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VorhangAuf_114_KT

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Geschafft. Jetzt kuschelt er sich eng an die Mutter, saugt<br />

ihre Milch und fühlt sich wohl in seinem neuen Leben.<br />

Jeden Tag wird er größer.<br />

Zwei Wochen später sollte Robbis Leben sich schlagartig<br />

verändern! Ein gewaltiger Sturm zog auf, peitschte das<br />

Meer und machte die „Nordsee“ zur „Mordsee“. So nennen<br />

die Seefahrer sie seit alten Zeiten, und mancher von<br />

ihnen musste im Sturm sein Leben lassen.<br />

Nein, Robbi verliert sein Leben nicht, aber er verliert seine<br />

Mutter! Aus Angst vor dem Sturm war er ins Wasser<br />

gesprungen. Aber auf der anderen Seite der Sandbank<br />

als seine Mutter. Im Nu war die Sandbank überflutet und<br />

seine Mutter war im Sturm nicht zu hören! Sie suchte<br />

ihn verzweifelt, aber das Unglück hatte sie getrennt.<br />

Robbi trieb immer weiter ins Meer hinaus, rief nach der<br />

Mutter, aber sie fand ihn nicht mehr.<br />

Robbi war allein, Robbi war in großer Gefahr, denn er<br />

konnte sich selbst noch keine Fische fangen, er brauchte<br />

doch die Milch seiner Mutter... Aber er war nicht verloren.<br />

Der Sturm fegte zum Festland hinüber und trieb<br />

Robbi mit sich. Die Sandbänke waren lange verschwunden,<br />

da wurde Robbi ans Festland gespült. An einen<br />

Strand in die Nähe einer Stadt, und da lag er und heulte<br />

laut. Wenn du einmal so ein verlassenes Seehundbaby<br />

heulen hörst, dann weißt du sofort, warum man sie die<br />

„Heuler“ nennt. Aber es hört sich für uns Menschen<br />

schlimmer an als es ist: Das Junge „weint“ nicht wirklich,<br />

sondern das Heulen ist der normale Laut, mit dem es<br />

seiner Mutter zeigt, wo es ist.<br />

Menschen riechen, sonst nimmt sie es nicht wieder zu<br />

sich!“ – „Aber wenn sie nun nicht zurückkommt? –<br />

Was sollen wir tun?“ fragt Emma verzweifelt.<br />

„Wir rufen die Seehundstation an,“ weiß Juli.<br />

„Die werden uns helfen.“<br />

Bald darauf waren die beiden Wattenjagdaufseher<br />

Henrike und Jan bei<br />

den Kindern und bei Robbi. Sie<br />

kannten sich sehr gut aus mit Seehundbabys<br />

und sahen, dass Robbi schon sehr<br />

entkräftet war. Er musste schon so lange hier<br />

liegen, dass die Mutter nicht mehr kommen<br />

konnte, und so legten sie Robbi vorsichtig<br />

in ein Weidenkörbchen und nahmen ihn mit<br />

in die Seehundaufzuchtstation. Die drei Mädchen durften<br />

mitkommen und sehen, wie Robbi versorgt wurde.<br />

Weil er noch nicht einmal richtig an einem Fläschchen<br />

saugen konnte, führte Henrike ihm einen dünnen<br />

Schlauch ins Mäulchen und ließ eine kräftigende Flüssigkeit<br />

in seinen kleinen Bauch fließen. Das tat Robbi unendlich<br />

gut, und als Jan ihn auf eine Waage legte, zeigte<br />

sie immerhin schon 9 Kilogramm an.<br />

Dann brachten sie den Welpen in ein Wasserbecken, wo<br />

schon andere Heuler schwammen, mit denen er spielen<br />

konnte. Die drei Mädchen verabschiedeten sich von<br />

Robbi, denn sie wussten ihn jetzt gut versorgt: Fünfmal<br />

am Tag wurde er aus dem Wasser geholt, erst mit dem<br />

Schlauch und später mit einem Fläschchen ernährt. Er<br />

wurde kräftiger und lernte, sich selber Fische zu fangen.<br />

Am Anfang wollten die noch nicht so richtig durch seinen<br />

Rachen rutschen, dann stopfte Henrike ein bisschen<br />

nach, doch nach 5 Wochen konnte er es ganz allein.<br />

Alma, Emma und Juli kamen jeden Tag, um nach ihrem<br />

Findling zu sehen. Zwar durften sie nicht direkt ins Gehege,<br />

sondern mussten hinter einer Glasscheibe bleiben,<br />

doch sie verstanden gut, dass die Seehundbabys ihre<br />

Ruhe brauchten, denn es kamen viele Besucher.<br />

Also drückten sie ihre Nasen an der<br />

Scheibe platt und winkten Robbi zu.<br />

Emma meinte, er habe mit seiner<br />

kleinen Flosse zurückgewunken.<br />

Die Cousinen Alma und Emma waren aus dem Süden zu<br />

ihrer norddeutschen Cousine Juli gereist, um mit ihr ein<br />

paar Tage Urlaub an der Nordseeküste zu machen. Die<br />

drei gingen gerade nach dem Sturm am Strand spazieren.<br />

Sie hörten Robbis Heulen und liefen schnell zu ihm.<br />

„Schau, das arme Seehundbaby,“ rief Emma mitleidsvoll,<br />

„es hat seine Mutter verloren!“ – „Wir müssen ihm helfen,“<br />

sagte Alma und wollte Robbi sofort auf den Arm<br />

nehmen. Doch Juli rief: „Halt! Wir dürfen das Seehundbaby<br />

nicht anfassen! Wenn die Mutter zurückkommt<br />

und das Baby doch noch findet, dann darf es nicht nach<br />

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