er ist<br />

krank.<br />

Raphael Dann geh zu einem Tierarzt mit ihm.<br />

Lieschen kommt aus dem Haus links.<br />

Lieschen Ist der Herr Doktor zu Hause?<br />

Olga Nein.<br />

Lieschen Hat sich wohl wieder davongeschlichen, der Herr<br />

Doktor.<br />

Olga Lieschen...!<br />

Lieschen Für Sie heiße ich Frau Hadorn, Fräulein Olga!<br />

Olga Und ich heiße Fräulein Blaser.<br />

Lieschen Einer Köchin hat man hier noch immer den Vornamen<br />

gesagt. Schaut sie herausfordernd an.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 16-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Gottjämmerlich stinken tut’s trotzdem, auch wenn sich<br />

der Holzbein-Hannes wie im Paradies fühlt.<br />

Einigen stinkt’s immer. Und wo sie auch sind.<br />

Weil sie eben eine Nase haben.<br />

Eine Nase!<br />

Wem soll der Tierarzt die Rechnung stellen, dem Herrn<br />

Doktor oder seiner Köchin?!<br />

Was?!<br />

<strong>Der</strong> Gockel hat meinen Lumpi in den Schwanz gepickt!<br />

Verletzt ist er!<br />

Soll er halt nicht immer bellen!<br />

Mein Lumpi bellt, wann und wie er will.<br />

Und hier stinkt’s richtig, kannst sagen, was du willst,<br />

Holzbein-Hannes!<br />

Hier? Ich dachte, bei den „Drei Linden“.<br />

Hier und dort. Und wenn du heute Nachmittag<br />

begraben würdest, dann würdest du schön das Maul<br />

aufreißen, potz Donnerknall, Himmel, Arm und Zwirn,<br />

dich kenn ich mittlerweile!<br />

Unser Bubi und unser Kater sind ein Herz und eine<br />

Seele. Aber euer Lumpi -<br />

Nur heraus damit!<br />

Haben Sie ihn schon dem Tierarzt gezeigt?<br />

Er war nicht da.<br />

Dann wird ihn der Herr Doktor sicher schnell<br />

anschauen, sobald er Zeit hat.<br />

Ich hab gedacht, er sei nicht zu Hause. Oder hab ich<br />

das jetzt falsch verstanden. Überhaupt: von diesem<br />

Doktor lass ich meinen Lumpi nicht behandeln. So<br />

wenig wie mich selber – selbst wenn es ein Notfall<br />

wär! Lieber krepier ich! Geht ins Haus zurück.<br />

ruft ihr nach <strong>Der</strong> Herr Doktor ist kein Tierarzt. Und<br />

mit einem solchen Bastard gibt sich der Herr Doktor<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 17-


Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

schon gar nicht erst ab. Wer sind wir denn! Geht ins<br />

Haus rechts.<br />

Raphael verwirft die Arme, folgt seiner Mutter ins<br />

Haus.<br />

Hättest es wohl gerne?<br />

Was?<br />

Gib’s nur zu!<br />

Was soll ich zugeben?<br />

Würd dich sicher freuen, wenn ich heute Nachmittag<br />

beerdigt würde.<br />

Jedenfalls weinen würd ich nicht. Nicht bei einem, der<br />

nicht riecht, wie’s stinkt!<br />

Ja, richtig stinken tut es dort, wo man nichts riecht.<br />

Es ist wohl noch allen am liebsten, es rieche nach<br />

nichts, auch wenn es dort am meisten stinkt. Darum<br />

geht es ja auch so zu in der Welt.<br />

Wenn sie voll gewesen ist, hat der Vater sie jeweils<br />

leeren müssen.<br />

Was?<br />

Alle Jahre einmal. Mit einer langen Schöpfkelle. Die<br />

Grube vom Plumpsklo. Das hat jeweils ganz schön<br />

gestunken. Er hat es über den Kohl geleert.<br />

Man sieht es dir heute noch an.<br />

Man hat die Sache vorher schon gewaschen, bevor man<br />

sie gegessen hat. - Meinst du, heutzutage sei es besser?<br />

- Sie geben ihnen etwas, damit es dreimal so schnell<br />

geht.<br />

Wem? Was?<br />

Sind nur für das da. Die Kälber.<br />

Die Kälber?<br />

Dreimal so schnell. Und doppelt so groß. Wenn sie<br />

ausgewachsen sind. Als Rindvieh.<br />

Dann haben sie dir exakt das gleiche gegeben.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 18-


Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Und dich haben sie mit Pappe gefüttert, solch eine<br />

Schachtel, die du bist!<br />

Aber dass man den Rindern hier sogar die eigenen...<br />

die eigenen Verwandten zu fressen gegeben hat... im<br />

Futtermehl... Das geht doch einfach zu weit! Die<br />

eigenen Verwandten.<br />

Nur die Abfälle davon.<br />

Umso schlimmer.<br />

Soll der Bauer ihnen etwa ein Fünf-Gang-Menü<br />

servieren! Vom Sternen-Wirt.<br />

Was würdest du sagen, wenn man dir deine<br />

Verwandten zu fressen geben würde, Holzbein-<br />

Hannes?!<br />

Ach... - Sie fressen es jedenfalls gerne. - Merken<br />

würden wir wahrscheinlich auch nichts. - Wenn es fein<br />

gehackt ist. - Hauptsache, es ist gut.<br />

Verdirbst einem noch den Appetit.<br />

In Amerika, wenn es jemandem den Arm rein nimmt,<br />

im Schlachthof, stellen sie die Wurstmaschine<br />

jedenfalls nicht ab.<br />

Pfui Teufel! Hör auf damit. Erzähl nicht solche<br />

Märchen!<br />

Ist kein Märchen. Kann man nicht einfach abstellen.<br />

Die Maschine muss laufen. Ist wohl überall so.<br />

Adiö! Ich kann nicht den ganzen Tag mit so einem<br />

Quatschkopf verbringen. <strong>Der</strong> erst noch nichts riecht.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist aus Jauche gemacht, Ännchen.<br />

Ich jedenfalls nicht.<br />

Wart nur ab. Merkst es noch früh genug. Wenn du<br />

ausrinnst.<br />

Adiö.<br />

Jaja. Adiö.<br />

Solltest dich schämen!<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 19-


Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Ist gut für die Blumen.<br />

Was?<br />

Darum blüht es immer so schön. Auf den Gräbern.<br />

Adiö! Geht vorne rechts ab.<br />

Holzbein-Hannes geht zum Heuhaufen, zieht den<br />

<strong>Holzengel</strong> heraus, wischt ihn ab, poliert ihn, überlegt.<br />

Er steckt den <strong>Holzengel</strong> wieder in den Heuhaufen,<br />

winkt mit der Hand, entfernt sich, bleibt stehen, geht<br />

weiter, dreht sich um, kommt zurück, bleibt stehen,<br />

zögert, dreht dem Heuhaufen den Rücken zu, zögert.<br />

Hannes Bist trotzdem ein schöner Engel.<br />

Stimme des <strong>Holzengel</strong>s Danke.<br />

Hannes Was?!<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong>, eine junge, hübsche Frau in kurzem<br />

Rock, kommt hinter dem Heuhaufen hervor.<br />

<strong>Holzengel</strong> Danke für das Kompliment.<br />

Hannes Du... du kannst ja sprechen.<br />

<strong>Holzengel</strong> Wenn es dir lieber ist, schweige ich.<br />

Hannes Aber... nein. – Red nur. - Warum sagst du nichts?<br />

<strong>Holzengel</strong> Sag du etwas.<br />

Hannes Aber... – Was denn?<br />

<strong>Holzengel</strong> Wie heißt du?<br />

Hannes Kannst Holzbein-Hannes sagen. So sagen mir alle.<br />

<strong>Holzengel</strong> Ist aber nicht nett von ihnen.<br />

Hannes Macht mir nichts aus.<br />

<strong>Holzengel</strong> Hast du mich gern?<br />

Hannes Ich? Nun... – Und du?<br />

<strong>Holzengel</strong> Was ich?<br />

Hannes Hat mich niemand gern. - Ich hätte nicht nur ein<br />

Holzbein, sagen sie. Auch da oben.<br />

<strong>Holzengel</strong> Quatsch!<br />

Hannes Du, du bist aus feinem Holz geschnitzt.<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 20-


<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

Er greift ihr an die Brüste.<br />

Nimm deine Finger weg!<br />

Tschuldigung.<br />

Gehorchst du eigentlich immer gleich?<br />

Was?<br />

Hab’s ja nicht so gemeint.<br />

Wie denn?<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Anfassen darfst du schon. Aber sachte. - Weißt du, was<br />

ich möchte?<br />

Nein.<br />

Richtiges Haar. Nicht nur Holzhaar.<br />

Ich schenke dir zu Weihnachten eine Perücke. - Beim<br />

Holzen ist es passiert.<br />

Was?<br />

Das Bein weg. - Früher haben wir auch noch viel Land<br />

gehabt. Jedenfalls ein schönes Stück. Ist auch weg. -<br />

Aber jetzt hab ich ja dich.<br />

Stimme von Lieschen He, Holzbein-Hannes!<br />

Hannes Das Lieschen. Was will die schon wieder!<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong> verschwindet hinter dem Heuhaufen.<br />

Lieschen kommt aus dem Haus links.<br />

Hannes Was ist?<br />

Lieschen <strong>Der</strong> Gockel von Doktors Köchin hat meinen Lumpi in<br />

den Schwanz gepickt, weil er ihn mal so richtig<br />

angebellt hat. Er hat den ganzen Tag lang nichts mehr<br />

gefressen. Wenn ich ihn nicht mit Beefsteak gefüttert<br />

hätte, wäre er verhungert. Kannst dir ja denken, was<br />

das kostet, Holzbein-Hannes! - Du musst diesem<br />

Gockel den Kopf abschlagen.<br />

Hannes Olgas Gockel den Kopf...?<br />

Lieschen Bekommst dafür ein schönes Stück Speck.<br />

Geräucherten. - Das arme Tierchen leidet sowieso nur.<br />

Ohne Hühner. Wer möchte da noch länger leben. -<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 21-


Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

Wenn er ohne Kopf aufs Dach fliegt, da will ich<br />

zuschauen und für ihn singen. - Abgemacht? Aber noch<br />

heute!<br />

Aber nicht ich!<br />

Was nicht ich?! - Aber dem Gockel vergiftete<br />

Maiskolben zu fressen geben!<br />

Sind nicht von mir.<br />

So? Könnte dich noch teuer zu stehen kommen. Vor<br />

Gericht. Also? Was jetzt?<br />

Nein.<br />

Gut. - Aber pass nur auf und geh dumm daherreden!<br />

Dann nehm ich dein angemaltes Holzscheit zum<br />

Anfeuern! Kannst Gift darauf nehmen!<br />

Ist kein Holzscheit! Ist ein Engel!<br />

Umso besser! Geht ins Haus links.<br />

kommt hervor Vielen Dank.<br />

Was ist?<br />

Die behandelt mich wie ein Stück Holz, und du fragst,<br />

was ist!<br />

Ach weißt du... nicht wegen dir... So ein schöner<br />

Engel... Da ist die halt eifersüchtig.<br />

Wen meinst du mit „schöner Engel“?<br />

Eh... dich natürlich.<br />

Schön? Ich? - Aber ich bin doch nur ein angemaltes<br />

Holzscheit, ein Knüppel.<br />

Einen Knüppel – das hab ich auch. Er zieht sie an der<br />

Hand davon. Vorne rechts ab.<br />

Musik.<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 22-


<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

6. Szene<br />

Gret kommt von vorne links, geht zur Kurbel der<br />

Schleuse vorne rechts. Raphael fährt mit dem Rad<br />

von vorne links zu Gret.<br />

Gret!<br />

Warum gehst du mir aus dem Weg?<br />

Verfolgst du jetzt die Mädchen bereits mit dem Rad.<br />

Was geht uns dieser Gockelknatsch an.<br />

Mehr als du meinst.<br />

Von mir aus soll ihn der Kuckuck holen!<br />

Pause.<br />

zeigt auf die Kurbel Ein bisschen rostig. Die Schleuse<br />

ist wahrscheinlich schon lange nicht mehr geöffnet<br />

worden.<br />

Wahrscheinlich.<br />

Schöner Teich.<br />

Ja.<br />

Pause.<br />

Also dann, bis... bis... irgendwann.<br />

Sie geht nach links zum Heuhaufen. Raphael folgt<br />

ihr, schiebt das Rad.<br />

Wollen wir wieder mal zusammen den Text lernen?<br />

Was für einen Text?<br />

Nun ja. Von unserem Stück.<br />

Hm!<br />

Pause.<br />

Bin gestern im Kino gewesen.<br />

So?<br />

Schöner Film. Musst du schauen gehen. - Es geht um<br />

eine Friseurin.<br />

Hab in der Lehre genug Friseursalon.<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 23-


Raphael<br />

Gret Raphi –<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Eine Liebesgeschichte. - Falls du gehen würdest, käme<br />

ich mit.<br />

Komm.<br />

Was?<br />

zeigt auf den Heuhaufen. Komm!<br />

Mag nicht.<br />

Brauchst keine Angst zu haben. Ist niemand rum.<br />

Viel zu kalt.<br />

Ich wärm dich schon.<br />

Nein.<br />

Dann halt nicht. Er fährt mit dem Rad davon.<br />

Raphi!<br />

Lieschen kommt aus dem Haus links.<br />

Ich hab bereits fünfzehn Unterschriften!<br />

Was für Unterschriften?<br />

Gegen den Gockel. Du könntest auch ein paar sammeln<br />

gehen.<br />

Keine Zeit.<br />

Keine Zeit! Aber ich, deine Mutter, ich soll mir die<br />

Sohlen abwetzen!<br />

Verlangt niemand von dir.<br />

Glaubst du, die Unterschriften kommen von allein<br />

zusammen? <strong>Der</strong> wird das Lachen noch vergehen! - Was<br />

hat er von dir gewollt?<br />

Wer?<br />

Du weißt schon, wen ich meine.<br />

Nichts.<br />

Was nichts!<br />

Nichts hat er gewollt.<br />

Habt ihr miteinander gesprochen?<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 24-


Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Und wo soll ich Unterschriften sammeln?<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Im Waldviertel war ich bereits. Du könntest im<br />

Kleefeld.<br />

So weit weg?!<br />

Je mehr Unterschriften, desto besser!<br />

Bin müde.<br />

Jetzt ist es sowieso Zeit zum Essen. Aber nachher.<br />

Komm jetzt!<br />

Sie gehen beide ins Haus.<br />

Holzbein-Hannes kommt von vorne rechts, pfeift ein<br />

paar Töne, schaut sich um, pflückt Blumen aus<br />

Lieschens Garten. Popel-Ännchen kommt von vorne<br />

rechts.<br />

Ah! Hier steckst du, Holzbein-Hannes!<br />

versteckt die Blumen hinter seinem Rücken Was ist?<br />

Ich komm doch nicht etwa ungelegen?<br />

Was willst du?<br />

Ich hab dir ein Ei mitgebracht, Holzbein-Hannes, du<br />

sollst dir auch wieder mal was Gutes machen können.<br />

Bestimmt eines mit Hahnentritt.<br />

Hast du ja am liebsten.<br />

Brauche kein Ei, hab Besseres, Popel-Ännchen.<br />

Hat mir doch gedünkt, es rieche so gut, als ich bei dir<br />

zu Hause geklingelt hab.<br />

Du riechst immer was.<br />

So. Tu ich das?<br />

Mal Jauche, mal den Braten.<br />

Ah, Braten!<br />

Ist mein Verlobungsessen.<br />

Verlobungsessen? Und wo hast du die Braut?<br />

Hab jetzt keine Zeit.<br />

Ist doch sonst das einzige, was so einer wie du hat.<br />

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- 25-


Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Heute nicht.<br />

Soso. Was versteckst du die ganze Zeit hinter deinem<br />

Rücken?<br />

Nichts.<br />

Zeig mal.<br />

Gibt nichts zu sehen. Verstecke gar nichts.<br />

Für wen sind die?<br />

Für niemanden.<br />

Aha. – Sind die aus Lieschens Garten?<br />

Quatsch mit Soße! Aus Lieschens Garten! So was würd<br />

ich nie...!<br />

Die wird sich aber freuen!<br />

Meinst du? – Wirst ihr wohl noch eine kleine Freude<br />

gönnen.<br />

Von mir erfährt sie bestimmt nichts – wenn du mir<br />

verrätst, für wen sie sind.<br />

Für niemanden, hab ich gesagt!<br />

Schon gut. - Man sagt, du würdest jetzt die<br />

Holzscheiter anmalen, bevor du sie verfeuerst.<br />

Was?<br />

Brennt wohl besser so.<br />

Geht dich nichts an. - <strong>Der</strong> Zahnarzt sagt dir nicht<br />

umsonst, er sei kein Friseur.<br />

Lieber Haare auf den Zähnen als Honig ums Maul.<br />

Klebt weniger. - Und eines merk dir, Holzbein-Hannes:<br />

Je älter der Bock, desto brüchiger das Horn.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Dummes Gequatsche.<br />

Zwei Hässliche können einander auch gefallen,<br />

Holzbein-Hannes. Solche wie wir sollten<br />

zusammenhalten. Das Krähen überlassen wir<br />

gescheiter dem Gockel von Doktors Köchin.<br />

Überhaupt: Ein junges Huhn und ein alter Gockel<br />

passen nicht in die gleiche Pfanne.<br />

- 26-


Hannes<br />

Ännchen<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Ein altes Weib, das tanzt, macht zu viel Staub, Popel-<br />

Ännchen.<br />

So einer wie du würd auch im Dampfkochtopf nicht<br />

gar. Adiö! Geht links ab.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong> kommt von vorne rechts.<br />

