Fieberkurve
Fieberkurve
Fieberkurve
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Zum Aufführungsrecht<br />
• Das Recht zur Aufführung erteilt der<br />
teaterverlag elgg, CH-3123 Belp<br />
Tel. + 41 (0)31 819 42 09<br />
www.theaterverlage.ch / information@theaterverlage.ch<br />
Montag - Freitag von 09.00 bis 11.30 Uhr & 13.30 bis 17.00 Uhr<br />
• Der Bezug der nötigen Texthefte - Anzahl Rollen plus 1 - berechtigt<br />
nicht zur Aufführung.<br />
• Es sind darüber hinaus angemessene Tantièmen zu bezahlen.<br />
• Mit dem Verlag ist vor den Aufführungen ein Aufführungsvertrag<br />
abzuschliessen, der festhält, wo, wann, wie oft und zu welchen<br />
Bedingungen dieses Stück gespielt werden darf.<br />
• Auch die Aufführung einzelner Teile aus diesem Textheft ist<br />
tantièmenpflichtig und bedarf einer Bewilligung durch den Verlag.<br />
• Bei eventuellen Gastspielen mit diesem Stück, hat die aufführende<br />
Spielgruppe die Tantième zu bezahlen.<br />
• Das Abschreiben oder Kopieren dieses Spieltextes - auch<br />
auszugsweise - ist nicht gestattet (dies gilt auch für<br />
Computerdateien).<br />
• Übertragungen in andere Mundarten oder von der Schriftsprache in<br />
die Mundart sind nur mit der Erlaubnis von Verlag und Verfasser<br />
gestattet.<br />
• Dieser Text ist nach dem Urheberrechtsgesetz vom 1. Juli 1993<br />
geschützt. Widerhandlungen gegen die urheberrechtlichen<br />
Bestimmungen sind strafbar.<br />
• Für Schulen gelten besondere Bestimmungen.<br />
"Es gibt Leute, die ein Theaterstück als etwas "Gegebenes"<br />
hinnehmen, ohne zu bedenken, dass es erst in einem Hirn erdacht,<br />
von einer Hand geschrieben werden musste.“<br />
Rudolf Joho
Walter Millns<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Nach em Roman „Die <strong>Fieberkurve</strong>“<br />
vom Friedrich Glauser<br />
Besetzung<br />
Bild<br />
3D/4H/5-10 weitere variable Rollen<br />
Andeutungsbühne<br />
«Wär leit scho e Patience, bevor er sich umbringt.»<br />
Wachtmeister Studer hat einen Fall zu lösen, der ihm<br />
zunächst den Boden unter den Füssen wegzieht, und ihn dann<br />
nach Gourrama in Marokko führt, mitten in ein grausames<br />
Spiel, dessen Regeln ihm fremd sind. Glauser schickt seinen<br />
Studer also in die Wüste. Der schlichte Berner Fahnder<br />
gelangt in einen Garnisonsposten der Fremdenlegion, wo er<br />
unter Einsatz des eigenen Lebens einen Fall löst. Bis es<br />
soweit ist, erlebt Studer ein Wechselbad der Gefühle...<br />
«Ich ha si ned umbrocht, d Friburgeri.»<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
2011
Feste Rollen:<br />
Glauser,<br />
Studer,<br />
Marie<br />
Personen<br />
der Autor<br />
der Kommissar<br />
Kollers Tochter<br />
Pater Mathias, ein zwielichtiger Pater<br />
Koller,<br />
Die Drei<br />
auch unter dem Namen Victor Cleman bekannt, gilt als<br />
verschollen, Maries Vater<br />
drei Figuren, die meist auf der Bühne sind, das<br />
Geschehen beobachten, kommentieren, ab und zu in<br />
einem Buch lesen (Glauser) und vor allem für die<br />
Umbauten verantwortlich sind.<br />
Die restlichen Rollen können auf beliebig viele Schauspielerinnen und<br />
Schauspieler aufgeteilt werden.<br />
Madelin, Polizeidirektor aus Paris<br />
Godofrey, wandelndes Lexikon<br />
Frau Tschumi, neugierige Nachbarin<br />
Rosenzweig, Pionier für Fingerabdrücke<br />
Studer 1, Von einem beliebigen Schauspieler zu spielen (oder<br />
Schauspielerin)<br />
Hedy, Studers Ehefrau<br />
Fridu, Esel<br />
Achmed, Kiffender Mulatte<br />
Lartigue Capitain in Gurama<br />
Stimme, kann von verschiedenen Personen aus dem Ensemble<br />
und sowohl von Männern und Frauen gespielt werden.<br />
Die Anzahl Stimmen kann frei gewählt werden.<br />
Legionär, kann von verschiedenen Personen aus dem Ensemble<br />
und sowohl von Männern und Frauen gespielt werden.<br />
Die Anzahl Legionäre kann frei gewählt werden.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 2 -
Bemerkung:<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Die Theaterfassung legt weniger Wert auf die<br />
Aufklärung des Mordfalls, als vielmehr auf die<br />
Beziehung zwischen der Romanfigur Studer und Autor<br />
Glauser. Das Stück soll aufzeigen, wie der Autor mit<br />
der Geschichte kämpft, wie er sich verzettelt, ans<br />
Aufgeben denkt und dann doch immer wieder an einer<br />
neuen Fassung schreibt.<br />
Ort Viele Spielorte, Andeutungsbühne<br />
Zeit Glausers Zeit, vor 1940<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 3 -
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Einfaches Bühnenbild. Zwei bis drei Stellwände. Sie<br />
sind so konstruiert, dass man Dinge dran hängen<br />
kann. Vorzugsweise Matten aus Armierungseisen. An<br />
der hinteren Bühnenwand – die auch aus<br />
Armierungseisen sein kann – hängen Schilder mit<br />
den Namen aller in der Geschichte vorkommenden<br />
Figuren. Bereit stehen: Fauteuil, Stühle. Irgendwo<br />
ein grosser Gaszähler mit einem langen Hebel.<br />
Rechts auf der Bühne ein Tisch mit Glausers<br />
Schreibmaschine.<br />
1. Leeres Loch<br />
Musik.<br />
Studer und Glauser treten gemeinsam auf. Studer<br />
hält einen Plan in der Hand und zählt Schritte ab,<br />
Glauser spielt mit einem Vogel.<br />
Guet Hans. Du muesch nur welle. Bisch en guete<br />
Vogel. Es wird scho goh. Bisch nur no e chlii<br />
ungschickt.<br />
Studer hat entdeckt, dass das Loch, wo die<br />
Dokumente hätten sein sollen, leer ist.<br />
Glauser, lueg emol!<br />
Keine Antwort, Glauser spielt.<br />
reagiert nicht. Und wenn alls schief goht, denn gang<br />
ich in Zirkus. Als Hüehner-Dressör.<br />
Glauser!<br />
Auch andere Figuren kommen auf die Bühne, um<br />
sich das leere Loch anzusehen.<br />
wie Zirkusdirektor. Meine Damen und Herren! Heute<br />
Abend! Exklusiv und nur für Sie! Verehrtes Publikum!<br />
Der junge Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser –<br />
ein Name, den man sich wird merken müssen! – in<br />
einer Solonummer, umgeben von seinem<br />
Hühnerschwarm! – Wenn das ned zieht…<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 4 -
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Alle<br />
Glauser<br />
Alle<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Glauser, hör uuf spile!<br />
Was?<br />
zeigt aufs Loch. Do!<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Was isch?<br />
Musik langsam weg.<br />
Läär isch.<br />
Was?<br />
S Loch isch läär.<br />
Und jetzt?<br />
Wie goht’s jetzt wiiter?<br />
Weiss ich das?<br />
Du bisch doch de Schriftsteller!<br />
Chum, mir tüend ihn wieder i d Psychi.<br />
Genau. Dusse het er no nie würklich öppis gschriebe!<br />
Scho gar kei Gschicht.<br />
Völlig untalentiert de Vogel.<br />
Jetz isch würklich kei Ziit zum umebubele!<br />
Ich bi z lang dinne gsi. Do wird me chlii infantil.<br />
Lueg, Glauser. Do simmer. Vor eme lääre Loch. Kei<br />
Dokumänt wiit und breit. Wie söll’s jetzt wiiter goh?<br />
Ich weiss ned… studiere…<br />
wie für sich. Loch läär. Schlussfolgerig? – Öpper isch<br />
schneller gsi. Zuckt die Achseln. Frogt sich jetzt: Wär?<br />
Glauser wühlt in seiner Hosentasche und zieht einen<br />
Zettel hervor.<br />
Mir müend nomol zrugg, ganz an Aafang.<br />
Allgemeines Aufstöhnen bei den Leuten auf der<br />
Bühne. Glauser geht zu Studer und überreicht ihm<br />
einen Zettel. Einige stehen neugierig um Studer,<br />
damit sie mitlesen können.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 5 -
Studer<br />
Madelin<br />
Studer<br />
Madelin<br />
Studer<br />
2. Paris<br />
liest. „Das junge Jakobli lässt den alten Jakob grüssen.<br />
Hedy.“<br />
Was söll das heisse, Stüdère?<br />
I bi jetzt Grossvater. Miini Tochter het en Sohn<br />
übercho.<br />
Das muess me fiire!<br />
Wo?<br />
Glauser Les Halles. Paris. Letschte Tag im Dezämber. 1932.<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Madelin<br />
Einige<br />
Studer<br />
Godofrey<br />
Madelin<br />
Glauser<br />
Madelin<br />
Einige SchauspielerInnen richten die Bühne ein.<br />
für sich. So, so. Grossvater. Wenn me Grossvater isch,<br />
denn isch me alt. Alts Iise.<br />
Paris…<br />
Musik, z.B. Musette.<br />
atmet tief durch. Paris. Do isch me öpper. Me wohnt<br />
biim Kommissär Madelin. Me het Achtig. Me isch ned<br />
eifach en “Wachtmeischter” z Bärn. Do isch me en<br />
“Inspäkter”. Do cha me schnuufe. Und es stinkt ned<br />
wie im Amtshuus z Bärn… göleti Böde… s Knacke i<br />
de Heizigsrohr…<br />
Der Bühnenumbau ist fertig. Madelin und Godofrey<br />
sitzen an einem Tisch einer Beiz. Ev.<br />
Beizengeräusche.<br />
Venez Stüdere, sitzed ab!<br />
Les commissaires Madelin et Godofrey!<br />
Ah, Kommissär Madelin, Godofrey.<br />
Chum Grand Père!<br />
En Schluck, Stüdère?!<br />
Un Moment!<br />
Musik aus.<br />
Muesch em Koller siini Papier prüefe, es stimmt öppis<br />
ned.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 6 -
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Studer Voilà!!!<br />
Musik wieder aufdrehn.<br />
Studer Ah. En 26er Vouvray! Danke. Wenn chunnt jetzt do dä,<br />
wo…<br />
Godofrey spielt satt. Auschtere, denn Chuttle, Salat, Camembert,<br />
derzu Vouvray, Vouvray, Vouvray… Ich mag nüm.<br />
Madelin Tue ned wie nes Meitli, Godofrey!<br />
Pater Mathias betritt den Raum: Weisse<br />
Mönchskutte, Fez, offene Sandalen.<br />
Studer Het me z Paris Fasnacht?<br />
Madelin steht auf und geht dem Pater entgegen.<br />
Madelin Ah. Pater Mathias! – Vom Orde vo de wiisse Väter.<br />
Mathias Madelin. – Godofrey?<br />
Godofrey Richtig.<br />
Studer Wiisse Vater? Père Blanc?<br />
Pater Mathias setzt sich.<br />
Mathias Ich bin en Landsmaa vo Ihne! – Proscht.<br />
Studer Proscht!<br />
Madelin Mir fiired mit üsem Inspäkter. Er isch Grossvater<br />
worde. – Grand père, Père Blanc. – Morn reist er ab.<br />
Mathias Ich muess au dringend i d Schwiiz. Ich muess sie<br />
warne.<br />
Studer Wär? Mich?<br />
Mathias Miini Schwägerinne. Eini z Basel, eini z Bärn.<br />
Schwierigkeite. Villicht bruucht’s d Polizei. Wenn Sie<br />
mir villicht…<br />
Studer D Schwiizer Polizei kümmeret sich ned um<br />
Familieaglägeheite. – Um was goht’s?<br />
Mathias E langi Gschicht. E komischi Gschicht. Sie wärde mich<br />
villicht uuslache.<br />
Godofrey Nei, nei, verzellid Sie’s, Pater Mathias!<br />
Mathias Hend Sie sich je mit übersinnliche Sache beschäftiget?<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 7 -
Musik langsam weg.<br />
Godofrey Charte legge? Krischtallchugle? Telepathie?<br />
Kryptomnesie?<br />
Studer<br />
Chabis.<br />
Mathias Genau söttig Sache. – Sie wüssed, wo Gériville liet? –<br />
Vier Stunde hinder em Mond.<br />
Godofrey Algerie. Uf eme Hochplateau. Hundertvierzg<br />
Kilometer vo der Iisebahn wäg. Gueti Luft. Und es<br />
