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Art & People<br />
ARnulf Rainer<br />
„Je Teurer<br />
ein Werk, umso mehr<br />
schaut man hin.“<br />
„Das Sammeln ist<br />
genetisch bedingt“<br />
Arnulf Rainer feiert am 8. Dezember <strong>2008</strong> seinen 80. Geburtstag. Als Geschenk<br />
bekommt der Künstler ein Museum in Baden bei Wien. Der international viel beachtete<br />
Künstler wird nicht nur selbst gesammelt, sondern ist auch selbst ein Sammler:<br />
Sammeln ist für ihn eine genetisch bedingte Angelegenheit – auch wenn er nur Dinge<br />
sammelt, die er für seine Arbeit braucht, wie Postkarten, Bücher oder Art Brut.<br />
(Text & Foto)<br />
Sandra Sagmeister<br />
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I Die meisten Artikel über Arnulf Rainer beginnen so: „Arnulf<br />
Rainer ist einer der bekanntesten Künstler Österreichs“ – für<br />
manche ist er ein Künstler, der Bilder übermalt. Rainer hat<br />
diese Übermalungen aber zu einer eigenständigen Kunstform<br />
stilisiert. Um einen Künstler ranken sich viele romantische<br />
Mythen. Viele glauben, dass Künstler keine normalen<br />
Menschen seien und wie in Trance bis spät in die Nacht arbeiten<br />
– und rufen so zu den unmöglichsten Zeiten an, fragen<br />
den Meister, ob er vielleicht ein Bild von der Oma des<br />
Anrufers übermalen möchte oder ob er ihnen ein Autogramm<br />
zuschicken könnte. Es standen sogar schon vor seiner Wiener<br />
Wohnung Busse, voll mit Fans, die eine Führung durch<br />
sein Atelier wollten. Arnulf Rainer bemüht dann aber doch<br />
einen Mythos: den des einsamen Künstlers, der zurückgezogen<br />
lebt, nicht gerne redet und große Gesellschaften meidet.<br />
Im nächsten Jahr wird er 80 Jahre, in einem Interview<br />
sagte er, dass seine Kraft nachlasse, Künstler<br />
sein ist nicht nur eine geistige, sondern auch<br />
eine körperliche Arbeit; deshalb werden seine<br />
Bilder immer kleiner. Größere Bilder von ihm erzielten<br />
früher höhere Preise – diese Zeiten sind jedoch vorbei.<br />
Ein echter Rainer hat seinen Preis, egal wie groß. Er hat<br />
reichlich aus sich geschöpft, ist bei weitem aber noch nicht<br />
erschöpft. Zu seiner Ausdruckskraft fand er in den 50ern und<br />
60ern – jener Zeit, in der die Kunst begann, ihre Fesseln zu<br />
sprengen; es war die Zeit der Phantastischen Realisten und<br />
des Wiener Aktionismus. Rainer kennt sie alle: Mit Maria<br />
Lassnig ging er nach Paris, traf dort Jackson Pollock, er arbeitete<br />
u. a. mit Ernst Fuchs, Josef Mikl, Wolfgang Hollegha.<br />
Kaum zu glauben, dass Rainer Punkt sechs Uhr beim Anker<br />
auf der Mariahilfer Straße steht und sich sein Frühstück holt:<br />
„Ich stehe jeden Tag vor sechs auf, bin ein Frühaufsteher.“<br />
Einmal in der Woche setzt er sich ins Auto, verlässt sein Domizil<br />
in Oberösterreich und fährt für einen Tag nach Wien – er<br />
gibt Interviews, hat Besprechungen für seine nächsten Ausstellungen<br />
oder gibt eine Pressekonferenz für sein zweites<br />
eigenes Museum (nach New York) in Baden. Alles, was jedoch<br />
seine Kreativität stört, schiebt er von sich, direkt in die<br />
Arme seiner Frau und seiner Tochter. Das beginnt beim Steuerausgleich<br />
und endet bei den vielen E-Mails, die zu beant-<br />
Kunst.Investor I Ausgabe 2 I Sommer <strong>2008</strong>