Was ist?<br />

Gehst du mir jetzt hinten nach!<br />

Darf ich nicht?<br />

Zum Glück hat sie das Fell ihres Katers nicht gesehen,<br />

was, Engelchen. Aber mit Salbei und Gänseblümchen<br />

gibt das einen sehr feinen Braten! Auf die richtigen<br />

Kräuter kommt es an. Schmeckt viel besser als so ein<br />

Hähnchen!<br />

Was hat sie von dir gewollt?<br />

Wüsst nichts.<br />

So eine Hexe!<br />

Ist keine Hexe.<br />

Die ganze Zeit spotten.<br />

Nur eine arme Vogelscheuche.<br />

So?<br />

Was willst du?<br />

Bei uns zu Hause – mmmh – riecht das gut!<br />

Bei uns zu Hause? Jaja. Bei uns.<br />

Du bist sicher der beste Koch weit und breit.<br />

Meinst du?<br />

Für wen sind die Blumen?<br />

Für dich.<br />

Gib mir einen Kuss. - Ganz viele Küsse.<br />

Wohin?<br />

Von der Nasenspitze bis zur kleinen Zehe. - Und<br />

wieder zurück.<br />

Dann komm!<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 27-


Olga<br />

Raphael<br />

Holzbein-Hannes zieht den <strong>Holzengel</strong> an der Hand<br />

mit sich fort, vorne rechts ab.<br />

<strong>Der</strong> Hahn kräht.<br />

Olga kommt aus dem Haus rechts.<br />

Ja, Bubi! Streut Körner. Raphael fährt mit dem Rad<br />

von vorne links herbei.<br />

Bist du beim Frisör gewesen?<br />

Olga Dass dir das auch schon auffällt! - Gefalle ich dir? Die<br />

da drüben hat sich ein neues Kleid gekauft. Hat wohl<br />

gemeint, sie könne damit den Richter blenden.<br />

Raphael Wer sagt das?<br />

Olga Glaubst du, ich sei blind! - Hast du Hunger? – Jetzt hab<br />

ich vergessen, Brot zu kaufen! Und der Schori hat<br />

heute geschlossen.<br />

Raphael Warum gehst du nicht zum Weiß? Ist näher.<br />

Olga Die da drüben geht dorthin.<br />

Raphael Na und?<br />

Olga Die von der Gärtnerei meint auch schon, sie müsse rum<br />

erzählen, es sei eine tierungerechte Haltung, wie ich<br />

den Bubi halte. Es würden ihm die Hühner fehlen, die<br />

er... du weißt schon... Deshalb krähe er wie verrückt. -<br />

Sein Krähen soll schuld sein, dass ihre Sonnenblumen<br />

nicht wachsen. Aber dass der da drüben ihr Kläffer<br />

überall hin scheißt, das macht dann nichts! Und dann<br />

schleppt sie als Zeuge vor Gericht ihren Schwager an!<br />

Raphael Ja, der war gut!<br />

„Sie sind der Schwager von Frau Hadorn?“<br />

- „Jawohl, Herr Richter. - Ich möchte noch betonen,<br />

dass ich persönlich nichts gegen Fräulein Blaser habe.“<br />

Olga Hast aber gut aufgepasst! Dieser Heuchler!<br />

Raphael „Zur Sache! - Sie haben die Gockelschreie<br />

festgehalten, Herr Beyeler.“ - „Jawohl, Herr Richter,<br />

schriftlich. Am 5. April, Herr Richter. Ein Sonntag.<br />

Und zum Vergleich auch noch an einem Werktag. Am<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 28-


Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

7. April. Dienstag. Hab eigens zu diesem Zweck frei<br />

genommen. Unbezahlt. Zwischen vier Uhr dreißig und<br />

acht Uhr null null, so wie zwischen zwölf Uhr und<br />

fünfzehn Uhr habe ich exakt 223 Hahnenschreie<br />

registriert. Am Sonntag, 5. April, sind in der gleichen<br />

Zeitspanne immerhin 217 Hahnenschreie zu hören<br />

gewesen. Meiner Meinung nach, Herr Richter, ist das<br />

eindeutig zu viel.“<br />

- „Vielen Dank, Herr Beyeler, das Wort hat Herr<br />

Professor Doktor Wildbolz von der zoologischen<br />

Fakultät.“<br />

Solltest Schauspieler werden, Raphi.<br />

Möcht ich ja.<br />

Nur das nicht! Spiel du in der Jugendgruppe der<br />

Kirche. Das reicht vollkommen. Aber dass die Gret da<br />

auch mitspielt, das passt mir schon weniger. Wenn ich<br />

das vorher gewusst hätte...<br />

Wieso?<br />

Wieso, wieso! Frag nicht so dumm! - Was spielt sie<br />

eigentlich?<br />

Die Schöne.<br />

Die Schöne. Ausgerechnet! Hat der Pfarrer denn<br />

niemand anderes gefunden. Wir haben doch genug<br />

schöne Mädchen in unserem Dorf.<br />

Gret ist schön.<br />

Scheinbar verstehst du nichts davon. - Die würde<br />

gescheiter das Biest spielen.<br />

Das Biest spiele ich.<br />

So? – Hat das der Pfarrer...? - Soll das etwa eine<br />

Anspielung... Muss der sich jetzt auch noch<br />

einmischen!<br />

Ich glaube, du siehst bald überall Gespenster.<br />

Seh ich nicht!<br />

Alles und jedes beziehst du auf...<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 29-


Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

Worauf?<br />

Du weißt schon.<br />

Wenigstens seid ihr zwei in diesem Stück kein<br />

Liebespaar.<br />

Aber die Schöne und das Biest sind am Schluss ein<br />

Liebespaar.<br />

Was?! Also das ist zu viel! Das wirst du doch deiner<br />

Mutter nicht antun!<br />

Aber es ist doch nur Theater.<br />

misstrauisch Das will ich hoffen.<br />

Lieschen kommt aus dem Haus links.<br />

Seit Monaten leide ich unter Herzbeschwerden. Bin<br />

deshalb in Behandlung.<br />

Auch mit den Nerven stehe es nicht zum besten.<br />

Früher bin ich kerngesund gewesen. Die teuren<br />

Medikamente. <strong>Der</strong> Selbstbehalt. Das summiert sich.<br />

Ganz abgesehen von den Schmerzen. Ich kann in der<br />

Nacht kaum mehr ein Auge zutun. Und dann wache ich<br />

schon um zwei Uhr auf, weil ich meine, jetzt krähe er<br />

dann gleich. An ein Mittagsschläfchen ist auch kaum<br />

mehr zu denken. Ihr habt es ja von meinem Schwager<br />

vor Gericht gehört, wie oft dieser Gockel kräht.<br />

Das ist etwas Natürliches. - Aber das Gekläff von<br />

eurem Hund, das stört dann nicht!<br />

Lumpi bellt nur wegen dem Gockel! Aber hier haben ja<br />

bald die Neger mehr Rechte als wir anständigen<br />

Bürger!<br />

Und warum haben wir das Wartezimmer in letzter Zeit<br />

immer voll! Das beweist doch, dass die öffentliche<br />

Meinung auf unserer Seite ist!<br />

Unser Herr Doktor hat das Wartezimmer mehr als voll!<br />

Weil Sie alle Leute aufhetzen! - Gewissen Kreisen geht<br />

es gar nicht um den Gockel. Denen ist jedes Mittel<br />

recht.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 30-


Lieschen<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Eurem Doktor Wenger und seinen Kreisen geht es nur<br />

darum, die Ordnung im Dorf auf den Kopf zu stellen.<br />

Für nichts ist er bei den letzten Wahlen nicht<br />

abgeblitzt! Geht zurück ins Haus.<br />

Also...! Das ist eine bodenlose Frechheit!<br />

Komm – komm jetzt!<br />

Beide gehen ins Haus.<br />

Musik.<br />

7. Szene<br />

Popel-Ännchen kommt von vorne links, geht zur<br />

Mitte, huscht zurück, verschwindet hinter dem<br />

Heuhaufen. Holzbein-Hannes kommt von vorne<br />

rechts. Popel-Ännchen tritt hinter dem Heuhaufen<br />

hervor, versperrt ihm den Weg.<br />

Ein Luftikus!<br />

Was?<br />

Aber ich glaube es nicht. - Dein Engel passt schon auf<br />

dich auf.<br />

Ich mache, was ich will.<br />

Dann bist du es also doch gewesen.<br />

Was?<br />

Die Reifen zerstochen. Vorne und hinten. Sagen sie.<br />

Was?<br />

Von Lieschens Fahrrad.<br />

Jedenfalls nicht ich. Geht nach vorne rechts.<br />

folgt ihm Und gleich darauf sei Doktor Wengers Auto<br />

auf den Felgen gestanden. Die Reifen aufgeschlitzt.<br />

Alle vier. Und kurz vorher habe man den Holzbein-<br />

Hannes herum schleichen sehen. Sagen sie.<br />

Das ist eine Lüge!<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 31-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Brauchst du mir nicht zu sagen, Holzbein-Hannes.<br />

Aber gesünder ist es sicher.<br />

Was?<br />

Zu Fuß die Hausbesuche zu machen.<br />

Gret kommt von vorne links, setzt sich auf die Bank<br />

vor dem Heuhaufen.<br />

Wenn der Doktor nicht gleich ein Taxi bekommen<br />

hätte, hätte er einen Patienten weniger gehabt. Dafür<br />

der Totengräber ein Grab mehr zu schaufeln.<br />

Dem kommt’s nicht drauf an. Hat immer eines auf<br />

Vorrat. Überhaupt, du weißt bald mehr als eine<br />

Zeitung.<br />

Wenn man mit der Braut den ganzen Tag in der Stube<br />

hockt, geht manches an einem vorbei, Holzbein-<br />

Hannes.<br />

Mir egal. - Ich meine, was ich meine.<br />

Meinen und nichts wissen, hat schon manchen<br />

beschissen. - Du würdest in letzter Zeit so gerne<br />

schnitzen, sagen sie. Auch wenn kein Knüppel rum sei,<br />

sagen sie.<br />

Hat genug Knüppel hier herum.<br />

Ja, nur die Engel sind rar. - Haar und Schaden wachsen<br />

an allen Tagen.<br />

Hast nicht umsonst einen Schnauz, Popel-Ännchen.<br />

Popel-Ännchen lässt Holzbein-Hannes stehen, geht<br />

vorne rechts ab. Holzbein-Hannes folgt ihr.<br />

Lieschen kommt aus dem Haus, schaut sich um, sieht<br />

Gret auf der Bank sitzen.<br />

Ah, hier bist du! Ich hab mit dem Pfarrer gesprochen.<br />

Susanne wird die Rolle der Schönen übernehmen.<br />

Was?! Wieso?!<br />

Darum.<br />

Nein! Das will ich jetzt wissen!<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 32-


Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Hannes<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Glaubst du, ich lasse es zu, dass du mit dem Bub der<br />

