Sächsischer Landtag - Der Sächsische Landtag
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<strong><strong>Sächsische</strong>r</strong> <strong>Landtag</strong> 5. Wahlperiode – 55. Sitzung 9. Mai 2012<br />
und Freizeitangebote einen hohen Stellenwert haben, ist<br />
sicher ein notwendiges und wünschenswertes Ziel der<br />
Stadtentwicklung. Aber sind diese Ziele bei einer auch<br />
weiterhin massiv schrumpfenden Bevölkerung, insbesondere<br />
in den Klein- und mittleren Städten Sachsens, wirklich<br />
realistisch?<br />
Städteplanung und die Wohnungswirtschaft sehen schon<br />
die zweite Leerstandswelle auf Sachsen zurollen. Stadtteile,<br />
die heute vollständig modernisiert sind und derzeit nur<br />
geringe Leerstände haben, werden in zwei Jahrzehnten<br />
hohe Leerstände im Wohnungsbestand haben, weil die<br />
Bevölkerung in diesen Stadtteilen schon heute stark<br />
überaltert ist und in den nächsten zwei Jahrzehnten den<br />
Weg in das Jenseits antreten wird.<br />
<strong>Der</strong> Stadtumbau Ost wird absurderweise als große Erfolgsgeschichte<br />
gefeiert, weil der Leerstand von Wohnungen<br />
durch Massenabriss gemildert werden konnte. Doch<br />
hat Rückbau weder etwas mit Bewahren noch mit Erneuern<br />
noch mit Gestalten gemein, sondern ist die gigantische<br />
Vernichtung von Vermögen.<br />
Im Rahmen des Stadtumbaus Ost wurden vom Bund<br />
1,2 Milliarden Euro bereitgestellt, um Immobilienvermögen<br />
in Milliardenhöhe zu vernichten. Das allein zeigt<br />
schon, wie absurd es ist, einen solchen Massenabriss von<br />
circa 300 000 Wohnungen und den bis zum Jahr 2016<br />
geplanten weiteren Abriss von 250 000 Wohnungen als<br />
Erfolg zu bezeichnen.<br />
Genauso absurd ist es, den demografischen Niedergang<br />
unseres Volkes, also die Tatsache, dass wir als Volk älter<br />
und weniger werden, als eine große Chance zu verklären.<br />
Das Gegenteil ist der Fall. Einer alt gewordenen Gesellschaft<br />
geht das Innovations- und Erneuerungsvermögen<br />
verloren, und sie erstarrt in ihren Strukturen. Ein Altersheim<br />
Deutschland wird das letzte Kapitel in der Geschichte<br />
unseres Volkes sein. Wer glaubt, diese Entwicklung<br />
durch Zuwanderung aufzuhalten oder gar umkehren zu<br />
können, ist ein politischer Traumtänzer, dem nicht bewusst<br />
ist, auf welchen anthropologischen Voraussetzungen<br />
Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft beruhen und<br />
dass mit dem Verschwinden des deutschen Volkes auch<br />
diese Voraussetzungen verschwinden werden.<br />
(Beifall bei der NPD)<br />
Nur wenn man geschichtlich mit Blindheit geschlagen ist,<br />
wie es typisch für die Funktionseliten der Bundesrepublik<br />
ist, kann man diese Entwicklung schönreden. Die Stadtentwicklungsstrategie<br />
der <strong>Sächsische</strong>n Staatsregierung ist<br />
deshalb nicht mehr als das typische Schönreden der<br />
kommenden negativen Entwicklung. Das bisherige<br />
Stadtumbauprogramm Ost in den letzten 10 Jahren hat nur<br />
zu einem geringen Teil stadtentwicklungspolitische Ziele<br />
verfolgt, sondern war auf die durch hohen Leerstand und<br />
Altschulden verursachten großen wirtschaftlichen Probleme<br />
von Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften<br />
und den Rückbau dieses Wohnungsbestandes<br />
