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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 4/2011 - Kramp & Kramp

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Blick vom heutigen<br />

Hotelhof<br />

auf das Hauptgebäude<br />

8<br />

Die Restaurierung von Schloss Neuhardenberg<br />

Projektplanung<br />

Die Überlegungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes<br />

(DSGV), Schloss Neuhardenberg zu erwerben<br />

und zum Kultur- und Tagungszentrum auszubauen,<br />

gehen auf das Jahr 1993 zurück. Nach ersten Gesprächen<br />

mit den Erben der Familie von Hardenberg wurde <strong>im</strong><br />

Mai 1994 ein Architekturbüro mit der Bestandsaufnahme<br />

der vorhandenen Gebäude zur Ermittlung der Sanierungskosten<br />

und zur Entwicklung von Nutzungskonzepten<br />

beauftragt.<br />

Vorrangig zu klären waren jedoch noch die Eigentumsverhältnisse<br />

und die Nutzung des Schloss-Ensembles<br />

durch zahlreiche öffentliche und private Einrichtungen.<br />

So unterhielt die Gemeindeverwaltung <strong>im</strong><br />

westlichen Kavaliershaus ein Standesamt, die Orangerie<br />

diente als Turnhalle, und das Schloss selbst wurde als<br />

Museum genutzt. Barackenähnliche Gebäude neben<br />

der Remise beherbergten eine Kindertagesstätte, westlich<br />

des Schlosses lag die in den 1970er Jahren errichtete<br />

Hauptschule mit den dazugehörigen Schulhöfen,<br />

und vor der Remise entlang des Angers <strong>im</strong> ehemaligen<br />

Wirtschaftshof waren drei größere Wohneinheiten in<br />

Plattenbauweise mit insgesamt 80 Wohnungen errichtet<br />

worden. <strong>Handwerk</strong>sbetriebe und die freiwillige Feuerwehr<br />

beanspruchten ebenfalls Teile des Areal und der<br />

historischen Gebäude. An der Stelle des heutigen Saalbaus<br />

standen größere Garagen und Lagergebäude. Die<br />

örtliche Sparkasse hatte <strong>im</strong> Bereich der heutigen "Brennerei"<br />

ein Gebäude aus den 1970er Jahren bezogen. Zudem<br />

grenzten weiter östlich zwei größere Kleingartenanlagen<br />

unmittelbar an den historischen Schlosspark.<br />

Die Freiräumung all dieser Einrichtungen war Voraussetzung<br />

für die Realisierung der umfangreichen Sanierungs-<br />

und Umbauarbeiten. Dies wurde 1996 in einer<br />

"Gütlichen Vereinbarung" mit dem Land Brandenburg,<br />

der Kreisverwaltung, dem Amt Neuhardenberg, der<br />

Treuhand, der gräflichen Familie und den privaten Nutzern<br />

der Liegenschaften verbindlich geregelt.<br />

Vernichtete oder unvollständige Grundbücher erschwerten<br />

die Klärung der zu restituierenden Grundstücke.<br />

Erst durch intensive Recherchen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesamt für offene Vermögensfragen in<br />

Frankfurt (Oder) und durch eidesstattliche Versicherungen<br />

von Zeitzeugen konnte zumindest ein wesentlicher<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> <strong>–</strong> <strong>Ausgabe</strong> 4/<strong>2011</strong><br />

Teil rechtsverbindlich festgelegt werden. lm Jahre 1996<br />

erhielten schließlich <strong>im</strong> Rahmen des Einigungsvertrages<br />

die Nachfahren der letzten, von den Nationalsozialisten<br />

enteigneten Besitzer des Schlosses ihr ehemaliges<br />

Eigentum zurück. Der Umzug der <strong>Handwerk</strong>sbetriebe,<br />

der öffentlichen Einrichtungen und − unter Einbeziehung<br />

eines psychologischen Expertenteams − auch der<br />

Mieter wurde 1997 mit finanzieller Unterstützung des<br />

DSGV und des Landes Brandenburg vollzogen. Noch<br />

<strong>im</strong> gleichen Jahr wurde auch der Kaufvertrag mit Friedrich-Carl<br />

Graf von Hardenberg als Oberhaupt der Familie<br />

abgeschlossen.<br />

Parallel zu den ersten Entwürfen und Nutzungskonzepten<br />

wurde gemeinsam mit dem Brandenburgischen<br />

Landesamt für Denkmalpflege, von Bauhistorikern eine<br />

gründliche Bestandsaufnahme der vorgefundenen Baukörper<br />

und -teile durchgeführt. In einer sorgfältigen<br />

Analyse ging es insbesondere darum, historische Bauelemente<br />

ihrem Entstehungsjahr nach zuzuordnen. Hieraus<br />

ergab sich für jeden vorhandenen Baukörper eine umfangreiche<br />

Dokumentation, die deutlich machte, welche<br />

historischen Bauteile und -elemente überhaupt noch<br />

vorhanden waren und in welchem Zustand sie sich befanden.<br />

Anhand dieser Dokumentation konnten nichthistorische<br />

Wände, Decken und sonstige Bauteile genau<br />

definiert werden, woraus sich letztendlich die Abbruchplanung<br />

bzw. die Entkernungsmaßnahmen ergaben.<br />

Im Winter 1997/98 begannen daraufhin die vorbereitenden<br />

Baumaßnahmen mit dem Abriss der Werkstätten<br />

und Betriebsgebäude sowie der drei Wohnblöcke.<br />

Restaurierung und Wiederaufbau<br />

Der denkmalgerechte Wiederaufbau und die Restaurierung<br />

des Schlossensembles vollzog sich zeitlich in fünf<br />

Bauabschnitten:<br />

• Rückbau aller Gebäude und Gebäudeeinrichtungen bis<br />

auf die historischen Bauteile;<br />

• Grundsanierung der zu erhaltenden Bauteile, insbesondere<br />

gegen aufsteigende Feuchtigkeit;<br />

• Wiederaufbau und Sanierung der historischen Gebäude<br />

und Errichtung von Neubauten;<br />

• Restaurierung und Instandsetzung der Außenanlagen<br />

und des historischen Landschaftsparks;<br />

• Restaurierung der historischen Räume und komplette<br />

lnnengestaltung und Möblierung.<br />

Sanierung des Schlosses<br />

Zu Beginn der Sanierungsarbeiten waren die Fassadenflächen<br />

des bereits in den 1960er und 1980er Jahren<br />

mehrmals sanierten Schlosses zu annähernd 50% ohne<br />

Untergrundhaftung und mussten entfernt werden. Zur<br />

Instandsetzung wurden nach entsprechender Reinigung<br />

eine neue Putzbeschichtung und ein neuer Fassadenanstrich<br />

aufgebracht. lm Kellergeschoß, von dem einige<br />

Teile zu den ältesten erhaltenen Räumen des heutigen<br />

Schlosses zählen, musste wie in den anderen Gebäuden<br />

eine neue Horizontaldichtung eingebracht werden, wobei<br />

der Kellerboden zur besseren Raumnutzung geringfügig<br />

abgesenkt wurde.<br />

Der zum großen Teil erhaltene historische Dachstuhl<br />

stellte die Architekten vor eine besonders schwer<br />

zu lösende Aufgabe. Etliche Balken waren so vermodert<br />

oder durch Insekten zerfressen, dass <strong>im</strong> Normalfall eine<br />

Sanierung kaum vertretbar gewesen wäre. Schinkel hat-

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