sportFACHHANDEL 05_2018 Leseprobe
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eraten<br />
verkauft<br />
IV |<br />
NR.50<br />
| Tourenskischuhe<br />
5.<strong>2018</strong><br />
Abb. 9: Bei diesem Modell<br />
wird vorne auf der Zunge<br />
unter der mittleren Schnalle<br />
der Gehmechanismus<br />
aktiviert. Eine Variante, die<br />
die Kraftübertragung bei der<br />
Abfahrt verbessern soll.<br />
Abb 10: Nachdem der Innenschuh<br />
im Ofen zehn Minuten<br />
erwärmt wurde und neuralgische<br />
Stellen am Fuß mit<br />
Schutzpads abgeklebt wurden,<br />
werden Skisocken darüber und<br />
über den Zehenbereich eine<br />
Schutzkappe gezogen. Danach<br />
wird der erwärmte Innenschuh<br />
angezogen und darüber<br />
eine Lycra-Socke (vgl. Foto)<br />
gezogen. Danach wird der<br />
Tourenskischuh angezogen.<br />
Nach weiteren zehn Minuten<br />
hat sich der Innenschuh an die<br />
individuellen Füße angepasst.<br />
thermoplastischen Materialien, die an den in-<br />
dividuellen Fuß angepasst werden können.<br />
Bootfitting – Innenschuhe anpassen<br />
Bootfitting stellt hohe Ansprüche an<br />
die Kenntnisse bezüglich Anatomie,<br />
handwerkliches Geschick und Material-<br />
eigenschaften. Gerade der Materialmix bei<br />
Tourenskischuhen, um Gewicht zu sparen,<br />
erschwert das Bootfitting von Schale und<br />
Schaft. Mit Wärme ist z.B. bei Grilamid kaum<br />
etwas zu machen. Was geht, ist fräsen, wobei<br />
äußerste Vorsicht geboten<br />
ist, da leichtes Ma-<br />
terial oft auch dünnes Material bedeutet. Und<br />
Carbon ist noch einmal ein Thema für sich.<br />
Werden unterschiedliche Materialien<br />
an einem Schuh verbaut, muss man<br />
außerdem immer bedenken,<br />
dass man<br />
mit dem Bootfitting<br />
bei Schaft und Schale in ihr<br />
Zusammenspiel eingreift.<br />
Kommen dann noch hohe<br />
Temperaturschwankungen<br />
beim Tourengehen<br />
selbst ins Spiel, sieht die<br />
Tourenskischuh-Welt noch<br />
einmal anders aus. Wer beim<br />
Bootfitting ein Profi ist, kann sich<br />
nicht nur vom Online-Handel, sondern auch von<br />
den Mitbewerbern absetzen.<br />
Die Passform ist ein zentrales Thema beim Skitourenschuh.<br />
Kommt dieser Aspekt zu kurz, sind<br />
Blasen und Druckstellen programmiert, die Tour<br />
wird zur Tortur. Eine individuelle Anpassung<br />
gelingt insbesondere über die Einlegesohle und<br />
den Innenschuh. Innenschuhe aus thermoplastischen<br />
Materialien, z.B. aus Ethylen-Vinylacetat-<br />
(EVA-)Schaumstoff, können über Wärme<br />
angepasst werden (Abb. 10).<br />
Je dünner der Innenschuh ist, desto kleiner ist<br />
natürlich der Spielraum bei Bootfitting. Bei der<br />
thermoplastischen Anpassung ist zu beachten,<br />
dass die meisten Materialien dazu tendieren,<br />
im Laufe der Zeit wieder in ihre Ausgangsform<br />
zurückzukehren (Memory-Effekt). Das ist jedoch<br />
kein großes Problem, da das Bootfitting jederzeit<br />
wiederholt werden kann. Ein Vorteil, der<br />
auch dann gilt, wenn bei der Anpassung Fehler<br />
passieren. Sie können sofort korrigiert werden.<br />
Geschäumte Innenschuhe machen bei Tourenskischuhen<br />
dagegen nur wenig Sinn, da sie die<br />
Bewegungsfreiheit vor allem beim Aufstieg zu<br />
sehr einschränken würden.<br />
Die richtige Passform finden<br />
Für den passenden Schuh wird die Sohlenlänge<br />
in Millimetern in sogenannte Mondopoint-<br />
Größen, also in ein genormtes Schuhgrößensystem,<br />
umgerechnet. Wie jedoch die einzelnen<br />
Hersteller die Mondogrößen auf ihre Tourenskischuh-Leisten<br />
übertragen, kann sehr unterschiedlich<br />
sein. Zwei anatomische Unterschiede<br />
bestimmen die Ausführung der Herren- und<br />
Damenschuhe: Zum einen sind Frauen bei<br />
gleicher Körpergröße meist leichter. Deshalb<br />
kann bei Damenschuhen auch eine etwas<br />
weichere und leichtere Schale verbaut werden.<br />
Da bei den Damen die Wadenmuskulatur etwas<br />
tiefer ansetzt, ist der Schaft meist auch etwas<br />
kürzer als beim vergleichbaren Herrenmodell.<br />
Die Anprobe sollte mit den Skisocken erfolgen,<br />
die dann auch mit auf die Tour gehen. Außerdem<br />
lässt sich erst nach 20 bis 30 Minuten sagen, ob<br />
der Schuh wirklich passt. So viel Geduld muss<br />
sein! Während der Anprobe sollten auch so viele<br />
Körper- und Schrittpositionen wie möglich<br />
simuliert werden.<br />
Zusammenspiel Schuh und Bindung<br />
Im Skitourenbereich gibt es zwei Bindungstypen:<br />
Die Tec- bzw. Tech-Bindung und die Rahmenbindung.<br />
Bei der leichten Tec-Bindung ersetzen<br />
Pins die Vorderbacken der Bindung. Als Gegenstück<br />
zu den Pins müssen an den Schuhen<br />
sogenannte Tec-Inserts vorhanden sein. Auf der<br />
Höhe der Verbindung liegt dann auch der Drehpunkt<br />
beim Gehen. Touren-Racer und aufstiegsorientierte<br />
Tourengeher sind mit Tec-Bindungen<br />
besser bedient.<br />
Zu Freeridern und Einsteigern passen Rahmenbindungen<br />
besser. Sie sind zwar schwerer, bieten<br />
aber mehr Stabilität und Steifigkeit. Auch die Abfahrtsperformance<br />
ist damit besser. Außerdem<br />
lassen diese Bindungen sowohl Tourenski- als<br />
auch Alpinschuhe zu. Für Allrounder eignen sich<br />
sowohl Rahmen- als auch Tec-Bindungen.