Pflegeberufen12 - Hochschule Fulda
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Wenn man über die Daumenschrauben der deutschen Berufsgesetze hinaus<br />
denkt, wird klar, dass wir Baustellen an ganz anderen Fronten haben, als an der<br />
Front der Berufsgesetze. Bis zum Master können Fachhochschulen alles leisten,<br />
aber dann kommt der große Graben. Wir befinden uns nun nicht mehr in der Diskussion<br />
um die Gleichwertigkeit beruflicher und hochschulischer Bildung, sondern<br />
in der Diskussion um die Durchlässigkeit unseres Hochschulbildungssystems. Die<br />
Unterschiede zwischen Fachhochschulen und Universitäten sind seit Bologna geringer<br />
geworden, aber das entscheidende Pfund bleibt in der Hand der Unis: das<br />
Promotionsrecht und damit die Generierung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />
für jede Disziplin.<br />
Die Pflege könnte sich jetzt zurücklehnen und sagen. Wir haben doch alles...<br />
Ich sage: Es gibt auch Daumenschrauben für Universitäten, und zwar ganz profane:<br />
z.B. das Geld. Pflege ist überall da, wo sie an Universitäten angesiedelt ist,<br />
ein Minor-Partner. Selbst innerhalb der Pädagogik, zu der sich die Länder mit der<br />
Zustimmung zum neuen KrPflG auf eine akademische Qualifizierung verpflichtet<br />
haben, gibt es die Öffnungsklausel im § 4 Abs. 4: Die Landesregierungen können<br />
durch Rechtsverordnung Regelungen zur Beschränkung der Hochschulausbildung<br />
... auf bestimmte Hochschularten und Studiengänge treffen. Nichts leichter,<br />
als die Pflege an Universitäten wieder ab zu schaffen, wenn Ressourcen<br />
knapp werden und etablierte Wissenschaften die Mehrheit haben.<br />
Und nichts leichter, als die Physiotherapie gar nicht erst an zu schaffen. Und<br />
nichts leichter als mit Hilfe des Argumentes, dass die Akademisierung auf Bachelor-Ebene<br />
nichts anderes ist als eine 18-monatige Weiterbildung, und dementsprechend<br />
ein irgendwo angebotener konsekutiver Master auch nicht das sein<br />
kann, was ein zur Promotion befähigender Master-Studiengang sein sollte.<br />
Was ich sagen will:<br />
Akademische Qualifizierung muss sich an den Kriterien, die das Hochschulbildungssystem<br />
setzt, messen lassen können, um Akzeptanz zu finden.<br />
Die Kriterien werden von oben diktiert, nicht von unten.<br />
Fachhochschulen befinden sich qua Gesetz in der Mitte. Sie haben sich in<br />
den letzten zehn Jahren um die Akademisierung der Gesundheitsberufe in<br />
der ersten Stufe sicher verdient gemacht, aber<br />
Akademisierung hört hier nicht auf. Auch die Qualität dessen, was Fachhochschulen<br />
produzieren , muss sich an den Kriterien der nächsthöheren<br />
Instanz messen.<br />
Will man Akademisierung, muss man in den Dimensionen akademischer Bildungsabstufungen<br />
denken und entsprechende Strategien entwickeln.<br />
Nur Primärqualifizierung auf <strong>Hochschule</strong>bene beinhaltet Chancengleichheit<br />
im internationalen Kontext.<br />
Wir sind aufgerufen, die Akademisierung der Gesundheitsberufe in Deutschland<br />
nicht mit dem starren und beschränkten Blick auf die Berufsgesetze, sondern<br />
unter Berücksichtigung der Berufsgesetze mit dem Blick auf das Akademisierungsziel<br />
die Rekrutierung des eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses, zu<br />
betreiben. Hierzu bedarf es einer Erstqualifikation auf <strong>Hochschule</strong>bene.<br />
Wenn man Pflege, Physiotherapie usw. als handlungsorientierte Wissenschaften<br />
analog der Medizin begreift und der entsprechenden Forschung, also des<br />
Betreibens dieser Wissenschaften, die Aufgabe zuerkennt, die Disziplin auch ihrem<br />
Handeln weiter zu entwickeln, erübrigt sich die inhaltliche Diskussion um<br />
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