Demographische Entwicklung im - Bundesverband der ...
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Statement: Die neue Gleichwertigkeit: ...<br />
schungsprojekt „Interregionale Ausgleichspolitik“<br />
bestätigte, dass die GRW den Geberregionen<br />
nicht geschadet und sie in ihrem<br />
Wachstum nicht gebremst hat, aber signifikante<br />
Wachstumseffekte in den Nehmerregionen<br />
ausgelöst hat.<br />
■ Ähnliche Untersuchungen gibt es auch für<br />
die Bund-Län<strong>der</strong>-Städtebauför<strong>der</strong>ungsprogramme<br />
und für die Denkmalför<strong>der</strong>ung. Sie<br />
lösen private Investitionen in einer Höhe aus,<br />
die ein Vielfaches – manche Experten sprechen<br />
von einem Verhältnis von 1 : 6 – <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Investitionen ausmachen und damit die<br />
Schaffung neuer Arbeitsplätze auch <strong>im</strong> ländlichen<br />
Raum initiieren – ganz abgesehen davon,<br />
dass diese För<strong>der</strong>mittel, auch die steuerlichen<br />
Vergünstigen für Denkmalschutzinvestitionen,<br />
oft erst die Instandsetzung und Bewahrung<br />
wichtiger städtebaulicher Ensembles und Kulturdenkmäler<br />
ermöglicht und viele Arbeitsplätze<br />
vor allem <strong>im</strong> Handwerk <strong>im</strong> ländlichen<br />
Raum gesichert haben.<br />
Dieser kurze Rückblick wi<strong>der</strong>legt den heute<br />
gern erhobenen Vorwurf, je<strong>der</strong> Euro, <strong>der</strong> in<br />
strukturschwache ländliche Räume investiert<br />
werde, sei ein verlorener Euro, <strong>der</strong> keinen<br />
Ertrag bringe. Diese gerade von Wirtschaftswissenschaftlern<br />
gern behauptete These wi<strong>der</strong>legen<br />
auch die vielen Regionen, die früher För<strong>der</strong>gebiete<br />
waren und inzwischen aus <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung herausgefallen sind, weil sie nicht<br />
mehr strukturschwach <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> GRW sind.<br />
Zu den Paradebeispielen gehört u. a. das Emsland,<br />
das einst För<strong>der</strong>gebiet war, als Armenhaus<br />
Deutschlands galt und heute zu den prosperierendsten<br />
ländlichen Regionen außerhalb<br />
<strong>der</strong> Ballungsräume zählt.<br />
Paradigmenwechsel zum Leitbild <strong>der</strong><br />
nachhaltigen Raumentwicklung<br />
1998 wurde bei <strong>der</strong> Novellierung des Raumordnungsgesetzes<br />
(ROG) das zentrale Leitbild <strong>der</strong><br />
Raumordnung, die Herstellung gleichwertiger<br />
Lebensverhältnisse, von dem Leitbild <strong>der</strong> nachhaltigen<br />
Raumentwicklung abgelöst. Zwar blieb<br />
die Gleichwertigkeit <strong>der</strong> Lebensverhältnisse ein<br />
Raumordnungsziel, doch es war nur noch eines<br />
von mehreren gleichrangigen Zielen. Das war<br />
- vor acht Jahren schon - ein Paradigmenwechsel,<br />
<strong>der</strong> offenbar niemandem so recht aufgefallen<br />
ist, obwohl in <strong>der</strong> Begründung zum<br />
Gesetzentwurf ausdrücklich darauf hingewiesen<br />
wurde, dass die Interpretation des Prinzips <strong>der</strong><br />
Gleichwertigkeit sozusagen „mit <strong>der</strong> Zeit“<br />
gehen und auf eine neue räumliche Basis<br />
gestellt werden müsse. Und schon zuvor hatte<br />
<strong>der</strong> „raumordnungspolitische Orientierungsrahmen<br />
1993 festgestellt: „Gleichwertigkeit<br />
<strong>der</strong> Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen<br />
ist eine situationsabhängige, dynamische Zielrichtung,<br />
kein absoluter Maßstab ...“. Und die<br />
Anzeichen für ein verän<strong>der</strong>tes Denken häuften<br />
sich. Das Wachstumsprinzip rückte - auf Kosten<br />
des Ausgleichsprinzips – <strong>im</strong>mer mehr in den<br />
