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akzent Magazin April '18 BO

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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SEERAUM<br />

2<br />

In solchen Medien sieht man schön, wie man<br />

sich „hyggelig“ einrichtet, und das kann man<br />

fast überall – oder kommt es dabei auch auf<br />

die Architektur an? Wie sehen Häuser aus, die<br />

schon von außen die „Hygge“ zeigen? Ist die<br />

Gemütlichkeit überhaupt eine Frage von Formen<br />

und Materialien?<br />

Beton oder Holz<br />

Mit einer kleinen Umfrage kann man leicht<br />

feststellen, dass etwa 97 Prozent der Befragten<br />

Häuser aus Holz für „hyggeliger“ halten<br />

als Betonhäuser. „Holz isch heimelig“,<br />

sagt das Schweizer Holzhandwerk, und ein<br />

Schreinerbetrieb aus dem Raum Basel hat sich<br />

die Website „holz-isch-heimelig.ch“ gesichert.<br />

Aber so einfach ist es nicht, wie der Blick in<br />

die einen und die anderen Häuser zeigt. Auch<br />

in der vielzitierten „Beton-Schuhschachtel“<br />

kann man sich so einrichten, dass sich nicht<br />

nur die Bewohner, sondern auch die Gäste<br />

wohlfühlen. Und auch ein ständig bewohntes<br />

Holzhaus kann aussehen, als ob die Familie<br />

für zwei Monate verreist wäre. Gerade beim<br />

Beton gilt der Werbespruch der Betonindustrie:<br />

„Es kommt darauf an, was man daraus<br />

macht.“<br />

Mauern oder Fenster<br />

Es gibt unter Architekten eine Theorie, nach<br />

der man die Menschen (d.h. die zukünftigen<br />

Bewohner der Häuser) einteilen könnte in<br />

„Höhlenmenschen“ und „Zeltmenschen“ – die<br />

einen bräuchten Häuser, die mit soliden Wänden<br />

und wenig Fenstern Geborgenheit vermitteln,<br />

die anderen bräuchten Häuser, die durch<br />

Leichtbau und große Fenster das Gefühl von<br />

Freiheit vermitteln. Das ist sehr vereinfacht,<br />

aber es zeigt, dass die Bedürfnisse nach Behaglichkeit<br />

sehr unterschiedlich sein können.<br />

Höhlen oder Baumstämme<br />

Was man aus Beton auch machen kann, zeigen<br />

die Erdhöhlenhäuser, auf die sich der<br />

Schweizer Architekt Peter Vetsch seit den<br />

70er-Jahren spezialisiert hat. Es sind Spritzbetonkonstruktionen,<br />

der Beton wird also<br />

auf beliebig geformte Netzkonstruktionen<br />

gespritzt, sodass höhlenartige Räume entstehen,<br />

die tatsächlich einen ganz „kuscheligen“<br />

Eindruck machen. Davon stehen einige auch<br />

in der Ostschweiz, z. B. das Haus Gander in<br />

Hüttwilen 1 , weitere in Thal-Altenrhein und<br />

in Amden. Das sind vielleicht die idealen Häuser<br />

für die „Höhlenmenschen“, aber sie sind<br />

nur für eine kleine Minderheit geeignet, da<br />

sie als höchstens zweistöckige Häuser überdurchschnittlich<br />

viel Grundfläche brauchen<br />

und erst recht nicht für den Wohnungsbau<br />

geeignet sind.<br />

Das „typisch dänische“ Haus gibt es nicht,<br />

aber wer weiter nach Norden (oder viel weiter<br />

nach Nordwesten) geht, kommt in die<br />

Länder der Blockhäuser, die von außen so<br />

aussehen, dass man gerne mal reinschaut.<br />

Die dicken Stämme sind ja fast so stabil wie<br />

massive Betonhäuser, aber viel „heimeliger“<br />

(siehe oben). Auf beiden Seiten des Sees haben<br />

sich Holzbaufirmen auf diese Bauweise<br />

spezialisiert, und vor allem in der Schweiz mit<br />

ihren sehr kubischen Neubauten in den Einfamilienhaussiedlungen<br />

fallen sie auf, wie hier<br />

in Landschlacht 2 . Eine architektonische Bereicherung<br />

der Architekturlandschaft sind sie<br />

nicht, aber sicher „hyggelig“. Die Blockhäuser<br />

sind ebenso wie die Erdhäuser nicht dazu geeignet,<br />

die Wohnungsprobleme in dichtbesiedelten<br />

Gebieten zu lösen, deshalb werden wir<br />

dieses Thema demnächst wieder aufgreifen.<br />

www.hygge-magazin.de<br />

Vetsch Architektur, www.erdhaus.ch<br />

Koster Blockhaus-Bau, Ennetaach,<br />

www.block-hausbau.ch<br />

TEXT & FOTO: PATRICK BRAUNS<br />

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