Batallion vo der Fremdelegion het’s au.<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Madelin<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Madelin<br />
Mathias<br />
Godofrey<br />
Mathias<br />
für sich. Fremdelegion. Dervo han ich au emol träumt.<br />
Genau. Ich bi dört Seelsorger. Do chunnt einisch eine<br />
zu mir. Er chunnt cho biichte.<br />
En Legionär.<br />
Collani heisst er. Und won er fertig isch, schwiigt er<br />
zerscht emol. Denn, plötzlich, redt er wieder, mit ere<br />
Stimm, wo ned zu ihm ghört. Tüüf isch sie, die Stimm.<br />
Ällwä. – Wiiter.<br />
Er verzellt öppis vo me Diebstahl, dass eine<br />
Liintüecher chlauet.<br />
Und?<br />
Tatsächlich: Am nächschte Tag hends zwei verhaftet,<br />
en Dieb und en Hehler, wo Liintüecher us der Kasärne<br />
vo der Legion klauet hend und denn hends es wiiter<br />
verchauft. Siither hends am Collani de<br />
„Hellseherkorporal“ gseit.<br />
Chabis.<br />
Zuefall!<br />
E Wuche spöter. D Stimm vo miim Brüeder, wo vor<br />
füfzäh Johr gstorbe isch.<br />
Jo, jo. Irgendwelchi Gspänschter tauche immer wieder<br />
uuf.<br />
leicht übertrieben. Und die frömdi, und doch au<br />
irgendwie vertrauti Stimm, redt us em Muul vom<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 8 -
Madelin<br />
Studer<br />
Godofrey<br />
Mathias<br />
Godofrey<br />
Madelin<br />
Madelin<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Hellseherkorporal mit mir: “Hallo, Mathias! Kennst du<br />
mich noch? Hast du gemeint, ich sei tot?<br />
Springlebendig bin ich...” – Do han ich erscht gmerkt,<br />
dass er dütsch redt. – “Mathias, beeil dich, wenn du die<br />
alten Frauen retten willst. Sonst komm' ich sie holen.<br />
Fünfzehn Jahre hab' ich gewartet! Zuerst die in Basel,<br />
dann die in Bern! Die eine war klug, sie hat mich<br />
durchschaut, die spar' ich mir auf. Die andere hat meine<br />
Tochter schlecht erzogen. Dafür muss sie bestraft<br />
werden.” Es Lache. Und denn isch d Stimm wäg gsi.<br />
So, so.<br />
Jo, jo.<br />
Ah, oui?<br />
Er macht d Auge uuf. Ich frog ihn, öb er wüssi, was er<br />
verzellt hebi. Er seit “jo”. Er hebi en Maa gseh, won er<br />
pflegt het. In Fez. Dä isch gstorbe. Das siig jetzt füfzäh<br />
Johr her. Malaria.<br />
Paludisme!<br />
Und denn heb er zwei Fraue gseh, eini mit ere Wärze a<br />
der Nase. Er heb ihm en Brief gä, de Maa. De Collani<br />
söll en füfzäh Johr nach siim Tod abschicke. Und das<br />
het er au gmacht. A siim Todestag. Am 20. Juli. E<br />
Kopie heb er bhalte. Und denn het er aagfange schreie<br />
und isch dervo grännt. Ich han en nie meh gseh.<br />
Proscht!<br />
Zwei Fraue? Bigamie?<br />
Nei, mii Brüeder het sich scheide lo, vo der Sophie z<br />
Bärn und denn d Josepha z Basel ghürote.<br />
So, so. De Bruef vo Ihrem Brüeder?<br />
Geolog. Er het z Marokko Blei, Silber, Chupfer und so<br />
wiiter gsuecht.<br />
Und de Toteschii, de hend Sie gseh?<br />
Miini Nichte het en gseh.<br />
Nichte?<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 9 -
Mathias Sie isch biim Sekretär vo miim Brüeder aagstellt gsi.<br />
Em Jakob Koller.<br />
Studer zückt ein Notizbuch.<br />
Studer Adrässe vo beidne Schwägerinne?<br />
Mathias Josepha Cleman-Hornuss, Spalenberg 12, Basel. –<br />
Sophie Hornuss, Gerechtigkeitsgasse 44, Bern.<br />
Studer Ich bliib no über de Silveschter z Paris, morn fahr ich<br />
zrugg i d Schwiiz. – Und Sie?<br />
Mathias Hüt z Nacht.<br />
Godofrey Denn hend Sie jo grad no Ziit es Taxi z näh!<br />
Mathias Scho so spot? Um Gotteswille!<br />
Pater Mathias stürzt davon.<br />
Mathias zu Glauser. Chan ich jetzt?<br />
Glauser Jo, sicher.<br />
Mathias Also, de Glauser meint, ich siig i dere Gschicht en Art<br />
der Bösewicht.<br />
Glauser Halt, halt, es Taxi söllsch bstelle.<br />
Mathias Es Taxi?<br />
Glauser Wie wettsch süscht d Flüge mache?<br />
Mathias Jo, denn bstell ich halt es Taxi. – Taxi? Wartet. Aber<br />
es chunnt keis!<br />
Glauser Denn… bsssst!<br />
Mathias Bsssst. Ab.<br />
Madelin Meint dä, mir siiget Chind? – Je nu. Villicht isch er<br />
sälber no es Chind, de Pater Mathias.<br />
Godofrey Chef. Das stimmt ned. Chinder säged de Ängel “du”.<br />
Aber üsen Pater isch ned Duzis mit de Ängel.<br />
Madelin Hä?<br />
Godofrey D Ängel duzisch nur, wenn bii dir alles grad isch. De<br />
Pater isch aber chrumm. Ich dänk, mir ghöret no vo<br />
ihm. – Proscht Stüdère! “Das junge Schakobli lässt den<br />
alten Schakob griissen”… Haha.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 10-
Madelin<br />
Beide<br />
Haha.<br />
Proscht Stüdère!<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Studer Proscht! Für sich. Er isch mit de Ängel ned Duzis… –<br />
Das isch schön gseit, Glauser.<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Madelin +<br />
Godofrey<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Was?<br />
Schön gseit. Mit de Ängel ned Duzis.<br />
Danke.<br />
Au revoir, Stüdère.<br />
Wohi gönds?<br />
Hei.<br />
Und ich?<br />
3. Maultier<br />
Zrugg.<br />
So.<br />
Ab in Zug uf Basel.<br />
Aha.<br />
Dört wohnt au d Martha.<br />
Wer isch das?<br />
E Fründin.<br />
Vo mir?<br />
Nei, miini.<br />
Aha, e Fründin. So, so.<br />
Ned das, wo du dänksch. Sie isch vill älter.<br />
Jo denn…<br />
Meh wie ne Muetter. Ich säg ihre “Maman”. “Maman<br />
Marthe”.<br />
Ich wett ke Muetter als Fründin.<br />
Und sie lueget, dass miis Züüg veröffentlicht wird. Und<br />
sie seit mir “Mulet”.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 11-
Studer<br />
Muultier?<br />
Glauser liest. „Nun habe ich Ihre <strong>Fieberkurve</strong> gelesen. Ich<br />
wollte nur ein wenig hineingucken, aber dann liess<br />
mich die Sache nicht mehr los, und ich bin nachher in<br />
Wellenlinien nach Hause gegangen – das ist doch<br />
allerhand, cher mulet!“<br />
Studer Aha.<br />
Glauser liest weiter. „Sehr spannend, enthält feine<br />
Beobachtungen und Szenen, aber man kommt fast nicht<br />
zum Atem holen, so jagen Sie einen umher.“<br />
Studer Chabis.<br />
Glauser „Gewiss, lieber Glauser, der Schluss ist unmöglich, das<br />
Publikum wird reklamieren, arbeiten Sie mir den<br />
Schluss schleunigst um, sonst gibt’s Krach.“<br />
Studer Richtig.<br />
Glauser Was?<br />
Studer Nüt. – Jetz mache mir emol wiiter, wo mir sii.<br />
Glauser mit Huhn. Gagack!<br />
Studer Isch do no frei?<br />
Glauser Wo?<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Marie<br />
4. Zug nach Basel<br />
Im Zug. Vo Paris uf Basel. Do frogt me meischtens<br />
“isch do no frei”. Das isch eini vo miine fiine<br />
Beobachtige.<br />
Viele SchauspielerInnen kommen jetzt auf die<br />
Bühne, mit Koffern als Sitzgelegenheiten und<br />
machen auf vollen Bahnwagen, unter ihnen auch<br />
„Die Drei“. Studer steht vor dem Abteil der Marie<br />
Clemant.<br />
als Ausrufer. Im Zug uf Basel!!!<br />
Isch do no frei?<br />
Natürlich.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 12-
Die Drei<br />
Studer<br />
Die Drei<br />
Marie<br />
Die Drei<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Die Drei<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Die Drei<br />
Die Drei<br />
Glauser<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Marie zündet sich eine Gauloise an. Die Drei machen<br />
mittels Plastiksäcken Zug-Geräusche.<br />
De Studer seit:<br />
Sie… eh… fahred i d Schwiiz?<br />
S Meitschi seit:<br />
Uf Basel.<br />
De Studer seit:<br />
Ich fahr de wiiter uf Bärn.<br />
Ich gang miini Muetter goh bsueche. Sie wohnt am<br />
Spalebärg.<br />
So, so. Spalebärg.<br />
Jo.<br />
De Studer lueget:<br />
Ruhe. Marie raucht und schaut aus dem Fenster.<br />
Studer betrachtet sie mit den Augen eines Mannes.<br />
Sie schaut ihn plötzlich an, er schaut weg.<br />
für sich. Wenn me Grossvater isch, denn isch me alt.<br />
Alts Iise.<br />
Wie?<br />
Nüt, es isch nur… Er gähnt. Ich ha vill z tue gha, z<br />
Paris.<br />
Isch in Ordnig.<br />
Es wird Nacht!<br />
Und denn wird’s wieder Tag.<br />
Basel! Grenzbahnhof, bitte alle aussteigen!<br />
Die Drei quietschen.<br />
Musik.<br />
Glauser nimmt den Koffer und schleppt ihn. Pater<br />
Mathias kommt daher, Marie hakt sich beim Pater<br />
unter. Beide gehen weg.<br />
Musik weiter laufen lassen bis sie von selbst zu Ende<br />
ist.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 13-
Studer<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Marie<br />
Studer<br />
Alle<br />
Studer<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Stimme<br />
5. In Basel<br />
Er isch ned Duzis mit de Ängel. Ned Duzis.<br />
De Studer isch zerscht emol an Kiosk.<br />
Denn is Bahnhofbuffet.<br />
Denn i d Freie Stross.<br />
„Das junge Jakobli lässt den alten Jakob grüssen.“<br />
De Märtplatz.<br />
D Huetgass duruuf.<br />
De Spalebärg.<br />
Huusnummere zwölf.<br />
Do chunnt ihm eini entgägezränne.<br />
Chömed Sie mit!… D Muetter! … Es schmöckt nach<br />
Gas!<br />
Was?<br />
Gas!!<br />
Ällwä.<br />
Sie rennen wie eine Wendeltreppe drei Stockwerke<br />
hoch. Studer leidet, keucht.<br />
Bliib wo d bisch!<br />
„Studer nimmt sechs Schritte Anlauf, keinen einzigen<br />
mehr. Eine simple Tannenholztüre gibt gehorsam nach<br />
– nicht das Holz, sondern das Schloss – und eine<br />
Wolke von Gas strömt Studer entgegen. Zum Glück<br />
war sein Taschentuch gross.“ (Zitat)<br />
Studer knotet ein Taschentuch im Nacken fest, so daß<br />
es Mund und Nase bedeckt.<br />
Bliib dusse, Meitschi.<br />
„Zwei Schritte – und die winzige Küche ist durchquert.<br />
Studer reisst das Fenster auf.“ (Zitat)<br />
Studer bleibt stehen und atmet. Marie kommt<br />
langsam in die Wohnung.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 14-
Studer<br />
Studer<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Studer<br />
Studer<br />
Studer<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Isch sie das.<br />
Marie nickt.<br />
für sich. Komisch. Sie het de Schlofrock a. E Huufe<br />
Kafifläcke druf. Aber d Schue. Es gseht grad eso uus,<br />
als hett sie welle in Uusgang.<br />
Studer geht zum Gaszähler. Der Haupthahn steht<br />
schief.<br />
für sich. So, so. – Het’s neumed es Telefonbuech?<br />
Dört.<br />
Studer findet das Telefonbuch, findet die Nummer<br />
und wählt. Während er wartet schaut er sich die<br />
Gegenstände auf dem Tisch an.<br />
Was isch denn das? Wär leit scho e Patience, bevor er<br />
sich umbringt. De Pique Puur z oberscht.<br />
Während er spricht hat er im Telefonbuch geblättert.<br />
Ein Blatt fällt raus.<br />
Was isch denn… – Grüezi. Sanitätspolizei?… Jo…<br />
chömed Sie verbii. Spalebärg zwölf, dritte Stock.<br />
Josepha Cleman-Hornuss… Sälbschtmord.<br />
Studer faltet das Blatt auseinander.<br />
E <strong>Fieberkurve</strong>. Liest. HÔPITAL MILITAIRE DE FEZ.<br />
Nom: Cleman, Victor Alois. Profession: Géologue.<br />
Nationalité: Suisse. Entrée: 12/7/1917. – Paludisme.<br />
