AJOURE´ Magazin Juli 2018
AJOURE´ ist alles, was eine Frau braucht. Die brandneuen Styles und Trends der Mode - Wir zeigen euch die Lifestyle-Welt und bringen euch immer auf dem neuesten Stand – schneller als alle anderen! Entdecke jetzt die AJOURE´ Juli Ausgabe mit Cover-Star Iris Mareike Steen!
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AJOURE / KOLUMNE<br />
Fotos: olly / stock.adobe.com; Ajouré<br />
Ausgeburten psychologischer Abgründe für tot oder sie für vertrieben hielten, sind<br />
sie lediglich in unsere Köpfe gewandert, um dort ihr Werk weiterhin verrichten zu<br />
können. Sie bringen uns ins Schwanken bei Entscheidungsfindungen und lassen uns<br />
glauben, dass wir nicht gut genug für anstehende Aufgaben und Herausforderungen<br />
sind. Die Schattenmonster sind herangewachsen und nennen sich heute Selbstzweifel<br />
und Versagungsangst, um nur wenige ihrer Namen zu nennen. Stets an unserer Seite<br />
werden nun das Abschließen von Ausbildungen in diversen Bildungseinrichtungen,<br />
Aufbauseminaren oder das erfolgreiche Beenden von langjährigen Therapien zu<br />
Nervenzerreißproben. Wie man mit diesem permanenten Druck und den inneren<br />
Kämpfen mit diesen Kreaturen umgeht, ist selbstverständlich wieder eine Frage des<br />
Typs. Manch eine Person stellt sich ihnen und manch einer zerbricht unter ihnen, wie<br />
man tagtäglich feststellen darf.<br />
Avicii beispielsweise, nahm sich das Leben, da er mit dem stetig wachsenden<br />
Leistungsdruck und dem Produzieren des nächstgrößeren Hits nicht fertig wurde.<br />
Er zerbrach unter der Erwartungshaltung seiner Fans und der Musikindustrie.<br />
Dieser tragische Fall vom Scheitern eines jungen Künstlers ist leider kein Einzelfall.<br />
Es gibt unzählige junge Künstler, die auf ihrem künstlerischen Werdegang durch<br />
die Anwesenheit besagter Kreaturen auf Irrwege geraten und vor Sackgassen zum<br />
Stillstand kommen. Jean-Michel Basquiat, Amy Winehouse, Kurt Cobain und<br />
Marilyn Monroe sind nur wenige von etlichen Namen, die eines Tages vor der bereits<br />
erwähnten Sackgasse standen und nicht mehr wussten, wie sie diese überwinden<br />
sollen. Während viele Menschen und die Medien Selbstmord, Drogenmissbrauch<br />
und Depressionen für die Ursachen ihrer Tode hielten, waren das bloß die<br />
Symptome ihrer Hilflosigkeit. Um nur wenige von ihnen anzureißen. Das Besagte<br />
zu veranschaulichen, müsste man nur einen kurzen Blick auf Naturkatastrophen,<br />
wie zum Beispiel ein Erdbeben, werfen. Während Gebäude mit solidem Fundament<br />
einem Erdbeben mittlerer Stärke standhalten und nicht in sich einstürzen, sind<br />
fehlerhaft oder mangelhaft erbaute Häuser zum Sturz prädestiniert. Es ist sozusagen<br />
bloß eine Frage der Zeit. Ähnlich verhält es sich mit Menschen. Man könnte jetzt<br />
natürlich annehmen, dass es nur Schicksalsschläge dieser Art bei Prominenten gibt,<br />
doch das wäre sicherlich keine korrekte Annahme. Die Fallhöhe bei Prominenten<br />
ist lediglich um ein Vielfaches höher und wird durch Photographien, Filme, Musik<br />
und Dokumentationen festgehalten. Transparenz ist hierfür das Schlüsselwort, denn<br />
bei unseren weniger bekannten Mitmenschen bekommen wir ihre Abgründe, Ängste<br />
und Tragödien nur selten mit. Ihr Scheitern wird uns nicht ständig vor die Augen<br />
geführt.<br />
Da wir unsere Blicke auf den roten Teppich und die darauf schreitenden Stars richten,<br />
entgeht uns meist, dass die Menschen aus unserem Alltag ebenfalls mit unzähligen<br />
Dramen und Problemen belastet sind. Der Grund hierfür ist unter anderem die 24/7<br />
Leistungsgesellschaft, die immer selbstverständlicher für uns wird. Dieser soziale<br />
und berufliche Bereitschaftsdienst, dem wir uns unterwerfen um konkurrenzfähig<br />
zu bleiben, kann über kurz oder lang zum chronischen Stressfaktor werden.<br />
