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BREMISSIMA Magazin | Mai-Juni 2018

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56<br />

S<br />

Und wie schafft man es, so erfolgreich<br />

zu sein?<br />

Corinna: In meinem Sport macht das<br />

Training einfach unheimlich viel Spaß.<br />

Jeder Tag ist anders, voller Überraschungen<br />

und so abwechslungsreif. Die<br />

Wetterlage ist immer unterschiedlich<br />

und wir müssen uns immer auf diese<br />

Situationen einstellen. Dadurch wird<br />

es nie langweilig und es ist immer anders.<br />

Natürlich mache ich auch das<br />

Übliche, um fit zu bleiben: Jogging,<br />

Krafttraining, Schwimmen und ein<br />

sehr bewusster Ernährungsplan. Training<br />

ist die totale Freude und ich will<br />

fliegen. Da bewundere ich oft die Ausdauer<br />

und den Fleiß bei anderen Sportlern,<br />

die täglich die gleichen Kacheln<br />

zählen müssen. Bei mir ist es wirklich<br />

Spaß an der Freude und ich will fliegen<br />

so viel wie ich kann. Und jeder Tag, der<br />

irgendwie fliegbar ist und an dem ich<br />

Zeit habe, da findest du mich irgendwo<br />

in der Luft.<br />

Du startest auf der ganzen Welt. Wie<br />

kann man das logistisch und finanziell<br />

leisten?<br />

Corinna: In unserem Sport ist die Finanzierung<br />

unheimlich schwierig.<br />

Wie in anderen Randsportarten auch,<br />

gibt es nur sehr wenige Sponsoren.<br />

Obendrein wird unser Sport noch als<br />

Risikosport betrachtet, was es noch<br />

schwieriger macht, da viele Angst vor<br />

Negativschlagzeilen haben. Bei unseren<br />

Wettbewerben gibt es auch keine<br />

Preisgelder, sodass wir uns wirklich<br />

komplett selbst finanzieren müssen.<br />

Ich habe nun Glück, einen supertollen<br />

Sponsor gefunden zu haben, der auch<br />

„Flügel verleiht“ und mich sehr intensiv<br />

unterstützt. Glücklich ist auch, dass<br />

ich in Teilzeit als Flugbegleiterin bei<br />

der Lufthansa arbeiten kann. In den<br />

Wintermonaten kann ich gut auf den<br />

Südamerika-Strecken arbeiten und<br />

nutze dann die Wartezeiten, die „Layover“,<br />

für mein Training. Das merkt<br />

man schon sehr, dass ich ohne große<br />

Pausen trainieren kann.<br />

Mit so viel Erfahrung, welche „Spots“<br />

sind aus der Vogelperspektive die<br />

schönsten?<br />

Corinna: Ganz wunderbar sind die Dolomiten.<br />

Das sind wirklich die unglaublichsten<br />

Bergklötze der Welt, die ich<br />

bisher beflogen habe. Gleichzeitig gibt<br />

es aber auch wunderschöne grüne Täler<br />

dazwischen. Dieser Gegensatz ist einfach<br />

so, so schön. In den Rockies hast<br />

du Sand und Steine, auf denen du landen<br />

musst und in den Alpen landest du<br />

auf einer saftig grünen Wiese und hast<br />

sogar eine Straße neben dir (lacht). In<br />

Australien gibt es einige Startplätze in<br />

Sydney, von denen man einfach einen<br />

irren Blick auf die Harbour Bridge, auf<br />

das Opera House und die ganze Skyline<br />

hat. Das ist schon toll. Und Vergleichbares<br />

gibt es dann nur noch in Rio de<br />

Janeiro. Da gibt es eine Startrampe und<br />

mit Glück kann man über die ganze<br />

Stadt bis zur Christusstatue fliegen,<br />

um dann wunderschön am Strand zu<br />

landen. Das sind Eindrücke, bei denen<br />

man weiß, warum man den Drachen<br />

um die halbe Welt gekarrt hat.<br />

Was sind deine Ziele und Wünsche in<br />

den kommenden Monaten?<br />

Corinna: Ich bereite gerade ein Projekt<br />

vor, bei dem ich auf jedem Kontinent<br />

einen Weltrekord fliegen möchte.<br />

Das werden unterschiedliche Rekorde<br />

sein. Zum Beispiel auch ein extrem langer<br />

Flug von über 500 Kilometer. Das<br />

könnte ich schaffen. Natürlich mit dem<br />

entsprechenden Wetterglück und einer<br />

guten Logistik. 411 Kilometer habe<br />

ich schon geschafft, aber dieser Rekord<br />

wurde Anfang des Jahres von einer Russin<br />

verbessert. Das werde ich mir wieder<br />

vorknöpfen und in Angriff nehmen<br />

(lacht). In Deutschland würde ich gerne<br />

einen Dreiecksrekord fliegen – naja,<br />

wir werden sehen, was da so drin ist.<br />

Hauptberuflich als Flugbegleiterin<br />

zu arbeiten und so intensiv einen Leistungssport<br />

zu praktizieren – bleibt da<br />

noch Zeit für ein Privatleben?<br />

Corinna: Das ist mein Privatleben. Ich<br />

bin da leider etwas verrückt. Wenn<br />

ich einige Tage nicht in der Luft war,<br />

kribbelt es in meinen Fingern und ich<br />

muss diesem Drang nachgehen. Ich<br />

bin einfach ich, wenn ich durch die<br />

Welt reisen darf und überall meine<br />

bremissima

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