ausgerichtet.<br />
5505<br />
Die neue und an sich richtige strategische Entscheidung,<br />
zum Beispiel, dass die Innenentwicklung der Städte<br />
Vorrang vor der Entwicklung der Randbereiche haben<br />
muss, stößt aber auf eine Reihe bislang ungelöster Probleme.<br />
In den Innenstadtbereichen haben wir eine andere<br />
Eigentümerstruktur als in den bisher stärker durch öffentliche<br />
Mittel geförderten Randbereichen. Statt mit großen<br />
kommunalen Wohnungsgesellschaften oder Wohnungsgenossenschaften<br />
haben wir es in den Innenstädten mit<br />
kleinteiligen, privaten Eigentumsverhältnissen zu tun.<br />
Die wirtschaftlichen und finanziellen Voraussetzungen für<br />
eine Förderung zum Erhalt der Innenstädte sind deshalb<br />
ganz andere als bei der bisherigen Förderung von großen<br />
Wohnimmobiliengesellschaften am Stadtrand. Es ist nicht<br />
erkennbar, ob sich die im Jahr 2010 erfolgte Anpassung<br />
der städtebaulichen Förderung bislang als praxisgerecht<br />
erwiesen hat. Aber das ist wohl doch nur eine Detailfrage<br />
am Rande; denn die Grundprobleme Sachsens – Arbeitslosigkeit,<br />
Abwanderung und Alterung – sind weiter<br />
ungelöst.<br />
Ich frage Sie, speziell den dafür zuständigen Staatsminister:<br />
Wo konnte denn bisher durch Rückbaumaßnahmen<br />
eine weitere Abwanderung verhindert oder gar ein Zuzug<br />
von jungen Deutschen jenseits der großen Universitätsstädte<br />
nach Sachsen angestoßen werden? Können Sie dem<br />
<strong>Landtag</strong> eine Analyse hinsichtlich der Einwohnerentwicklung<br />
sächsischer Kernstadtbereiche vorlegen? Wie entwickelte<br />
sich trotz Rückbaumaßnahmen die Leerstandsquote<br />
in den Innenstadtbereichen? Wo sind die belastbaren<br />
Zahlen bezüglich eines ausgeglichenen Wohnungsmarktes?<br />
Ihrer Rede war vielmehr nur zu entnehmen, wie viel Geld<br />
eingesetzt wurde, welches letztendlich nicht Geld der<br />
Staatsregierung, sondern der Steuerzahler ist. Dieser muss<br />
sich für die Verwendung seines Geldes nicht bedanken,<br />
darf jedoch Ergebnisse erwarten. Legen Sie uns zum<br />
Beispiel ein Konzept vor, wodurch Anreize entstehen,<br />
damit Kommunen ihre sozial Benachteiligten gezielt in<br />
die Innenstadtbereiche lenken bzw. kommunale Wohnungsunternehmen<br />
nicht über die Lenkung des örtlichen<br />
sozialen Prekariats hin zu Plattenbauten in Randlagen<br />
ohne Rücksicht auf eine nachhaltige Siedlungsentwicklung<br />
subventioniert werden.<br />
Herr Staatsminister, ich habe auch vermisst, dass Sie bei<br />
diesem Thema ausführlicher auf die aktuelle Publikation<br />
Nr. 3/2012 des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und<br />
Stadtentwicklung eingehen. Besagte Publikation neueren<br />
Datums beschäftigt sich eingehend mit dem Thema<br />
nachhaltige Stadtentwicklung und soziale Stadt. Mit<br />
welchem Ergebnis die gängigen Programme dabei beleuchtet<br />
werden, ist durchaus erwähnenswert.<br />
Die Kommunen halten die gängigen Programme mehrheitlich<br />
für nicht gut aufeinander abgestimmt und würden<br />
sich eine Mittelbündelung wünschen. Hierzu sollte die<br />
Staatsregierung vielleicht einmal konkret mit den Kommunalverbänden<br />
in Klausur gehen und sich die notwendigen<br />
Hausaufgaben ins Pflichtenheft diktieren lassen, die