Köchin... <strong>Der</strong> Herr Pfarrer hat volles Verständnis<br />

gezeigt.<br />

Ich lasse mir doch von dir nicht alles kaputt machen!<br />

Wie redest du eigentlich mit deiner Mutter!<br />

Aber...<br />

Ist es deine Absicht, mich in aller Öffentlichkeit zu<br />

blamieren?<br />

Ich dich blamieren?! Hast mich ja noch gar nie spielen<br />

sehen.<br />

Susanne spielt die Schöne! Da brauchen wir nicht<br />

länger darüber zu diskutieren. Du kannst noch oft<br />

genug Theater spielen.<br />

Gret läuft davon, vorne links ab. Lieschen geht ins<br />

Haus zurück. Holzbein-Hannes kommt von rechts,<br />

gleich darauf Raphael.<br />

ruft. Tag, Holzbein-Hannes!<br />

Jaja, Tag. Geht weiter, dreht sich um. Es wird noch<br />

regnen. Ab.<br />

ruft ihm nach Zwickt dich dein Holzbein?<br />

Olga kommt mit einem blutigen Hühnerbein aus dem<br />

Haus rechts.<br />

Raphael!<br />

Was ist?<br />

Da! Schau!<br />

Ist dem Bubi was passiert?!<br />

Großer Gott! Nein! Ist nicht das Bein vom Bubi.<br />

Aber... von wem?<br />

Abgeschnitten. Bei lebendigem Leib. Und an unsere<br />

Haustür genagelt. Das Huhn hat noch die Augen<br />

verdreht, als ich es hinter dem Haus gefunden habe.<br />

Das Huhn von Popel-Ännchen. Dieser Zettel war<br />

dabei.<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 33-


Raphael<br />

Olga<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

nimmt den Zettel, liest „Herr Doktor, wenn Sie mit<br />

dem vom ganzen Dorf verhassten Hahn ihrer Köchin<br />

nicht bald Schluss machen, riskieren Sie, nicht nur den<br />

Hahn zu verlieren.“<br />

Und wer steckt dahinter, was! Geht zurück ins Haus.<br />

Raphael geht ihr nach.<br />

Musik.<br />

8. Szene<br />

Holzbein-Hannes und Popel-Ännchen kommen von<br />

vorne rechts.<br />

Wolken.<br />

Was?<br />

Wolken.<br />

Ja eben. - Eh... Was hast du gesagt, Popel-Ännchen?<br />

Wolken. Nichts als Wolken. Am Himmel.<br />

Ja. Manchmal hängt er voller Geigen. Sagt man<br />

jedenfalls. Gesehen hätt’ ich’s noch nie. Gehört auch<br />

nicht.<br />

Was gehört?<br />

Die Geigen. - Am liebsten betrachte ich sie vom<br />

Dachfenster aus.<br />

Die Geigen?<br />

Nein, die Wolken!<br />

Was gibt’s da schon zu sehen?<br />

Eben. Wolken.<br />

Wolken sind Wolken.<br />

Eben nicht.<br />

Sonst schaust du doch lieber hinter etwas her, das<br />

vorbeistöckelt und den Hintern schwenkt.<br />

Wer sagt das?<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 34-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Ich sag’s.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Wie sollte am Himmel oben etwas vorbeistöckeln und<br />

den Hintern schwenken?<br />

Nicht am Himmel. Darunter.<br />

Interessiert mich nicht.<br />

Darfst wohl nicht mehr. Wegen deinem <strong>Holzengel</strong>.<br />

Oder bist du etwa krank?<br />

Nicht dass ich wüsste<br />

Von mir aus darfst du schauen, so viel du willst. Die<br />

alten Kühe schlecken auch gern Salz.<br />

Gret kommt aus dem Haus links, geht durch die<br />

Gartentür nach vorne rechts. Raphael kommt aus<br />

dem Haus rechts, läuft ihr nach.<br />

Gret! – Wart!<br />

Und? - Hast du mit Susanne auch schon „Text gelernt,<br />

ein bisschen geprobt“?<br />

Schade, dass du nicht mehr mitspielen willst.<br />

Hat der Pfarrer das gesagt?<br />

Ja. – Stimmt es nicht?<br />

Was hat er gesagt?<br />

Nun... eben. Du...<br />

Was?!<br />

Aber wieso?<br />

Was?<br />

Wieso spielst du nicht mehr mit?<br />

Keine Lust! - Ich muss jetzt wirklich gehen. Tschüs!<br />

Geht vorne rechts ab.<br />

Raphael läuft ihr nach.<br />

Wolken sind nicht einfach Wolken.<br />

Hör mir auf damit! Wir wissen beide, was du meinst.<br />

Hast ja recht. Ist auch nicht mehr als eine Wolke, so<br />

eine junge Tussi. Kannst sie nicht greifen, nicht halten.<br />

Von weitem mag’s schön sein, und wenn sie dir um die<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 35-


Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Nase streicht, findest du vielleicht noch, das sei jetzt<br />

wie im Paradies. Aber mittendrin ist nur grau.<br />

Vom Dachfenster aus, da ist mir manchmal, als könnt’<br />

ich grad mit.<br />

Was mit?!<br />

Mit den Wolken.<br />

Popel-Ännchen schüttelt den Kopf.<br />

Eine Blumenkohlwolke, das hab ich am liebsten.<br />

Ich hab den Blumenkohl lieber auf dem Teller.<br />

Gret kommt von vorne rechts zurück, setzt sich auf<br />

die Bank bei der Kurbel der Schleuse.<br />

Schäfchenwolken sind zwar auch schön.<br />

Fast so schön wie eine Gockelwolke.<br />

Sag nichts!<br />

Jaja, die nebelt den Leuten hier das Hirn immer mehr<br />

ein.<br />

Mir nicht.<br />

Wo nichts ist, kann nichts eingenebelt werden. Aber<br />

sag mal, hast du mein Huhn nicht gesehen?<br />

Dein Huhn?<br />

Und Max ist auch schon seit ein paar Tagen nicht nach<br />

Hause gekommen.<br />

Ist wohl überfahren worden.<br />

Wieso meinst du?<br />

Nun – halt. Ein Kater. Aber das Huhn...<br />

Weißt du was?<br />

Ich weiß nichts. Macht sich davon. Popel-Ännchen<br />

folgt ihm.<br />

Beide vorne links ab.<br />

Lieschen kommt aus dem Haus links, sieht sich um,<br />

geht zu Gret.<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 36-


Lieschen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Hier steckst du also! Muss ich dich jetzt laufend<br />

suchen!<br />

Gret Ist wie im Märchen, dieser Teich. Die Sträucher und<br />

Bäume und die Wolken, die sich im Wasser spiegeln.<br />

Die Steine voller Moos. Mit Augen und offenen<br />

Mündern. Eine verzauberte Gegend.<br />

Lieschen Bist manchmal wirklich noch ein Kind. Schlägst halt<br />

doch deinem Papa nach, jedenfalls in diesem Punkt.<br />

Was würd er wohl jetzt zu seiner Tochter sagen?<br />

Gret Weißt du, das verbindet Raphi und mich, schon seit<br />

langem: dass wir beide keinen Vater haben.<br />

Lieschen Du hast einen Vater gehabt! Er ist gestorben. Das ist<br />

etwas anderes.<br />

Gret Schau! Schau doch!<br />

Lieschen Was?<br />

Gret Die Forelle dort!<br />

Lieschen Hab sie schon gesehen! Von denen möchte ich gewiss<br />

keine. <strong>Der</strong> Teich gehört Olgas Vater. Wer weiß, womit<br />

er seine Forellen füttert.<br />

Gret Bis drei Kilo schwer können sie werden.<br />

Lieschen dreht die Kurbel. Geräusch von<br />

abfließendem Wasser.<br />

Gret Mutti! Was machst du! - Pass auf, der ganze Teich<br />

läuft aus!<br />

Lieschen Sie wollen es nicht anders! Sollen sie es haben!<br />

Gret Lass die Kurbel los! Mutti!<br />

Lieschen Einem Hühnchen das Bein abgeschnitten! Bei<br />

lebendigem Leib!<br />

Gret Hör auf!<br />

Holzbein-Hannes und Popel-Ännchen kommen von<br />

vorne links.<br />

Lieschen Ich hab keinem Huhn kein Federchen gekrümmt! Wenn<br />

schon, würd ich gleich den richtigen nehmen!<br />

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- 37-


Gret<br />

Lieschen<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Die, die es nicht davon schwemmt, krepieren auf dem<br />

Grund!<br />

Eine Tierquälerin! Ich! Läuft ins Haus zurück.<br />

Gret läuft vorne rechts ab.<br />

Was schreit die wegen einem Huhn?<br />

Weiß nicht. - Es gibt Wolken, die verwandeln sich<br />

laufend. Und bleiben doch nur Wolke. So ist es mit<br />

manchem auf der Welt.<br />

verschmitzt Mit rosaroten Wölkchen ins Bett gehen,<br />

das mag ja noch schön sein.<br />

Natürlich ist das schön.<br />

Welche Wolken meinst du jetzt?<br />

Aber rosarote Wolken am Morgen, das ist dann gar<br />

nichts.<br />

Eben. Das muss noch manch einer lernen. Reibt sich<br />

noch manch einer die Augen. Sei’s drum!<br />

Du, Popel-Ännchen, bist du schon mal geflogen?<br />

Geflogen? - Man soll nicht fliegen, bevor man Federn<br />

hat.<br />

Mit dem Flugzeug. Über den Wolken.<br />

Und du?<br />

Schon oft.<br />

Das soll ich dir glauben!<br />

Glaub’s oder glaub’s nicht.<br />

spöttisch Schon oft!<br />

Ja. Um die ganze Welt. Im Kopf. Das langt.<br />

Vollauf!<br />

Mit einem Wolkenschiff!<br />

Was?<br />

Als Kind wär ich das gerne. Um die ganze Welt!<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 38-


<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Ännchen Du, du würdest bestimmt noch von einem<br />