Mort le 30 juillet.<br />
Meitschi! Hock ab. Los emol. Isch das dii Vater gsi?<br />
Marie nickt.<br />
Wie heissisch?<br />
Marie… Marie Cleman.<br />
Ich bi Wachtmeischter. Studer mii Name. Jakob Studer.<br />
Vo Bärn. Und de Maa, wo di hüt isch cho abhole, het<br />
welle, dass ich ihn… im Fall öppis passieri, i der<br />
Schwiiz. Er het mir es Märli verzellt. Aber a dem Märli<br />
isch eis wahr…<br />
Miin Onkle Mathias.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 15-
Marie betrachtet die <strong>Fieberkurve</strong>.<br />
Studer Stimmt, ich han ihn z Paris kenne glehrt. – Wo isch er<br />
jetzt?<br />
Marie Er isch Prieschter. Er muess jede Morge d Mäss läse,<br />
won er au isch. – Was isch das?<br />
Studer Das Chrüz. Das isch ällwä de Todestag vo diim Vater.<br />
Marie Nei! Miin Vater isch am zwänzigschte gstorbe. Ich han<br />
de Toteschii sälber gseh. Am zwänzigschte Juli nünzäh<br />
siebzäh isch er gstorbe.<br />
Studer betrachtet die <strong>Fieberkurve</strong>.<br />
Studer Morgetemperatur 37, 25. Sulfate de quinine 2 km. –<br />
Siit wenn git me Chinin i Kilometer a? – Glauser!<br />
Glauser mit Huhn. Gagack!<br />
Marie Am einezwänzigschte isch s Telegramm cho, het miini<br />
Muetter immer verzellt. Und zwei Wuche später es<br />
Couvert. De Pass, viertuusig Franke und es<br />
Kondolänzschriibe vom General, dass me dankbar<br />
siigi, dass er zwei Spione entlarvt heb…<br />
Studer Spione?<br />
Marie Jo. D Mannesmann-Brüedere. – D Muetter het sich oft<br />
gwunderet, dass er ned meh Gäld zrugg glo het. – Miini<br />
Tante z Bärn, die het es Vermöge.<br />
Studer blättert in seinem Notizbuch.<br />
Studer für sich. «Sophie Hornuss, Gerechtigkeitsgasse 44,<br />
Bern.» Zu Marie. Was isch de gsi mit dene Brüedere…<br />
dene Spione…<br />
Marie Mannesmann? Sie hei im Süde vo Marokko Schürfige<br />
gmacht. Erz. Die zwei Brüedere hend sich als<br />
Schwiizer uusgä und denn, im Wältchrieg hends… uf<br />
all Fäll sinds ad Wand gstellt worde.<br />
Studer Und die Jasscharte do?<br />
Marie Si het Charte gleit. Es Eländ. Schwindel. Trotzdem.<br />
Alli sind cho. Dienschtmeitli wäg em Schatz, Kauflüüt<br />
wäge Spekulatione, Politiker vor de Wahle. Und am<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
- 16-
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Schluss en Bankdiräkter. Aber weisch, Unggle Studer,<br />
de isch wäge mir cho. Und denn bin ich mit ihm mit.<br />
lacht etwas. Unggle Studer! – Wenn scho… Vetter.<br />
Vetter Jakob. Oder Unggle Jakob. – Muesch jetzt ned<br />
rot wärde!<br />
Also guet, Unggle Jakob.<br />
Was hesch z Paris gmacht?<br />
Ich han gschaffet, biim ehemalige Sekretär vo miim<br />
Vater. Koller het er gheisse. Als Stenotypischtin.<br />
Muesch em Koller siini Papier prüefe…<br />
„Muesch em Koller siini Papier prüefe…“<br />
Wie?<br />
Gömmer go Kafi trinke zäme.<br />
Gärn.<br />
6. Oncle Jacques<br />
Sie gehen ab. Studer bleibt, weil Glauser zu lachen<br />
beginnt.<br />
lachend. Unggle Jakob!<br />
Du muesch jo nüüt säge, mit diinere Maman Marthe<br />
und em Muulesel.<br />
singt. Oncle Jacques, Oncle Jacques,<br />
dormez vous, dormez vous?<br />
Sonnez les matines<br />
Sonnez les matines<br />
Ding Dang Dong.<br />
ernst. I miim Mauskript stoht “Vetter”. Vetter Jakob.<br />
Tönt jo saublöd: Vetter Jakob.<br />
Und überhaupt isch sie z jung.<br />
Muesch jetzt ned meine…<br />
Und du bisch jetzt Grossvatter!<br />
Du chasch mir doch!<br />
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- 17-
Glauser<br />
Träum wiiter.<br />
7. Schreibmaschinenszene<br />
Einstieg mit Schreibmaschinen-Konzert. Studer und<br />
Glauser sitzen je an einer Schreibmaschine und<br />
Tippen synchron. Studer und Glauser verlieren sich<br />
in Tagträumen.<br />
„Konzert“ der „Stimmen“ auf Schreibmaschinen,<br />
dann mit Text:<br />
Studer Fremdelegion. Han ich au emol welle.<br />
Glauser En neue Roman.<br />
Studer Striit mit em Vater. Aber denn bin ich blibe, ha<br />
Karriere gmacht. Der Muetter z lieb.<br />
Glauser Fertig <strong>Fieberkurve</strong>.<br />
Studer Und spöter der Hedy z lieb. Miiner Frau. –<br />
Grossmueter.<br />
Glauser De gross Schwiizer Roman.<br />
Studer Villicht isch das der grossi Fall.<br />
Glauser Quer dur alli Schichte.<br />
Studer Ich ha eso nes Zieh. Es Zieh i der Bruscht.<br />
Glauser D Kollege z Ascona.<br />
Studer Marokko.<br />
Glauser D Künschterkolonie.<br />
Studer Fremdelegion. D Wüeschti.<br />
Glauser Verschiedeni Läbesläuf.<br />
Studer D Kamel. Goldige Sand.<br />
Glauser Verbindig zu de Dadaischte.<br />
Studer Mönsche mit dunkler Huut.<br />
Glauser Dunscht am Morge.<br />
Studer Majestätisch. Mit wallende Gwänder.<br />
Glauser E Beiz.<br />
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- 18-
Studer Wiissi Städt.<br />
Glauser Mord.<br />
Studer E Räuberbandi.<br />
Glauser Mord!<br />
Studer S Meitschi.<br />
Glauser E Liich uf em Friedhof. Denn de Studer.<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Alle<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
D Räuberbandi klauet s Meitschi.<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Arsenvergiftig. Blausüüri. Gas im Triebhuus voller<br />
Orchidee.<br />
Me dörf sie befreie.<br />
De Roman aachünde am Verlag.<br />
“Danke, Unggle Jakob!”<br />
Vorschuss übercho.<br />
Das isch Glück.<br />
Fiirabig!<br />
8. Die in Bern<br />
Studer, was machsch?<br />
Ich schriib en Rapport… won ich…<br />
Los einisch, Köbu.<br />
Jaa.<br />
Z Basel het sich eini mit Gas vergiftet.<br />
Ich weiss.<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
Sälbschtmord mit Gas isch aasteckend, wie’s schiint.<br />
Hüt am Morge het me d Polizei grüeft.<br />
A d Grächtigkeitsgass.<br />
Vierevierzg.<br />
Weli Nummere?<br />
Vierevierzg.<br />
Dört het sich au e Frau vergiftet.<br />
Mit Gas!<br />
- 19-
Studer springt auf, der Stuhl fällt um.<br />
Studer Wie heisst die Frau?<br />
Stimme E Gschiedni, e Charteschlägeri.<br />
Stimme D Liich isch scho i de Grichtsmedizinische.<br />
Stimme Sophie Hornuss.<br />
Studer Ällwä!<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Ällwä de scho!<br />
Auf der Bühne Fauteuil.<br />
Grächtigkeitsgass vierevierzg.<br />
E Tanzschuel im erschte Stock.<br />
Es Schild im zweite.<br />
Sophie Hornuss.<br />
De Studer goht ie.<br />
Es schmöckt no immer vom Gas.<br />
Au do: De Haupthan ned ganz zue.<br />
Ned ganz offe.<br />
Halbe-halbe.<br />
I der Chuchi en Fauteuil.<br />
I der Chuchi!<br />
Grad näb em Härd.<br />
Im Schüttstei e Tasse mit schwarzem Satz.<br />
Dä schmöckt au.<br />
De Studer schnüfflet.<br />
Änisgruch.<br />
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De Studer probiert.<br />
Bitter.<br />
Chläbrig.<br />
Somnifen.<br />
Es Schlofmittel.<br />
Aber warum?<br />
- 20-
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Warum es Schlofmittel näh…<br />
…denn der Fauteuil i d Chuchi schleppe…<br />
...und überall s Gas ufdrähe!<br />
E toti Frau z Basel.<br />
E toti Frau z Bärn.<br />
Wieder Spilcharte.<br />
Wieder de Pique Bueb.<br />
S Verbindigsglied: au tot.<br />
Cleman Alois Victor.<br />
Geolog.<br />
Gstorbe im Militärspital z Fez.<br />
De grossi Fall. Ich glaub, ich spinn.<br />
Tja…<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Studer schaut eine Fotografie an, die Alois Victor<br />
Cleman abbildet.<br />
Cleman Victor Alois. Was luegsch drii, als würd dich<br />
alls nüt aagoh?<br />
9. Pater in Bern<br />
Studer stellt das Bild hin und dreht sich zum<br />
Fauteuil. Drin sitzt Pater Mathias.<br />
Bonjour, Inspecteur.<br />
So, so.<br />
En Kardinal het emol gseit: “En wohre Chrischt chunnt<br />
nie z spot.” Metaphysisch het er vilicht Rächt. S<br />
Ärdeläbe isch andersch. D Marie het mir verzellt, was<br />
geschter gsi isch. Denn isch scho ken Zug meh gfahre.<br />
Denn han ich s Taxi gno vo Basel uf Bärn. Underwägs<br />
hemmer e Panne gha. Denn bin ich doch no aacho. D<br />
Türe isch offe, es schmöckt nach Gas. Denn ghör ich<br />
Schritt. Ich dänke: Isch villich de sympatisch Inspäkter<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 21-
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
aawäsend. Dä, won ich z Paris kenne glehrt ha. – E<br />
göttlichi Füegig!<br />
Studer hat während Pater Mathias’ Geplapper das<br />
Türschloss aufgehoben und untersucht. Er schaut<br />
den Haupthahn an, dann wieder das Schloss.<br />
zeigt es einem/einer MitspielerIn. D Schnuer dört obe<br />
aamache, obe dure, denn durs Schlüsselloch, denn dra<br />
zieh, bis d Schnuer abrütscht …<br />
Ich mach Ihne en Kafi!<br />
Vo mir uus.<br />
Pater Mathias wischt mit einem Taschentuch die<br />
Kaffetasse mit dem Somnifen drin aus.<br />
Wo het sie ächt der Kafi?<br />
Obe links.<br />
Pater Mathias schaut nach oben. Da ist nichts.<br />
Guete Scherz, Inspäkter. – Er het alls voruus gseit, de<br />
Hellseherkorporal. Er het’s gwüsst. Zerscht die z Basel,<br />
denn die z Bärn. Mir hend beidi die Fraue ned chönne<br />
rette. Ich ned, wil ich z spot gsi bi. Sie ned, Inspäkter,<br />
wil Sie ungläubig gsi sind.<br />
Tumme Chabis. Wie het sie überhaupt uusgseh.<br />
Die do?<br />
Jo. D Sophie Hornuss.<br />
Pater Mathias zieht eine Fotografie aus der Kutte.<br />
E Frau ohni Alter. Lippe wie Rasierklinge. Do lauft’s<br />
eim jo iischalt der Rugge durab. – Wenn het sich Ihre<br />
Brüeder lo scheide?<br />
1908. Und 1909 het er d Josepha ghürote, 1910 isch d<br />
Marie uf d Wält cho.<br />
Und 1917 isch er gstorbe?<br />
Was meined Sie, Inspäkter? Isch ächt miin Brüeder no<br />
am Läbe. Meined Sie, er steckt hinter dene Mörd? Wil,<br />
ganz sicher sind das Mörd. – Was meinet Sie.<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
- 22-
Studer<br />
Mathias<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Ich meine amigs gar nüt.<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Studer schwindelt einen Hustenanfall vor und packt<br />
bei dieser Gelegenheit die Kaffeetasse ein, die Pater<br />
Mathias in den Händen gehalten hat. Dann beruhigt<br />
er sich wieder.<br />
Goht’s besser, Inspäkter? Sie söttet öppis gäge de<br />
Hueschte undernäh.<br />
10. Frau Tschumi<br />
Es läutet an der Tür.<br />
Ich habe eine Beobachtung mitzuteilen. Ich wohne<br />
unten.<br />
Also.<br />
Gestern Abend hat man geläutet. Ein Mann mit Bart<br />
stand vor der Tür. Gekleidet in einen blauen<br />
Regenmantel. Er hatte einen… wie sagt man… eine<br />
wollene Binde um den Hals gebunden.<br />
Halstuech.<br />
Wie bitte?<br />
Schal!<br />
Schal.<br />
Den Hut hatte er tief in die Stirne gezogen. Blauer<br />
Regenmantel. Er fragte nach Frau Hornuss. – Im Stock<br />
oben, antwortete ich. – Dann hat er geläutet.<br />
Um wieviel Uhr war das?<br />
Um… um elf Uhr. Nach der Tanzstunde. Ich nahm<br />
eben eine Dusche.<br />
