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Demographische Entwicklung im - Bundesverband der ...

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30<br />

Statement: Die neue Gleichwertigkeit: ...<br />

schungsprojekt „Interregionale Ausgleichspolitik“<br />

bestätigte, dass die GRW den Geberregionen<br />

nicht geschadet und sie in ihrem<br />

Wachstum nicht gebremst hat, aber signifikante<br />

Wachstumseffekte in den Nehmerregionen<br />

ausgelöst hat.<br />

■ Ähnliche Untersuchungen gibt es auch für<br />

die Bund-Län<strong>der</strong>-Städtebauför<strong>der</strong>ungsprogramme<br />

und für die Denkmalför<strong>der</strong>ung. Sie<br />

lösen private Investitionen in einer Höhe aus,<br />

die ein Vielfaches – manche Experten sprechen<br />

von einem Verhältnis von 1 : 6 – <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Investitionen ausmachen und damit die<br />

Schaffung neuer Arbeitsplätze auch <strong>im</strong> ländlichen<br />

Raum initiieren – ganz abgesehen davon,<br />

dass diese För<strong>der</strong>mittel, auch die steuerlichen<br />

Vergünstigen für Denkmalschutzinvestitionen,<br />

oft erst die Instandsetzung und Bewahrung<br />

wichtiger städtebaulicher Ensembles und Kulturdenkmäler<br />

ermöglicht und viele Arbeitsplätze<br />

vor allem <strong>im</strong> Handwerk <strong>im</strong> ländlichen<br />

Raum gesichert haben.<br />

Dieser kurze Rückblick wi<strong>der</strong>legt den heute<br />

gern erhobenen Vorwurf, je<strong>der</strong> Euro, <strong>der</strong> in<br />

strukturschwache ländliche Räume investiert<br />

werde, sei ein verlorener Euro, <strong>der</strong> keinen<br />

Ertrag bringe. Diese gerade von Wirtschaftswissenschaftlern<br />

gern behauptete These wi<strong>der</strong>legen<br />

auch die vielen Regionen, die früher För<strong>der</strong>gebiete<br />

waren und inzwischen aus <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung herausgefallen sind, weil sie nicht<br />

mehr strukturschwach <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> GRW sind.<br />

Zu den Paradebeispielen gehört u. a. das Emsland,<br />

das einst För<strong>der</strong>gebiet war, als Armenhaus<br />

Deutschlands galt und heute zu den prosperierendsten<br />

ländlichen Regionen außerhalb<br />

<strong>der</strong> Ballungsräume zählt.<br />

Paradigmenwechsel zum Leitbild <strong>der</strong><br />

nachhaltigen Raumentwicklung<br />

1998 wurde bei <strong>der</strong> Novellierung des Raumordnungsgesetzes<br />

(ROG) das zentrale Leitbild <strong>der</strong><br />

Raumordnung, die Herstellung gleichwertiger<br />

Lebensverhältnisse, von dem Leitbild <strong>der</strong> nachhaltigen<br />

Raumentwicklung abgelöst. Zwar blieb<br />

die Gleichwertigkeit <strong>der</strong> Lebensverhältnisse ein<br />

Raumordnungsziel, doch es war nur noch eines<br />

von mehreren gleichrangigen Zielen. Das war<br />

- vor acht Jahren schon - ein Paradigmenwechsel,<br />

<strong>der</strong> offenbar niemandem so recht aufgefallen<br />

ist, obwohl in <strong>der</strong> Begründung zum<br />

Gesetzentwurf ausdrücklich darauf hingewiesen<br />

wurde, dass die Interpretation des Prinzips <strong>der</strong><br />

Gleichwertigkeit sozusagen „mit <strong>der</strong> Zeit“<br />

gehen und auf eine neue räumliche Basis<br />

gestellt werden müsse. Und schon zuvor hatte<br />

<strong>der</strong> „raumordnungspolitische Orientierungsrahmen<br />

1993 festgestellt: „Gleichwertigkeit<br />

<strong>der</strong> Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen<br />

ist eine situationsabhängige, dynamische Zielrichtung,<br />

kein absoluter Maßstab ...“. Und die<br />

Anzeichen für ein verän<strong>der</strong>tes Denken häuften<br />

sich. Das Wachstumsprinzip rückte - auf Kosten<br />

des Ausgleichsprinzips – <strong>im</strong>mer mehr in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund und best<strong>im</strong>mte die Statements <strong>der</strong><br />