Wolkenkratzer aufgespießt, so wie ich dich... Mein<br />

Gott! Schau! Dort! Mein Gott!<br />

Hannes Was?<br />

Ännchen <strong>Der</strong> ganze Teich ausgelaufen! Die Fische! Und du, du<br />

quatschst die ganze Zeit von Wolken!<br />

Hannes Kann ich was dafür! - Und wegen deinem Huhn...<br />

Ännchen Was ist mit meinem Huhn?<br />

Hannes Das ist immer so. Wenn man sich nicht getraut, den<br />

Gockel zu greifen, büßt es das Huhn.<br />

Ännchen Was sagst du?!<br />

Holzbein-Hannes geht vorne links ab.<br />

Popel-Ännchen läuft ihm nach. - Musik.<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

9. Szene<br />

Nacht. Holzbein-Hannes kommt von vorne links, der<br />

<strong>Holzengel</strong> von vorne rechts.<br />

Kommst du endlich! Wo bist du so lange gewesen?!<br />

Eh... ich... sie haben mich aufgehalten.<br />

So, „sie“! – Stinkst ja nach Schnaps!<br />

Nur ein Korn. Nur einer.<br />

Weißt du eigentlich, wie spät es ist!<br />

Da ist manch einer mit einem Loch im Kopf nach<br />

Hause gegangen. Jawohl. Eine verdammt schöne<br />

Schlägerei! Man hat gar nicht mehr gewusst, wer<br />

Feind, wer Freund, jeder hat um sich geschlagen, wie<br />

er nur konnte. Weil die einen und die andern... eh...<br />

Welche einen und welche andern?<br />

Die, die für den Gockel sind, und die, die dagegen sind.<br />

Blödes Gezänk, Holzbein-Hannes!<br />

Sollst mir nicht Holzbein-Hannes sagen!<br />

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- 39-


<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Alle sagen dir so. Richtiges Haar hast du mir<br />

versprochen. Und ich hab immer noch Holzhaar!<br />

Auf dem Nachhauseweg hab ich gesehen, wie die<br />

junge Frau des Lehrers in der Stube gestanden ist,<br />

keine Vorhänge und helles Licht, und sie splitternackt.<br />

<strong>Holzengel</strong> gibt ihm eine Ohrfeige.<br />

Au! – Sollst mich nicht ohrfeigen, hab ich dir gesagt.<br />

Willst noch grad eine?<br />

Bin ja im Finstern gestanden.<br />

Und dann?<br />

Was und dann?<br />

Erzähl!<br />

Was denn?<br />

Und der Lehrer? – Was hat der Lehrer gemacht?<br />

Weiß nicht.<br />

Du hast halt nicht nur ein Holzbein.<br />

Früher noch bin ich herum gesprungen wie ein<br />

Rehböckchen. Doch. <strong>Der</strong> Jäger hat mich nicht<br />

erwischt. Aber springen kann ich nicht mehr. Was<br />

willst du! Manch einer ist ein Fuchs und hat keinen<br />

Bau. Gescheiter. - Piff, paff. -Vielleicht gescheiter.<br />

Erzählst immer das gleiche, Holzbein-Hannes!<br />

Still! – Dort ist jemand! – Pst. – Das Lieschen! - Die<br />

will dich verbrennen! Versteck dich! Schnell!<br />

Ich hab nichts gemacht.<br />

Versteck dich!<br />

Lieschen kommt von vorne rechts. <strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

versteckt sich hinter dem Heuhaufen.<br />

Wo hast du deine wilde Ehefrau, Holzbein-Hannes?!<br />

Du würdest doch in wilder Ehe leben, sagt man.<br />

Tu ihm nichts!<br />

Wenn das der Herr Pfarrer wüsste!<br />

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- 40-


Hannes<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

Ännchen<br />

Lieschen<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Ich hab nichts gesagt.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Also doch! - Das Obergericht wird es ihnen jetzt dann<br />

zeigen! Wenn es sein muss, gehe ich bis vor<br />

Bundesgericht. Alles was recht ist! Aber zuerst<br />

schaffen wir mal hier Ordnung! Wo hast du dein<br />

angemaltes Holzscheit? – Ein Hühnerbein! Bei<br />

lebendigem Leib. Ich!<br />

Was Hühnerbein?<br />

Immer ich! Schon in der Schule! Die andern...<br />

kreischen, krähen. Und ich soll’s ausfressen! Die<br />

andern. Musst dich noch auslachen lassen! Und dann<br />

bin ich verheiratet, und kaum fängt man an, sich<br />

endlich daran zu gewöhnen, was so ein Mann von einer<br />

Frau will, und hätte selber noch bald Gefallen daran, da<br />

stirbt er einem weg.<br />

taucht aus dem Dunkeln auf Eh, grüß Gott<br />

miteinander. Ich möchte nicht stören.<br />

Pass nur auf, Holzbein-Hannes! Ich komme wieder.<br />

Geht ins Haus links.<br />

Was hast du mit ihr?<br />

Nichts.<br />

Holzbein-Hannes, weißt du, was der Gockel noch<br />

lieber tut als krähen?<br />

Wüsst nicht.<br />

Ist eben auch ein Vogel.<br />

Meinst du fliegen?<br />

Lassen wir’s. - Das ganze Dorf rennt bereits herum wie<br />

ein verrücktes Huhn. Die Suppe ist eingebrockt. Wer<br />

löffelt sie aus?<br />

Diese Hühnersuppe ist mir zu salzig.<br />

Gockelsuppe wolltest du sagen.<br />

Hab lieber Süßes.<br />

Süß wie ein Engel.<br />

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- 41-


Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Du solltest wohl nach Hause. - Ich sollte auch schon<br />

längst ins Bett.<br />

Ich wüsst etwas, da liegst du weicher als auf einem<br />

Holzknüppel. Und frieren tust du auch nicht.<br />

Ich friere nicht.<br />

Sag’s recht.<br />

Dummer Gockelknatsch!<br />

Hinkegockel, der du bist! Geht vorne links ab.<br />

Hannes Und weg ist sie! - Kannst hervorkommen, Engelchen. -<br />

Wo bist du?<br />

<strong>Holzengel</strong><br />

Hannes<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

tritt hinter dem Heuhaufen hervor Richtiges Haar hast<br />

du mir versprochen! Geht vorne rechts ab.<br />

Wart doch! Geht ihr nach.<br />

Musik.<br />

10. Szene<br />

Und es ist wieder Tag. Olga und Raphael kommen<br />

von vorne rechts.<br />

„Da sehen Sie es jetzt, Herr Doktor“, habe ich gesagt.<br />

„Das Wartezimmer voll! Und zu Ihnen sind sie<br />

gekommen, nicht zum andern.“<br />

Drei gebrochene Arme, ein gebrochenes Bein, vier<br />

gebrochene Nasenbeine, zwei gebrochene Kiefer. Und<br />

alles wegen dem Gockel. Wir können stolz sein.<br />

Den mit dem ausgeschlagenen Weisheitszahn hast du<br />

vergessen! Jedenfalls sind sie alle zu unserem Herrn<br />

Doktor gekommen. Manch einer wäre froh, wenn er so<br />

viele Patienten hätte!<br />

Doktor Spycher hatte noch mal so viele Verletzte zu<br />

verarzten.<br />

<strong>Der</strong>, zu dem Lieschen wegen jedem Wehwehchen<br />

läuft! - Woher willst du das wissen?!<br />

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- 42-


<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Raphael Ich hab gehört, wie unser Herr Doktor mit ihm<br />

telefoniert hat.<br />

Olga Gibt halt immer solche, die zu so einem gehen! Aber<br />

hast du gesehen, wie stinkfreundlich uns vorhin dieser<br />

Keller gegrüßt hat! Und vertritt vor Gericht Lieschens<br />

Lügen!<br />

Raphael „Herr Gerichtspräsident, vor mehreren Monaten schon<br />

hat der Gemeinderat jeder Familie eine Vorschrift<br />

zugestellt, wonach jeglicher Lärm während der Nacht<br />

bis am Vormittag um acht und während den<br />

Mittagsstunden von zwölf bis drei bei Buße verboten<br />

ist. Das betrifft sogar das Teppichklopfen. Und jede<br />

Art von Musik. Unverständlich, dass die Behörde<br />

betreffend dieses Gockels noch nicht eingeschritten ist.<br />

Die Nachbarin, Frau Hadorn, leidet jetzt schon seit<br />

Monaten darunter.“<br />

Olga Die und leiden! Die weiß doch gar nicht, was das ist!<br />

Raphael „Dieses friedliche Fleckchen Erde, von denen es in<br />

unserem Land immer weniger gibt, ist zur Hölle<br />

geworden. Frau Hadorn hat sich in ärztliche<br />

Behandlung begeben müssen.“<br />

Olga Geschieht ihr recht!<br />

Raphael „Zu mehreren Ärzten. Teure Spezialisten. Die<br />

Krankenkasse übernimmt längst nicht alle Kosten.“<br />

Olga Das hat sie jetzt davon!<br />

Raphael „Wir verlangen eine Lärmschutzwand zwischen den<br />

beiden Grundstücken, tausend Franken Schmerzensgeld<br />

für das geplagte Opfer, die volle Übernahme aller<br />

entstandenen und noch entstehenden Kosten,<br />

insbesondere der Selbstbehalt der Arztrechnungen<br />

und...“<br />

Olga Würd der so passen! Aber die wird noch ihr blaues<br />

Wunder erleben! Das garantier ich dir!<br />

Raphael verwirft die Arme geht ins Haus. Man hört<br />

das klägliche Winseln von Lumpi im Haus links.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 43-


