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GESUNDHEIT<br />
zur anlassbezogenen Einnahme aus der IPERGAY-Studie<br />
bisher nicht aussagekräftig genug, um eine Empfehlung<br />
dafür aussprechen zu können. Er könne das Verhalten<br />
aus persönlicher Sicht aber durchaus nachvollziehen, da<br />
die starre Einnahmeregel zur PrEP und das individuelle<br />
Sexualverhalten durchaus abweichen können. Streeck:<br />
„Hier besteht dringend Forschungsbedarf.“<br />
ANDERE SEXUELL ÜBERTRAGBARE<br />
KRANKHEITEN<br />
„Beim Sex etwas vorschreiben zu wollen, hat noch nie<br />
geklappt“, sagt Professor Streeck auf die Frage, ob die<br />
Studie aussagen könne, ob Kondomnutzung abnehme<br />
und damit das Risiko anderer sexuell übertragbarer<br />
Krankheiten (STI) steige. „Wir müssen schauen, welche<br />
Präventionsmethoden sinnvoll sind und akzeptiert werden,<br />
und dürfen sie nicht moralisierend bewerten. Wir<br />
können in dieser Studie nicht aussagen, ob die Zahlen<br />
steigen. Was wir abgefragt haben bei den Teilnehmern<br />
ist, ob es in den letzten sechs Monaten eine Infektion<br />
mit STI gab. Dies ist in relativ hohem Maße der Fall gewesen.<br />
Allerdings bedeutet das Wissen darüber ja auch,<br />
dass höchstwahrscheinlich eine Behandlung stattgefunden<br />
hat. Um das genauer zu überprüfen, machen wir ja<br />
jetzt BRAHMS.“<br />
STEHST DU AUF BRAHMS?<br />
Männer, die Sex mit Männern und ein hohes HIV-Risiko<br />
haben, werden aktuell für die BRAHMS-Studie gesucht.<br />
Sie ist eigentlich als eine HIV-Impfstoff-Machbarkeitsstudie<br />
konzipiert, bietet aber auch eine einmalige Chance,<br />
die Verbreitung anderer STI erstmals wissenschaftlich<br />
und epidemiologisch zu untersuchen. Professor<br />
Streeck dazu: „Das Robert Koch-Institut erfasst diese<br />
Daten gar nicht. Wir wissen nicht, wie viele Gonokokken-Infektionen<br />
es in Deutschland gibt. Wir wissen<br />
daher auch nicht, wie ernst das Problem mit eventuellen<br />
Antibiotika-Resistenzen wirklich ist. Welche Präventionsmethoden<br />
können eventuell verbessert werden,<br />
welche können neu entwickelt werden?“ Teilnehmen<br />
können HIV-negative Männer aus großen Städten im<br />
Alter zwischen 18 und 47 Jahren, die in den letzten<br />
sechs Monaten entweder zweimal ungeschützten Analverkehr<br />
oder eine Infektion mit einer STI hatten.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
www.hiv-forschung.de/de/brahms<br />
NACHGEFRAGT<br />
Ein Jahr 50-EURO-PREP<br />
Er handelte mit dem Generika-Hersteller<br />
Hexal Sonderrabatte aus und entwickelte<br />
einen speziellen Vertriebsweg: Das Medikament<br />
wird in seinem Unternehmen Kölsche Blister für die<br />
Anwender individuell umverpackt und und kann so<br />
zum Preis von rund 50 Euro pro 28 Tage Blister über<br />
die Partnerapotheken weitergegeben werden. Diese<br />
50-Euro-PrEP trat vor knapp einem Jahr ihren Siegeszug<br />
durch Deutschland an. Wir fragten bei Erik<br />
Tenberken nach, wie das Jahr so war. *ck<br />
Entspricht der Erfolg Ihren Erwartungen?<br />
Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Vor<br />
allem bin ich positiv überrascht, wie schnell die so<br />
feste Preisfront der Arzneimittel unumkehrbar in<br />
Bewegung geraten ist. Das Ende dieser Entwicklung<br />
ist sicher noch nicht erreicht. Die mit der Blister-<br />
Lösung verbundenen Qualitätsvorteile bei Compliance<br />
und Beratung werden allseits geschätzt.<br />
Was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis aus<br />
den vergangenen Monaten?<br />
Dass man mit Beharrlichkeit auch unerreichbar scheinende<br />
Ziele verwirklichen kann und Teamarbeit ein<br />
enormer Beschleunigungsfaktor sein kann.<br />
Würden Sie den ganzen Organisationsstress<br />
noch einmal auf sich nehmen wollen?<br />
Eindeutig: JA!<br />
Für das Ziel, die PrEP legal und bezahlbar zu machen<br />
und für alle, die sich schützen wollen, erreichbar zu<br />
machen – dafür hat sich die ganze Arbeit gelohnt.<br />
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft der PrEP<br />
in Deutschland?<br />
Ein einfacher und qualitativ sicherer Zugang zur PrEP<br />
für alle Menschen, die sich schützen wollen – abseits<br />
von rein wirtschaftlichen Interessen, um die erwartete<br />
Wirkung im Kampf gegen HIV zu erreichen.