Politiker<br />

– bis hin<br />

zu dem<br />

umstrittenen<br />

Interview des<br />

Bundespräsidenten,<br />

<strong>der</strong> <strong>im</strong> September<br />

2004 dem<br />

Focus mitteilte,<br />

dass es nun einmal<br />

überall in <strong>der</strong> Republik<br />

große Unterschiede in<br />

den Lebensverhältnissen<br />

gebe und dass man diese<br />

nicht „einebnen“ dürfe,<br />

um den Subventionsstaat<br />

nicht zu zementieren und<br />

um <strong>der</strong> jungen Generation nicht eine untragbare<br />

Schuldenlast aufzubürden.<br />

Vor diesem Hintergrund war es eigentlich kaum<br />

überraschend, dass mit den am 1. September<br />

2005 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />

und Stadtentwicklung (BMVBS) und dem Bundesamt<br />

für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />

<strong>der</strong> Fachöffentlichkeit zur Diskussion vorgestellten<br />

neuen Leitbil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Raumordnung<br />

eine grundlegende Richtungsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Raumordnungspolitik erfolgte, die sich auch in<br />

einer Än<strong>der</strong>ung aller raumwirksamen Fachpolitiken<br />

nie<strong>der</strong>schlagen dürfte.<br />

Die neuen Leitbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Raumordnung<br />

Selbst die Ministerkonferenz für Raumordnung<br />

(MKRO), die sich in früheren Empfehlungen<br />

und Beschlüssen stets ohne Abstriche zum<br />

Prinzip <strong>der</strong> Gleichwertigkeit <strong>der</strong> Lebensverhältnisse<br />

bekannt hatte, rückte mit ihrem<br />

Beschluss vom 28.4.2005 erstmals deutlich von<br />

dieser Linie ab und for<strong>der</strong>te u. a.: „Die<br />

Raumordnungspolitik von Bund und Län<strong>der</strong>n<br />

muss einen Beitrag zur Überwindung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Schwäche leisten. Kerne und<br />

Netze des ökonomischen Wachstums und <strong>der</strong><br />

Innovation müssen unterstützt sowie räumlich<br />

konzentrierte <strong>Entwicklung</strong>sstrategien verfolgt<br />

werden.“ Auf <strong>der</strong> o. g. Fachtagung des BMVBS<br />

und des BBR wurde dann einer breiten Fachöffentlichkeit<br />

das Diskussionspapier „Leitbil<strong>der</strong><br />

und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung<br />

in Deutschland“ vorgestellt, das die<br />

Beschlüsse <strong>der</strong> MKRO vom 28.4.2005 aufgriff<br />

und konkretisierte. Das neue Credo lautete:<br />

Auch die Raumplanung muss einen Beitrag zur<br />

Lissabonstrategie leisten, also zu wirtschaftli-<br />

Mit dem Raumordnungsgesetz<br />

von 1998 wurde ein Paradigmenwechsel<br />

eingeleitet<br />

chem<br />

Wachstum und zur Stärkung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

Europas. Weltweit, so wurde<br />

von Seiten des BMVBS argumentiert, sei eine<br />

Metropolisierung <strong>der</strong> Raum- und Siedlungsstruktur,<br />

eine allgemeine Verstädterung und<br />

eine Zunahme <strong>der</strong> räumlichen Disparitäten zu<br />

beobachten. Vor dem Hintergrund verän<strong>der</strong>ter<br />

Rahmenbedingungen in Europa, insbeson<strong>der</strong>e<br />

des demographischen Wandels, <strong>der</strong> europäischen<br />

Integration und <strong>der</strong> Globalisierung <strong>der</strong><br />

Wirtschaft habe sich auch das Selbstverständnis<br />

<strong>der</strong> Raumordnung in Deutschland gewandelt.<br />

Wirtschaftswachstum, internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit, die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen und die Reformierung des Sozialstaates<br />

gehörten jetzt auch zu den zentralen<br />

Aufgabenfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Raumordnungspolitik;

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