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Sächsischer Landtag - Der Sächsische Landtag

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<strong><strong>Sächsische</strong>r</strong> <strong>Landtag</strong> 5. Wahlperiode – 55. Sitzung 9. Mai 2012<br />

(Staatsminister Markus Ulbig: Mein<br />

Kollege Sven Morlok ist der Minister<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr!)<br />

Das Instrument der Stadtentwicklung wird in Zukunft<br />

mehr denn je gebraucht werden. Aber – und das ist<br />

tatsächlich meine Meinung – die Staatsregierung lässt die<br />

Städte und Gemeinden zusehends im Stich.<br />

(Beifall der Abg. Thomas Jurk, SPD,<br />

und Horst Wehner, DIE LINKE)<br />

Sprechen wir vom Sparhaushalt der Staatsregierung. Es<br />

war heute mein Anspruch an die Fachregierungserklärung,<br />

dass Sie sagen, was Sachsen in der Zukunft konkret<br />

macht. 2011 waren 445 Millionen Euro für die Stadtentwicklung<br />

eingeplant. Im Jahr 2012 sind es nur noch<br />

265 Millionen Euro, das heißt, mehr als die Hälfte wurde<br />

gestrichen. Ich will nicht sagen, dass damit 20 Jahre<br />

zunichte gemacht werden, aber wir stocken in unserer<br />

Entwicklung. Darüber müssen wir nachdenken. Statt<br />

Nachhaltigkeit und kontinuierlicher Entwicklung herrscht<br />

aus meiner Sicht Konzeptionslosigkeit und Kurzatmigkeit.<br />

Wir reden von der Gemeinschaftsaufgabe statt<br />

Umbau. Gemeinschaftsaufgabe heißt aber auch, dass die<br />

Bürger – auch die, die in den Klein- und Mittelstädten<br />

wohnen – zu diesen Wohnzentren kommen müssen. Wie<br />

geht das, wenn wir beim ÖPNV 7,5 % der Mittel gekürzt<br />

haben? Gerade vor zwei Tagen waren wir in Leipzig zu<br />

einer verkehrspolitischen Konferenz und haben uns vor<br />

Augen geführt, wie viele Linien und Fahrstrecken im<br />

ÖPNV eingespart worden sind.<br />

<strong>Der</strong> Bund streicht die Mittel für den Städtebau zusammen.<br />

Das Programm „Soziale Stadt“ – es wurde heute schon<br />

davon gesprochen, wie toll das ist – wird um 60 % reduziert.<br />

2012 bleiben uns davon 40 Millionen Euro. Das<br />

Programm „Stadtumbau Ost“ ist insgesamt um 40 %<br />

reduziert worden. Ich will Ihnen nicht absprechen, Herr<br />

Ulbig, dass Sie versuchen, in Berlin Einfluss zu nehmen,<br />

aber ich glaube, dass der Einfluss verstärkt werden muss.<br />

Wir bieten an, mit allen Partnern dort so viele Stimmen<br />

für den Stadtumbau einzuholen, dass wir tatsächlich<br />

gehört werden.<br />

Eine zusätzliche Verschärfung des Problems sind auch die<br />

Einnahmen der Kommunen. Ich will nicht sagen, dass die<br />

Kommunen weniger Einnahmen haben als in der Vergangenheit,<br />

aber sie haben mehr Aufgaben. Dort liegt das<br />

Problem. Ich weiß aus der Zeit, als man Stadtsanierung<br />

betrieben hat, dass viele Kommunen große Programme<br />

aufgelegt haben, aber wenn es darum ging, diese Programme<br />

umzusetzen, sie aus finanzieller Not die Mittel<br />

nicht abrufen konnten. Jeder, der mit der SAB eng zusammengearbeitet<br />

hat, weiß auch, dass ungefähr im<br />

Oktober ein großes Anrufen beginnt: Wer hat noch Gelder,<br />

wer kann noch Mittel abrufen? Das hat mit strategischer<br />

Planung und einem konzeptionellen Ansatz nichts<br />

zu tun.<br />