Olga bleibt unter der Tür stehen, lauscht mit einem<br />

bösen Lächeln. Das Winseln bricht ab.<br />

Stimme von Lieschen im Haus links. Lumpi! Was hast du?! - Du hast<br />

doch nicht etwa die vergifteten Maiskolben... Um<br />

Gottes Willen! Lumpi!<br />

Olga reibt sich die Hände.<br />

Holzbein-Hannes kommt von vorne rechts.<br />

Olga Gut gemacht, Holzbein-Hannes!<br />

Hannes Was denn?<br />

Olga Du weißt schon. Geht ins Haus rechts.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong> kommt von vorne rechts.<br />

Hannes Läufst du mir schon wieder nach!<br />

<strong>Holzengel</strong> Du hast mich nicht mehr lieb! Läuft davon, rechts<br />

vorne ab.<br />

Hannes Wart! - So wart doch! – Ich... ich hab halt nicht nur ein<br />

Holzbein! Geht dem Engel nach. - Musik.<br />

Olga<br />

11. Szene<br />

Lieschen verlässt mit einer Kerze das Haus, stellt sie<br />

in den Garten, bleibt in Andacht davor stehen, geht<br />

dann mit gesenktem Kopf wieder hinein.<br />

Musik.<br />

12. Szene<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Man hört die Sirenen eines Feuerwehrautos, das<br />

nach links fährt. Olga kommt mit einem Feldstecher<br />

aus dem Haus, hält Ausschau.<br />

Es scheint irgendwo zu brennen. Hörst du, Bubi.<br />

Lieschen kommt mit einem Feldstecher aus dem<br />

Haus links in ihren Garten, hält Ausschau.<br />

- 44-


Lieschen<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Lieschen<br />

Gret<br />

Olga<br />

Lieschen<br />

Olga<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

ruft. Komm in den Garten, Gret! Hier siehst du es<br />

besser. – Das lodert!<br />

Gret kommt heraus.<br />

Da ist nichts mehr zu machen. Da kommt keine Kuh<br />

mehr aus dem Stall! Und nur, weil der Bieri gesagt hat,<br />

so ein Gockel gehöre nicht zu einem Doktorhaus.<br />

Was hat das mit dem Feuer zu tun?<br />

Die Olga hetzt alle Leute auf! Sie hält Gret den<br />

Feldstecher hin.<br />

Gret schüttelt den Kopf.<br />

Man hört die Sirenen eines zweiten Feuerwehrautos,<br />

das nach rechts fährt.<br />

Dort drüben brennt es auch.<br />

Was hat er sich einzumischen, der Schmocker. In die<br />

Stadt solle ich ziehen, wenn ich etwas gegen den<br />

Gockel hätte! Jetzt hat man ihm den roten Hahn aufs<br />

Dach gesetzt! Legt nur Wasserleitungen! Kommt keine<br />

Kuh mehr aus dem Stall!<br />

Mutter! Läuft zurück ins Haus.<br />

Jetzt sollen dann wieder Bubi und ich Schuld sein.<br />

Lieschen und Olga werfen sich böse Blicke zu.<br />

Es gibt Leute, die halten dauernd Maulaffen feil! Geht<br />

ins Haus links.<br />

Es gibt Leute, die haben überhaupt kein Gewissen!<br />

Geht ins Haus rechts.<br />

Musik.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

13. Szene<br />

Raphael kommt von vorne links, zögert, geht durch<br />

Lieschens Gartentür, bleibt stehen.<br />

Holzbein-Hannes und Popel-Ännchen kommen von<br />

vorne rechts.<br />

- 45-


Ännchen<br />

Raphael<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Alles verbrannt.<br />

geht schnell zurück. Grüß Gott! Geht schnell nach<br />

vorne links ab.<br />

Grüß Gott!<br />

Grüß Gott!<br />

Ein Glück, dass es keine Toten gegeben hat.<br />

Und was ist mit den Tieren?<br />

Hast du dir schon überlegt, Holzbein-Hannes?<br />

Was?<br />

Eben.<br />

Was eben?<br />

Wie du beerdigt sein möchtest.<br />

Was?<br />

Wie du beerdigt sein möchtest. - Heutzutage ist<br />

mancherlei möglich.<br />

Geht mich nichts an.<br />

Mehr als du meinst.<br />

Wie meinst du das?<br />

Möchtest du eine Erdbestattung?<br />

Bin noch nicht tot!<br />

Sag ich auch nicht.<br />

Was erzählst du dann?!<br />

Möchtest du eine Erdbestattung?<br />

Möchtest du mich jetzt schon unter der Erde haben?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Oder möchtest du verbrannt werden?<br />

Dich überlebe ich noch lange.<br />

Schon möglich. Aber gescheiter, man denkt beizeiten<br />

daran.<br />

Gescheiter, man würde mal ans Leben denken.<br />

Wenn man ans Sterben denkt, denkt man eben auch ans<br />

Leben.<br />

- 46-


Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Lieschen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Quatsch mit Soße! Sterben, das kann jeder Idiot. Aber<br />

alt werden.<br />

Alt werden, das kann jeder Idiot. Man muss ja nur dich<br />

anschauen. - Hast du Angst vor dem Sterben, Holzbein-<br />

Hannes?<br />

Angst?! Ach wo!<br />

Gib’s zu!<br />

Hab keine Angst.<br />

Man kann den Löffel leicht aus der Hand geben, wenn<br />

man genug gegessen hat. Aber wie man stirbt, das weiß<br />

man halt nicht.<br />

Am besten, man würde umfallen wie ein Baum, den der<br />

Blitz getroffen hat. Ja.<br />

Und trotzdem fürchtest du dich vor dem Gewitter.<br />

Wenn’s gewittert, steh ich ans Fenster, Popel-Ännchen.<br />

Aber hinaus gehst du nicht.<br />

Soll ich wegen dir noch nass werden!<br />

Zuschauen, das tun immer alle gern.<br />

Nützt nichts, hinaus zu gehen. Nützt niemandem etwas.<br />

Am wenigsten denjenigen, die’s trifft.<br />

Aber schön wär’s.<br />

Was?<br />

Zuzuschauen.<br />

Die Augen schließen nützt auch nichts.<br />

Also: Eine Erdbestattung oder kremiert?<br />

Es liegt einer nirgendwo besser als in seinem Bett.<br />

Geht schnell davon, vorne rechts ab.<br />

Popel-Ännchen geht ihm nach.<br />

Lieschen kommt aus dem Haus links.<br />

Keine Angst, Lumpi, ich passe schon auf, dass dieser<br />

Gockel nicht auf dein Grab scharren kommt. Da hat der<br />

Lehrer Muri doch gemeint, er müsse mir sagen, man<br />

dürfe keine Tiere im Garten begraben. Den habe ich<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 47-


Raphael<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

Raphael<br />

Lieschen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

zum Schweigen gebracht! Ganz rot ist er geworden,<br />

wie...<br />

Raphael kommt von vorne links, zögert. Lieschen<br />

schaut ihn herausfordernd an.<br />

Guten Abend.<br />

Dass du es nur weißt, Gret will mit dem Sohn einer<br />

Hundemörderin nichts zu tun haben!<br />

Wir haben doch gar nicht...<br />

Was willst du?<br />

Wenigstens den Schaden bezahlen. - Wenn Sie einen<br />

neuen Hund möchten, dann...<br />

Lumpi ist nicht zu ersetzen.<br />

Ich zahle ihn.<br />

So ein Rassehund ist nicht billig.<br />

Rassehund?<br />

Zweitausend Franken. - Aber damit ist es nicht<br />

gemacht. Da kommt noch manch anderes dazu. Lumpi<br />

kann man mir mit Geld sowieso nicht ersetzen.<br />

Zweitausendfünfhundert.<br />

Sie bekommen das Geld.<br />

Mach, was du willst! Geht zurück ins Haus.<br />

Raphael geht ins Haus rechts.<br />

Holzbein-Hannes und Popel-Ännchen kommen von<br />

vorne rechts.<br />

Und du, Popel-Ännchen?<br />

Was und ich?<br />

Hast du Angst vor dem Tod?<br />

Zwischendurch.<br />

Gibt es nicht.<br />

Was nicht?<br />

Entweder oder! Zwischendurch gibt es nicht.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 48-


Ännchen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Gibt es! Und noch anderes. - In Amerika haben sie<br />

Särge mit einer eingebauten Klingel.<br />

Hannes Donnerwetter! Hat es dort so viel Verkehr auf den<br />

Friedhöfen?<br />

Ännchen Und immer mehr Leute lassen sich das Handy in den<br />

Sarg mitgeben.<br />

Hannes Um dem Herrgott anzurufen? Muss man sich im<br />

Himmel jetzt auch schon anmelden?<br />

Ännchen Das nicht. Um sich zurückzumelden.<br />

Hannes Um sich zurückzumelden? Bei wem?<br />

Ännchen Bei den Hinterbliebenen.<br />

Hannes Ja, Zeit genug hätten sie - zum Telefonieren. Die<br />

Toten. Aber wer bezahlt die Telefonrechnung? -<br />

Abgesehen davon: seit wann können Tote telefonieren?<br />

Ännchen Die Toten nicht. Aber die Scheintoten.<br />

Hannes Die Scheintoten können auch nicht, popel-Ännchen.<br />

Ännchen Können sie, wenn sie ein Handy bei sich haben,<br />

Holzbein-Hannes!<br />

Hannes Können sie nicht. Sonst wären sie nicht scheintot.<br />

Ännchen Wenn sie wieder zu sich kommen. Du wärst sicher<br />

auch noch froh, wenn du die Augen öffnest und merkst,<br />

dass du in einem Sarg unter dem Boden liegst. Und<br />

kannst nach Hause telefonieren.<br />

Hannes Und wenn besetzt ist?<br />

Ännchen Was soll besetzt sein?<br />

Hannes Die Verbindung.<br />

Ännchen Musst halt immer wieder probieren.<br />

Hannes Und wenn sie absichtlich nicht abnehmen? - Da bist du<br />

mit kremieren doch noch besser dran.<br />

Ännchen Dein Holzbein würd bestimmt ganz schön brennen. -<br />

Wenn man verheiratet ist, Holzbein-Hannes, kann man<br />

sich im gleichen Grab beerdigen lassen.<br />

Hannes Dann gute Nacht, Marie!<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 49-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Du musst jetzt nicht so tun, nur weil du ledig bist, du<br />

