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Führungsspieler 23<br />
NIGEL DE JONG<br />
WM & EM<br />
Nigel de Jong blickt auf<br />
zwei Weltmeisterschaften<br />
und eine EM-Teilnahme<br />
zurück. Unvergessen<br />
bleibt das WM-Finale<br />
2010 in Johannesburg,<br />
das die Niederländer<br />
gegen Spanien verloren.<br />
Der niederländische Vizeweltmeister Nigel<br />
de Jong hat in seiner langen und bewegten<br />
Laufbahn fast alles erlebt. Der Abstiegskampf<br />
in der Bundesliga ist für den erfahrenen<br />
Mittelfeldspieler aber auch eine<br />
neue Erfahrung. Eine, die er mit seinen<br />
Nullfünfern in den nächsten Wochen<br />
meistern will.<br />
Nebenan sitzt<br />
Sandro Schwarz<br />
im Kreis der<br />
Journalisten. Die obligatorische,<br />
wöchentliche Medienrunde im Pressezentrum des 1. FSV<br />
Mainz 05 am Bruchweg. Die Containerwände sind dünn und<br />
hellhörig. Die Ausführungen des 05-Trainers, der teilweise<br />
emotional und lautstark über seine Mannschaft spricht, einen<br />
Neustart für die letzten sieben Bundesligaspiele dieser Saison<br />
ausruft, sind auch im Nachbarbüro nicht zu überhören. „Der<br />
Trainer ist im Moment richtig sauer und auch richtig sauer auf<br />
uns“, sagt Nigel de Jong, der zum Gespräch gekommen ist.<br />
„Aber er hat doch recht.“<br />
Solche Spiele, solche Vorstellungen wie beim neuerlichen<br />
0:3 bei Eintracht Frankfurt seien ein Unding. „Wir sind einfach<br />
nicht konstant“, sagt de Jong. „Das hat nichts mit taktischen<br />
Dingen zu tun, nichts damit, was der Trainer erzählt und macht.<br />
Es ist einfach das Kapieren, was fehlt. Kapieren, um was es<br />
geht. Kapieren, dass wir in einer Situation sind, in der es nicht<br />
geht, eine Leistung zu bringen wie in Frankfurt.“ Deshalb<br />
müsse man jetzt intern vielleicht einen etwas anderen Weg<br />
einschlagen. „Dass wir härter gegen uns selbst werden und<br />
realistischer. Uns nicht alles schön reden. Wenn du Scheiße<br />
baust, musst du auch dazu stehen. Diese Mentalität muss<br />
rein in die Mannschaft. Jeder von uns weiß jetzt Bescheid. Der<br />
Trainer hat es uns allen verdeutlicht. Wir haben keine Zeit mehr,<br />
um zu sagen: das wird schon, das geht schon von alleine. Wir<br />
haben keine Zeit mehr, um Gründe zu finden, warum das so<br />
war und warum anderes nicht so war. Jeder Einzelne muss in<br />
den Spiegel schauen und sich fragen, was mache ich? Wie<br />
spiele ich? Das ist das Wichtigste. Der Trainer kann nur elf<br />
Spieler aufstellen, aber auch alle anderen müssen in ihrer Rolle<br />
ihre Eigenverantwortlichkeit finden.“<br />
Nigel de Jong, 33, Mittelfeldspieler. 81-facher holländischer<br />
Nationalspieler, über 50 Champions-League-Einsätze, seit<br />
1993 bei europäischen Top-Klubs aktiv und seit Beginn dieses<br />
Jahres im Kader der 05er. Ein Profi, der als Kämpfer gilt, der auf<br />
dem Platz das Image eines Bad Guys besitzt. Ein Mann aber<br />
auch, der Teamgeist vorlebt, der mit seiner Meinung nicht hinter<br />
dem Berg hält, der Dinge offen anspricht, Misstöne im Team<br />
sofort geklärt haben will. Eine starke Persönlichkeit, die auch<br />
am Bruchweg sofort als Führungsspieler und Orientierungspunkt<br />
akzeptiert worden ist. Und einer, der glaubhaft wirkt, wenn er<br />
sagt, er habe sich voll und ganz Mainz 05 verschrieben.<br />
„Es ist schwer im Moment, aber ich habe damit gerechnet,<br />
dass es hart wird. Ein richtig harter Abstiegskampf. Es ist schwer<br />
und es wird noch schwerer werden“, sagt der Holländer. „Ich<br />
bin aber trotzdem froh und finde es gut, dass ich hier bin. Ich<br />
bin stolz, ein Teil des Ganzen zu sein, weil der Verein super<br />
ist. Ich denke positiv, dass wir da wieder raus kommen.“<br />
Natürlich sei dieser sportliche Existenzkampf auch für ihn<br />
trotz aller Erfahrung eine neue Situation. De Jong hat nie bei<br />
einem Klub in einer solchen Lage gespielt. Ajax Amsterdam,<br />
Hamburg, als der HSV noch international auftrat, Manchester<br />
City, der AC Milan waren Adressen seiner Karriere. Zuletzt, vor<br />
dem Wechsel nach Mainz, Galatasaray Istanbul. „Ich habe bei<br />
klarem Verstand diesen Vertrag unterschrieben, deswegen will<br />
ich alles tun, was ich kann, um mitzuwirken, diesen Verein in<br />
der Bundesliga zu halten“, sagt der Routinier. „Meine Erfahrung<br />
ist meine Persönlichkeit und mein Charakter. Das treibt mich<br />
an, alles zu zeigen. Das geht nicht jedes Mal auf dem Platz,<br />
manchmal musst du ehrlich sein und kannst nicht jedes Spiel<br />
spielen. Das bedeutet aber nicht, dass du das nicht annehmen<br />
und weitergeben musst. Ich glaube, die Mitspieler vertrauen<br />
mir. Der Respekt ist da, das zeigen sie mir auch. Ich bin auch<br />
kein Typ, mit dem man nicht reden kann. Ich bin immer offen