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Der ABM-Wolla 10�12�2006 Berichte Es begab sich aber zu der Zeit, da Ulbrichts Walter als Statthalter von Moskaus Gnaden im Demokratischen Sektor von Berlin hockte, sich noch Kohlenhaufen vor den Haustüren auftürmten, die Plumpsklo’s noch und die Wehrpflichtigen noch nicht üblich waren, die Dächer undichter und landauf-landab reichlich Ruinen im Frieden geschaffen wurden, alle noch nahezu gleich arm oder eben, wenn man so will, gleich reich waren, neue Autos billiger als alte Gebrauchtwagen waren, man gegen Jahresende mitunter bis zu fünf Apfelsinen pro Person zu kaufen bekam, es keine Kletterseile dort und kein Gemüse gegenüber gab, die tschechischen Oberwegsteine nur mit Visa und über Schmilka erreichbar waren, Wochenendwartegemeinschaften vor Fleischereien und anderswo – wie ehemals beim Treff am Dorfbrunnen – zu Plaudereien und zum Austausch von Neuigkeiten anregten, Benzin, Reifen und Skier noch nicht aus Böhmen geschmuggelt werden konnten, wir den das ganze Land überziehenden Gestank aus Schornsteinen und Zweitaktern nicht wahrnahmen oder nicht wahrhaben wollten, als „eine Hand wäscht die andere“ nicht nur als Abzeichen getragen, sondern auch gelebt wurde und das zur Normalität gewordene Geben und Nehmen des aus den Betrieben Herausgeholten heute nachträglich als menschliche Wärme gedeutet wird, die auf Tribünen Stehenden das an sich vorüber ziehen lassende Volk huldvoll bewinkten, trotzdem zunehmend ihrer Leibeigenen verlustig gingen und sich angeblich ein antifaschistischer Schutzwall notwendig machte und dabei Unmengen Beton und „Stahl für Drähte mit Stacheln dran“ verschlang, genau zu dieser Zeit begab es sich, dass der Bergler Wolfgang Glaser sich nichts Sehnlicheres wünschte als eben ein Stückchen des ach so knapp gewordenen Stahles, um es, zum Ring gewandelt, am 26� August des Jahres 1961, ganze dreizehn Tage nach der Begründung des Berliner Baubooms, an der der Sonne abgewandten und kluftigen Seite des Vergessenen Turmes in ein Loch zu stopfen und die Bergsteigerwelt mit einem weiteren Schartenweg ebenda zu beglücken� Stahl war knapp, der Ring ward kurz und klein, die folgende vom Himmel fallende saure Feuchtigkeit und der scharfe Nordseitenwind fraßen an Ringlein und Schaft� Also wurde nach Jahren in einer der hiesigen Gebirgsschenken eine Beratung mit hohen Anreisekosten, Papierverbrauch und heißen Köpfen anberaumt� Eine Klettertechnische Abteilung machte dem so Angefressenen und zum Sicherheitsrisiko gewordenen den Garaus� – Glaubte man� Der Ring wurde kurzer Hand ausgetauscht und das dabei gezogene, in die Jahre gekommene, dürr gewordene und angeknusperte Ringlein dem vormaligen Erstbegeher zurück übereignet� – Welch ein Segen! Nun erst konnte das Spiel beginnen, das Ringelspiel zur echten ABM werden� 45 Jahre nach der Kreation seines Schartenweges am Vergessenen Turm im Zittauer Gebirge, genau 45 Jahre darauf, gebraucht er dieses erbarmungswürdige Stück Eisen abermalig, steckt es abermalig in ein Loch geringer Tiefe, vollendet am 28� August anno 2006 seinen „Sechser“ an der Schluchtwand und hofft seitdem nun inständig auf eine abermalige Begutachtung seines „Südausstieges“ durch die dafür zuständigen Kommissäre� Die Hoffnung, das schon einmal aus Sicherheitsgründen gezogene Stück Risiko abermalig zurück übertragen zu bekommen, ist dabei vollkommen real und absolut nicht aus der Luft gegriffen� Schließlich braucht er ja diese Krücke von Sicherungsring für weitere bereits ins Auge gefasste Erstbegehungen im jungfräulichen Sandsteingewänd� 25
Und so schließt sich nun der Kreis um Wolla’s gesamtgesellschaftliche Segenshandlung� Er beschafft Arbeit für zusammengerufene Kommissionen, Dienstleister, Handwerker, ja ganze Industrien, Schmiede, Kneiper, Brauereien, Protokollvordruckedrucker, Schuster, Seilemacher, Reifenhersteller, Autohändler, alle profitieren von Wolla’s wohl durchdachter und echter Arbeitsbeschaffungsmaßnahme� Ein neuer, sicherer, geprüfter KTA-Ring kostet heute 12,00 Euro� Warum aber, warum um alles in dieser Welt sollte nun ausgerechnet Wolla sich diesen kaufen, wenn man ihm doch seinen in den so seeligen Vorzeiten selbst hergestellten Notring, diesen rostgewordenen Kümmerling, immer wieder persönlich ins Haus bringt und ihn somit seiner Wiederverwendung zuführt? Nein Wolla, tu’s nicht, lass die 12 Euro stecken in Einigkeit und Recht und nimm dir das Stückchen Freiheit� Deine dir ewig dankbaren Mitberglerinnen und Mitbergler Vergessener Turm Schluchtwand Schartenweg, VIIa Südausstieg, VI 26�08�1961 28�08�2006 Himmelfahrtsausfahrt der Oybiner Heimat und Wandergruppe in das polnische Iser- und Riesengebirge Bernd Krischker Ein Wochenende ohne Auto, sondern mit der Eisenbahn und es ist kein Problem� Von Zittau mit dem Zug über Reichenberg, Friedland nach Neustadt unter der Tafelfichte� Nach dem wir die Stadt durchquert hatten, begann unser langsamer Anstieg, der immer steiler wurde, zur Tafelfichte� Leider war das Wetter nicht das schönste, es war regnerisch, neblig, windig und demzufolge auch keine Sicht, aber einen Wanderer stört das nicht� 26 Berichte
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