Vor<strong>der</strong>grund und best<strong>im</strong>mte die Statements <strong>der</strong><br />
Politiker<br />
– bis hin<br />
zu dem<br />
umstrittenen<br />
Interview des<br />
Bundespräsidenten,<br />
<strong>der</strong> <strong>im</strong> September<br />
2004 dem<br />
Focus mitteilte,<br />
dass es nun einmal<br />
überall in <strong>der</strong> Republik<br />
große Unterschiede in<br />
den Lebensverhältnissen<br />
gebe und dass man diese<br />
nicht „einebnen“ dürfe,<br />
um den Subventionsstaat<br />
nicht zu zementieren und<br />
um <strong>der</strong> jungen Generation nicht eine untragbare<br />
Schuldenlast aufzubürden.<br />
Vor diesem Hintergrund war es eigentlich kaum<br />
überraschend, dass mit den am 1. September<br />
2005 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />
und Stadtentwicklung (BMVBS) und dem Bundesamt<br />
für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />
<strong>der</strong> Fachöffentlichkeit zur Diskussion vorgestellten<br />
neuen Leitbil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Raumordnung<br />
eine grundlegende Richtungsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Raumordnungspolitik erfolgte, die sich auch in<br />
einer Än<strong>der</strong>ung aller raumwirksamen Fachpolitiken<br />
nie<strong>der</strong>schlagen dürfte.<br />
Die neuen Leitbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Raumordnung<br />
Selbst die Ministerkonferenz für Raumordnung<br />
(MKRO), die sich in früheren Empfehlungen<br />
und Beschlüssen stets ohne Abstriche zum<br />
Prinzip <strong>der</strong> Gleichwertigkeit <strong>der</strong> Lebensverhältnisse<br />
bekannt hatte, rückte mit ihrem<br />
Beschluss vom 28.4.2005 erstmals deutlich von<br />
dieser Linie ab und for<strong>der</strong>te u. a.: „Die<br />
Raumordnungspolitik von Bund und Län<strong>der</strong>n<br />
muss einen Beitrag zur Überwindung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Schwäche leisten. Kerne und<br />
Netze des ökonomischen Wachstums und <strong>der</strong><br />
Innovation müssen unterstützt sowie räumlich<br />
konzentrierte <strong>Entwicklung</strong>sstrategien verfolgt<br />
werden.“ Auf <strong>der</strong> o. g. Fachtagung des BMVBS<br />
und des BBR wurde dann einer breiten Fachöffentlichkeit<br />
das Diskussionspapier „Leitbil<strong>der</strong><br />
und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung<br />
in Deutschland“ vorgestellt, das die<br />
Beschlüsse <strong>der</strong> MKRO vom 28.4.2005 aufgriff<br />
und konkretisierte. Das neue Credo lautete:<br />
Auch die Raumplanung muss einen Beitrag zur<br />
Lissabonstrategie leisten, also zu wirtschaftli-<br />
Mit dem Raumordnungsgesetz<br />
von 1998 wurde ein Paradigmenwechsel<br />
eingeleitet<br />
chem<br />
Wachstum und zur Stärkung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
Europas. Weltweit, so wurde<br />
von Seiten des BMVBS argumentiert, sei eine<br />
Metropolisierung <strong>der</strong> Raum- und Siedlungsstruktur,<br />
eine allgemeine Verstädterung und<br />
eine Zunahme <strong>der</strong> räumlichen Disparitäten zu<br />
beobachten. Vor dem Hintergrund verän<strong>der</strong>ter<br />
Rahmenbedingungen in Europa, insbeson<strong>der</strong>e<br />
des demographischen Wandels, <strong>der</strong> europäischen<br />
Integration und <strong>der</strong> Globalisierung <strong>der</strong><br />
Wirtschaft habe sich auch das Selbstverständnis<br />
<strong>der</strong> Raumordnung in Deutschland gewandelt.<br />
Wirtschaftswachstum, internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit, die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen und die Reformierung des Sozialstaates<br />
gehörten jetzt auch zu den zentralen<br />
Aufgabenfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Raumordnungspolitik;