planet toys 3/18
Fachmagazin für den Spielwarenfachhandel
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ARENA<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 19<br />
MEHRSORTIMENT –<br />
ERFOLGSMODELL FÜR HÄNDLER?<br />
»Der Kunde interessiert sich<br />
nicht für definierte Sortimentsgrenzen,<br />
sondern<br />
für ein attraktives Warenangebot.«<br />
IMKE JANNECK,<br />
Inhaberin von Renner Haus + Garten,<br />
Flintbeck<br />
»Diversifikation kann sicher<br />
an bestimmten Standorten<br />
sinnvoll sein, als Blaupause<br />
oder das allein<br />
Seligmachende würde<br />
ich es nicht sehen.«<br />
UWE BAUMANN,<br />
idee+spiel Baumann<br />
Jein!<br />
jein!<br />
Mehrsortiment ist kein Erfolgsmodell per se. Genauso wenig,<br />
wie auf allen Kanälen zu Hause zu sein. Als Händler<br />
hat man hier wie dort nur eine Chance, wenn man den Unterschied<br />
zwischen Vielfalt und Beliebigkeit kennt. Vielfalt<br />
kann – genau wie die Konzentration auf ein einziges Sortiment<br />
– das Profil bringen, das für den notwendigen Profit<br />
sorgt. Beliebigkeit ist oft Ausdruck davon, dass man als<br />
Unternehmer sein Metier nicht 100-prozentig beherrscht.<br />
Das merken die Kunden meistens eher als der Händler<br />
selbst. Wer also auf eine Mehrbranchenausrichtung setzt,<br />
muss das mit Herz und Hirn machen! Für uns ist unsere<br />
Angebotsvielfalt Ausdruck von Kundenorientierung. Das<br />
kommt an. Der Kunde interessiert sich nicht für definierte<br />
Sortimentsgrenzen, sondern für ein attraktives Warenangebot,<br />
das seine Lebenswirklichkeit abbildet. Und da<br />
passen beispielsweise Spielwaren und die Living-Welt gut<br />
zusammen. Die Sortimente stehen nicht nebeneinander,<br />
sondern befruchten sich gegenseitig. So können wir immer<br />
wieder Überraschungen am POS inszenieren, die über das<br />
Erwartete hinausgehen. Und das ist genau das, was der<br />
Kunde will. Je abwechslungsreicher das Angebot, desto<br />
attraktiver. Für uns steht Mehrbranchigkeit für mehr Frequenz,<br />
Spontankäufe und eine Menge gutes Gerede in der<br />
Region. Eines muss aber klar sein: Es gibt nicht den einen<br />
perfekten Erfolgs-Mix, sondern immer nur die individuelle<br />
Variante für den jeweiligen Standort. So haben wir uns<br />
mit Unterstützung der EK zum regionalen Spezialisten für<br />
Mehrbranchigkeit und damit zur profilierten Marke entwickelt.<br />
Grundsätzlich gilt, dass der Wandel im Verbraucherverhalten<br />
uns Händler immer wieder aufs Neue herausfordert.<br />
Der Fortschritt bzw. Veränderungen im Handel<br />
wie Omnichannel sind nicht unser Feind. Sie sind Antrieb,<br />
Dinge zu hinterfragen, Einstellungen zu überprüfen, Geschäftsmodelle<br />
zu verändern. Und da ist Mehrbranchigkeit<br />
in Kombination mit einer Emotionalisierung des POS und<br />
einer tauglichen Omnichannel-Strategie unserer Erfahrung<br />
nach die passende Antwort.<br />
In der Spielwarenlandschaft vollziehen sich wie in vielen<br />
anderen Branchen immer mehr Veränderungen in immer<br />
höherer Geschwindigkeit. Zunehmender Druck auf Umsätze<br />
und Margen stellt Unternehmen aller Stufen der Wertschöpfungskette<br />
vor immer neue Herausforderungen. Auf<br />
der Suche nach Wegen aus diesem Dilemma wurde auch<br />
die Diversifikation in andere Branchen durch Handelsunternehmen<br />
als Lösungsansatz identifiziert. Dies kann<br />
sicher an bestimmten Standorten sinnvoll sein, als Blaupause<br />
oder das allein Seligmachende würde ich es nicht<br />
sehen. Zu allererst sollte man den Blick auf die Größe des<br />
Einzugsgebiets und den vorhandenen Branchenmix werfen.<br />
Umso größer das Potenzial am jeweiligen Standort ist,<br />
umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, dem Kunden<br />
ein klar definiertes Sortimentsprofil zu zeigen und somit<br />
Orientierung zu geben. In diesem Fall sollte es auch möglich<br />
sein, mit diesem Portfolio einen Einzelhandelsbetrieb<br />
profitabel zu betreiben. Man stelle sich nur das Szenario<br />
vor, wenn an solch einem Standort der Buch-, der Spielwaren-<br />
und der Schreibwarenhändler auf die Idee kämen, in<br />
die jeweils anderen Branchen zu diversifizieren. Am Ende<br />
wäre dies von Nachteil für alle Beteiligten. Dem Kunden<br />
würde es zunehmend schwerfallen zu erkennen, wer wofür<br />
steht, wo er die beste Beratung und die größte Auswahl für<br />
das jeweilige Sortiment findet. Für die Händler wäre ein immer<br />
größerer Aufwand durch die Pflege eines immer größer<br />
werdenden Sortiments die Folge. Umsätze und Erträge<br />
würden durch Zugewinne und Verluste bestenfalls unverändert<br />
bleiben. Anders stellt sich die Situation vielfach an<br />
kleineren Standorten dar. Wenn durch Geschäftsaufgaben<br />
Potenziale in angrenzenden Sortimenten frei werden, so ist<br />
es hier durchaus sinnvoll, ein entsprechendes Sortiment<br />
zu integrieren. In erster Linie sollte hier aus Kundensicht<br />
gedacht werden, um die entsprechende Zielgruppe in den<br />
Mittelpunkt zu rücken. Ein Klassiker und Paradebeispiel<br />
hierfür ist das Schulbedarfssortiment im Spielwarenhandel.<br />
Weiterhin ist der Übergang aus dem Spielwarensortiment<br />
über Lernspiele hin zu Kinderbüchern sehr fließend<br />
und erfolgreicher, wenn im Einzugsbereich kein entsprechendes<br />
Angebot eines Fachhändlers mehr zur Verfügung<br />
steht. Nach meiner Meinung sollte eine Erweiterung über<br />
Sortimentsgrenzen hinweg wohl überlegt und vom jeweiligen<br />
Einzelfall abhängig gemacht werden.