sportFACHHANDEL 05_2018 Leseprobe
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5.<strong>2018</strong> Interview<br />
Interview | OUTDOOR | 15<br />
sind alle einfach nur aufgestanden und nach Hause<br />
gegangen! Also kein Miteinander-Reden, kein Miteinander-Abwägen,<br />
keine unterschiedlichen Meinungen<br />
ausdiskutieren – das war offensichtlich nicht<br />
erwünscht! Ich kenne keinen Verein, keine Partei oder<br />
sonst eine Gruppe, die über Ihre Zukunft so entscheidet!<br />
Im Vorfeld der Wahl wurde vom Präsidenten<br />
mehrfach zur Einigkeit aufgerufen – wie kann ich mit<br />
anderen EOG-Mitglieder einig sein, wenn wir deren<br />
Standpunkt weder kennen noch wissen, welche Argumente<br />
die eigentlich für deren Standpunkt haben?!<br />
Und das externe Beratergremium? Es waren Leute, die<br />
früher in der Industrie gearbeitet haben. Dieses Gremium<br />
hat zum Beispiel ein Punktesystem erarbeitet,<br />
in dem alle Pro und Contras einzeln bewertet wurden.<br />
Nach welchen Kriterien sie Punkte vergeben haben,<br />
wurde aber selbst auf Nachfrage nicht öffentlich<br />
gemacht! Gesagt wurde nur, dass keine der Messegesellschaften<br />
über 50 Prozent der Punkte gekommen<br />
ist. Da frage ich mich, was ist daran transparent?<br />
Inwieweit haben sich die Konzepte denn überhaupt<br />
unterschieden? Auch das Gremium hat gesagt, dass<br />
keine der Messegesellschaften ein wirklich neues<br />
Konzept vorgestellt habe. Man hat gehofft, dass eine<br />
der Messegesellschaften die eierlegende Wollmilchsau<br />
findet. Dass dies nicht passieren wird, dafür gab<br />
es aber auch im Vorfeld schon genügend Indikatoren.<br />
Aber es wurde trotzdem immer wieder entschieden:<br />
Wir lassen den Prozess weiterlaufen.<br />
Kommt es jetzt vielleicht sogar zu einem Bruch<br />
innerhalb der Branche? Oder ist der Bruch zwischen<br />
weltweit agierenden Textilkonzernen und kleinen<br />
Spezialisten aus dem Schuh- oder Hartwarenbereich<br />
schon längst erfolgt? Der Bruch kam in dem Moment,<br />
in dem man die Vertrag mit der Messe Friedrichshafen<br />
aufgekündigt hatte und die Diskussion über den<br />
Standort begann, Es gibt nicht mehr dieses „Wir“, das<br />
wir früher hatten. Es gibt noch ein paar Unternehmen,<br />
die auf traditionelle Outdoor-Themen fokussieren,<br />
beim Rest heißt es immer öfter: „Ist zwar nicht<br />
Outdoor, aber funktioniert doch!“<br />
Zugegeben, selbst in unserem Unternehmen verstehen<br />
die Jüngeren heute etwas anderes unter Outdoor als<br />
die Kollegen meiner Generation. Wir haben also einmal<br />
einen Generationswechsel innerhalb der Outdoorbranche<br />
und dann auch noch den Konflikt zwischen<br />
Outdoor- und Multisport. Wenn ich viel Geld für eine<br />
Marke bezahlt habe, kann ich mir das Investment<br />
nicht ausschließlich in einem Nischenmarkt zurückholen.<br />
Das ist sicherlich einer der Hauptgründe,<br />
warum sich so viele für München entschieden haben.<br />
Was wird das denn für eine Messe in München? Es<br />
wird eine ISPO, auf der es einen Bereich gibt, der<br />
exklusiv für die EOG, Outdoor ist …<br />
Und das wurde im Vorfeld auch so genau so kommuniziert?<br />
Outdoor by ISPO, so ist es kommuniziert<br />
worden. Ich denke, die OutDoor, wie wir sie kennen,<br />
gibt es dann nicht mehr ...<br />
Ist eine Multisegment-Messe nicht vielleicht sogar eine<br />
Chance für weiteres Wachstum? Der Kernmarkt ist<br />
schließlich etwas ins Stocken geraten … Auf der ISPO<br />
ist die Welt immer etwas verschoben. Diejenigen, die<br />
die lautesten Parties schmeißen, stecken in Wahrheit<br />
gerne einmal in der Krise. Diejenigen, die damals<br />
entschieden haben, von der ISPO wegzugehen, haben<br />
genau das erkannt und gesagt: Wir gehen in diesem<br />
ganzen Getue auf der ISPO unter! Wir müssen eine eigene<br />
Messe gründen, mit der wir mehr Aufmerksamkeit<br />
bekommen auch mit leiseren Themen. Eine Multisportmesse<br />
ist für uns ein schlechter Kompromiss,<br />
weil sie uns als Outdoormarke nicht weiterbringt.<br />
Kurzfristig kann ich vielleicht mehr Kunden und Aufmerksamkeit<br />
generieren, aber wenn mir der Kern wegbricht,<br />
bricht mir 80 Prozent meines Umsatzes weg.<br />
Zehn oder selbst 20 Prozent Wachstum im restlichen<br />
Segment bringt mir also nicht wirklich etwas.<br />
Was wünschen Sie sich denn von einer Messe? Für<br />
uns bedeutet eine gemeinsame Messe auch immer<br />
eine Definition unserer Branche. Hiermit grenze ich<br />
ab, wofür ich als Marke stehe. Wichtig ist auch der<br />
gemeinsame Saisonstart: Sowohl die Marken, die die<br />
Branche definieren, als auch die Händler, können<br />
sich zu einem Zeitpunkt alle auf das gleiche Thema<br />
fokussieren. Das ist wichtig für eine erfolgreiche<br />
Messe. Und dann geht auch jeder hin! Wenn ich eine<br />
Kollektion dagegen schon Wochen vorher in Orderräumen<br />
und auf regionalen Messen präsentiere, geht<br />
das Momentum eines gemeinsamen Starts verloren.<br />
Gibt es denn aktuell irgendeine Form der Kommunikation<br />
und Abstimmung mit anderen Marken, wie es<br />
jetzt weitergeht? Wird es eine oder tatsächlich zwei<br />
Messen geben? Nein, momentan nicht. Jeder muss<br />
sich jetzt selber überlegen, was er macht. Dabei ist<br />
wenig hilfreich, dass die Messegesellschaften, sowohl<br />
in München, als auch in Friedrichshafen Ihre Pläne<br />
bisher nicht weiter konkretisiert haben. Man hat sich<br />
an diesem Thema jetzt schon so weit aufgerieben,<br />
dass man gar nicht mehr sachlich diskutieren kann<br />
und vergisst, worum es eigentlich geht: gemeinsam<br />
erfolgreich zu sein! Daher ist es vielleicht auch ganz<br />
gut, dass jetzt alle Beteiligten gezwungenermaßen<br />
erst einmal sacken lassen und nachdenken müssen.<br />
Die Entscheidung<br />
ist gefallen, jetzt gilt<br />
es nach vorne zu<br />
blicken und das Beste<br />
daraus zu machen<br />
– vielleicht ja auch<br />
wieder ein Stück weit<br />
gemeinsam!<br />
Herr Schechinger, vielen<br />
Dank für Ihre Zeit<br />
und das Gespräch!