Demographische Entwicklung im - Bundesverband der ...
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Nicht nur ein Problem in Deutschland – <strong>Demographische</strong> <strong>Entwicklung</strong>en ...<br />
Abb. 4: Flächenverbrauch und Siedlungsdispersion am Ballungsrand – Siedlungsdispersion in<br />
Wachstumsregionen<br />
Abb. 5: Gefährdung kulturlandschaftsprägen<strong>der</strong> Bausubstanz<br />
<strong>im</strong> ländlichen Siedlungswesen in Regionen mit<br />
Bevölkerungsrückgang – ein Beispiel aus Frankreich<br />
durch die Bevölkerungsrückgänge, denn sie<br />
führen dazu, dass viele Einrichtungen<br />
nicht mehr tragfähig und unterausgelastet<br />
sind und die Basisversorgung für die Bevölkerung<br />
nur schwer aufrechterhalten werden<br />
kann. Für ländliche Gemeinden wird dann<br />
die Finanzierung von entstehenden Ausstattungsüberhängen<br />
und <strong>der</strong>en Anpassung<br />
zum Problem. Erschwerend kommt für<br />
diese öffentlichen Haushalte hinzu, dass<br />
die Anpassung von Infrastruktureinrichtungen<br />
Zeit braucht und sofortige Reaktionen<br />
auf sich verän<strong>der</strong>nde Situationen<br />
kaum möglich sind.<br />
Anpassungszwänge, jedoch in an<strong>der</strong>er<br />
„Richtung“, entstehen in den bevölkerungsmäßig<br />
expandierenden ländlichen<br />
Gebieten: Hier verlangen expandierende<br />
Nachfrage und flächenmäßige Ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Siedlungen Neuinvestitionen <strong>im</strong> Infrastrukturbereich.<br />
Für die ländlichen<br />
Foto, Quelle: GRABSKI-KIERON o. J.<br />
Gemeinden bedeutet dies, dass<br />
zum Erhaltungsaufwand bestehen<strong>der</strong><br />
Einrichtungen weitere<br />
finanzielle Belastungen hinzukommen.<br />
Nicht zuletzt entstehen<br />
aus <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altersstruktur,<br />
sei es durch Zuzüge<br />
älterer Menschen o<strong>der</strong> durch<br />
natürliche Überalterung, neue<br />
Nachfragesituationen. Sie för<strong>der</strong>n<br />
Handlungsdruck, Einrichtungen<br />
des Pflege-, Gesundheits- und<br />
Sozialbereiches sowie <strong>der</strong> Schulinfrastruktur<br />
an die sich verän<strong>der</strong>nden<br />
Verhältnisse anzupassen.<br />
■ Ländliche Gesellschaft und<br />
Arbeitsmärkte<br />
Die Verschiedenartigkeit ländlicher<br />
Räume spiegelt sich in<br />
zunehmend differenzierter werdenden<br />
ländlichen Gesellschaften wi<strong>der</strong>:<br />
Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen,<br />
wie z. B. Rentner und Senioren, Berufspendler,<br />
zuwan<strong>der</strong>nde junge Familien aus<br />
<strong>der</strong> Stadt, Auslän<strong>der</strong>, Jugendliche und<br />
Frauen, bringen ein großes Spektrum an<br />
Lebensstilen und Wahrnehmungsmustern<br />
in die ländliche Gesellschaft hinein, die<br />
den traditionellen Charakter des „Ländlichen“<br />
in den betroffenen Regionen zunehmend<br />
verän<strong>der</strong>n (WOODS 2005, BEETZ et al.<br />
2005). Allerdings nehmen mit dieser Heterogenität<br />
auch Probleme <strong>der</strong> Integration zu.<br />
In vielen Regionen, so z. B. <strong>im</strong> Südwesten<br />
Großbritanniens o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> französischen<br />
Atlantikküste, kommt Senioren ein beson<strong>der</strong>er<br />