Dummerweise nehmen wir diese dauerhafte Stressbeschallung kaum noch als solche<br />
wahr. Die logische Konsequenz, die sich hieraus ableiten lässt, ist das Gefühl von Leere<br />
und Überbelastung oder im Extremfall auch schlicht und einfach Burnout genannt.<br />
Nun ist es, wie bereits am Anfang der Kolumne schon erwähnt, immer eine Frage<br />
des Umgangs mit dem Ungleichgewicht der Work-Life-Balance und den inneren<br />
Dämonen. Manch eine Person stürzt sich in absurde und gesellschaftsunfähige<br />
Verhaltensmuster, um diesem omnipräsenten Stresszustand entfliehen zu können.<br />
Während ein Teil der Gesellschaft meist in Lethargie verfällt und kaum noch aktiv<br />
am Leben teilnimmt, ist ein anderer Teil in irgendeiner Form damit beschäftigt<br />
diese Drucksituationen zu verarbeiten. Hin und wieder läuft die Verarbeitung<br />
erfolgreich ab, doch manchmal ist der Erfolg eher aussichtslos, um es mal wertneutral<br />
auszudrücken. Die eher geringer erstrebenswerte Variante äußert sich in Form von<br />
Ablenkung oder gesteigertem Verhalten, das nahezu histrionische Züge aufweist.<br />
Das Hauptziel, dieser Negativbeispiele ist es, dem Leistungsdruck und den Bürden<br />
der Erwachsenenwelt durch Überkompensation entgehen zu können. Koste es, was<br />
es wolle. Um Himmels willen nicht erwachsen werden, lautet die Devise. Gewisse<br />
Aspekte, die ich hier nun teils schildere, finden sich laut Dan Kiley im „Peter Pan-“<br />
und „Wendy-Syndrom“.<br />
Eine ewig jung bleibende Stimme,<br />
ein kindhaftes Antlitz gepaart<br />
mit affektiertem Verhalten und<br />
schallendem Gelächter, das nahezu<br />
permanent abrufbereit ist, gehört zu<br />
den Persönlichkeitsmerkmalen dieser<br />
Menschen. Selbstverständlich zählen<br />
belanglose Gespräche kombiniert mit<br />
der wohl primitivsten Form von Sprache,<br />
was sich im Gebrauch von Fäkalworten<br />
äußert, dazu. Damit nicht genug, wird<br />
das ganze Drama mit materiellem Hab<br />
und Gut akzentuiert und schön zur<br />
Schau gestellt. Liegt doch klar auf der<br />
Hand! Denn das Umfeld soll sehen, wie<br />
wunderbar Wendy und Peter sind. Ihr<br />
Ziel ist es stets die Aufmerksamkeit auf<br />
sich zu lenken.<br />
Was für den einen oder den anderen<br />
Otto-Normal-Menschen, wie der erste<br />
Akt eines Theaterstücks klingen mag, ist<br />
für Akteure dieser Art Lebensinhalt und<br />
trauriger Alltag. Bloß nicht mit etwas<br />
Sinnvollem die eigene Zeit verbringen<br />
und ja kein Buch lesen, geschweige<br />
denn anfassen. Denn Bildung bedeutet<br />
Weiterentwicklung sowie Wachstum und<br />
das erinnert an das Unwort Erwachsen.<br />
Daher heißt es möglichst viel Zeit mit<br />
unsinnigen Themen und Ereignissen<br />
verschwenden. Botox statt Hirn und<br />
Hyaluronsäure statt Empathie ist das<br />
Motto. Schließlich lässt sich doch alles,<br />
was nicht positiv im Charakter erscheint,<br />
mit dem perfekten und jugendhaften<br />
Erscheinungsbild korrigieren – oder<br />
etwa nicht?<br />
Und falls das nicht reichen sollte,<br />
könnte Frau sich nämlich einfach den<br />
Klassiker um den Arm hängen. Eine<br />
Louis Vuitton Handtasche, während der<br />
Mann zur Rolex greift. Somit sehen wir<br />
wie sich die Spreu vom Weizen trennt.<br />
Selbstverständlich ist es vollkommen<br />
in Ordnung sich etwas zu gönnen und<br />
auf sich zu achten. Doch sollte der<br />
Fokus nicht nur hierauf liegen. Denn<br />
das größtmögliche Glück im Leben ist<br />
Selbstverwirklichung. Ganz egal, wie<br />
auch immer diese aussehen mag. Sei<br />
weder Rolex-Peter, noch Louis-Vuitton-<br />
Wendy, sondern arbeite an dir und nimm<br />
dir deine Ruhephasen, um nicht an der<br />
Leistungsgesellschaft zu zerbrechen.<br />
AJOURE MAGAZIN SEITE: 107 | JULI <strong>2018</strong>