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LEO Mai 2018

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16 KULTUR<br />

„Gesund bleiben und<br />

WEITERRAVEN“<br />

FOTO: SIMON VORHAMMER<br />

Vor einem Jahr hat der Blitz<br />

Club seine Tore auf der Museumsinsel<br />

geöffnet. Anlässlich dazu<br />

führte Jonas Mayer ein Gespräch mit<br />

den Bookern des Hauses, Branimir<br />

Peco und David Muallem.<br />

Ein Jahr Blitz Club. Was ist euer<br />

Fazit?<br />

Branimir: Jedes Wochenende wieder<br />

Eröffnung ...<br />

David: Es ist schon ein Kampf, unsere<br />

Vision durchzusetzen. (beide lachen)<br />

Branimir: Wir wurden ja beide nicht<br />

erst vom Bananenbaum geschüttelt,<br />

sondern haben durch Registratur, Kong,<br />

Bob Beaman und Charlie schon viele<br />

Erfahrungswerte gesammelt. Es gab eine<br />

ganze Menge Ideen und wir wussten auch<br />

ziemlich genau, was wir nicht wollen.<br />

Es dauerte eine Weile, bis wir und unser<br />

Publikum zusammengefunden haben. Das<br />

Fazit nach einem Jahr ist, dass sich vieles<br />

eingegroovt hat. Von internationaler Seite<br />

bekommen wir sehr gutes Feedback, und<br />

die Münchner Kleingeistigkeit kann man<br />

eigentlich nur mit Freiheit strafen. (lacht)<br />

David: Es war eine turbulente Achterbahnfahrt,<br />

in positiver wie negativer Hinsicht.<br />

Alles hier ist ein großer Prozess. Und unsere<br />

Ansprüche sind sehr hoch. Trotzdem sind<br />

wir weit davon entfernt, perfekt zu sein.<br />

Was ist denn eure Vision von Klub<br />

und kulturellem Raum?<br />

David: Es ist wichtig, einen Ort der Toleranz<br />

und Freiheit zu schaffen und den Wurzeln<br />

der Klubkultur treu zu bleiben. Wir wollen<br />

unsere Vision von Musik und Klub<br />

verwirklichen und der Stadt einen geilen<br />

Ort bieten.<br />

Das bedeutet konkret ...?<br />

Branimir: Dass einem der eigene Idealismus<br />

beim klassischen Geldverdienen auch<br />

mal im Weg steht. Zum Beispiel, wenn<br />

es um unsere No-Photo-Policy geht, die<br />

wichtig für den Klub als Ort der Freiheit<br />

und der Begegnung ist. Wir haben bewusst<br />

Flüchtlinge als Auszubildende in den Klub<br />

integriert, die gerade aufgrund der Sprachbarriere<br />

mehr Aufmerksamkeit brauchen.<br />

Viel Gegenwind von außen haben wir für<br />

unsere No-Fur-Policy bekommen, wobei<br />

es ja nie darum ging, Leute auszuschließen.<br />

David: Wir wollten einfach eine gewisse<br />

Haltung zeigen. Im Jahr <strong>2018</strong> ist man<br />

aufgeklärt genug, um zu wissen, dass es<br />

scheiße ist, Tiere zu töten, damit man<br />

sie sich um den Hals hängen kann. Aber<br />

eigentlich steht bei uns der Inklusionsgedanke<br />

im Vordergrund. In den Ursprüngen<br />

der Klubkultur der 70er-Jahre ging es<br />

darum, Orte der Freiheit für Homosexuelle<br />

und Minderheiten generell zu schaffen.<br />

Daher ist der Ausdruck Queer Culture im<br />

Kontext von Klubkultur extrem wichtig.<br />

Ich denke dabei an einen Ort wie Paradise<br />

Garage, wo Schwule, Ethnic Minorities,<br />

Junkies, Investmentbanker und Madonna<br />

zusammen feierten.<br />

Die Location ist sicherlich auch eine<br />

Herausforderung.<br />

Branimir: Genau, man hat hier natürlich ganz<br />

andere Größendimensionen. In manchen<br />

Klubs können dreißig, vierzig Leute schon<br />

ein Stammpublikum bilden, hier<br />

verschwinden die dreißig in einer Toilette.<br />

Wie ist euer Bezug zur Gay<br />

Community in München?<br />

David: Durch Nächte wie Cruise oder<br />

Playground haben wir uns eigentlich von<br />

Anfang an klar positioniert.<br />

Branimir: Wobei wir komischerweise von<br />

außen manchmal noch nicht so wahrgenommen<br />

werden. Aber die Idee des<br />

Queer-Klubs ist fundamental fürs Blitz.<br />

Wie stellt ihr euch die Zukunft vor?<br />

Branimir: Ich würde gerne mehr Liveacts<br />

bringen. Es gibt so viele interessante<br />

Künstler an der Schnittstelle zwischen<br />

Avantgarde, Pop und Electronica, die wir<br />

gerade noch nicht so buchen können,<br />

weil uns die Strukturen fehlen.<br />

Zudem sind das oft die Abende, wo<br />

mehr Leute auf der Bühne als im<br />

Publikum sind. (lacht)<br />

Gibt es Pläne für post Blitz?<br />

David: So weit denken wir nicht.<br />

Branimir: Es gibt kein post Blitz. Nachdem<br />

ich nichts anderes gelernt hab, heißt die<br />

Devise: Gesund bleiben und weiterraven!<br />

(lacht) *Interview: Jonas Mayer<br />

www.blitz.club<br />

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