Stellenwert zu, weil sie als Pensionäre<br />
o<strong>der</strong> Rentner ihre Wohnsitze von<br />
den Städten in ländliche Räume verlegen<br />
(SCHARF et al. 2005). Sie werden vielfach<br />
als Schlüsselgruppe identifiziert, die dazu<br />
Foto, Quelle: GRABSKI-KIERON 2003<br />
beiträgt, ob ländliche Regionen <strong>im</strong> Wettbewerb<br />
<strong>der</strong> Regionen auf <strong>der</strong> Gewinnero<strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> Verliererseite stehen. Auch<br />
Jugendliche und Frauen treten als „treibende<br />
Kräfte“ <strong>im</strong> ländlich-demographischen<br />
Struktur- und Funktionswandel hervor, weil<br />
sie durch ihr Wan<strong>der</strong>ungsverhalten, durch<br />
ihre Reaktionen auf regionale Arbeitsmärkte<br />
und durch ihre Muster <strong>im</strong> Umgang<br />
mit den eigenen Lebenssituationen spezifische<br />
Impulse für die ländliche <strong>Entwicklung</strong><br />
geben (BIEN et al. 2005). Nicht<br />
zuletzt beeinflussen sie mit ihrem Verhalten<br />
die ländlichen Arbeitsmärkte: In den<br />
Abwan<strong>der</strong>ungsregionen nehmen sie Innovationspotenziale<br />
mit, in den boomenden<br />
Regionen tragen sie dazu bei, Synergiepoten7iale<br />
in <strong>der</strong> wirtschaftlichen <strong>Entwicklung</strong><br />
auszuschöpfen (BEETZ et al. 2005).<br />
Die damit einhergehende regionale Dekonzentration<br />
ländlicher Arbeitsmärkte för<strong>der</strong>t<br />
regionale Images, die ihrerseits wie<strong>der</strong> auf<br />
Investitions- und Standortentscheidungen<br />
zurückwirken.<br />
Handlungs- und Anpassungsstrategien<br />
<strong>im</strong> europäischen<br />
Vergleich<br />
Die demographischen <strong>Entwicklung</strong>en werden<br />
in den Staaten Europas in unterschiedlicher<br />
Weise thematisiert und öffentlich<br />
diskutiert. Hier spiegelt sich auch<br />
wi<strong>der</strong>, wie die ländlichen Räume als Planungs-<br />
und Handlungskategorie für Politik<br />
und Planung in den Mitgliedsstaaten wahrgenommen<br />
werden und anerkannt sind.<br />
Dem Problemdruck, aber auch <strong>der</strong> jeweiligen<br />
nationalen Planungskultur kommt eine<br />
maßgebliche Bedeutung zu. Oft richtete<br />
sich bisher beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf die<br />
peripheren ländlichen Räume, während die<br />
agglomerationsnahen Regionen, die in den<br />
Sog von Suburbanisierung und internationaler<br />
Wirtschaftsverflechtung einbezogen<br />
sind, erst in den letzten Jahren als ländliche<br />
Problemräume <strong>im</strong> Zeichen des demographischen<br />
Wandels beson<strong>der</strong>e Beachtung<br />
finden.<br />
So wurden bisher in zahlreichen Län<strong>der</strong>n<br />
Nord- und Westeuropas, die in weiten Landesteilen<br />
ländlich-peripher geprägt sind<br />
– wie z. B. die Län<strong>der</strong> Skandinaviens, Großbritannien<br />
(mit Schottland und Wales),<br />
Irland, Österreich o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schweiz –, Erfahrungen<br />
mit Handlungsstrategien gesammelt<br />
(zusf. WINKLER-KÜHLKEN 2003).<br />
Diese beziehen sich insbeson<strong>der</strong>e darauf,<br />
den Anpassungsbedarfen in den verschiedenen<br />
Infrastrukturbereichen, die durch<br />
abwan<strong>der</strong>ungsbedingte Unterauslastung