Ah, Sie nahmen also eine Dusche.<br />
Pater Mathias spielt mit seiner Kappe rum.<br />
Das interessiert mich nicht. – Süscht no öppis?<br />
Wie bitte?<br />
Sonst noch was?<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
- 23-
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Der Mann hatte kaum geklingelt, da hörte ich schon die<br />
Stimme… der alten Frau. “Ah, endlich! Nur herein!”<br />
In der Schweiz sagen wir nicht “Nur herein.” Wir<br />
sagen “Chömmet iine!” Frau… Frau…<br />
Tschumi.<br />
Tschumi? - Tschumi. – Was kommt jetzt Glauser?<br />
Polizei.<br />
Sind Sie von der Polizei?<br />
Ja… Wachtmeister Studer. – Sonst haben Sie nichts<br />
gehört?<br />
Oh doch, eine ganze Menge. – Hören Sie auf, mit<br />
dieser Kappe zu spielen!<br />
Pater Mathias hört erschrocken zu spielen auf und<br />
setzt die Kappe auf den Kopf.<br />
Ich habe Schritte gehört in der Küche. Dann ein<br />
Schleifen durch die ganze Wohnung. Ein schweres<br />
Ding. Dann Gemurmel, lange, sehr lange, mehr als eine<br />
Stunde. Ich dachte mir: was ist das. Die Frau hat noch<br />
nie Besuch bekommen.<br />
Aha.<br />
Und dann auch noch Männerbesuch!<br />
Ja, ja, weiter.<br />
Plötzlich ist es still geworden. Leise Schritte. Dann ist<br />
die Wohnungstür aufgegangen. Stille. Verstehen Sie,<br />
keine Schritte. Dann doch Schritte. Sie schleichen<br />
davon. Der Mann zündet das Licht nicht an. Schleicht<br />
im Dunkeln die Treppe herab. Er sieht den hellen Spalt<br />
aus unserer Wohnungstür. Er rennt in Eile den Rest der<br />
Stufen runter.<br />
Sie haben ihn erschreckt.<br />
Ja. Er lässt etwas fallen. Dann ist er weg.<br />
Was hat er fallen lassen, Madame?<br />
Das da.<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
- 24-
Studer<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Studer<br />
Tschumi<br />
Alle<br />
Mathias<br />
Tschumi<br />
Alle<br />
Tschumi<br />
Alle<br />
Alle<br />
Studer<br />
Studer<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Frau Tschumi übergibt Studer eine dünne Schnur.<br />
E Schnuer. So, so.<br />
Er knotet die Schnur auf.<br />
Mit ere Schlaufe dra. – Süscht no öppis?<br />
Wie bitte?<br />
Sonst noch was?<br />
Nein, sonst nichts.<br />
Danke, Frau Tschumi.<br />
Nichts zu danken. Ab.<br />
Danke, Frau Tschumi<br />
Diskussion, wie das mit der Schnur funktioniert.<br />
Was zu beweisen war.<br />
Es läutet wieder.<br />
Frau Tschumi kommt zurück, betrachtet Pater<br />
Mathias ganz nah.<br />
Die Augen. Ja, die Augen stimmen.<br />
Danke, Frau Tschumi.<br />
Auf Wiedersehen.<br />
Danke! Frau Tschumi.<br />
Glauser “schliesst“ die Türe.<br />
Zweimol!<br />
Dihr wüssed, Pater, dass Dihr verdächtiged siid. – De<br />
Pass, bitteschön.<br />
Pater Mathias sieht resigniert aus, als er den Pass her<br />
gibt.<br />
Merci.<br />
Studer öffnet den Pass.<br />
Was zum Tüüfel…<br />
Koller Max Wilhelm.<br />
Warum heisset Dihr andersch als eue Brüeder Cleman<br />
Victor Alois?<br />
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- 25-
Mathias<br />
Studer<br />
Er isch… isch miin Stiefbrüeder gsi… us der… us der<br />
erschte Ehe vo miinere Muetter.<br />
Gopferdammi Glauser! Glauser, jetzt langet’s!<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
11. Die Verwandtschaft<br />
Was?<br />
Es wird jo immer komplizierter!<br />
En gschiedne Cleman, wo d Schwöschter vo siinere<br />
Exfrau hürotet.<br />
En Onkel, wo e Nichte het, wo d Tochter vo der<br />
gschiedne Ex isch.<br />
Stimme En Brüeder wo ken Brüeder isch sondern nur en<br />
halbe...<br />
Stimme ...Stiefbrüeder us… us…<br />
Stimme ...us erschter Ehe vo siiner Muetter.<br />
Stimme Wenn miin Onkel Titte hätti, wär’s miini Tante.<br />
Stimme He!<br />
Stimme Brüeder, Schwöschter, Halbschwöschter…<br />
Stimme Viertelcousin …<br />
Stimme Halbschwoger und Stiefschwiegermuetter...<br />
Stimme Grosscousin, Cucousin, Cucousine…<br />
Stimme Konkubine…<br />
Stimme Das isch öppis anders!<br />
Stimme Stiefgrossmuetter, Schwiegergrossvater… Schwiegergötti…<br />
Halbtante …<br />
Stimme Neffe, Nichte, Übermuetter, Grosseltere,<br />
Rabeneltere…<br />
Stimme Schwogeronkel, Schwögerinne-Tante…<br />
Stimme Stiefbrüeder, Stiefgötti, Stiefneffe, Stiefschwieger…<br />
Stimme Schwieger, Schwäger, Schwoger, Schwippcousine<br />
Stimme Grossgrossüberschwiegerstiefmuettervätterlichersiits.<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
- 26-
Stimme Was denn süscht no alls?<br />
Glauser Ich ha dänkt… Beleidigt. Gagack.<br />
Stimme Und überhaupt. Mir sind immer no z Bärn!<br />
Stimme Wenn ändlich goht’s i d Wüeschti?<br />
Glauser Ich muess doch.<br />
Stimme Was?<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Stimme<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Jetzt ganz ehrlich: Die “<strong>Fieberkurve</strong>”, die isch, isch…<br />
es isch sowiit, dass ich ken Aaschluss finde. Viel<br />
Detail, aber es het ken Zug i der Gschicht. Es chönnt<br />
nämlich scho öppis Luschtigs wärde. Aber es muess<br />
eifacher wärde, irgendwie eifacher.<br />
Lass üs lo mache!<br />
Was?<br />
Mir mached die Gschicht e chlii eifacher.<br />
Das goht ned.<br />
Doch, doch.<br />
En Schriftsteller, en Autor, de isch, also, quasi, der<br />
Schöpfer vo nere Gschicht… er isch wien en Gott, wo<br />
mit siine Figure cha mache, was er wett. Ich bi Gott –<br />
stimmt doch, oder… Gagack!.<br />
Gott isch tot!<br />
Stimmt au wieder. Trotzdäm. Ich gib die Gschicht ned<br />
us de Händ.<br />
Wär bisch du scho?<br />
Wend ihr’s wüsse?<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Nei.<br />
Aber dütsch und dütlich!<br />
12. Biografie<br />
Glauser<br />
Guet. Nähmed das: 1896 geboren in Wien von<br />
österreichischer Mutter und Schweizer Vater.<br />
Grossvater väterlicherseits Goldgräber in Kalifornien<br />
- 27-
Studer<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer1<br />
(sans blague., mütterlicherseits Hofrat (schöne<br />
Mischung, wie? Volksschule, 3 Klassen Gymnasium in<br />
Wien. Dann 3 Jahre Landerziehungsheim Glarisegg.<br />
Dann 3 Jahre Collège de Génève. Dort kurz vor der<br />
Matur hinausgeschmissen... Kantonale Matur in<br />
Zürich. 1 Semester Chemie. Dann Dadaismus. Vater<br />
wollte mich internieren lassen und unter<br />
Vormundschaft stellen. Flucht nach Genf ... 1 Jahr<br />
(1919. in Münsingen interniert. Flucht von dort. 1 Jahr<br />
Ascona. Verhaftung wegen Mo. – (Dialekt. Das heisst<br />
Morphium – Rücktransport. 3 Monate Burghölzli<br />
(Gegenexpertise, weil Genf mich für schizophren<br />
erklärt hatte.. 1921–23 Fremdenlegion. Dann Paris<br />
Plongeur. Belgien Kohlengruben. Später in Charleroi<br />
Krankenwärter. Wieder Mo. – (Dialekt. Das heisst<br />
Morphium – Internierung in Belgien. Rücktransport in<br />
die Schweiz. 1 Jahr administrativ Witzwil. Nachher 1<br />
Jahr Handlanger in einer Baumschule. Analyse (1 Jahr.<br />
... Als Gärtner nach Basel, dann nach Winterthur. In<br />
dieser Zeit den Legionsroman geschrieben (1928/29.,<br />
30/31 Jahreskurs Gartenbaumschule Oeschberg. Juli 31<br />
Nachanalyse. Jänner 32 bis Juli 32 Paris als ‹freier<br />
Schriftsteller› (wie man so schön sagt.. Zum Besuch<br />
meines Vaters nach Mannheim. Dort wegen falschen<br />
Rezepten arretiert. Mo. – (Dialekt. Das heisst<br />
Morphium – Rücktransport in die Schweiz. Von Juli 32<br />
– Mai 36 interniert. Et puis voilà. Ce n'est pas très beau<br />
... – Gagack!<br />
Jetzt wunderet mi gar nüt meh.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
13. Übernahme<br />
Studer, gib de Mantel ane.<br />
Glauser, heb di fescht, jetzt chömed mir!<br />
Zerscht emol het der Studer am Pfaff gseit...<br />
Du bliibsch, wo de bisch!<br />
- 28-
Stimme<br />
Stimme<br />
Rosenzweig<br />
Studer<br />
Rosenzweig<br />
Studer<br />
Rosenzweig<br />
Studer<br />
Rosenzweig<br />
Studer<br />
Rosenzweig<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Alle<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Dann ist er mit der Kaffetasse zum Rosezweig.<br />
Zum „Herr“ Rosezweig.<br />
Chömed ihr wieder emol ned wiiter, Studer? Wie<br />
wär’s, wenn sich d Polizei sälber emol en Abteilig für<br />
Fingerabdrück würd zuetue?<br />
Kei Kredit, d Krise!<br />
Jo, jo, immer die Uusred mit dere Krise. D Krise het en<br />
breite Buggel. - Was git's?<br />
Ich ha do e Kafitasse.<br />
Zeiget emol! -- Aha, aha, aha. Duume und Zeigfinger.<br />
De Duume! Vo wo isch die Tasse?<br />
Warum?<br />
Ich kenn de Duume, die Narbe, genau die gliich Narbe.<br />
- De gliich Duume! - Wem ghört de Duume?<br />
Ebe, wem?<br />
Studer ... Studer, ich kenn nur d Gschicht. - Bitte!<br />
Zwänzg Johr isch es her.<br />
Säge die einte...<br />
Nüünzäh.<br />
...die andere.<br />
Fribourg.<br />
Säge die einte.<br />
Grenchen.<br />
Säge die andere<br />
E jungi Frau. Vergiftet.<br />
Säge alli!<br />
Ulrike Neumann. Het sie gheisse.<br />
Uf em Nachttischli.<br />
Säge die einte.<br />
Im Bett.<br />
Säge die andere.<br />
Cyankali.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 29-
Alle<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Alle<br />
Stimme<br />
Alle<br />
Stimme<br />
Rosenzweig<br />
Studer1<br />
Rosenzweig<br />
Studer 1 und<br />
Rosenzweig<br />
Alle<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Rosenzweig<br />
Stimme<br />
Rosenzweig<br />
Seit d Polizei.<br />
Da! Uf dem Glas!<br />
E Fingerabdruck!<br />
En Duume mit ere Narbe druf.<br />
Ned vo der Ulrike Neumann.<br />
Schlussfolgerig: En Fremde isch is Zimmer iidrunge...<br />
und het das Glas... mit em Gift...<br />
Uf das Nachttischli gstellt.<br />
Lönd Sie mir die Tasse do, ich wird de Abdruck<br />
vergrössere.<br />
Ich ha do no e <strong>Fieberkurve</strong>.<br />
Ich hebes über Joddämpf. Villicht find ich no meh<br />
Abdrück.<br />
Ade.<br />
Ade.<br />
Aber wem ghört de Duume?<br />
Pater Mathias?<br />
Nei!<br />
Warum?<br />
Der Duume vom Pfaff isch glatt wie …<br />
Wie was?<br />
Wie nes Babyfüdle.<br />
Jetz lueg emol das a! D Fieberkruve isch zämekläbet<br />
gsi. Und ihr glaubet ned, was vüre cho isch. - Es<br />
Teschtamänt. Es Teschtamänt isch vüre cho!<br />
Äuä!<br />
Ällwä de scho!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 30-
<strong>Fieberkurve</strong><br />
14. Das Testament<br />
Die Drei aufgeteilt. MEIN TESTAMENT. «Ich<br />
Endesunterzeichneter, Cleman Alois Victor, Geologe,<br />
von Frutigen, Bern, bestimme folgendes: Mein<br />
Vermögen, bestehend aus einem Stück Land in der<br />
Grösse von acht Hektar, rund um das im südlichen<br />
Marokko gelegene Dorf Gurama, vermache ich zur<br />
Hälfte meiner Tochter Marie Cleman, geboren am 12.<br />
Februar 1907 zu Basel, und zur anderen Hälfte dem<br />
Kanton Bern zur freien Verfügung. Der Kauf besagter<br />
Grundstücke ist ordnungsgemäss sowohl nach<br />
