Demographische Entwicklung im - Bundesverband der ...
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Statement: Politik für den ländlichen Raum ist ...<br />
Politik für den ländlichen Raum ist Qualität und Ortsnähe<br />
für öffentliche Leistungen<br />
Ländliche Räume sind He<strong>im</strong>at und Wohnort für die Mehrheit <strong>der</strong><br />
Bevölkerung. Eine Politik, die eine Konkurrenz um För<strong>der</strong>mittel<br />
und politische Maßnahmen för<strong>der</strong>t, trifft nicht den Bedarf <strong>der</strong><br />
ländlichen Räume. Die Kommunen bereiten sich auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> ländlicher Räume vor, indem sie<br />
Ortsnähe und Qualität von öffentlichen Verwaltungsdienstleistungen<br />
in Ausgleich bringen.<br />
Der grundgesetzliche Verfassungsauftrag,<br />
gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland<br />
herzustellen, war ursprünglich auf die<br />
Län<strong>der</strong> bezogen. Ausdruck hierfür ist nicht<br />
zuletzt <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>finanzausgleich. Damit wird<br />
in allen Län<strong>der</strong>n eine annähernd gleiche<br />
Finanzausstattung herbeigeführt. Im Zuge <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland wurde dieser Grundsatz<br />
auch auf die Regionen bezogen. Es entstand<br />
das Bedürfnis, eine gleiche Ausstattung an<br />
Infrastruktur und Einkommen in den Teilregionen<br />
herzustellen. Ein Ausdruck von dieser <strong>Entwicklung</strong><br />
ist, dass wir in fast allen Bereichen<br />
des öffentlichen Lebens einheitliche Standards<br />
In den meisten ländlichen Gebieten gehören die Postämter<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit an. Mit Postagenturen werden neue<br />
Wege beschritten<br />
für öffentliche Dienstleistungen aufgestellt<br />
haben, unabhängig davon, ob diese Standards<br />
örtlich erfor<strong>der</strong>lich sind o<strong>der</strong> einen örtlichen<br />
Bezug haben.<br />
Es kann offen bleiben, ob tatsächlich in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit auf diesem Wege eine Gleichwertigkeit<br />
<strong>der</strong> Lebensverhältnisse erreicht werden<br />
konnte o<strong>der</strong> nicht. Es kann auch fraglich<br />
bleiben, ob dieser Weg zukünftig geeignet sein<br />
könnte, gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen.<br />
Wir müssen vielmehr feststellen,<br />
dass die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gegenwart, die<br />
sich in <strong>der</strong> demographischen <strong>Entwicklung</strong>, dem<br />
anhaltend geringen Wirtschaftswachstum und<br />
weiterer Globalisierung <strong>der</strong> Wirtschaftstätigkeit<br />
zeigen, an<strong>der</strong>e Antworten<br />
auf die Frage verlangen, wie<br />
Lebensqualität und Daseinsvorsorge<br />
bzw. die Erbringung von Dienstleistungen<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Hand <strong>im</strong><br />
ländlichen Raum beibehalten und<br />
verbessert werden kann. Beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> Bevölkerungswandel durch Verän<strong>der</strong>ung<br />
des Altersaufbaus und die<br />
teilweise festzustellende Tendenz<br />
zum Wegzug aus ländlichen Räumen<br />
verlangen nach Anpassungen <strong>der</strong><br />
Politik.<br />
Ländliche Räume in<br />
Deutschland<br />
Deutschland ist <strong>im</strong>mer noch in<br />
wesentlichen Teilen ländlich<br />
geprägt. Zwar lebt mittlerweile die<br />
Hälfte <strong>der</strong> Weltbevölkerung in Städten,<br />
allerdings leben über 60 Prozent<br />
<strong>der</strong> Einwohner in Deutschland<br />
in Städten bis max<strong>im</strong>al 50.000 Einwohnern.<br />
Viele dieser Städte liegen<br />
nicht in Ballungsräumen, son<strong>der</strong>n<br />
* Zum Autor:<br />
* Carsten Hansen<br />
Carsten Hansen (41)<br />
Referatsleiter Wirtschaft,<br />
Tourismus und Verkehr des<br />
Deutschen Städte- und<br />
Gemeindebundes, Berlin<br />
in ländlichen Räumen und sind in diesen ländlichen<br />
Räumen wichtige Zentren für Handel,<br />
Kultur und Dienstleistungen. Ländliche Räume<br />
sind demnach nicht nur Gebiete in äußerster<br />
Randlage. Allerdings ist auch richtig, dass eine<br />
Reihe von ländlichen Räumen massiv von<br />
Arbeitsplatzabbau, Bevölkerungsverlust, Rückzug<br />
von öffentlicher und privater Infrastruktur<br />
sowie von schlechter Erreichbarkeit durch Verkehrsinfrastruktur<br />
betroffen sind.<br />
Dennoch ist <strong>der</strong> ländliche Raum in all seiner<br />
Verschiedenheit eine eigene Raumkategorie<br />
und He<strong>im</strong>at für die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
in Deutschland. Ländliche Räume dürfen daher<br />
nicht allein dem Pr<strong>im</strong>at wirtschaftlicher<br />
Betrachtung unterworfen werden. Die Konkurrenz<br />
mit Ballungsräumen um För<strong>der</strong>mittel und<br />
politische Maßnahmen können ländliche<br />
Räume wegen <strong>der</strong> geringen Bevölkerungsdichte<br />
nicht gewinnen. Vielmehr muss den Potenzialen<br />
wirtschaftlicher <strong>Entwicklung</strong>, auch <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf die Erreichung <strong>der</strong> Lissabonziele,<br />
erhöhte Aufmerksamkeit zuteil werden. Politik<br />
für ländliche Räume ist daher darauf gerichtet,<br />
die Einwohner in ländlichen Räumen buchstäblich<br />
dort abzuholen, wo sie sind. Nur solche<br />
Angebote und Dienstleistungen sind<br />
erfahrbar und präsent, die vor Ort verfügbar<br />
sind. Des Weiteren haben nur solche Dienstleistungsangebote<br />
<strong>der</strong> öffentlichen und privaten<br />
Hand eine Chance genutzt zu werden, <strong>der</strong>en<br />
Inanspruchnahme den Menschen eine Perspektive<br />
gibt. An<strong>der</strong>s ausgedrückt, die Einwohner<br />
ländlicher Räumen müssen die Möglichkeit<br />
haben, ihr Leben in ihren He<strong>im</strong>atgemeinden<br />
und Regionen zu leben, ohne durch inhaltliche<br />
und räumliche Konzentration von Arbeits- und<br />
Versorgungsmöglichkeiten zu Mobilität<br />
gezwungen zu werden. Mobilität muss ein<br />
Angebot und darf kein Zwang sein.<br />
Anhand einiger Beispiele soll gezeigt werden,<br />
wie sich die Politik qualitativ hochwertiger und