Rüpel!<br />

Als hätten sie sich ihr Leben lang nicht genug<br />

gestritten. Ruhe in Frieden! - Zum Glück sind wir nicht<br />

verheiratet, Popel-Ännchen!<br />

Das wär mir was!<br />

Und die Asche etwa noch in die gleiche Urne schütten!<br />

Das würde ein schönes Durcheinander geben. Nein,<br />

Popel-Ännchen, zum Glück sind wir nicht verheiratet!<br />

Meinst du etwa, ich würd so einen wie dich nehmen!<br />

Und dann noch für die Ewigkeit. Auf dem Friedhof, da<br />

will ich es mal schön haben. Sonntag jeden Tag. Dazu<br />

brauche ich nicht noch einen alten Bock!<br />

Einige brauchen ihn nur am Sonntag. Den Bock.<br />

Geh zu deinem Engel!<br />

<strong>Der</strong> Hahn kräht – bricht mittendrin ab. Holzbein-<br />

Hannes und Popel-Ännchen schauen sich verdutzt<br />

an.<br />

Beide vorne rechts ab.<br />

Musik.<br />

14. Szene<br />

Olga verlässt mit einer Kerze das Haus, stellt sie vor<br />

den Hühnerstall, bleibt in Andacht davor stehen, geht<br />

zurück ins Haus.<br />

Musik.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

15. Szene<br />

Olga und Raphael kommen aus dem Haus rechts.<br />

Also jetzt auch noch der Herr Doktor!<br />

„Mmmh! Köstlich, Olga, köstlich!“ - Hat der Herr<br />

Doktor gesagt.<br />

- 50-


Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

Olga<br />

Raphael<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

<strong>Der</strong> arme Bubi. - Er ist sogar mal Schönheitskönig<br />

gewesen! Miss Swiss!<br />

Mister Swiss! Mister Swiss!<br />

Wie redest du eigentlich mit mir!<br />

„Aber auch in der Pfanne ist er ausgezeichnet!“ Hat der<br />

Herr Doktor gesagt.<br />

Raphael!<br />

Wäre schade, so etwas Gutes zu vergeuden.<br />

<strong>Der</strong> arme Bubi!<br />

Ein schöner Tod, an Altersschwäche zu sterben. So<br />

möchten wir alle mal gehen können. Aber überhaupt<br />

nicht zäh!<br />

Ich hab ihn drei Tage lang in Rotwein eingelegt.<br />

<strong>Der</strong> arme Bubi!<br />

Aber das Bundesgericht könnte jetzt wirklich ein<br />

bisschen vorwärts machen und der da drüben die<br />

Freude so richtig versalzen.<br />

Ja, langsam ein teurer Braten!<br />

Eine Lärmschutzwand! Und ich soll zahlen helfen!<br />

Und Gerichtskosten und Schmerzensgeld und<br />

Arztrechnungen! Alles was recht ist! - Und du, du<br />

wirfst der noch zweitausendfünfhundert Franken nach!<br />

Für einen Rassehund!<br />

Seit wann ist dieser Bastard ein Rassehund gewesen!<br />

Lieschen hat mir Leid getan.<br />

Plötzlich haben alle noch Mitleid mit diesem<br />

Miststück! Dem Schmocker und dem Bieri sind alle<br />

Kühe verbrannt! Am gleichen Tag! Zwei<br />

rechtschaffene Bauern! Und du machst ein Gescheiß<br />

wegen einem lausigen Kläffer!<br />

Sonst hast du jedenfalls nicht viel auf Bieri gegeben.<br />

Mir tun ja nur die Tiere Leid.<br />

Mir auch.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 51-


Olga<br />

Raphael<br />

Aber unser Bubi, der ist dir egal!<br />

<strong>Der</strong> ist auch nicht verbrannt. Nicht mal angebrannt.<br />

Olga Wie kannst du nur so reden! - Als Lieschens Mann<br />

gestorben ist, hat sie mir auch Leid getan. Aber jetzt...<br />

Sie will es nicht anders. – Zweitausend-fünfhundert<br />

Franken! - Woher hast du das viele Geld?<br />

Raphael Von der Bank.<br />

Olga Die geben es doch nicht einem Schulbub.<br />

Raphael Bin kein Schulbub mehr!<br />

Olga Auch einem Gymnasiasten gibt man nicht einfach so<br />

Geld.<br />

Raphael Mit einer Zahlungsanweisung schon.<br />

Olga Von wem?!<br />

Raphael Ist gar nicht so schwer, seine Unterschrift<br />

nachzumachen.<br />

Olga Wessen Unterschrift?!<br />

Raphael Vom Doktor.<br />

Olga Raphael! Um Gottes Willen! Das kommt nicht gut.<br />

Jetzt wo die Sache vor Bundesgericht ist. - Manchmal<br />

scheint mir, dass der Bubi schon gar nicht mehr richtig<br />

Freude am Krähen gehabt hat.<br />

Raphael Und was jetzt?<br />

Olga Ich rede mit dem Herrn Doktor. Aber nur unter einer<br />

Bedingung...<br />

Holzbein-Hannes und Popel-Ännchen kommen von<br />

vorne rechts. Olga gibt Raphael ein Zeichen, sie<br />

gehen ins Haus.<br />

Hannes Das würd schön scheppern!<br />

Ännchen Was?<br />

Hannes Wenn man unsere Asche in die gleiche Urne schütten<br />

würde!<br />

Ännchen Wegen den Nägeln in deinem Holzbein?<br />

Hannes Da ist nichts genagelt.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 52-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Dann halt die Reißzwecken, mit denen dein Hirn unter<br />

der Schädeldecke befestigt ist, damit es nicht in den<br />

Keller hinunter fällt.<br />

Deine künstlichen Zähne meine ich!<br />

Da ist alles echt! Auch die Lücken. Und sonst... Die<br />

werden so was vorher schon wegräumen.<br />

Jedenfalls scheppere es jeweils ganz schön.<br />

Woher willst du das wissen!<br />

Merz Fred hat es gesagt, und der kennt einen, der im<br />

Krematorium arbeitet. Da zeige sich dann, was der<br />

Doktor bei der Operation alles vergessen hat. Aber<br />

zurückgeben müssen sie’s nicht. Da würden sich die<br />

Herren Doktoren schön bedanken. Und überhaupt käme<br />

auch sonst noch so manches zum Vorschein. Bei einer<br />

Hebamme sogar eine Vespahupe.<br />

Wer’s glaubt, wird selig!<br />

Aber von wegen kremieren: Bei der Beerdigung von<br />

Blasers Vater... - der kommt ja aus so einem<br />

gottverlassenen Bergtal. <strong>Der</strong> Weg zum Friedhof sei<br />

derart vereist gewesen, dass sie die Asche aus der Urne<br />

auf den Boden streuen mussten, sonst wären sie auf<br />

den Hintern gefallen. <strong>Der</strong> eine habe halt dann nachher<br />

die Asche seiner Zigarre in die Urne abgeklopft, damit<br />

doch noch etwa drin sei.<br />

Man kann die Asche auch auf dem Meer ausstreuen<br />

lassen. Gibt es eigens Schiffe dafür.<br />

Wär nichts für mich. Und dann etwa noch in der<br />

Nordsee! Bei diesen Temperaturen dort!<br />

Man könnte die Asche auch von einem Berg streuen<br />

lassen.<br />

Und dann würden womöglich die Pfadfinder gerade<br />

darunter eine Suppe kochen. Und die Asche mitten<br />

hinein.<br />

Die würden’s wahrscheinlich gar nicht merken.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 53-


Hannes<br />

Trotzdem. Und dann wär wohl wieder ich Schuld an<br />

dieser Menschenfresserei.<br />

Ännchen Und wenn’s hübsche Pfadfindermädchen wären, die<br />

dich hinunter schlecken würden.<br />

Hannes Dann würd es erst recht heißen, ich sei ein Wüstling.<br />

Und wer garantiert mir, dass nicht du dein Süppchen<br />

dort kochst.<br />

Ännchen Dann lass dich auf dem Friedhof verlochen. Aber<br />

komm mir dann nicht und beklag dich, es schaue<br />

niemand zu den Blumen, und überhaupt habe es nur<br />

solche, die du nicht gern hast.<br />

Hannes Die werden schon schauen, die vom Friedhof. Und<br />

überhaupt... Weißt du, Popel-Ännchen: Erde zu Erde,<br />

Staub zu Staub. Da brauchst du dir keine Sorgen zu<br />

machen.<br />

Ännchen Ja, einige sollte man rechtzeitig ein bisschen<br />

ausklopfen, damit es am Ende nicht so staubt, was,<br />

Holzbein-Hannes.<br />

Hannes Für den Friedhof brauchst du niemanden auszuklopfen,<br />

Popel-Ännchen. Nicht einmal die staubigen Weiber.<br />

Ännchen Rüpel! Geh zu deinem Engel! Adiö!<br />

Hannes Was?<br />

Ännchen Adiö hab ich gesagt! Geht vorne rechts ab.<br />

Hannes Jaja. Adiö. - Wären auf den Hintern gefallen, wenn sie<br />

die Asche nicht auf den Boden gestreut hätten.<br />

Ännchen kommt zurückgelaufen. Holzbein-Hannes! –<br />

Holzbein-Hannes! Geh nicht nach Hause! Die Polizei!<br />

Die Polizei sucht dich!<br />

Hannes Die Polizei? Mich? Ich hab nichts gemacht.<br />

Ännchen Die Höfe von Schmocker und Bieri seien nicht von<br />

allein abgebrannt. Sagen sie. Sagen alle.<br />

Hannes Ich hab nichts gemacht.<br />

Ännchen Bleib hier!<br />

Hannes Nichts gemacht.<br />

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Kein Aufführungsrecht.<br />

