Mitteilungen des Vorstandes - DAV Zittau

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Unser Gerhard wurde 90 Am 16� August 2006 feierte unser Sportfreund Dr� Gerhard Gruner, Hauptinitiator beim Bau unserer Jonsdorfer Hütte, seinen 90� Geburtstag� Anlässlich dieses Tages wurde auf Grund seiner großen Verdienste eine Bronzetafel neben der Eingangstür mit den Worten: Obermedizinalrat Dr� med� Gerhard Gruner 16� August 1916 Initiator des Hüttenbaues Ehrenmitglied des DAV Ehrenbürger der Stadt Zittau Verdienter Arzt des Volkes 16� August 2006 DAV Sektion Zittau Stadt Zittau enthüllt� Berichte Zu dieser Feierlichkeit waren unser Jubilar selbst und viele Sportfreunde sowie prominente Gäste anwesend� Die Laudatio hielt der stellvertretende Hüttenwart Jürgen Kriebel� Liebe Freunde, werte Gäste, wir wollen heute einen Mann ehren, der Hauptinitiator beim Bau unserer Hütte war und große Verdienste dabei hat� Ich kann mich noch genau erinnern� Es war an einem Sonntag im Sommer 1959� Ich kam mit zwei Freunden vom Klettern� Unsere riesigen Rucksäcke waren für jedermann unübersehbar und machten deutlich, welcher Sportart wir frönten� Kurz vor dem Bahnhof Oybin hielt neben uns ein Wartburg� Ein Mann mit Schlips und Anzug stieg aus� Misstrauisch beäugten wir ihn� Er sprach uns an und wollte wissen, ob wir klettern gehen und ob es eine Institution gibt, in der wir organisiert sind� Es wäre doch sehr schön, wenn es im Zittauer Gebirge eine Hütte gäbe, wo sich die Kletterer regelmäßig treffen, ihre Touren besprechen und ihre Gesellschaft pflegen könnten� Der Gedanke war begeisternd, aber die Verwirklichung zu dieser Zeit schlecht vorstellbar� Damals wusste ich noch nicht, dass der Herr im Schlips einmal der Hauptinitiator beim Bau unserer Hütte sein wird� So lernte ich zum ersten Mal unseren Dr� Gerhard Gruner kennen� Einige Zeit später wurde Gerhard Mitglied unserer Sektion der BSG Motor Zittau� Hier trug er verstärkt den Gedanken einer eigenen Hütte an die anderen Sportfreunde heran� Bald hatte er eine stattliche Anzahl Begeisterter um sich geschart und der Bau einer Berghütte kam auf die Tagesordnung� Auf der Suche nach geeigneten Möglichkeiten in Oybin, Jonsdorf, auf dem Hain und in Lückendorf gab es scheinbar unüberwindbare Schwierigkeiten� 5
Erst durch die persönlich konkrete Vorstellung unseres Sportfreundes Dr� Gerhard Gruner beim Rat des Kreises Zittau und der SED-Kreisleitung erhielten wir ein Stück Land zugesprochen, auf dem wir bauen konnten� Im April 1963 wandte sich Dr� Gruner neben der geforderten „Baustoffbedarfsermittlung“ mit einem Schreiben an den Vorsitzenden des Rates des Kreises� In ihm machte er gekonnt deutlich, dass wir viel des benötigten Baumaterials (Ziegel, Dachziegel, Balken etc�) aus dem Abbruch von alten Gebäuden gewinnen� Damit würden wir „materialmäßig“ nur wenig die Volkswirtschaft belasten� Als dann die Dorf-, Gebiets- und Städteplanung beim Rat des Bezirkes ihre Zustimmung geben sollte, drohte das Projekt wieder zu scheitern� Dort lagen ganz andere Vorstellungen über die Bebauung von Jonsdorf vor� Hier war es wieder Dr� Gruner, der mit viel Überzeugungskraft unser Vorhaben, den Bau einer eigenen Berghütte, durchsetzen konnte� Die Materialbeschaffung wäre selbst ein abendfüllendes Thema für sich� Hier schleppte Gerhard heran was er konnte, machte Objekte ausfindig, wo Material abgebaut werden konnte� So z�B� bei den Häusern in Berzdorf, die der Braunkohle weichen mussten� Einmal hatte er sogar Abbruchziegel auf die Sitze seines Autos geladen, die er gerade von jemanden bekommen hatte – unter dem Motto „Jeder Ziegel hilft, unser Bauvorhaben eher fertigzustellen“� So manches gesponserte Material der Handwerker des Kreises war auf die Initiative von Gerhard zurückzuführen� Besonders günstig erwies es sich, dass das Krankenhaus Zittau zu dieser Zeit modernisiert und renoviert wurde� So manches herausgerissene Stück Material fand eine erneute Verwendung in unserer Hüttte� Aber das Material, wenn es nicht gerade aus einem Abbruch stammte, musste bezahlt werden� Das benötigte Geld wurde durch Lichtbildervorträge und Arbeitseinsätze erwirtschaftet� Und wenn es einmal nicht reichte, griff Dr� Gruner in seine eigene Tasche� Monatlich spendete er 200,– Mark für die Hütte und das einige Jahre lang� Er war es auch, der die Lichtbildervorträge hielt und mit seiner exzellenten Vortragsweise für ausverkaufte Säle sorgte� Ein solcher Vortrag lief mit gleichem Thema 8 Mal hintereinander in dem ehemaligen Filmtheater Albertstraße� Ein Dutzend Bergsteiger sorgten mit 3 bis 4 Bergliedern für die kulturelle Umrahmung� Einmal – es war ein Lichtbildervortrag in Ebersbach – merkte unser Gerhard nach der Begrüßung der Gäste, dass er den Projektor noch in Zittau stehen hatte� Im Nu war er wieder im Auto in Richtung Zittau� Die „Sänger“ bemühten sich inzwischen recht und schlecht, um die folgende Stunde zu überbrücken – wahrlich keine leichte Aufgabe� Umso erfolgreicher wurde dann Gerhards Lichtbildervortrag� Im zweiten Jahr unseres Hüttenbaues waren vor allem Fachleute vom Bau gefragt� Unser Doktor konnte nicht widerstehen und versuchte sich als Putzprofi� Aber der Mörtel sprang ihm mehr ins Gesicht, als er an der Wand kleben blieb� Es war die Zeit, in der unser Gerhard ständig seine Finger verpflastert hatte� Boshafterweise fraß ihm der Kalk kleine Löcher in die Haut seiner Finger� Es gibt noch viele weitere kleine Episoden, die ich aber aus Zeitgründen nicht berichten kann� Zur Hütteneinweihung im November 1967 zog unser damaliger Sektionsleiter Erhard Dykoff Bilanz� Der letzte Satz seiner Ansprache damals lautete: „Und wenn uns mal der Mut verließ und wenn es galt Schwierigkeiten zu überwinden, dann half uns immer unser unverwüstlicher Sportfreund Dr� Gerhard Gruner“� Auch nach der Fertigstellung der Hütte war unser Gerhard weiter aktiv� So z�B� wandte er sich in einem Brief an die Bettenfabrik Torgau und bat um Schaumstoffmatratzen mit Fehlern zum verbilligten Preis� Neben den Übernachtungsmöglichkeiten hat sich die Hütte bis heute zum kulturellen Zentrum unserer Sektion entwickelt� 6 Berichte
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