sportFACHHANDEL 05_2018 Leseprobe
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5.<strong>2018</strong> Stores | FACHHANDEL | 29<br />
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? ? ? Wie sucht ihr eure Marken aus? Sehr sorgfältig. Uns<br />
geht es um langfristige, stabile und enge Partnerschaften<br />
mit unseren Geschäftskunden. Dabei<br />
legen wir großen Wert darauf, in welchen Shops die<br />
Brands noch vertreten sind. Generell versuchen wir<br />
Marken im Shop möglichst exklusiv anbieten zu<br />
können. Momentan fahren wir damit extrem gut.<br />
Wie wichtig ist ein entsprechender Online-Auftritt?<br />
Sehr wichtig, das mussten wir am eigenen Leib<br />
erfahren. Nachdem wir das Shopkonzept von<br />
Santoloco komplett aus eigener Tasche finanziert<br />
haben, mussten wir von Anfang an Prioritäten<br />
setzen, und die lagen nun mal im stationären<br />
Geschäft. Das rächt sich heute.<br />
Kann man alleine mit dem stationären Shop heute<br />
überhaupt noch Geld verdienen? Unser Fokus<br />
liegt ganz klar im stationären Handel. Dennoch<br />
investieren wir momentan in einen verbesserten<br />
Online-Auftritt, da wir natürlich begriffen haben,<br />
dass zu einem guten Shop eine entsprechende<br />
Online-Präsenz gehört. Wir hoffen damit den<br />
Umsatz anpassen zu können, sprich 50 Prozent Online<br />
und 50 Prozent stationär. Man muss sich heute<br />
mehr anstrengen, kreativ sein und die Bedürfnisse<br />
des Kunden besser im Blick behalten. Diese ändern<br />
sich fast täglich. Dazu kommt auch, dass sich viele<br />
beraten lassen, um danach billiger Online zu<br />
bestellen, das hat man natürlich nicht in der Hand.<br />
Warum ein eigenes Café? Wir haben gemerkt, dass<br />
oft Pärchen in den Shop kommen. Die Mädels werden<br />
– wie ich ja vorher schon erwähnt habe – von<br />
uns jedoch nicht mehr mit einem eigenen Segment<br />
bedient. Das führt recht schnell dazu, dass beide<br />
entweder den Laden abrupt verlassen oder die<br />
Mädels extrem gelangweilt in der Ecke stehen. Hier<br />
kommt das Café ins Spiel. Wir bieten kostenloses<br />
WLAN, leckeren Cappuccino, Magazine und einen<br />
gemütlichen Platz zum sitzen. Das gilt auch für<br />
genervte Eltern, die dank des Cafés gerne bei uns<br />
für ihre Kids einkaufen gehen. Dazu kommt dann<br />
auch noch Laufpublikum, die bei uns einfach gerne<br />
auf einen Espresso vorbeikommen.<br />
Wie hat sich die Actionssport-Branche in der<br />
Zwischenzeit verändert? Der Umsatz mit Longboards<br />
stagniert, wenn man das Geschäft mit<br />
früher vergleicht. Das liegt auch daran, dass die<br />
Produkte, die wir in diesem Bereich verkaufen,<br />
relativ hochwertig sind – sprich, wer sich einmal<br />
ein gutes Longboard gekauft hat, braucht<br />
so schnell auch kein Neues mehr. Beim Surfen<br />
und auch beim Skaten wollen sich Kunden – je<br />
nach Könnerstufe – gerne mit einem Zweitbrett<br />
versorgen. Zudem werden Skateboards extrem<br />
beansprucht, hier muss oft nachgerüstet werden.<br />
Es gibt so viele Kids, die sich bei uns ihr erstes<br />
Skateboard zusammenbauen lassen – mit unseren<br />
Mitarbeitern vor den Laden gehen und erste Tricks<br />
lernen. Das prägt und ich denke, das sind die<br />
Kunden von morgen.<br />
Welche Services bietet ihr zudem an? Wir<br />
reparieren Surf- und Snowboards und verwenden<br />
dafür ausschließlich umweltfreundliches Harz.<br />
Wie wichtig ist das Thema „Social Media“ für<br />
euch? Wir haben erst vor kurzem einen Social<br />
Media-Experten mit ins Boot geholt. Zudem haben<br />
wir die Shop-Fläche so umgestaltet, dass wir<br />
eigene „Film-Abende“ anbieten können.<br />
Dazu gibt es mit unserem „After Work Shred“<br />
Ausfahrten ins Skigebiet, vor Ort haben die<br />
Teilnehmer sogar die Möglichkeit, Snowboards<br />
und andere Produkte zu testen.<br />
Was denkst Du – wie sieht der stationäre<br />
Handel in zehn Jahren aus? Es wird sich generell<br />
nicht viel ändern. Bei gewissen Abläufen, z.B.<br />
in puncto Paketzustellung, wird es neue Ansätze<br />
geben.<br />
Immer mehr Händler, die sich bis dahin nicht an<br />
den Markt und die Bedürfnisse des Kunden<br />
angepasst haben, werden verschwinden. Das ist<br />
dann auch eine Art der Marktbereinigung. Ich bin<br />
seit acht Jahren verheiratet und ich vergleiche<br />
das Erfolgsrezept unseres Shops gerne mit der<br />
Beziehung zu meiner Frau – sie ist nicht immer<br />
einfach, man muss ständig an ihr arbeiten, neue<br />
Herausforderungen annehmen und diese mit viel<br />
Herzblut und Liebe meistern. Man muss viel investieren,<br />
um erfolgreich zu sein und das Ganze – sei<br />
es nun die Beziehung zu meiner Frau oder den<br />
Laden – am Laufen zu halten.