französischem Recht als auch nach dem in Gurama<br />
geltenden mohammedanischen Recht getätigt worden.<br />
Ich habe auf den in den fraglichen Dokumenten näher<br />
angegebenen Grundstücken das Vorkommen von Erdöl<br />
festgestellt und wird selbiges Land nach etwa fünfzehn<br />
Jahren einen annähernden Wert von zwei bis drei<br />
Millionen Franken repräsentieren. Die Dokumente, die<br />
meine Rechte auf besagtes Landstück beweisen, sind in<br />
einer Eisenkassette vergraben worden an einem Orte,<br />
der mit Hilfe des beigehefteten Dokumentes leicht zu<br />
entdecken sein wird.<br />
Fez, 18. Juli 1917. sig. Alois Victor Cleman.» Kann<br />
gelesen werden.<br />
Stimme De Studer muess uf Marokko.<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
15. Hedy<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Studer mit Papier auf den Knien, Hedy strickt.<br />
“Ich habe den Tod meiner Tante in Bern schon<br />
erfahren“.<br />
Hoi Köbu.<br />
Hoi Hedy. – Wie? „Das darf ich Ihnen nicht verraten.<br />
Ich habe Angst. Darum will ich eine Zeitlang<br />
verschwinden. Suchen Sie mich nicht, lieber Vetter<br />
- 31-
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Jakob, es würde nichts nützen. Ich habe Ihnen alles<br />
erzählt, was ich Ihnen erzählen durfte. Sie müssen die<br />
Sache jetzt aufklären. Denn ich bin sicher, dass auch<br />
Sie nicht an die beiden Selbstmorde glauben.”<br />
Grummel, grummel. “Ihre Marie Cleman.”<br />
Hesch de Pater Mathias no gseh?<br />
Nei. Er het z Gänf de Zug gno. Am halbi vieri. – Am<br />
15. Juli am Morge 36,5, am Aabig 38,5; Am 16. Juli<br />
38, 5 am Morge und 37 ab Aabig …das wäre d Zahle<br />
3653825387537. Immer wieder s Drüü.<br />
Was machsch, Köbu?<br />
Nüt. Oder: 36½, 38¼, 38¾... Herrgott!!<br />
Fluech ned, Köbu.<br />
I miinere eigete Wohnig wird ich doch no chönne…<br />
Los emol Köbu. Dr Jakobli isch en gfitzte. Er wird em<br />
Ätti gliiche.<br />
Eh, Hedy. Ha der scho vom Meits… vo de Marie<br />
Cleman verzellt?<br />
lächelt für sich. Das frogsch mi jetzt zum dritte Mol.<br />
Innert enere Stund.<br />
Ja, so.<br />
Was isch denn mit ere, Vatti?<br />
Du söllsch mir ned Vatti säge.<br />
Jo, Vatti.<br />
nimmt sich die <strong>Fieberkurve</strong>. Gib emol do ane. Reicht<br />
Studer das Strickzeug.<br />
steht auf, referiert und verstrickt sich im Wollfaden.<br />
Wil nämlich die Marie… die passt ned i dä Fall. Sie<br />
het müesse uf Paris, mit dem Koller, wil ihri Mueter e<br />
Charteschlägeri gsi isch. Und denn het de Koller<br />
Konkurs gmacht. Alli heisse irgendwie Koller i dere<br />
Gschicht. Usser de Cleman. Stell dir vor, Hedy. Die<br />
Ehe. Villicht isch ihren Maa en Mörder. Villicht isch<br />
das d Lösig. Sie weiss das und wett Gäld gseh. Und d<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 32-
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Nächt. Chasch dir d Nächt vo dene beide vorstelle?<br />
Lippe wie Rasierklinge. Und die schniide ne. “Schwiig,<br />
du Mörder!” Wil, nach füfzäh Johr isch alls verjährt.<br />
Villicht wett er sicher sii und wartet driissg. Er isch jo<br />
Geolog, ken Jurischt. De Mord a der Ulrike Neumann.<br />
Und jetzt die beide alte. Und denn no so kompliziert.<br />
Und warum isch de Duumeabdruck vom Pater glatt?<br />
Bis jetzt han ich nur Gschichte ghört, Märli,<br />
Vermuetige, Grücht. Me muess a Ort und Stell<br />
nocheforsche. Z Marokko. Recherchiere. Richtig. A<br />
Ort und Stell recherchiere. Wil dem Pater Mathias,<br />
dem glaub ich nüt! Mit de Ängel ned Duzis …<br />
E, M, O, / Q, H, Z, T …<br />
Hedy, was machsch?<br />
Lis emol.<br />
E M O Q H ……… – Die primitivschti Gheimschrift, s<br />
umgekehrte Alphabet. Zeig emol.<br />
Studer nimmt die <strong>Fieberkurve</strong> und setzt sich hin.<br />
“Vom Ksar Gurama SSO Korkeiche Mann Felsen<br />
rot...”<br />
SSO, was heisst das?<br />
Südsüdoscht. D Himmelsrichtig. Und Ksar? De Name<br />
vo me Dorf. Oder äbe: s arabische Wort für Dorf.<br />
Ja, ja, de Köbu isch ebe ganz en gschiide.<br />
Studer blickt auf, Hedy lächelt für sich und strickt<br />
weiter.<br />
Es isch ebe diini Gschiidheit, wo uf mich abfärbt.<br />
Danke, Köbu.<br />
Los emol, ha der scho vo de Marie Cleman verzellt?<br />
Hedy kann sich kaum halten vor Lachen.<br />
Was hesch?<br />
Nüt… nüt.<br />
Du gliichsch ere.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 33-
Hedy<br />
Studer<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Hedy<br />
Studer<br />
Glauser<br />
So, so. Pause. Bisch eigentlich verschosse i das<br />
Meitschi, Köbu.<br />
Was? Verschosse? Chabis! Es isch meh… Sie isch meh<br />
wien e Tochter… isch sie. Die Marie isch nämlich es…<br />
do cha me säge, was me wett… es subers Meitschi.<br />
Telegramm!<br />
Los emol: «Sûreté Paris Inspectör Stüdèr Thunstrasse<br />
Bern stop Collani Giovanni desertiert 28 September 32<br />
stop Fehlen jeglicher Spur. Madelin.»<br />
Wowoll. Inspectör Stüdère.<br />
Ich muess uf Marokko. Ich muess eifach.<br />
Bisch truurig, Vatti, isch es keis Telegramm vo de<br />
Marie?<br />
Was?<br />
Nüt, nüt!<br />
Hedy versucht sich das Lachen zu verkneifen. Studer<br />
legt ihr die Hand auf die Schulter.<br />
Hedy, do müemer dure. Millione ligge uf em Spiel,<br />
Millione. Und d Marie dörf me ned allei lo. Ich muess<br />
furt. Der grosse Fall!<br />
Hedy schaut auf und lacht Studer an/aus.<br />
Studer, Studer, het’s dir wieder emol de Ärmel iine<br />
gno! Ab.<br />
De Mathias… de Pater… de Mathias Pater…<br />
MUSIK SOFORT<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
16. Pater-Choreo<br />
Pater Mathias-Choreografie zu “Gopher” von Yma<br />
Sumac<br />
Ende: Marie landet in Glausers Armen.<br />
Pause!<br />
PAUSE<br />
- 34-
<strong>Fieberkurve</strong><br />
17. Rekapitulation<br />
Glauser sitzt am Tisch und schaut sein Manuskript<br />
durch.<br />
Glauser Guet. Zwei toti Fraue, eini z Basel, eini z Bärn. Die<br />
einti het e Tochter, d Marie, die ander het Gäld. Und<br />
denn no die toti vom “Wilde Ma”, d Ulrike Neumann.<br />
En Fingerabdruck wo ned passt. Es Teschtmänt.<br />
Ölfälder z Gurama. En Hellseherkorporal, en wiisse<br />
Vatter, en tote Geolog, de Stiefbrüeder vom wiisse<br />
Vatter. Und zmittst drin de Studer. De Grossvatter, de<br />
Maa vo der Hedy, wo sich i d Marie… het er sich<br />
würklich i sie verlueget? – Ällwä de scho! – De grossi<br />
Fall. Er muess uf Marokko, de Studer, zu de Legionäre,<br />
de frömde. De Frömdeleginäre, zu de Frömde, i d<br />
Frömdi. Ohni de Schutz vom Amtshuus z Bärn, de<br />
gölete Böde… de… das isch guet eso.<br />
Zerscht: Paris. Madelin.<br />
Glauser steht auf und spielt.<br />
Studer Bonjour Monsieur Madelin.<br />
Madelin Ah, Bonjour Studère, qu est-ce qu’il y a?<br />
Studer Ich bruuche Informatione.<br />
Madelin Mais bien sûr, Stüdère.<br />
Studer Die Mannesmann-Brüedere, die wo hiigrichtet worde<br />
sind.<br />
Madelin Da muss ich im Kriegsministerium nachfragen.<br />
Studer Vous avez des … eh … hend Sie Beziehige?<br />
Madelin Mais bien sûr, Stüdère. – Übrigens, dieser Koller, der<br />
ist jetzt in der Fremdenlegion, heisst dort Despina.<br />
Studer Aha.<br />
Madelin Also, Stüdère, morgen Abend bei mir.<br />
Glauser Aber won er dört isch, de Studer, biim Madelin vor de<br />
Huustüre, isch ken Madelin ume. Alls Chlopfe nützt<br />
nüt.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 35-
Stimme<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Was macht er denn?<br />
Denn goht er ebe zum Godfrey. Und dört erfahrt er,<br />
dass der Madelin wüetig isch, wil die im<br />
Kriegsminischterium dänket, der Studer siigi en Spion.<br />
Verdacht: de Studer wett de verschwundeni Schatz vo<br />
de Mannesmann-Brüedere sueche. Der Godfrey weiss<br />
alls über s Mannesmanns, de Godfrey chan alls. Er<br />
bsorgt em Studer en falsche Name, en falsche Pass, e<br />
neui Identität: Joseph Foucher, Inspectör de la Sûreté.<br />
So.<br />
18. Maries Brief<br />
Glauser setzt sich und beginnt zu schreiben. Auch<br />
Marie taucht auf und schreibt. Auch Studer tritt auf.<br />
Er zieht einen zerknüllten Brief aus der<br />
Manteltasche.<br />
Glauser und<br />
Marie Lieber Vetter / Onkel Jakob. Ich weiss, dass du den<br />
Brief erhalten wirst, denn du bist ein kluger Mann. Ich<br />
bin sehr froh, dass du die grosse Reise machst, denn<br />
allein kann ich mit der ganzen Sache nicht fertig<br />
werden.”<br />
Studer I d Frömdi, zu de Frömde. De Frömde Legionäre.<br />
Glauser<br />
und Marie Aber ich gebe dir Rendez-vous in Gurama.<br />
Studer liest. “Sei also zur Stelle! Aber nicht vor dem 25.<br />
Januar. Und mach dir keine Sorgen, wenn du mich dort<br />
nicht antriffst. Ich werde erscheinen, wenn es nötig<br />
sein wird. Inzwischen kannst du dich dort mit dem<br />
Beherrscher des Postens unterhalten. Er heisst Lartigue<br />
und stammt aus dem Jura. Sei herzlich gegrüsst von<br />
deiner Adoptivnichte … Marie.”<br />
Mulet! Chum do hi!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 36-
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
19. Wüstenritt<br />
Musik, Addio a cheyenne (From "Once Upon a Time<br />
In the West". von Ennio Morricone).<br />
Studer reitet auf dem Maultier, friert etwas.<br />
Do red me so vill vo der Wüeschti.<br />
Vo ihrer Unändlichkeit…<br />
Schuure söll’s eim dört.<br />
Sand… Sand…<br />
Sand… Sand…<br />
…Vill Sand… gääl…<br />
…Vill gääle Sand.<br />
Und Pflanze.<br />
Merkwürdigi Pflanze.<br />
Blechbüchse, wo emol Bohne drin gsi sind…<br />
Sardine…<br />
Corned beef…<br />
Sie ligget im Sand…<br />
Mit ihrne zaggige Deckel…<br />
Wie Kaktee…<br />
Dattelpalme…<br />
Tamariske…<br />
Akazie…<br />
Und es isch chalt.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Sauchalt.<br />
Gar ned luschtig.<br />
Lache goht scho gar ned bii dere Chälti.<br />
Wil’s eim d Lippe verrisst.<br />
Bisch e guete Cheib, Fridu.<br />
Danke!<br />
De Studer riitet uf em Fridu…<br />
- 37-
Stimme Em Muultier…<br />
Stimme Cher Mulet.<br />
Stimme Ebine, Ebine, Ebine, nüt als Ebine.<br />
Studer Ebe.<br />
Stimme Und wiit wäg Bärge, wiissi Bärge …<br />
Stimme Mit Schnee druf…<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Fridu<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Aber andersch.<br />
Ohni Schihütte…<br />
Ohni Schilift…<br />
Ohni Hotel…<br />
Ohni Heizig.<br />
Ned emol es Huus…<br />
Ken Baum.<br />
Da! Sterne.<br />
De Mond.<br />
Und Komete…<br />
D Marie… isch wie ne Komet… stimmt au wieder<br />
ned… Komete si Vagante i der Stärnewält… – Los<br />
einisch, Fridu.<br />
Jo?<br />
D Marie… s Meitschi… Äbe… Weisch, d Marie…<br />
Wenn äbe, wenn… denn seit d Marie: Merci Unggle<br />
Jakob! Und denn isch alls guet… ja. Ebe.<br />
Ebe he.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Ebine, Ebine, Ebine.<br />