<strong>Der</strong> Rückbau allein ist für mich keine Lösung. Momentan<br />

hat der Freistaat ein Verhältnis von 80 zu 20 bei Rückbau<br />

5501<br />

und Aufwertung plus das eigene Landesrückbauprogramm.<br />

Auch nützt es nichts, wenn die Staatsregierung<br />

2010 ein Handlungskonzept Demografie entwickelt und<br />

dann 2011 den Hauptbetroffenen des demografischen<br />

Wandels, den Kommunen, gemeinsam mit dem Bund die<br />

Städtebaufördermittel zusammenstreicht.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Was müssen wir tun? Die Städte und Gemeinden auf den<br />

Klimawandel vorbereiten, energetische Sanierung betreiben,<br />

aktive Beteiligung der Kommunen am Klimaschutz.<br />

Ich hatte die Frage gestellt, wann das Energieprogramm<br />

in der Verabschiedung ist und ob es an den Kommunen<br />

hängen bleibt, ohne dass dafür Geld ausgegeben wird.<br />

Herr Stange hat bereits die Auswirkungen, die damit<br />

verbunden sind, ganz klar definiert. Wir dürfen die Städte<br />

und Gemeinden beim demografischen Wandel nicht<br />

alleinlassen. Wir dürfen das Land nicht auf Schließung<br />

vorbereiten, wie es die Staatsregierung aus meiner Sicht<br />

momentan tut, sondern der demografische Wandel, auch<br />

eine Schrumpfung, muss als Chance begriffen werden.<br />

Heute wurde schon Frau Prof. Kabisch zitiert. Das Umweltforschungszentrum<br />

ist führend in diesem Bereich. Es<br />

wäre interessant, sich mit denen zusammenzusetzen. Die<br />

sagen „SHRINK SMART“, wir sagen „schlau schrumpfen“.<br />

Eine konsequente Fortsetzung des Stadtumbaus ist notwendig.<br />

Sie haben von altersgerechten Wohnungen<br />

gesprochen. <strong>Der</strong> Freistaat Sachsen hat im Durchschnitt<br />

die älteste Bevölkerung in der Bundesrepublik. Auf der<br />

anderen Seite wurden die Gelder für die Mehrgenerationenhäuser<br />

nicht abgerufen. Ich finde es ja richtig, dass sie<br />

umgewidmet werden, aber wir müssen untersuchen,<br />

warum sie nicht abgerufen worden sind.<br />

Ein weiterer Punkt ist die Aufwertung der zu erhaltenden<br />

Wohngebiete. Weil die Innenstädte durch zu teure Wohnungen<br />

nicht bezahlbar sind, ziehen die Leute in die<br />

Randlagen oder in die Bereiche, die abgerissen werden<br />

müssten. Integrierte Stadtentwicklung heißt auch Förderung<br />

der Nahmobilität. Wie das mit der Kürzung der<br />

Mittel im ÖPNV übereingehen soll, ist mir, ehrlich<br />

gesagt, noch ein Rätsel.<br />

(Vereinzelt Beifall bei<br />

der SPD und den GRÜNEN)<br />

Investitionsanreize für innerstädtische Kerngebiete. Das<br />

muss ja nicht nur das Geld sein. Sie selbst haben in Pirna<br />

davon gelebt, dass wir das BIT eingesetzt haben, dass wir<br />

versucht haben, mit staatlichen Mitteln Projekte zu<br />

entwickeln, wie man innerstädtische Kerne beleben kann.<br />

Wenn man sich heute Klein- und Mittelstädte ansieht,<br />

weiß man, welch riesiges Problem das ist.<br />

Belebung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Wenn die<br />

Menschen in der Region keine Perspektive haben, wo sie<br />

wissen, was sie in Zukunft an Einkommen erhalten, wo<br />

sie sichere Tarifabschlüsse haben, dann werden sie auch<br />

kein Eigentum anschaffen. Damit sind wir bei der Kern-

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