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KünstlerportrÄt<br />
Mathias Kessler<br />
Expedition ans Ende der Welt<br />
Der Tod der analogen Fotografie wurde schon prophezeit, als 1991<br />
die erste Digitalkamera auf den Markt kam.<br />
Anna Lindner (Text) I Mathias Kessler (Fotos)<br />
20<br />
I Bis jetzt ist die Leiche allerdings noch sehr lebendig – nicht<br />
beim privaten Schnappschuss, aber im Sektor der künstlerischen<br />
Fotografie.<br />
Einer der dafür verantwortlich zeichnet, ist der 1968 geborene<br />
Mathias Kessler. Und seine Arbeitsweise erinnert an<br />
eine weitere Facette der Kulturgeschichte: Entdeckungsreisen<br />
zu entlegenen Orten. Dort nämlich, fernab der Zivilisation,<br />
findet der in New York lebende Österreicher seine Motive:<br />
Gebirgsformationen, Inseln vor der mexikanischen Küste,<br />
Eisberge im grönländischen Meer. Kesslers Expeditionen<br />
sind nicht weniger aufwändig als die früherer Zeiten, gilt es<br />
doch, riesige Lichtequipments an den Shooting-Platz<br />
zu bringen, und die auch noch mit<br />
Energie zu versorgen. In Neumond-Nächten<br />
leuchtet er dann die spektakulären Landschaften<br />
mit 200.000-Watt-Spots aus – und schießt Bilder von einer<br />
Detailschärfe, wie sie Digitalkamera und Photoshop<br />
nicht erreichen können. Vor dem schwarzen Nachthimmel<br />
treten die beleuchteten Sujets fast hyperreal hervor; das authentische<br />
Foto scheint Illusion und wirft wieder die Frage<br />
auf: Wie real ist das überhaupt, was ich da sehe?<br />
Kesslers Fotografien werden im September <strong>2008</strong> in Einzelausstellungen<br />
bei habres+partner, Wien, und PynerContreras,<br />
London, sowie im Oktober <strong>2008</strong> in einer Gruppenausstellung<br />
in der Kunsthalle Krems zu sehen sein. Der Katalog<br />
„Selective Views“ (Wien, Metroverlag 2007, 33 Euro)<br />
versammelt Kesslers Landschaftsbilder und Serien früherer<br />
Arbeiten, in denen er sich ebenfalls mit Bildschärfe und analoger<br />
Fotografie im Zeitalter der Digitalisierung auseinandersetzt.<br />
<br />
k.i<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 2 I Sommer <strong>2008</strong>