Taxi Times - April 2018
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GEWERBEPOLITIK<br />
TOTENGRÄBER<br />
DES TAXIGEWERBES<br />
Ein Blick in den Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD<br />
lässt das Schlimmste befürchten. Dem <strong>Taxi</strong>gewerbe droht Deregulierung,<br />
dem Kunden eine Mobilitätslücke.<br />
Bevor sich Parteien zu einem Regierungsbündnis<br />
zusammenschließen,<br />
definieren Sie ihre<br />
gemeinsamen politischen Ziele. Festgehalten<br />
wird das dann in einem sogenannten<br />
Koalitionsvertrag, dessen Punkte während<br />
der vierjährigen Regierungszeit nach und<br />
nach abgearbeitet werden sollen. Der aktuelle<br />
Koalitionsvertrag der beiden Regierungsparteien<br />
(GroKo) umfasst 179 Seiten<br />
und ist ein vielseitiger Streifzug durch alle<br />
gesellschaftlichen Themen. Auch das<br />
Thema Personenbeförderung steht auf der<br />
To-do-Liste der Politik. Wobei das, was<br />
gesetzlich angepasst werden soll, bei allen<br />
Vertretern des <strong>Taxi</strong>gewerbes die Alarmglocken<br />
läuten lassen muss.<br />
Sätze wie „Wir werden das Personenbeförderungsgesetz<br />
mit Blick auf neue digitale<br />
Mobilitätsangebote modernisieren“<br />
oder „Neue plattformbasierte digitale Mobilitätsangebote<br />
brauchen eine rechtssichere<br />
Grundlage für ihre Zulassung“ vermitteln<br />
eine Ahnung davon, was am Ende mit den<br />
angekündigten Änderungen gemeint sein<br />
könnte. Von „geänderten Mobilitätsbedürfnissen“<br />
ist die Rede. Aus dem Papier geht<br />
hervor, dass die einschlägigen Gesetze, die<br />
Anbietern wie Uber und Co., aber auch<br />
Daimler und Moia bislang Probleme machten,<br />
so weit geändert werden sollen, bis<br />
diese Geschäftsmodelle legalisiert sein<br />
könnten.<br />
Umschrieben werden diese Modelle mit<br />
verschiedenen Begriffen: „neue digitale<br />
Mobilitätsangebote; neue plattformbasierte<br />
Verkehrsdienstleister; Fahrgemeinschaften<br />
(Ride Pooling), geteilte Nutzung“ (der mittlerweile<br />
negativ besetzte Begriff „shared<br />
economy“ wird damit anscheinend umgangen)<br />
und sogar: „digital organisierte private<br />
Mitfahrgelegenheiten“. Für die<br />
Rechtsänderung sind eine„Öffnung des<br />
Rechtsrahmens“ oder eine „Modernisierung<br />
des Personenbeförderungsgesetzes“<br />
die Sprachregelungen.<br />
Spätestens jetzt muss jedem im <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
klar sein, dass es während der nächsten<br />
Monate um die nackte Existenz des<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbes geht. Den „neuen plattform-<br />
basierten digitalen Mobilitätsanbietern<br />
eine rechtssichere Grundlage zu geben“<br />
bedeutet, dass man das, was aktuell illegal<br />
abläuft, schlicht und einfach legalisieren<br />
will. Eine weitere Ergänzung zeigt, dass<br />
man dabei nicht nur Uber und deren Klone<br />
im Sinn hat, sondern auch im ländlichen<br />
Bereich bisherige <strong>Taxi</strong>strukturen zerstören<br />
will: „Wir wollen Ruf- und Bürgerbusse stärken<br />
und etwaige Regelungshindernisse<br />
beseitigen“, heißt es im Koalitionsvertrag.<br />
Damit die Politik dem<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe nicht das Grab<br />
schaufelt, braucht es viel<br />
Aufklärung – aber auch den<br />
eigenen Willen zum Wandel.<br />
ES DROHT DEREGULIERUNG<br />
Beabsichtigt ist recht deutlich eine Deregulierung<br />
des Marktes. Dabei sollen die Kommunen<br />
eine Steuermöglichkeit bekommen,<br />
also ihre Genehmigungshürden uneinheitlich<br />
abbauen können. Die neue Regierung<br />
möchte eine „regulatorische Entlastung“,<br />
von der „sowohl der <strong>Taxi</strong>- wie auch der<br />
Mietwagenbetrieb profitieren“ soll. Dazu<br />
will man ein „level playing field“ (wortwörtlich)<br />
schaffen – ein Begriff, den Uber in den<br />
USA selber prägte und den man auch mit<br />
„gleichen Wettbewerbsbedingungen“ hätte<br />
übersetzen können – welche Interessengruppen<br />
da soufflierten, muss wohl nicht<br />
weiter kommentiert werden.<br />
Anscheinend ist man sich aber bewusst,<br />
dass es auch unerwünschte Nebenwirkungen<br />
der Deregulierung von Märkten geben<br />
kann. Zwar wird erwähnt, dass „gute soziale<br />
Rahmenbedingungen“ für die Koalition<br />
„zentrale Voraussetzung“ sein sollen, aber<br />
FOTO: Fotolia / zest marina, Fotolia / dima pics<br />
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APRIL / MAI <strong>2018</strong> TAXI