Und wiit ewäg, Géryville.<br />
Und en Schneesturm, i de Wüeschti.<br />
Nasse Schnee klatscht ihm is Gsicht…<br />
Genau, wie tuusig nassi Wöschlümpe.<br />
S Füdli tuet em weh.<br />
Und s Büro wiit ewäg.<br />
- 38-
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Fridu<br />
Studer<br />
Fridu<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Stimme<br />
Studer<br />
Achmed<br />
Achmed<br />
Studer<br />
Achmed<br />
Mit em polschterete Bürostuehl.<br />
S polschterete Büro z Bärn.<br />
Wo’s eso guet schmöckt, vom Bodenöl…<br />
Mit em Staub i de Gäng.<br />
Wo de Dampf i de Heizigsrohr knacket.<br />
Wo’s warm isch, warm…<br />
Los einisch, Fridu…<br />
Jo.<br />
Pressier e chlii, mir isch chalt.<br />
Ällwä.<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Und denn sinds gallopiert, de Studer und de Fridu.<br />
Won er z Géryville aacho isch, het er uusgseh wien en<br />
Wiehnachtsmaa ohni Bart.<br />
De Studer isch go schlofe…<br />
Und denn isch er wieder verwachet.<br />
Und isch zum Achmed…<br />
Wil biim Achmed, dört isch der Hellseherkorporal…<br />
…de Collani…<br />
Öppen emol eis gsi go kiffe.<br />
Ende Musik.<br />
20. Achmed<br />
Also guet. Wo isch der Achmed?<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Ich chumm jo scho. Goht’s Studer… chömmer afange?<br />
Alle zeigen auf Achmed, der einen Teppich ausrollt<br />
und sich darauf setzt. Er raucht aus einer Pfeife.<br />
Corporal Collani? – Ein Guter Freund. Hat immer zwei<br />
Pfeifen Kiff geraucht.<br />
En verladne Hellseherkorporal.<br />
Von diesem Quantum gibt es keinen Rausch. Man<br />
schläft gut nach zwei Pfeifen.<br />
- 39-
Studer<br />
Achmed<br />
Studer<br />
Achmed<br />
Studer<br />
Achmed<br />
Studer<br />
Studer<br />
Aha.<br />
Der Korporal litt an Schlaflosigkeit.<br />
So.<br />
Er seufzte oft – nicht wie einer, den etwas bedrückt,<br />
sondern wie ein Mensch, der eine kostbare Perle<br />
verloren hat und sie überall sucht...<br />
Aha…<br />
Er wiederholte immer: „Wenn ich den Brief öffne,<br />
diesen Brief da!“ und zeigte ihn mir, „dann überfällt<br />
mich die Vergangenheit – und er kommt mich holen!“<br />
– „Wer kommt dich holen, Korporal?“ wollte ich<br />
wissen. – „Der Teufel, Achmed! Der alte Teufel! Ich<br />
hab' ihn getötet, den Teufel, aber der Teufel ist<br />
unsterblich, nie können wir wissen, wann er wieder<br />
aufwacht!...“ Und so hat er den Brief fortgeschickt, am<br />
20. Juli vorigen Jahres. ›Ich hatte noch eine Kopie<br />
dieses Briefes‹, erzählte er mir. „Aber ich weiß nicht,<br />
wo diese Kopie ist.“ Zwei Monate später, am 28.<br />
September, ist ein Fremder zu mir gekommen und hat<br />
nach dem Korporal Collani gefragt. Er hat gewartet –<br />
an diesem Abend ist der Korporal spät gekommen.<br />
Collani hat den Fremden nicht beachtet, sondern nur zu<br />
mir gesagt: „Jetzt weiß ich, wo die Kopie ist. Ich hatte<br />
sie in das Futter einer alten Wollweste eingenäht. Ganz<br />
deutlich sah ich’s gerade.“ – „Wo warst du bist jetzt,<br />
Korporal?“ fragte ich. – „Beim Priester“, antwortete er.<br />
Und dann erblickte er den Fremden... Und rannte weg.<br />
Ich habe ihn seither nicht wieder gesehen.<br />
De Pater Mathias… immer wieder de Pater. De Wiissi.<br />
Und denn die Schwarzi Schuufle. Der Buur. De Pique<br />
Bueb. D Schuufle, d Unglücksfarb. De Schuuflebuur…<br />
de Tod… komisch…<br />
Studer hustet.<br />
No einisch eini.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 40-
Achmed<br />
Studer<br />
Achmed<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Bruder, du musst sagen: Amr sbsi – das heißt: füll mir<br />
die Pfeife...<br />
Amr sbsi.<br />
Amr sbsi… Mlech.<br />
Studer Was? Mlech… Ah, das heisst natürlich “guet”. –<br />
Mlech, mlech. Studer kichert ein bisschen. Mlech,<br />
natürlich. Mlech. Sehr guet! – Danke. Do chunnt mir<br />
grad i Sinn: Isch hüt Mittwuch oder Dunnschtig?<br />
Achmed<br />
Studer<br />
Achmed<br />
Studer<br />
Studer<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Wie bitte?<br />
Heute… Mittwoch oder… Donnerstag… welcher<br />
Tag… äbe… Mittwuch oder Dunnschtig… und welle<br />
…ehm… Januar… eigentlich?<br />
Mensch! Bruder! Wie willst du die Zeit halten in<br />
deinen offenen Händen, verzweifeln mußt du, wenn du<br />
an die Ewigkeit denkst... Er aber, der dort oben thront,<br />
der Ewig-Schweigende, was kümmert Er sich um die<br />
Zeit, Er, dem die Ewigkeit gehört?<br />
Musik: „Sheep an Tides“ von Michael Nyman<br />
Los emol … ui … das isch denn schön …<br />
Koffer-Kiff-Choreografie.<br />
Musik Ende.<br />
Läck, han ich en Grind.<br />
21. Gurama/Loch leer<br />
Lartigue wirft ein totes Huhn auf die Bühne<br />
Wo bin ich?<br />
Gurama.<br />
Was, scho? Wie bin ich denn… – Aber suber isch es<br />
gsi, cheibe suber…<br />
Los, stönd Sie uuf!<br />
Studer steht mühsam auf und klopft sich ab.<br />
Ich sötti mit em Capitaine Lartigue rede.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 41-
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Lartigue<br />
Für was?<br />
zeigt seinen Pass. Police. – Ich verlange, dass Sie mich<br />
zum Capitaine Lartigue füehre. Zum Poschtkommandant.<br />
Es isch en Befähl!<br />
So, so. – Und wenn ich’s sälber bi?<br />
Was?<br />
De Capitaine Lartigue.<br />
De si Sie e verdammt unhöfliche Mönsch.<br />
Sie wend mi Höflichkeit lehre?<br />
Das chönnti nüt schade. Sie sind en Flegel.<br />
Und Sie en Spion!<br />
Säg das no einisch!<br />
Du bisch en Spion.<br />
Und Sie en Dubel.<br />
Das seit me mir nur, wenn me cha boxe. Chasch boxe,<br />
Opa?<br />
Chasch grad ha wenn d wotsch!<br />
Studer krempelt die Ärmel hoch und geht in<br />
Kampfstellung.<br />
lacht. Tuet mir Leid, Inspectör. Ich bi schlächt uufgleit.<br />
Uf ihrem Pass stoht Fouché, ned wohr? Vo de<br />
Sicherheitspolizei z Lyon. Ich sälber bi us Lyon. Ich<br />
kenn Sie, aso, Ihren Name. Aber ich han dänkt, Sie<br />
siiget tot?<br />
Sie sind us… ich ha gmeint… s Meitschi het… ned us<br />
em Jura?<br />
Doch, doch, müetterlichersiits.<br />
Lartigue öffnet eine Dose und nimmt eine Pille.<br />
Malaria. E ungsundi Gägend. Die halb Kompanie liet<br />
uf em Rugge. Chinin würkt e chlii, aber ned vill. Es<br />
isch es Eländ. Zum Glück hemmer die Pflegeri vom<br />
Rote Chrüz… wend Sie au eini?<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 42-
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Nei… ich hoffe ned… Für sich. Zwei Kilometer<br />
Chinin.<br />
Wie?<br />
Nüt… ned eso wichtig… hend Sie e Schuufle?<br />
Was wend Sie mit ere Schuufle?<br />
Und en Kompass.<br />
Wend Sie ned zerscht inecho und öppis ässe, Inspektör<br />
Fouché, Jakob Fouché, ned wohr?<br />
Spöter. – Nei… ehm… Joseph Fouché<br />
Richtig. Kopf-Gekröse Huhn. Joseph. – Do, nähmed<br />
Sie miin Kompass. Schnippt in die Finger. Und e<br />
Schuufle für de Fouché.<br />
Jemand bringt die Schaufel.<br />
Herr Inspectör Fouché, ich freu mich, en ächte Lyoner<br />
chönne z begrüesse. – Wie goht’s übrigens am Locard?<br />
Danke, er isch… immer no de alti, immer no de alti…<br />
isch er… jo.<br />
Das freut mich… also denn, mached Sie was Sie wend<br />
mit dere Schuufle, mir träffet üs dinne.<br />
Lartigue ab.<br />
Studer geht wieder den Weg ab, das Loch ist wieder<br />
leer.<br />
Es isch läär.<br />
Was?<br />
Läär isch!<br />
Jetzt isch fertig. Ab hüür rauch ich nümm – oder<br />
weniger. Dusse, im Freie, do fallt’s mir liecht. Ich<br />
muess en Rhythmus finde. Am sächsi am Morge us em<br />
Bett, e chlii Bewegig, denn Kafi und denn zwei Stunde<br />
schriibe. Konzentriert schriibe. A der “<strong>Fieberkurve</strong>”.<br />
Umarbeite. Me seit, es isch alls e chlii verwirrend. Und<br />
dass ich der Studer uf Marokko lo lo reise, siig doch…<br />
er ghöri doch i d Schwiiz. - En grosse Roman, dur alli<br />
Schichte.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 43-
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Glauser<br />
Studer<br />
Stimme<br />
De grossi Fall. – Chabis.<br />
Die “<strong>Fieberkurve</strong>”. Ich find eifach de Aaschluss nüm.<br />
Vill Detail, aber ken Zug drin. De Studer… dä mag ich<br />
guet. Aber mit der Gschicht han ich eifach Päch. Ich<br />
muess immer wieder aafange, immer wieder. Jetzt zum<br />
sächste Mol. Aber ich bring ihn i kei Form. Ich ha jetzt<br />
e chlii öppis wien en rote Fade aber… ich bi mängisch<br />
derart… decouraschiert, dass… Ich schriib doch eifach<br />
öppis Neus. De Ascona-Roman, i der Ich-Form, de<br />
Studer i de Ferie z Locarno, und denn… Es stoht<br />
wieder emol alls uf der Kippi. Das Schriibe, de Krimi,<br />
das führt doch niened ane. Ich wett furt, wiit wäg, wäg<br />
vo Europa. Freiwillige Charnkepfleger sii, irgendwo in<br />
Indochina oder Indie… irgendwo wird me mich doch<br />
chönne bruuche aber eso, mit em Schriibe… ich<br />
verlüür jede Kontakt zur Würklichkeit. So. Jetzt bruuch<br />
ich en Kafi.<br />
Völlig unprofessionell!<br />
Und du? De junge Meitschi hinde noo luege. Voll i der<br />
Midlifekrise! Grossvatter!<br />
Fräche Cheib!<br />
Beide ab.<br />
Glauser geht nach hinten.<br />
22. Spion<br />
Stimme setzt sich an die Schreibmaschine.<br />
Musik: „ Julien Dans L'Ascenseur“ von Miles Davis<br />
liest aus der Schreibmaschine. „Und draussen war der<br />
Abend kühl und rot wie Himbeereis. Durch die offene<br />
Terrassentür wehte ein kleiner Wind. Zwischen<br />
Wolken, die aussahen wie Klumpen von<br />
Brombeergelée, standen ein paar Sterne, rund und<br />
weiss und glänzend wie geschälte Haselnüsse. Ein<br />
wenig später kam der Mond, der dieser<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 44-
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Zuckerbäckerherrlichkeit ein Ende bereitete. Er kam<br />
und war weiss und gross; das Licht, das er über die<br />
Baracken und Höfe legte, gemahnte an riesige<br />
Leintücher, die von der Bleiche kommen. Ein Horn<br />
klagte wieder, es war ein Signal, mit Trillern,<br />
Koloraturen – und wie ein grosser italienischer Sänger<br />
hielt es die vorletzte Note lange aus, so lange, dass man<br />
mit Bangen die Rückkehr zum Grundton erwartete...<br />
Und kaum war der Grundton verhallt, begann gedämpft<br />
ein Lied... Es passte zum Abend, zu der Ebene und zum<br />
klaren Lichte des Mondes. Manchmal hob sich eine<br />
hohe Männerstimme ab vom Chore, der im Basse die<br />
Begleitung brummte... Der im Basse die Begleitung<br />
brummte. – Schön.“ (Originalzitat)<br />
Musik Ende.<br />
Sie sueched de Hellseherkorporal Collani. – Sie<br />
müend’s gar ned abstriite, Inspectör Jakob…<br />
Tschuldigung… Joseph Fouché.<br />
Lartigue füllt zwei Gläser mit Schnaps, reicht eines<br />
Studer.<br />
Merci. – Wer isch eigentlich ihren Chef?<br />
Ich bi en chliine König. Mir seid niemer öppis, usser<br />
