Mitteilungen des Vorstandes - DAV Zittau
Mitteilungen des Vorstandes - DAV Zittau
Mitteilungen des Vorstandes - DAV Zittau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Kletterei strengte mächtig an� Höchste Konzentration war gefordert� Denn ein Fehler konnte für alle<br />
schlimme Folgen haben� Auf der Ostseite fiel der Grat fast senkrecht viele hundert Meter ab� Man ist die<br />
Höhe nicht gewöhnt� Da kann es schon mal passieren, dass man bei diesen Abgründen ein mulmiges<br />
Gefühl bekommt� Fast zweieinhalb Stunden benötigten wir für die 200 Höhenmeter Gratkletterei� Um<br />
11:40 Uhr standen wir auf dem Gipfel (4273 m)� Wir waren geschafft und gleichzeitig glücklich, den<br />
höchsten Berg der Berner Alpen bezwungen zu haben� Zwanzig Minuten hielten wir uns auf dem Gipfel<br />
auf und genossen das Panorama der um uns liegenden Berge� In nordwestlicher Richtung erhoben sich<br />
die meisten 4000er der Berner Alpen� Der Blick auf die Fiescher- und Grünhörner war fantastisch�<br />
Durch unsere Bewegungslosigkeit spürten wir bald die Kälte auf unserer Haut� Es wurde Zeit abzusteigen�<br />
Ein letzter Blick auf den Südwestgrat, mit der Hoffnung Holger und Christian zwischen den Felsen<br />
zu entdecken, blieb erfolglos� Der Abstieg verlief ohne Probleme� Ungefähr in der Mitte <strong>des</strong> Grates<br />
kamen uns zwei Bergführer mit je einem „Klienten“ entgegen� Die beiden Geführten sahen bereits<br />
mächtig erschöpft aus� Gegen 17 Uhr waren wir wieder wohlbehalten an der Berghütte� Der Durst war<br />
groß� Auf den Erfolg gönnten wir uns, obwohl sehr teuer, gleich zwei Runden Bier� Als die Sonne hinter<br />
dem Fiescher Gabelhorn verschwand, machten wir uns langsam Sorgen� Auch der Hüttenwirt schaute<br />
mit bedenklicher Miene in Richtung Finsteraarhorn, denn weder von den zwei Bergführern noch von<br />
unseren Beiden war etwas zu sehen� Die Dunkelheit brach schnell herein� Ein Bergführer kam dem<br />
Felsrücken herunter� Sein Klient stolperte mit letzter Kraft hinterher� Nach einer halben Stunde kam der<br />
zweite Bergführer� Wir fragten sie, ob ihnen irgendwo zwei Bergsteiger begegnet seien� Keiner hatte sie<br />
gesehen� Sie berichteten nur, dass sie mächtig Schwierigkeiten hatten, weil die Brücke über die Gletscherspalte<br />
vermutlich durch die kräftige Mittagssonne zusammengebrochen war� Das war der Grund<br />
für die große Verspätung� Als wir beim Abstieg einer nach dem anderen die Brücke betraten, hatte<br />
bereits jeder ein Unbehagen im Bauch mit der Hoffnung, dass das mittlerweile bizarre Gebilde ihn noch<br />
hinüber lässt�<br />
Wir berieten, was am nächsten Morgen zu tun sei, wenn Holger und Christian bis dahin nicht eingetroffen<br />
sind� Eigentlich wollten wir noch ein Fiescher- oder Grünhorn erobern� Aber daran war nun nicht<br />
mehr zu denken� Unsere Gedanken pendelten zwischen Hoffnung und Tragik� Gegen 22 Uhr legten wir<br />
uns auf die Matratzen� Trotz Müdigkeit war kein Schlaf zu finden� Plötzlich, es war vor 1 Uhr, polterte es<br />
vor der Hütte� Woran wir schon nicht mehr glaubten, Holger und Christian kamen zur Tür herein� Viel<br />
sprachen wir nicht� Die körperlichen Anstrengungen <strong>des</strong> Tages und die mentale Belastung am Abend<br />
zwangen uns in die Waagerechte�<br />
32<br />
Berichte