- 54-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Bleib!<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Aber wenn die mein Engelchen angerührt haben!<br />

Jetzt lass doch deinen <strong>Holzengel</strong>!<br />

Piff paff! Geht vorne rechts ab.<br />

Holzbein-Hannes!! Läuft ihm nach.<br />

Musik.<br />

16. Szene<br />

Raphael kommt aus dem Haus rechts, geht durch das<br />

Gartentor nach rechts. Gret läuft aus dem Haus<br />

links.<br />

Raphi!<br />

dreht sich um Ah – tschau!<br />

Tschau, Raphi!<br />

Pause.<br />

Wo... wo gehst du hin?<br />

Zum Bahnhof.<br />

Willst du mit dem Zug in die Stadt?<br />

Das Auto ist in Reparatur.<br />

Seit wann hast du ein Auto?<br />

Seit ich Geld verdiene, mein kluges Mädchen. Wirst<br />

Augen machen! Ein BMW.<br />

Hast du jetzt nur noch Autos im Kopf?<br />

Was sonst? - Und du? Wo willst du hin?<br />

Ich? – Nirgends.<br />

Was nirgends.<br />

Ich hab dich gesehen. Und... und da... Raphi, wir<br />

dürfen uns doch wegen diesem Gockel nicht alles<br />

kaputt machen lassen.<br />

<strong>Der</strong> Gockel ist tot.<br />

Eben.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 55-


Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Raphael<br />

Gret<br />

Gebraten und verspeist.<br />

Raphi... - Wir können nichts dafür. Weder Mutti noch<br />

ich.<br />

Behauptet auch keiner. - Gestorben an Altersschwäche.<br />

Gebraten und...<br />

Und unser Lumpi?<br />

Unsere Schuld?<br />

Nein!<br />

Doch. Doch, doch.<br />

Warum das viele Geld?<br />

Was?<br />

Warum hast du für ihn bezahlt?<br />

Eben.<br />

Raphi... Wollen wir nicht wieder... wie früher. Raphi...<br />

<strong>Der</strong> Holzbein-Hannes sei seit gestern wieder auf freiem<br />

Fuß. Sie hätten ihm nichts beweisen können.<br />

Natürlich nicht. Und ist drei Monate für nichts in<br />

Untersuchungshaft gesessen. Alle haben es gewusst.<br />

Und alle haben es ihm in die Schuhe geschoben.<br />

Drei Monate? So lange? Bist du sicher?<br />

Ganz sicher. - Seit drei Monaten gehst du mir aus dem<br />

Weg.<br />

Ich würd dir aus dem Weg gehen! - <strong>Der</strong> Holzbein-<br />

Hannes lebe scheinbar in wilder Ehe. Mit einem<br />

<strong>Holzengel</strong>. Möcht ja nicht wissen, wie’s die treiben!<br />

Raphi...<br />

Was ist?<br />

Ich möcht ja nur... - Komm, wir fahren zusammen<br />

nach... nach Paris.<br />

Paris?<br />

Ich mein es ernst. Ich bezahl’s.<br />

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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 56-


<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Raphael Ausgerechnet du! Mit deinem mageren Lehrlingslohn!<br />

- Hoffentlich reicht es bis zur nächsten Haltestelle.<br />

Gret Oder London.<br />

Raphael Lustig! – Tschüs! Geht rechts ab.<br />

Gret Raphi! Sie läuft ihm nach.<br />

Holzbein-Hannes kommt von vorne rechts. Olga<br />

kommt aus dem Haus rechts.<br />

Olga Holzbein-Hannes! Komm, ich hab dir einen Teller<br />

Suppe!<br />

Hannes Keine Zeit.<br />

Olga Bist dir vom Gefängnis wohl bessere Kost gewohnt!<br />

Das hat man jetzt. Geht beleidigt zurück ins Haus.<br />

Lieschen kommt aus dem Haus links. Holzbein-Hannes! –<br />

Holzbein-Hannes! Magst du ein Stück Kuchen? Ganz<br />

frisch!<br />

Hannes Keine Zeit.<br />

Lieschen Für was Gutes hat man immer Zeit.<br />

Hannes Das Gegenteil ist der Fall. Für was Schlechtes hat man<br />

immer Zeit.<br />

Lieschen Hast du das im Gefängnis gelernt?<br />

Hannes Nicht im Gefängnis.<br />

Lieschen <strong>Der</strong> Mensch soll essen, wann immer er dazu kommt!<br />

Von der Liebe allein lebt keiner.<br />

Hannes Eben.<br />

Lieschen Nicht mal von der Liebe eines <strong>Holzengel</strong>s.<br />

Holzbein-Hannes geht vorne links ab.<br />

Lieschen Dann eben nicht! Geht zurück ins Haus.<br />

Musik.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 57-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Gret<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Raphael<br />

Hannes<br />

17. Szene<br />

<strong>Der</strong> Wind heult. Holzbein-Hannes und Popel-<br />

Ännchen kommen von vorne rechts.<br />

Kalt ist es, was, Holzbein-Hannes! Gefriert einem ja<br />

die Rotznase.<br />

Das gehört zu Weihnachten.<br />

Ein bisschen mehr Schnee möcht’s schon noch<br />

vertragen.<br />

Genau.<br />

Gret, hochschwanger, kommt mit einem Kinderwagen<br />

von links.<br />

Grüß Gott, Gret! Auch wieder mal bei uns!<br />

Grüß Gott, Gret!<br />

Grüß Gott!<br />

Sie geht schnell weiter, stockt, wirft einen kurzen<br />

Blick zum Haus links, geht weiter, stockt, wirft einen<br />

kurzen Blick zum Haus rechts, geht schnell vorne<br />

rechts ab.<br />

Jetzt erwartet sie schon wieder ein Kind!<br />

Aber wohin geht die jetzt?<br />

Wahrscheinlich zu ihrer Schulfreundin.<br />

Da hätt sie doch trotzdem erst mal zu Hause<br />

vorbeischauen können.<br />

Wozu?! - Lieschen spricht immer noch kein Wort mit<br />

Gret. Seit sie mit Raphael... Nun ja. - Lieschen hat<br />

Lumpi zu Weihnachten eine Wurst aufs Grab gelegt.<br />

Jemand wird sie schon gefressen haben.<br />

Raphael kommt frierend, nur mit einer dünnen<br />

Jacke, den Kragen hochgeschlagen, von vorne links.<br />

Grüß Gott, Raphael! Auch wieder mal bei uns!<br />

Tag!<br />

Aber jetzt ist doch gerade...<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 58-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Raphael<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Raphael<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Raphael<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Sei still!<br />

<strong>Der</strong> <strong>Holzengel</strong><br />

Gret...<br />

Raphael geht durch die Gartentür zum Haus rechts,<br />

bleibt frierend vor der Tür stehen.<br />

ruft. Mutter!<br />

Wieso sind die nicht zusammen gekommen, Gret und<br />

Raphael?<br />

Was fragst du mich!<br />

ruft unter dem Fenster. Mutter!<br />

Raphael krähe auch noch außerhalb des Gartenzauns.<br />

Er sei auch noch an andern Orten der Hahn im Korb.<br />

<strong>Der</strong> Gockel ist tot.<br />

Mutter!<br />

Was?<br />

Eben.<br />

Raphael verlässt den Garten, geht frierend vorne<br />

rechts ab.<br />

Jetzt hat sie ihm wieder nicht aufgemacht! - Ihr Gockel<br />

ist schon seit zwei Jahren tot, aber das Bundesgericht<br />

hat immer noch keine Entscheidung gefällt.<br />

Haben wohl noch anderes.<br />

Trotzdem.<br />

Ja, wie die Zeit vergeht. Und kommst doch nicht vom<br />

Fleck. Trotzdem geht die Kerze bald aus. Nur noch<br />

vertropfter Wachs ringsherum. Wozu bist du jung und<br />

stolz gewesen?<br />

Was hast du?<br />

Ich? – Wieso?<br />

Du machst ein Gesicht. Schon die ganze Zeit.<br />

Quatsch mit Soße!<br />

Ah so!<br />

Es stimmt halt. Sie haben alle Recht.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- 59-


Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Hannes<br />

Ännchen<br />

Was?<br />

Hab eben nicht nur ein Holzbein. Auch da oben! - Seit<br />

Jahr und Tag hat der Engel um richtiges Haar gebettelt.<br />

Es ist zugegangen, wie in einem hölzernen Himmel.<br />

Himmel, Arm und Zwirn!<br />

Diese Weihnacht hab ich dem <strong>Holzengel</strong> eine Perücke<br />

geschenkt, hab mir’s vom Mund abgespart. - Hab<br />

schnell mal pinkeln müssen, und wie ich<br />

zurückkomme, hat die Perücke am Weihnachtsbaum<br />

Feuer gefangen, der ganze Engel brennt lichterloh. Nur<br />

noch ein verkohltes Scheit.<br />

Pause.<br />

Holzbein-Hannes, schnitzt du mir auch mal einen<br />

Engel?<br />

Schnitz ihn dir selber!<br />

Rüpel! Geht vorne links ab.<br />

Musik.<br />

Holzbein-Hannes schaut lange in die Ferne.<br />

Es beginnt zu schneien.<br />

Holzbein-Hannes geht vorne rechts ab.<br />

Stille.<br />

Ein Hahn kräht.<br />

Ein Hund bellt.<br />

Dunkel.<br />

Ende<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

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