die z Fez, oder z Rabat, wer weiss. Vierhundert<br />
Kilometer Luftlinie. Sie gsehnd also, Inspectör…<br />
Fouché – stimmt doch, oder? …dass mich nüt chönnti<br />
dervo abhalte, zum Biispil churze Prozäss mit Ihne z<br />
mache. Ich chönnti Sie a d Wand stelle, und es würdi<br />
mich niemer dra hindere, wenn ich en Spion chalt<br />
mach. E chliini Süberigsaktion. Es chliises<br />
Kriegsgricht, ich wär de Auditor und Grichspräsidänt i<br />
einere Person.<br />
für sich. I de Frömdi…<br />
Sie dörfte sich sälber verteidige. Ich würd säge: Vor<br />
euch stoht en Maa, wo im bsetzte Gebiet mit eme<br />
falsche Pass unterwägs isch. En Spion. D Interässe vo<br />
Frankriich stönd uf em Spiel. Also git’s nur eis: De<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 45-
Studer<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Marie<br />
Studer<br />
Alle<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Alle<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Tod. – Was würdet Sie druuf antworte, Herr Inspectör<br />
Jakob… pardon – Joseph Fouché?<br />
Ich… ehm… Miini Herre. – Würd ich säge – Es<br />
stimmt. Ich bi mit eme gfälschte Pass unterwägs. Aber<br />
ich bi ken Spion. Ich bin en Schwiizer Polizischt, wo<br />
de Uuftrag het, en zweifache Mord z… ehm…<br />
uufzchläre.<br />
Marie taucht auf und bleibt für Studer unsichtbar<br />
stehen.<br />
Und usserdäm: Ich vetritt ned nur d Interässe vo miim<br />
Staat, sondern au die vo me junge Meitli, won en Vater<br />
het, wo… aber isch jo gliich. Ich würd also verlange,<br />
als Verträter vo miim Land behandlet z wärde. Aber<br />
das hätt sowieso kei Sinn. Also würd ich de<br />
Notwehrparagraf vo de Frömdelegion zu miine<br />
Gunschte uuslegge. Zwei Pischtole, Browningpischtole,<br />
die hend zäme 16 Schuss Munition, wenn ich<br />
no cha rächne.<br />
schweigt zuerst. Bravo. D Beschriibig vo de Marie<br />
stimmt.<br />
Unggle Jakob.<br />
Meitschi.<br />
23. Legion<br />
Legionäre trinken den Morgenkaffee.<br />
Gurama.<br />
Morge.<br />
Winter.<br />
Chalt.<br />
Schlürfen.<br />
De Koller.<br />
De Jakob...<br />
Koller.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 46-
Legionär De Max...<br />
Legionär Koller.<br />
Legionär De Victor Alois...<br />
Legionär Koller.<br />
Schlürfen.<br />
Legionär De Cleman.<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Alle<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Alle<br />
Au e Victor Alois...<br />
Cleman.<br />
Und de hei mer no e Collani.<br />
De Giovanni.<br />
Schlürfen.<br />
Und de Pater Mathias.<br />
Mathias.<br />
Max.<br />
Marie.<br />
Madelin.<br />
Mhmmmmm.<br />
Schlürfen.<br />
Hmmm!<br />
De Koller Max und de Mathias Pater.<br />
Der Jakob Koller und die Marie.<br />
De Studer und s Hedy.<br />
De Studer und d Marie.<br />
De Lartigue und d Marie.<br />
De Studer und de Pater Mathias.<br />
D Marie und de Pater Mathias.<br />
De Studer und de Koller.<br />
Wele?<br />
Isch jo gliich, Hauptsach de Studer.<br />
...und d Marie.<br />
Schlürfen<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 47-
Legionär Z mittst i der Wüeschti.<br />
Legionär Z Marokko.<br />
Legionär E Bärner Wachtmeischter z Marokko.<br />
Legionär De Studer.<br />
Legionär Was macht de do?<br />
Schlürfen.<br />
Legionär Er suecht.<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Alle<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Was suecht er?<br />
D Lösig suecht er.<br />
Was für e Lösig?<br />
Psssst! Er chunnt.<br />
Jo, jo, de Studer.<br />
Sie schauen der folgenden Szene zu. Studer ist zuerst<br />
da, dann tritt Marie auf.<br />
24. Ausgeträumt<br />
Scho wach, Oncle Jacques?<br />
Wenn eine uf zwei Bei umelauft, cha me anäh, dass me<br />
wach isch, oder.<br />
Begrüesst me so e Dame?<br />
Ich gseh kei Dame, höchschtens es frächs Meitschi.<br />
Und ich heisse ned Oncle Jacques. Das heisst Löli uf<br />
französich. Und wenn ich mängisch sälber find, ich siig<br />
en Löli, so muess ich mir das ned vo me Goof lo säge.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
So han ich’s ned gmeint. – De Pater Mathias isch hüt z<br />
Nacht iitroffe.<br />
packt Marie. Wie oft isch de Pater Mathias diin Vatter<br />
cho bsueche?<br />
Was? – Nie.<br />
Warum?<br />
Wil der Mathias katholisch worde isch.<br />
- 48-
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Marie<br />
Studer<br />
Das isch ken Grund!<br />
En andere weiss ich ned.<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Wie alt bisch gsi, wo de Toteschii iitroffe isch.<br />
Achti.<br />
Bisch sicher?<br />
Sicher bin ich sicher.<br />
Geburtsdatum?<br />
Nünzähhundertnün.<br />
Sicher?<br />
Aber hallo! Reisst sich los.<br />
De Pater het gseit nünzähundertzäh.<br />
Es isch aber 1909 gsi!<br />
Wenn hesch diin Unggle zum erschte Mol gseh?<br />
Wo miin Vatter gstorbe isch.<br />
Wenn s letschti Mol?<br />
Siit füf Johr chömed nur no Brief.<br />
Isch diinere Muetter nüt uufgfalle?<br />
Nei… sie het nur gseit, me merki, dass de Pater<br />
Mathias älter wärd, siini Schrift wärdi zittrig. Und<br />
ich…<br />
Was?<br />
Und won er mich chürzlich bsuecht het, do… ich han<br />
en andersch i Erinnerig gha.<br />
Im Amtshuus z Bärn säged sie, der Köbu spinni. Mir<br />
wei zeige, öb er spinnt. – Was isch mit em Lartigue?<br />
Siid er enand versproche? Jo? Und er ma di? – Dummi<br />
Frog. Mehr für sich. Wer sötti dich ned gärn ha,<br />
Meitschi.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Ja… denn…<br />
Also los emol: Wenn nur du allei im Spiel wärsch,<br />
denn würd ich ken Finger me chrumm mache, kein<br />
Finger! Aber es stönd Staatsinterässe uf em Spiel.<br />
- 49-
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Staatsinterässe!! Zu den Legionären. Jetzt haued emol<br />
ab do!<br />
Legionäre ab.<br />
25. Zusammenhänge<br />
Die Drei<br />
Ich ha’s!<br />
Was?<br />
Ich chumm druus!<br />
Wo?<br />
Bii dere Gschicht!<br />
Wenigschtens öpper…<br />
Also, los emol: Also… guet…<br />
Jo?<br />
De Pater, de Mathias, de vo de Wiisse Vätter…<br />
Jo.<br />
Also, de kennt der Max Koller.<br />
Jo.<br />
De Max isch doch de Brüeder vom Alois, dem Geolog.<br />
Jo, und?<br />
De isch doch katholisch worde und het mit em Mathias<br />
z Marokko missioniert.<br />
Jo.<br />
De Max het em Mathias verzellt vom Alois, wo Land<br />
kauft het, wo’s Öl drunter het.<br />
Das cha scho sii.<br />
Ganz sicher isch es eso. Denn goht der Mathias is<br />
Kriegsminischterium und verzellt dene, er wüssi öppis.<br />
Wil er sich will beliebt mache?<br />
Jo, wil er de Chlütter wett ha, wil er s Gäld bruucht,<br />
zum wiiter missioniere.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 50-
Person 2<br />
Person 3<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 2<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 3<br />
Person 2<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 2<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Person 1<br />
Person 3<br />
Do hemmer’s.<br />
Was?<br />
Religion, wo alls durenand bringt.<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Genau. Denn goht also der Pater Mathias – jetzt im<br />
Uuftrag vom Kriegsminischterium – zum Jakob Koller,<br />
dem Bankier.<br />
Wo wäge der Krise grad bankrott gmacht het.<br />
Genau.<br />
Do hemmer’s.<br />
Was?<br />
S Gäld, wo alls durenand bringt.<br />
Genau. Wil i der Krise, do cha me Öl guet bruuche, wil<br />
me das cha verchaufe.<br />
Aha. Do hemmer’s.<br />
Was?<br />
S Ärdöl, wo…<br />
Jo, jo…<br />
Genau. De Mathias goht zum Jakob, verzellt ihm vom<br />
Land, wo so vill Wärt het, wo siim Brüeder ghört…<br />
chunsch no druus?<br />
Jo.<br />
Denn mached sie ab: Mir mached Halbe-Halbe.<br />
Aha!!! Und denn gönds zum Alois, wetted d<br />
<strong>Fieberkurve</strong>…<br />
Jo, und s Teschtamänt wends au, wils genau das wend<br />
vernichte.<br />
Und denn wends der Schatz sueche… also, die<br />
Dokumänt…<br />
Aber de Mathias dänkt ned dra, de Koller uuszahle…<br />
Er wett die Dokumänt, das Gäld für sich allei… zum<br />
missioniere…<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
- 51-
Person 1<br />
Und s Beschte isch: De Koller isch gar ned tot. – Ui,<br />
hett ich das jetzt ned sölle säge?<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Lartigue<br />
Mathias<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
26. Husten<br />
Lartigue kommt daher.<br />
Was isch los, Inspectör, mached Sie Morgegymnastik?<br />
E Frog, Capitaine: Wie isch d Marie uf Gurama cho?<br />
Mir hend üs z Paris kenne glehrt, biim Tanze. Und<br />
denn…<br />
Ah, mon Père! Wie goht’s Ihne?<br />
Ah, Inspäctor, wie ich mich freue! Es tuet mir Leid,<br />
dass ich z Bärn durebrönnt bi. Aber ich han erfahre,<br />
dass ich z Marokko bruucht wird. Miini Schöfli hend<br />
mich grüeft – wie hett ich do chönne miini Ohre<br />
verschlüsse,<br />
Aber, mon père… Wie hetted Sie andersch chönne…<br />
Und wien ich mich freue, dass ich Sie do gfunde ha.<br />
Jetz chömer zäme mit em Capitaine uufchläre, was en<br />
unglückliche Mänsch für e Rolle gspilt het, wo sich vor<br />
der Strof i d Legion gflüchtet het. – Ned wohr,<br />
Capitaine Lartigue, Mörder muess au d Legion<br />
uuslifere.<br />
En Mörder? I miinere Kompanie?<br />
Leider, leider. Ich bi sicher, dass üsen Inspäkter die<br />
Reis nur gmacht het, zum s Uusliferigsverfahre<br />
abzchürze – ned wohr?<br />
Und ich han dänkt, Inspectör, Ihr siid cho, zum…<br />
Studer täuscht einen Hustenanfall vor. Er klopft sich<br />
auf die Brust, Lartigue klopft ihm auf den Rücken,<br />
nichts scheint zu helfen.<br />
Ca…pi…taine… Sie hei… doch… i…Ihrer… Apo…<br />
Apo… es… Mittel…<br />
Aber natürlich, Inspectör, chömed Sie mit.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 52-
Legionär<br />
Legionär<br />
Studer<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Studer<br />
Legionär<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Lartigue<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Lartigue und Studer ab. Pater Mathias bleibt erstaunt<br />
zurück, dann geht er in einer anderen Richtung weg.<br />
27. Verhaftung<br />
Trommelwirbel. Legionäre rapportieren.<br />
S Nachtässe im Poschte Gurama. Und nach em Ässe<br />
der Schnaps.<br />
Trommelwirbel. Man löffelt Suppe.<br />
Jede hanged siine Gedanke no.<br />
Trommelwirbel. Studer rührt in der Suppe, was er<br />
auch während des weiteren Textes tut, die anderen<br />
löffeln während des Wirbels.<br />
Giovanni Collani oder Cleman Alois Victor… de<br />
Koller?<br />
De Studer… er chönnti au alles lo sii, alles<br />
hischmeisse. Er dänkt en Augeblick dra, de Poschte z<br />
verlo. Sölled doch die sälber luege, wie sie z Schlag<br />
chöme. Er het gmacht, was er het chönne.<br />
Trommelwirbel. Alle löffeln die Suppe.<br />
