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Tassilo, Ausgabe Mai/Juni 2018 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen

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Mit Nachwuchsweltmeister vom Ammersee<br />

Segel setzen z<strong>um</strong> Saisonauftakt<br />

Dießen | Ende September 2017 an<br />

der italienischen Küste von Scarlino.<br />

Der Wind pfeift <strong>um</strong> <strong>die</strong> Ohren.<br />

Draußen auf dem Meer t<strong>um</strong>meln<br />

sich mehr als 100 Segelboote. Alle<br />

gleich groß, alle besetzt von zwei<br />

Menschen. Einer davon ist der erst<br />

19-Jährige Tim Wechsler aus Dießen<br />

am Ammersee. Gemeinsam<br />

mit Partner Benedikt Nagel hat<br />

er alle Hände voll zu tun, schon<br />

vor dem Start sich durchzusetzen.<br />

„Üble Beschimpfungen <strong>und</strong><br />

rücksichtslose Vordrängelaktionen<br />

sind in <strong>die</strong>ser Phase ganz normal“,<br />

sagt Tim, der an <strong>die</strong>ser Stelle kurz<br />

grinsen muss, dann anfängt zu erklären:<br />

„Jeder Teilnehmer versucht<br />

sich Platz zu schaffen an der imaginären<br />

Startlinie, damit man von<br />

Anfang an mit einer gewissen Anlaufgeschwindigkeit<br />

in den Wettkampf<br />

gehen kann.“ Tim Wechsler<br />

<strong>und</strong> seinem Partner scheint das<br />

gut zu gelingen in <strong>die</strong>ser Woche.<br />

Nach allen vier Vorläufen qualifizieren<br />

sich <strong>die</strong> beiden als eines<br />

von 53 Booten für <strong>die</strong> Gruppe Gold<br />

A, dürfen somit unter den besten<br />

Flying-Dutchman-Seglern <strong>um</strong> den<br />

heißbegehrten Weltmeistertitel<br />

kämpfen. Und? „Lief richtig gut“,<br />

sagt Tim, der seither stolzer U26-<br />

Weltmeister in der Flying-Dutchman-Klasse<br />

ist.<br />

Wetterkenntnisse,<br />

Fitness <strong>und</strong> Gefühl<br />

Bei der WM 2017 war Tim Wechsler<br />

der Beste unter den Jüngsten,<br />

startete für <strong>die</strong> Segelgemeinschaft<br />

Augsburg, <strong>die</strong> ihn finanziell unterstützt.<br />

Zuhause in Dießen am<br />

Ammersee stellt der bodenständige<br />

Student – Sozialwissenschaften<br />

an der Universität in Augsburg –<br />

den Wettkampfmodus lieber hinten<br />

an <strong>und</strong> kümmert sich <strong>um</strong> den<br />

Nachwuchs seines Heimatvereins<br />

MTV Dießen. Aus eigener zehnjähriger<br />

Erfahrung kann der inzwischen<br />

20-Jährige sagen: „Wer<br />

ein guter Segler werden will,<br />

muss früh anfangen <strong>und</strong> jede<br />

Menge St<strong>und</strong>en auf dem Wasser<br />

verbringen.“ Segeln sei ein komplexer<br />

Sport, weil er unglaublich<br />

viel Gefühl, hervorragende Wetterkenntnisse,<br />

körperliche Fitness<br />

<strong>und</strong> obendrein verdammt viel<br />

Geduld abverlange. „So sehr ich<br />

<strong>die</strong>sen Sport auch liebe, an manchen<br />

Tagen macht er mich regelrecht<br />

fertig“, sagt Tim. Gemeint<br />

sind Trainings oder Wettkämpfe,<br />

an denen er mit seinem Boot<br />

nicht auf Geschwindigkeit kommt,<br />

während <strong>die</strong> Anderen locker-flockig<br />

an ihm vorbeiziehen. „Und<br />

du einfach nicht weißt, was du in<br />

<strong>die</strong>sem Moment falsch machst.“<br />

Bevor er mit seinen drei Zweier-<br />

Teams vom MTV, aktuell zwischen<br />

zwölf <strong>und</strong> 17 Jahre jung, hinaus<br />

auf den Ammersee fährt, gilt es<br />

<strong>die</strong> Ausrüstung zu überprüfen.<br />

Gerade jetzt z<strong>um</strong> Auftakt der Saison,<br />

<strong>die</strong> Anfang April beginnt <strong>und</strong><br />

bis Ende Oktober andauert.<br />

Schwimmweste,<br />

darunter Neopren<br />

Der Segler selbst trägt immer<br />

eine Schwimmweste, darunter<br />

Neoprenanzug, Neoprenschuhe<br />

<strong>und</strong> Neoprenhandschuhe,<br />

<strong>um</strong> auch bei kalt-nassen<br />

Verhältnissen seiner Leidenschaft<br />

uneingeschränkt nachgehen<br />

zu können. In Sachen<br />

Boote ist <strong>die</strong> Beschreibung<br />

wesentlich komplizierter,<br />

„weil es sehr viele verschiedene<br />

Klassen <strong>und</strong> damit<br />

auch Modelle gibt“. Lediglich im<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendbereich hält<br />

sich <strong>die</strong> Vielfalt in Grenzen. Die<br />

Kleinsten lernen im „Opti“ – ein<br />

kompakter, stabiler, viereckiger<br />

Einer mit nur einem Segel. Schüler<br />

<strong>und</strong> Jugendliche in etwas größeren<br />

Segelbooten der Klassen<br />

420er oder 29er – beide Modelle<br />

werden immer im Zweier-Team<br />

gefahren. G<strong>r<strong>und</strong></strong>sätzlich bestehen<br />

Segelboote aus sehr leichtem<br />

Material wie Carbon oder glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff, kosten<br />

knapp 40 000 Euro, müssen je<br />

nach Klasse bau- <strong>und</strong> gewichtsgleich<br />

sein <strong>und</strong> tragen in der<br />

Regel drei verschiedene Segel:<br />

Hauptsegel, Vorsegel <strong>und</strong> Spinnacker.<br />

„Letzteres wird zusätzlich bei<br />

Wind von hinten aufgespannt“,<br />

sagt Tim. Im Optimalfall versuche<br />

der Segler jedoch immer<br />

mit dem leicht schräg gestellten<br />

Hauptsegel gegen <strong>die</strong> Windrichtung<br />

zu fahren. Entgegen? „Trifft<br />

der Wind auf das Segel, wirbelt<br />

er <strong>um</strong> <strong>die</strong>ses her<strong>um</strong>. Dabei entsteht<br />

ein Sog, der das Boot im<br />

wahrsten Sinne nach vorne zieht.“<br />

Gelenkt wird mit einem klassischen<br />

Ruder, angebracht am hintersten<br />

Ende des Bootes. „Meine<br />

Der Konkurrenz voraus: Tim Wechsler<br />

(re.) <strong>und</strong> sein Partner Benedikt Nagel<br />

sind amtierende U26-Segel-Weltmeister<br />

in der Flying-Dutchman-Klasse.<br />

30 | tassilo

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