planet toys 3/18
Fachmagazin für den Spielwarenfachhandel
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MADE IN EUROPE<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />
DAS „ENKELFÄHIGE“<br />
UNTERNEHMEN<br />
Polen, Mekka für ausländische Investoren, zählt zu den dynamischsten Volkswirtschaften innerhalb der<br />
EU. Kein Land profitiert allerdings auch so stark von der europäischen Integration. Seit Mitte der Neunzigerjahre<br />
ist die Sieper Gruppe in Polen präsent. Wir sprachen mit SieperIKU-Chefin Britta Sieper.<br />
Frau Sieper, fangen wir mit etwas an,<br />
ohne das ein Unternehmer nicht leben<br />
könnte: mit der Hoffnung. Wird auch<br />
SIKU 20<strong>18</strong> ein Wachstum von 4 % erzielen,<br />
wie es Experten für die polnische<br />
Wirtschaft prognostizieren?<br />
Britta Sieper: Unsere Wachstumsziele<br />
richten wir nicht an den Prognosen für<br />
die polnische Wirtschaft aus. Allerdings<br />
haben wir durchaus vor, auch als Hersteller<br />
in Polen zu wachsen.<br />
»Eine Stärke Deutschlands<br />
sind natürlich die kurzen<br />
Kommunikationswege<br />
zwischen Entwicklungsabteilung,<br />
Produktmanagement<br />
und Vertrieb.«<br />
BRITTA SIEPER<br />
Geschäftsführerin SIKU<br />
Und woran richten Sie sie aus?<br />
B.S.: Das bleibt unser Geheimnis. Unser<br />
Ziel ist es aber, mit den verschiedenen<br />
Serien und der Sortimentsausweitung<br />
auch 20<strong>18</strong> zu wachsen, nicht<br />
zuletzt in den für Siku und Wiking<br />
stärksten Märkten Deutschland und<br />
Zentraleuropa. Allerdings wachsen wir<br />
seit etwa zehn Jahren dank eines großes<br />
Vertriebsnetzwerkes auch sehr<br />
stark im entfernteren Ausland. Ich<br />
persönlich glaube, dass wir dort noch<br />
Wachstumspotential haben.<br />
Polen und Ungarn standen am Anfang<br />
epochaler Umsturzbewegungen,<br />
die zum Fall der Mauer und zu einer<br />
EU der 28 führten. Seit 2004 ist Polen<br />
EU-Mitglied; die Sieper Gruppe mit<br />
den Marken SIKU und Wiking ist seit<br />
Mitte der 90er Jahre in Złotoryja. Was<br />
waren die Gründe?<br />
B.S.: Wir brauchten die Nähe zu Berlin,<br />
dem damaligen Wiking Standort. Polen<br />
wurde somit die Produktionsstätte, in<br />
der die Wiking Modelle montiert wurden.<br />
Was waren für Sie die größten Herausforderungen<br />
in Polen?<br />
B.S.: Złotoryja war, das weiß ich aus<br />
den Erzählungen meines Vaters, da<br />
ich ja nicht dabei war, in jeder Hinsicht<br />
eine Herausforderung für die Unternehmensgruppe,<br />
angefangen von den<br />
Straßen bis hin zur Sprache. Wir fingen<br />
eigentlich von Null an, hatten und haben<br />
vor allem eins: engagierte Mitarbeiter<br />
vor Ort.<br />
Wenn Sie Ihre drei Produktionsstätten<br />
in Deutschland, Polen und China<br />
(Dongguan) vergleichen, wo liegen jeweils<br />
die Stärken und Schwächen?<br />
B.S.: Eine Stärke Deutschlands sind<br />
natürlich die kurzen Kommunikationswege<br />
zwischen Entwicklungsabteilung,<br />
Produktmanagement und Vertrieb. Das<br />
macht auch die Zusammenarbeit mit<br />
Polen deutlich einfacher als mit China,<br />
wobei die digitalen Medien uns schon<br />
sehr helfen. In Polen können wir auf die<br />
langjährige Expertise und das Feeling<br />
gerade für Wiking-Produkte zurückgreifen.<br />
Das ist mit Sicherheit auch<br />
eine Stärke. In China, wo die Fertigung<br />
mehr auf dem Spielzeugsektor zu Hause<br />
ist, haben wir eine unglaublich passende<br />
Infrastruktur in genau diesem<br />
Produktsegment vorgefunden.<br />
Wie viele Personen beschäftigen Sie in<br />
Polen?<br />
B.S.: In Polen beschäftigen wir rund<br />
120 Mitarbeiter, die schwerpunktmäßig<br />
Wiking-Modelle herstellen. Sukzessive<br />
bauen wir dort auch eine SIKU-Produktion<br />
auf. Dafür haben wir 2015 eine<br />
neue Fertigungsstätte mit kompletter<br />
Fertigungstiefe errichtet. In der Vergangenheit<br />
war es eher ein Montagestandort.<br />
Sie holen die Produktion also wieder<br />
ein Stück weit zurück?<br />
B.S.: Die SIKU Control- oder elektronischen<br />
Artikel im oberen Produktsegment<br />
haben wir schon vor einiger<br />
Zeit zurück nach Europa und damit in<br />
die Nähe unseres Entwicklungsteams<br />
geholt. Aber auch die Nähe zum Markt<br />
spielte dabei eine Rolle.<br />
Geht das zulasten Ihres Standortes in<br />
Dongguan?<br />
B.S.: Nein, aber da wir mit Lieferanten<br />
zusammenarbeiten, wird es mit Sicherheit<br />
hier und da Verschiebungen geben.<br />
Außerdem wollen wir auch international<br />
weiter wachsen, was so viel heißt,<br />
dass wir schon aus logistischen und<br />
produktionstechnischen Gründen definitiv<br />
in Asien einen Standort brauchen,<br />
um die asiatischen Märkte zu bedienen.<br />
Könnte man SIKU heute als Basar-Unternehmen<br />
bezeichnen, weil es dort<br />
einkauft und produziert, wo Preise<br />
und Lohnkosten stimmen? Und was ist<br />
noch Made in Germany?<br />
B.S.: Es ist notwendig auch als mittelständisches<br />
Familienunternehmen<br />
»Es ist immer eine genaue<br />
Abwägung zwischen<br />
Kostengefüge, Sicherheit,<br />
Zuverlässig keit und<br />
Infrastruktur.«<br />
BRITTA SIEPER<br />
Geschäftsführerin SIKU