Me reist mit falsche Päss I der halbe Wält ume, lot sich<br />
die unmöglichschte Näme aahänke, nur dass der<br />
Heimatkanton es paar Millione… und was het me<br />
dervo?<br />
Trommelwirbel. Alle löffeln Suppe.<br />
Ebe.<br />
Und d Marie? – Het nur Auge für de Capitaine Louis<br />
Lartigue.<br />
Ebe.<br />
ist aufgestanden. Es Hoch uf eusi Charankeschwöschter.<br />
Trommelwirbel. Alle stehen auf, heben die Gläser.<br />
Siit sie do isch, wärde miini Lüüt fascht vo sälber<br />
wieder gsund!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 53-
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Legionär<br />
Koller<br />
Studer<br />
Alle lachen.<br />
Trommelwirbel. Man trinkt.<br />
De Lartigue? – Er isch de König. Er muess chönne…<br />
was het er vor? Wird er der Studer opfere, zum as Gäld<br />
vom Kanton Bärn z cho?<br />
Wer weiss…<br />
Trommelwirbel. Man setzt sich wieder.<br />
De Pater Mathias… wie fühlt er sich, wenn en der<br />
Studer aalueget. Z Bärn isch er abghaue. Jetzt het ihn<br />
der Studer wieder im Visier.<br />
Trommelwirbel. Zwei Legionäre treten auf, sie<br />
marschieren auf den Teppich zu.<br />
Oha!<br />
Trommelwirbel. Die Legionäre betreten “den Raum”.<br />
Jetz aber…<br />
Trommelwirbel. Pater Mathias springt auf und geht<br />
verängstigt zur Seite. Die Legionäre stürzen sich auf<br />
Studer.<br />
En Polizischt i der Frömdi isch ned meh als… ebe…<br />
Uufstoh, Studer!<br />
Trommelwirbel.<br />
Rächts um!<br />
Trommelwirbel<br />
Vorwärts!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
28. Koller<br />
Studer und Koller im Gefängnis.<br />
En Zvilischt. Was wettsch?<br />
Was machsch?<br />
- 54-
Koller<br />
Studer<br />
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Koller<br />
Koller<br />
Koller<br />
Koller<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Eh… Charte schlo. Aber es chömed immer schlächti<br />
Charte. Immer de Schuufle Buur.<br />
Wie z Basel und z Bärn.<br />
Koller nickt.<br />
Und de Schuufle Buur. Das bedütet der Tod.<br />
Dumms Züg. Ich selber bi de Schuufle Buur.<br />
Chasch mir emol d Charte schlo?<br />
Gärn.<br />
Koller mischt die Karten. Dann legt er.<br />
Chrüz-Näll. – Gäld, vill Gäld. Und s Chrüz-As. Wieder<br />
Gäld, no meh Gäld. – Heb ab.<br />
Studer hebt ab.<br />
Schuufle-Dame und s Schuufle-Nell. Es sii zwei Fraue<br />
gstorbe. Das goht dich öppis a… aber lueg, scho<br />
wieder Gäld. Hesch gueti Charte. Aber ich, ich ha<br />
immer schlächti Charte. Immer de Schuufle Buur. Und<br />
grad dernäbe s Schuufle-Zähni… Das bedütet der Tod.<br />
Pause.<br />
Weisch, ich bi emol ghürote gsi. Die erschti, d Sophie,<br />
het immer gjommeret: Schlo mer d Charte… schlo mer<br />
d Charte… schlo mer d Charte… bis ich’s gmacht ha.<br />
Und das isch de Fähler gsi. Wil, weisch, bii mir isch es<br />
eso: Wenn ich d Charte schlo, denn muess ich d<br />
Wohrheit säge. Und denn han ich der Sophie vo dere<br />
Gschicht verzellt, wo z Fribourg passiert isch… d<br />
Friburgeri isch nämlich immer wieder uuftaucht i de<br />
Charte. Ich weiss jetzt nümme genau… mir hend welle<br />
hürote… sie het immer alls welle wüsse, d Fribourgeri,<br />
alls wo mit Gift z tue gha het… und denn het sie so ne<br />
Pille welle, Cyankali… ich ha zerscht ned welle, und<br />
denn han ich mich lo überschnorre. – Lueg, do isch sie<br />
wieder, d Friburgeri, und do, de Schuufle Buur, das bin<br />
ich. Immer wieder chöme mir zäme us em Päckli use.<br />
Und das han ich der Sophie verzellt… weisch: wenn<br />
ich d Charte schlo, muess ich d Wohrheit säge.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 55-
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
Studer<br />
Lartigue<br />
D Ulrike Neumann.<br />
Genau so het sie gheisse. – Und du?<br />
Jakob.<br />
Miin Brüeder heisst au eso. De Bänkeler.<br />
Und der Sophie hesch die ganz Gschicht vo der Ulrike<br />
verzellt, und denn hesch ihre müesse Gäld gä, dass sie<br />
gschwiege het.<br />
Ich ha si ned umbrocht, d Friburgeri. Sie isch e chlii<br />
gstört gsi, d Ulrike. Wo sie s Gift gha het, isch sie mit<br />
em nächschte Zug furt. Uf Fribourg. De han ich<br />
Angscht übercho. Aber ich bi z spot cho. Sie isch uf em<br />
Bett gläge. S Glas isch uf em Nachttisch gstande, ich<br />
ha’s gno, ha dra gschmöckt. Denn han ich’s gwüsst.<br />
Zeig emol diin Duume.<br />
Koller hält den Daumen hin.<br />
De Rosenzweig würd stärbe für dä Aablick…<br />
Trommelwirbel. Die ganze Szene wird von den<br />
Legionären umgebaut.<br />
29. Verhandlung<br />
Capitaine Lartigue in der Mitte, je drei Legionäre<br />
rechts und links. Vor ihm steht ein Tischchen, auf<br />
dem weiße Blätter liegen.<br />
Davor Studer und Koller.<br />
Pater Mathias in einer Ecke. Marie als Beobachterin<br />
etwas weiter weg.<br />
Capitaine Lartigue hat eben Studers Pass<br />
herumgereicht. Jeder hat ihn mit Kopfschütteln zur<br />
Kenntnis genommen.<br />
Was hend Sie zu Ihrer Verdeidigung z säge?<br />
Einiges.<br />
Guet.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 56-
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Koller<br />
Studer<br />
Mathias<br />
Lartigue<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
zu Koller. Kennsch dä? Meint Pater Mathias.<br />
Koller steht auf und betrachtet sich den Pater<br />
genauer.<br />
Ich kenn ihn vo Géryville her. Ich han bii ihm biichtet.<br />
Und früehner?<br />
Nei.<br />
Wie heissisch?<br />
Zerscht han ich Koller gheisse, denn Cleman. Als<br />
Cleman bin ich riich gsi. Und denn han ich eim siini<br />
Papier abkauft und bi als Giovanni Collani i d Legion<br />
iiträtte. Aber eigentlich heiss ich Koller. Victor Alois<br />
Koller. Das isch miin richtige Name.<br />
Dä dört behauptet, dass er diin Brüeder Max isch.<br />
Es isch scho richtig. De Max isch unter d Pfaffe gange.<br />
Aber das dört isch ned de Max. Dem han ich biichtet<br />
…stimmt au wider ned. Er het mich uusgfroget. Und<br />
ich han ihm müesse d Charte schlo… und ich ha dir jo<br />
verzellt: Biim Charte schlo muess ich d Wohrheit…<br />
Das isch im Septämber gsi vom letschte Johr. Do isch<br />
der Brief a d Josepha z Basel scho wäg gsi. D<br />
<strong>Fieberkurve</strong>, miis Teschtamänt. Füfzäh Johr nach miim<br />
Tod het die ander, d Sophie, d Häx us Bärn nüt meh<br />
chönne mache. Verjährt, alls verjährt. Und d Josepha z<br />
Basel, das isch e gueti gsi. Dere han ich welle e chlii<br />
Dankbarkeit zeige. Das han ich dem dört verzellt. Und<br />
plötzlich isch miin Brüeder Jakob do gstande… bim<br />
Achmed…ich han müesse mit… hetti sölle bii der<br />
Josepha z Basel d <strong>Fieberkurve</strong> wieder hole… wil…<br />
dört isch der Plan, wo de Schatz…<br />
Wart emol. – Capitaine Lartigue. Ich verlange, dass s<br />
Gepäck vo dem dört untersuecht wird!<br />
Nei! – Es isch ned d Sach vom Aaklagte, Sache z<br />
verlange!<br />
Holed das Gepäck.<br />
Zwei Legionäre holen das Gepäck.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 57-
Mathias<br />
Lartigue<br />
Lartigue<br />
Lartigue<br />
Lartigue<br />
Koller<br />
Mathias<br />
Ich muess doch proteschtiere. Ich bin en Gottesmaa.<br />
Ich stand underem Schutz vo de heilige Katholische<br />
Chile, ich bi nur ihre verpflichtet! Es goht ned a, dass a<br />
me Prieschter, wo uneigenützig i der Wüeschti würkt,<br />
dass… das Misstraue isch doch gar ned nötig: De<br />
Beschuldigti stoht doch scho fescht… ich… ich<br />
proteschtiere ufs…<br />
Rueh!<br />
Die Zwei Legionäre kommen mit je einem Koffer<br />
zurück.<br />
Schlüssel!<br />
Pater Mathias tut, als hätte er nicht gehört.<br />
Pfaff! Der Schlüssel<br />
Lartigue gibt den zwei Legionären einen Wink, sie<br />
stellen sich einigermassen drohend neben Pater<br />
Mathias. Pater Mathias rückt den Schlüssel heraus.<br />
Einer der Legionäre öffnet die beiden Koffer. Der<br />
erste enthält nichts von Interesse, der zweite eine<br />
verrostete Kassette. Capitaine Lartigue öffnet sie und<br />
leert den Inhalt auf den Tisch: Papiere, mit Siegel.<br />
Capitaine Lartigue schaut sie durch.<br />
Gültigi Kaufverträg. Landchäuf… beglaubiget vom<br />
arabische Büro… rächtsgültig, ohni Zwiifel…<br />
verchauft an en gwüsse Cleman Alois Victor.<br />
De bin ich. Und ich ha d Ländereie miiner Tochter<br />
vererbt, und em Kanton Bärn… Jawohl… de dört het<br />
sie welle stähle.<br />
Das Land isch mit Gäld kauft worde, wo gstohle isch.<br />
Vo de Mannesamann-Brüedere. Üsen Orde het der<br />
Uuftrag, die Papier… vom Kriegsminischterium… ich<br />
ha de Uuftrag für die Mission übercho… wil… de Max<br />
Koller, wo i üsen Orde iiträtte isch, isch miin Fründ …<br />
wäge dem han ich au siini Papier übercho. Und das<br />
Diebesguet do…<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
- 58-
Studer<br />
Koller<br />
Mathias<br />
Koller<br />
Koller<br />
Marie<br />
Koller<br />
Glauser<br />
Glauser<br />
Alle<br />
Glauser<br />
Alle<br />
<strong>Fieberkurve</strong><br />
Schwiig! Das Gäld isch ned gstohle gsi. Er het’s vo de<br />
Mannesmann-Brüedere übercho – Hesch du die<br />
verrote?<br />
Nei. Die hend sich sälber verrote… ungschickt.<br />
So! Denn hend sich die beide Fraue au sälber<br />
umbrocht, oder. Nei! Gib’s zue! Du bisch nüüt als en<br />
miese Mörder, Koller.<br />
Du… du… jetzt langet’s!<br />
Koller greift sich das Bajonett eines der Legionäre,<br />
stürzt in einem wilden Schrei auf Pater Mathias zu,<br />
die anderen schreien auch auf und versuchen zu<br />
verhindern, dass Koller den Pater Mathias ersticht.<br />
Aber sie kommen zu spät. Als alle etwas Abstand<br />
nehmen, sieht man Pater Mathias am Boden liegen.<br />
Jetzt bin ich en Mörder. Jetzt chönnd ihr mit mir<br />
mache, was er wend.<br />
Vater!<br />
Jo… was isch denn… wär…?<br />
Glauser taucht auf.<br />
Wie wiit sinder? – Oh. Scho. – Das isch guet, das<br />
lömer eso. …Jetzt wird der Lartigue säge: “Es isch<br />
ällwä die beschti Lösig.” Denn seit der Koller zu<br />
siinere Tochter. “Weisch Marie, ich ha diini Muetter<br />
ned umbrocht.” – “Das weiss ich scho lang, Vatter, das<br />
hesch mir jo scho z Bärn verzellt.” – Und de Studer<br />
dänkt sich: “Es isch ken grosse Fall gsi. A allem sind<br />
die Charte gschuld. Me sötti ned Charte schlo… me<br />
sötti überhaupt Vieles ned mache… umesirache…<br />
welle e Hauptrolle spile… für es Meitschi es Vermöge<br />
rette… für de Kanton Millione erobere.”<br />
Stimmt. Stimmt hoorgenau! Ich schriib das alles nomol<br />
neu.<br />
Nei! Jetzt isch fertig!<br />
Was?<br />
Fertig isch!<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
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Musik sofort ein. Ausschnitt aus „Gopher“ von Yma<br />
Sumac.<br />
Mikro-Choreografie.<br />
Musik aus.<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
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